Burghaus Warsberg
Im südlichen Teil von Ellenz findet sich das sogenannte Burghaus Warsberg, ein ehemaliges festes Haus der Herren von Warsberg. Der zweigeschossige Bruchsteinbau mit zwei Rundtürmen wurde nach 1473 als ursprünglich dreigeschossiges Gebäude von Heinrich von Warsberg, einem luxemburgischen Justiziar und Amtmann zu Grevenmacher, errichtet. Das heute noch erhaltene Gebäude wurde stark verändert und befindet sich in Privatbesitz.
Ein erstes festes Haus besaß Theoderich von Ellenze, der 1210 in einer Urkunde der Benediktinerabtei Maria Laach erwähnt wird. Die Ritter von Ellenz waren ein örtliches Ministerialengeschlecht, das 1163 erstmals erwähnt wird, und hatten die Verwaltung der Reichsvogtei inne. Über das erste feste Haus ist nur wenig bekannt. Es lag jedoch vermutlich am Moselufer im Umfeld der heutigen Sebastianuskapelle. Heute ist von diesem Haus nichts mehr auffindbar. Das Geschlecht derer von Ellenz führte unter Johann von Ellenze 1347 einen gerauteten Wappenschild, der stark an die Ritter von Ulmen erinnert und könnte wie dieses und weitere Rautenwappen auf das Umfeld der Grafen von Virneburg hindeuten. [Anm. 1]
Nachdem Ellenz und Poltersdorf ihre Reichsunmittelbarkeit 1309 eingebüßt hatten, verlagerten die Ritter ihre Machtinteressen in den Saargau und nach Lothringen, wo sie es in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts als Erbvögte von Wincheringen und Obervögte von Freisdorf zu einigem Ansehen schafften. Die Familie erlosch im Mannesstamm 1473 mit Fulker III. und der Familienbesitz gelangte über die Erbtochter Margarethe von Ellenz an ihren, aus dem Saargau stammenden, Ehemann Heinrich von Warsberg, der kurz darauf das Burghaus Warsberg in Ellenz errichtete.
Das feste Haus ist 11,70m auf 10m groß, besaß 1,35m dicke Mauern und verfügte ursprünglich über drei Stockwerke mit steilem Satteldach mit First in Ost-West-Richtung. Die Straßenseite ist an den Ecken mit zwei Dreiviertel-Rundtürmen bewehrt, sogenannten Hastae, von denen der kleinere als Treppenturm diente. Der Eingang befand sich an der Hofseite. Man gelangte zunächst in einen fast quadratischen Raum, bevor man durch eine heute vermauerte Tür in die alte Küche kam, die sich über die gesamte Länge der Straßenseite erstreckte. In einem dritten Raum, der nur über die Küche zu erreichen war, befand sich ein Mauerkamin und ein Fenster zum Hof. Das Obergeschoss verfügte über eine ähnliche Einteilung. Von einem Hauptraum mit Kaminen gelangte man zu zwei Schlafräumen. Das Gut verfügte neben dem festen Haus über ein Wirtschaftsgebäude mit Wohnungen (heute Schulstraße Nr. 7). Daneben gehörten noch zwei Kelterhäuser sowie mehrere tausend Weinstöcke zum Besitz in Ellenz.
Nach dem Tod Heinrich von Warsbergs 1482 teilten sich seine Söhne Wilhelm und Johannes das Erbe einschließlich des Rittergutes in Ellenz und vererbten diesen als Ganerben gemeinsam weiter. Die Feudalherrschaft fand 1794 im Zuge der Französischen Revolution und der Annexion des linksrheinischen Gebietes ihr Ende. Freiherr Alexander Franz Karl von Warsberg arrangierte sich jedoch mit den neuen Machthabern und erreichte, dass das Gut nicht wie die meisten feudalen Besitztümer beschlagnahmt und versteigert wurde. Dennoch sah sich Alexander von Warsberg in der neuen Situation großen finanziellen Schwierigkeiten ausgesetzt, weshalb er Ende 1803 den Ellenzer Burghof an sieben einheimische Winzer für 2.060 Taler verkaufte. Die Käufer hielten den Hofverband zunächst aufrecht und konnten vor allem mit dem Grundbesitz, der bis ins 20. Jahrhundert in gemeinsamer Hand verblieb, einigen Gewinn erzielen.
