Zwischen ruppigen Doughboys und diebischen Hunnen – Delinquenz in Koblenz unter US-Besatzung 1918-1923
Nach der Niederlage des Deutschen Reiches im Ersten Weltkrieg begannen seit November 1918 alliierte Truppen in weite Teile des heutigen Bundeslandes Rheinland-Pfalz einzurücken. Während die Franzosen die Kontrolle über Rheinhessen und die Pfalz übernahmen, wurden Koblenz und das Umland von amerikanischen Truppen besetzt. Im Rahmen der alliierten Rheinlandbesatzung (1919-1930) unterstand die Stadt bis 1923 über vier Jahre lang der amerikanischen Militärregierung.
Das Zusammenleben zwischen Amerikanern und Deutschen gestaltete sich zunächst schwierig, da sich durch Propaganda und Kriegserfahrungen Feindbilder und Misstrauen zwischen den Parteien aufgebaut hatten. Die ehemaligen Kriegsgegner mussten nun auf engstem Raum miteinander auskommen, was zu zahlreichen Konflikten führte. Diese Probleme des alltäglichen Gegen- und Miteinanders lassen sich heute besonders anschaulich am Beispiel von Gesetzesverstößen bzw. Straffälligkeiten beider Seiten nachvollziehen.
In dem quellenbasierten Beitrag beschäftigt sich Hauke Petersen mit dem Thema, welche Delikte begangen wurden und wie die amerikanische Militärgerichtsbarkeit zwischen 1918 und 1923 damit umging. Wo lagen typische Reibungspunkte zwischen den Akteuren? Wie wurden die Vergehen aufgeklärt, deren Bandbreite vom Verkauf gepanschten Weins über Schmuggel bis hin zu Mord und Totschlag reichte? Welche Auswirkungen hatten die Gerichtsprozesse auf die Opfer bzw. die Täter und somit auf die Besatzungszeit selbst? Diese und weitere Fragen rund um den Themenkomplex Delinquenz in Koblenz während der Besatzungszeit werden in der Forschungsarbeit anhand der Analyse von Gerichtsakten beantwortet.