Das Kloster "Unsere Liebe Frau vor den Mauern zu St. Thomas"
1127 beschloss der Trierer Erzbischof Meginher die Errichtung eines Nonnenklosters außerhalb der Stadt Andernach auf den Ruinen des Kloster St. Stephan und beauftragte den Springiersbacher Augustiner-Chorherren Richard mit der Durchführung. Die Einweihung des Klosters "Unsere Liebe Frau vor den Mauern zu St. Maria" durch Meginher erfolgte am 1. August 1129.[Anm. 1] Zwischen 1478 und 1482 wurde der heilige Thomas Becket zum Schutzheiligen des Klosters, das von da an auch dessen Namen trug.[Anm. 2] Die St. Michaelskapelle wurde um das Jahr 1200 als Friedhofskapelle dieses Klosters – vermutlich von denselben Bauleuten, die auch die Liebfrauenkirche gebaut hatten – errichtet.[Anm. 3]
Infolge von zwei Brandstiftungen während des Dreißigjährigen Krieges im Jahre 1633 durch schwedische und während des 1. Koalitionskrieges im Jahre 1794 durch französische Truppen wurden große Teile des 1786 in einen Damenstift umgewandelten Klosters zerstört.[Anm. 4] Heute sind nur noch der Wehrturm und die St. Michaelskapelle erhalten.
Klostergelände und Kapelle bis zur Gegenwart
Nach der Säkularisation im Jahr 1802 wurde das Klostergelände 1811 von Thilmann Joseph Nebel gekauft, der es zu einer Lederfabrik umgestaltete. Dabei wurde der Wehrturm als Mühle und die St. Michaelskapelle als Rohstofflager genutzt. 1835 wurde auf dem Gelände die Irrenanstalt St. Thomas eingerichtet, für deren Zwecke die Kapelle in ein Schlafgebäude mit acht Zellen umgewandelt wurde.[Anm. 5] Erst 1853 wurde sie wieder ihrer eigentlichen Bestimmung als Gotteshaus zugeführt. Nach dem Ersten Weltkrieg erwarb die Stadt Andernach die Kapelle.[Anm. 6]
Die St. Michaelskapelle, die auf dem Gelände des Schulszentrums von Andernach steht, gehört inzwischen zur 1954 gegründeten Pfarrei St. Albert. Ab 2004 wurde sie kurzzeitig durch die vier umliegenden Schulen genutzt. Am 13. Januar 2015 gründete sich in der Stadt ein Förderverein, der Spenden für die Erhaltung der verfallenden Kapelle sammelt. Mit Unterstützung des Bistums Trier konnte diese Weise eine umfassende Sanierung der Kapelle finanziert werden. Ende 2018 wurde die St. Michaelskapelle nach der Profanierung der St. Albert-Kirche zur neuen Kirche der Pfaffgemeinde geweiht.[Anm. 7]
Architektur
Die St. Michaelskapelle ist ein spätromanischer Tuffsteinquaderbau in Form eines ca. 13 m langen und 7 m breiten Quaders. Das zweigeschossige Bauwerk ist von Kleeblattarkaden im Untergeschoss und Blendbögen mit Säulen im Obergeschoss gesäumt. Während der Restauration der Kirche in den Jahren 1853-54 wurden in Gewölben unterhalb der Bodenplatten mehrere Särge gefunden, in denen Frauenleichen bestattet waren, während das darüber befindliche Erdgeschoss als Gottesdienstraum diente.[Anm. 8]
Seit der 2018 abgeschlossenen Sanierung wird das Erscheinungsbild der Kapelle stark von den blau-gelb-grünen Rundbogenfenstern des Glaskünstlers Jürgen Drewer geprägt. Im Inneren der Kapelle befindet sich seither außerdem ein neuer Altar, der aus einem Stück des basaltenen Hochaltars der St. Albert-Kirche gefertigt wurde.[Anm. 9]
Nachweise
Verfasser: Sebastian Schneichel
Literatur:
Gilles, Reinhard: Baudenkmäler in Andernach und den Stadtteilen Eich, Kell, Miesenheim und Namedy. Ein Kurzführer. Andernach 1989.
Hunder, Hans: Aus der Geschichte des Augustinerinnenklosters „Unserer Lieben Frau vor den Toren zum Hl. Thomas“. Ein kurzer Rückblick. In: 25 Jahre Kirche St. Albert. Chronik unserer Pfarrei. Andernach 1979.
Kurfürst-Salentin-Gymnasium Andernach, 2004, Nutzung der alten Michaelskapelle durch die Schulen des Andernacher Schulzentrums, 2004, URL: www.salentinerandernach.de/ph/2004a/michaelskapelle2004.php (Abruf 20.12.2019).
Lokalanzeiger/Andernach am Wochenende, Von der Schöpfung der Innerlichkeit, 20.07.2019, URL: epaper.der-lokalanzeiger.de/eweb/vfa/2019/07/20/AAW/3/494412/ (Abruf 23.01.2020).
Pfarreiengemeinschaft Andernach, Altarweihe in der St. Michaels-Kapelle, 9.12.2018, URL: kpga.de/event/altarweihe-in-der-st-michaels-kapelle/ (Abruf 20.12.2019).
Erstellungsdatum: 08.10.2015, überarbeitet am 28.1.2020
Anmerkungen:
- Vgl. Terwelp 1881, S. 5 Zurück
- Vgl. Schäfer 2009, S. 132; Terwelp 1881, S. 10. Zurück
- Vgl. Gilles 1989, S. 30. Zurück
- Vgl. Terwelp 1881, S. 12, 17f. Zurück
- Vgl. Gilles 1989, S. 30f; Hunder 1979, S. 81; Terwelp 1883, S. 15 und 1881, S. 18. Zurück
- Vgl. Salentiner. Zurück
- https://kpga.de/event/altarweihe-in-der-st-michaels-kapelle/, Abruf 20.12.2019 Zurück
- Für eine ausführliche Beschreibung vgl. Terwelp 1883, S. 14f. Zurück
- Vgl. http://epaper.der-lokalanzeiger.de/eweb/vfa/2019/07/20/AAW/3/494412/?q=Innerlichkeit, Abruf 23.01.2020 Zurück