Das Burghaus hingegen war um die Mitte des 19. Jahrhunderts eine dachlose Ruine. [Anm. 2] Das Haus wurde schließlich notdürftig hergerichtet und baulich verändert. Das Gebäude wurde auf zwei Stockwerke reduziert, die Fenster wurden verändert, ein neuer Hauseingang an der Nordseite angelegt und direkte Kellereingänge angelegt. Der neue Dachfirst wurde dabei in Nord-Süd-Richtung angelegt. Im Innern wurden neue Wände eingezogen und neue Treppen gebaut. Von der ursprünglichen Ausstattung ist eine Kaminrahmung mit dem Wappen der von Warsberg erhalten.
Spolie des Burghauses
Als sogenannte Spolie, einem ursprünglich aus anderen Bauten stammender Bauteil, existiert vom Burghaus Warsberg eine spätgotische Inschrifttafel, die ursprünglich über der Eingangstür des Hauses angebracht war und über der Haustür des 1845 errichteten Hauses von Carl Riemann (Hauptstraße 42) neu eingebaut wurde. Zwischen der zweigeteilten Inschrift in gotischen Minuskeln befindet sich der Wappenschild des Trierer Erzbischofs Johann II. von Baden (1456 – 1503), der von drei Engeln gehalten wird. Sie wurde vermutlich von Peter von Wederath (um 1473) oder seinem Schüler Peter von Wittlich (um 1494), dem Baumeister der alten Ellenzer Pfarrkirche geschaffen. Die Inschrift lautet: „dine(n) doit des du sicher bist – und das stebe(n) thu(n) crist – dieser werlt finsterheit – de frude der ewigkeit – der verfeirlich helle pin – lais dir alzijt i(n) dine geda(n)cken sin“ sowie „in alle(n) dijne(n) wercke(n) – saltu dij(n)ende wircke(n) – kenne dich selber“ (nhd. „Deinen Tod, dessen Du sicher bist – und das Sterben, das Dich überkommt – dieser Welt Finsternis – die Freude der Ewigkeit – der fürchterlichen Hölle Pein – lass Dir allzeit in Deinen Gedanken sein! – In allen Deinen Werken – sollst Du dienend wirken. Erkenne Dich selbst!“). Wahrscheinlich war dies der Wahlspruch des, in den Diensten des Trierer Erzbischof stehenden, Heinrich von Warsberg.[Anm. 3]
Nachweise
Redaktionelle Bearbeitung: Bugert, Jonathan
Verwendete Literatur:
- Delkeskamp, Friedrich Wilhelm: Panorama der Mosel. Moselpanorama oder malerisches Relief der Umgebungen der Mosel und deren Nebenthäler von Coblenz bis Wasserbillig jenseits Trier. Frankfurt 1855. Online verfügbar unter: https://www.dilibri.de/rlb/content/titleinfo/19653 (aufgerufen am 12.10.2023).
- Hauptmann: Zehn mittelrheinische Wappengruppen. In: Jahrbuch der K. K. Heraldischen Gesellschaft Adler 10 (1900). S. 1 – 43. Text online verfügbar unter: https://wiesel.lu/heraldik/fremde-autoren/zehn-mittelrheinische-wappengruppen/ (aufgerufen am 12.10.2023).
- Hermes, Michael: Die Erben der Junker von Ellenz. In: Landkreis Cochem-Zell: Jahrbuch für den Kreis Cochem-Zell 2007. S. 148 – 150.
- Hermes, Michael: Die Ritter von Ellenz. In: Website von Ellenz-Poltersdorf, URL: https://www.ellenz-poltersdorf.de/gemeinde/ortsgeschichte/fruehgeschichte-von-ellenz-poltersdorf/die-ritter-von-ellenz (aufgerufen am 12.10.2023).
- Schommers, Reinhold (Hg.): Gemeinde Ellenz-Poltersdorf an der Mosel. Neuss 1995. (Rheinische Kunststätten Nr. 414). S. 15–16.
- Wackenroder, Ernst: Die Kunstdenkmäler des Landkreises Cochem. München 1984. S. 309–322; S. 647–650.
Aktualisiert am: 12.10.2023