Kath. Pfarrkirche St. Martin (Hauptstraße), Ellenz
Die heutige Pfarrkirche St. Martin befindet sich am südwestlichen Ortsrand von Ellenz in einer Straßengabelung am Ende der Hauptstraße. Die zweischiffige, neugotische Kirche wurde 1905 aus Bruchstein errichtet. Sie verfügt über einen Treppenturm und eine mit neugotischen Steinfiguren geschmückte Fassade.
Nachdem im 19. Jahrhundert die alte Pfarrkiche St. Martin (St. Sebastianusstraße) zu klein geworden worden, kam es zu langen Diskussionen um die Umsetzbarkeit eines Umbaus oder eines Neubaus. Eine Erweiterung der alten Kirche wurde aus topographischen und denkmalpflegerischen Gründen verworfen, weshalb 1905 schließlich mit einem Neubau der Pfarrkirche begonnen wurde. Nach den Plänen des Kirchenarchitekten Wilhelm Hector entstand der Kirchenbau an städtebaulich passender Stelle in der Fortsetzung der dörflichen Hauptstraße, die sich in perspektivischer Aufweitung zum Kirchplatz hin öffnet.
Die gemauerte Fassade aus Schieferbruchstein in „wildem Verband“ wurde als sparsam gegliederte Wand mit betontem Portal konstruiert. Über dem Portal befindet sich eine vierbahnige Sockelzone, die zu den reich gestalteten Fenstern überleitet. Weiter oben, auf halbem Wege zum Dachfirst, befindet sich ein Rundfenster. Eine umlaufende Sohlbank bindet zwei baldachingekrönte Figurennischen ein, in denen sich Figuren der Heiligen Maria und des Heiligen Josef befinden. Auf einen Glockenturm wurde, wegen der hohen Kosten verzichtet; man begnügte sich mit einem Treppentürmchen und brachte die Glocken im Dachreiter unter. Wegen der beengten baulichen Lage an der Straßengabelung ist die Ellenzer Pfarrkirche nicht geostet.
Im Inneren ist die Pfarrkirche als zweischiffige, spätgotische Langhalle gestaltet, wie sie im Moselraum verbreitet ist. Die Raumstruktur mit Gewölbezeichnung und Fenstergestaltung wurde aus der alten Ellenzer Pfarrkirche übernommen, wobei die Länge des Schiffes verdoppelt wurde. Der Chor verfügt über einen 5/8-Schluss mit zwei Achsen und vier zweibahnigen Fenstern, von denen drei 1962 bis zum Boden verlängert wurden. Drei der Fenster waren mit Glasmalereien von Heinrich Oidtmann aus Linnich (Tod des Hl. Benedikt, St. Martin-Szene und Marter des Hl. Sebastian) geschmückt, die nach der letzten Restaurierung in den Fenstern der Südwand untergebracht wurden. Über dem Altar befindet sich ein vierpassiges Rundfenster. Das Schiff wird von einem Gewölbe aus drei Säulen ohne Kapitelle auf runder Basis bekrönt. Die Grate des Gewölbes ruhen an den Wänden auf Blattkonsolen mit trichterförmig eingetieften Schlusssteinen.
Der Hochaltar sowie ein Muttergottes-Altar waren bereits 1893 vom Bildhauer Stephan Cohen aus Koblenz geliefert worden. 1905 kamen noch zwei Seitenaltäre, die Kanzel, 14 Wegkreuzstationen, einen Beichtstuhl und ein Sakristeischrank hinzu und es wurden Änderungen am Hochaltar vorgenommen. Bänke, Kommunionbank und Orgelempore stammen dagegen von der einheimischen Firma Gebrüder Kehrer.
Im Jahr 1962 wurde die Pfarrkirche modernisiert und der Hauptaltar in die alte Pfarrkirche verbracht. Die Architektur der Nebenaltäre und die Kanzel wurden bei diesem Umbau zerstört. Erhalten blieben die Altarmensa, die Figuren der Nebenaltäre – Josef und Maria Königin – die lebensgroßen Figuren der Heiligen Martin, Antonius und Mutter Anna sowie die jetzt neugefassten Evangelisten von der Orgelbrüstung. Gleichzeitig wurde eine Taufkapelle an das ursprüngliche Hauptportal vorgebaut.
Der Innenraum wurde 1993 und 1994 restauriert, wobei die gemalte Farbfassung teilweise freigelegt und ergänzt wurde. Sie stammte von dem Kölner Kirchenmaler Johann Schneider, der bereits 1903/4 mit Wilhelm Hector zusammengearbeitet hatte.
Die Orgel mit 22 Registern in neugotischem Prospekt mit zwei Pfeifentürmen wurde 1905 von Christian Gerhardt aus Boppard erbaut und ist das älteste vollpneumatische Werk im Moselraum. Daneben gehört zum eher spärlichen Kirchenschatz der Ellenzer Pfarrkirche eine Silber-Monstranz der Erfurter Kunstschmiede aus dem Jahr 1585. Die Monstranz wurde der Gemeinde von dem gebürtigen Ellenzer Jesuiten Lucas Muranus (Muyrer) gestiftet, nachdem die alte Ellenzer Monstranz 1565 oder 1577 bei einem Kirchenraub gestohlen worden war. Die Monstranz wurde 1984 restauriert. Eine hölzerne Pietà, eine künstlerische Darstellung der Gottesmutter Maria mit dem Leichnam Jesu Christi, aus dem späten 17. Jahrhundert stammte ursprünglich aus der Sebastianuskapelle und befindet sich heute in der neuen Pfarrkirche. Aus der Bergkapelle stammt das überlebensgroße Kruzifix aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, das 1963 in die Pfarrkirche überführt wurde und dort als Hochaltarkreuz dient.
Heute ist die Ellenzer Kirchengemeinde Teil der Pfarrei Moselkrampen und des Pastoralraums Cochem-Zell im Bistum Trier.
Glocken
Die Ellenzer Pfarrkirche verfügte lange über ein vierteiliges, historisches Geläut aus dem 15., 16. und 18. Jahrhundert. Eine Glocke von 1509 trug die Inschrift „MARIA HEISEN ICH, IN GODES ERREN LUDEN ICH, BOS WEDER VERDRIVEN ICH, PETER VAN ECHTERNACH GAUS MICH 1509“. Eine Glocke aus dem Jahr 1704 trug die Inschrift „SANCTA MARIA HEIS ICH, ZUM DIENST GOTTES RUFEN ICH. ANNO 1704 JOHANNES BERCHDALLER GOSS MICH AUF EHRENBREIDSTEIN“. Und eine Glocke, über die nur wenig bekannt ist, war der Heiligen Katharina geweiht. Die älteste Glocke aus dem Jahr 1449 war der Heiligen Berthild von Chelles geweiht und trug die Inschrift „ANNO MCCCCXXXIX – ME VAS EX ERE SUMQUE FUDERE – LAUDI DEI DATA – SIC SUM BERTILIA VOCATA“ (dt. Im Jahr 1449 – Mich haben sie gegossen aus Erz – zum Lobe Gottes geschenkt – so bin ich Bertilia gerufen). Im Zuge der Weltkriege wurde in zahlreichen Kirchen die Glocken für die Kriegswirtschaft beschlagnahmt und eingeschmolzen. Auch die historischen Glocken aus der Ellenzer Pfarrkirche fielen so im Zweiten Weltkrieg der Kriegswirtschaft zum Opfer. Nur die älteste Glocke von 1449 durfte in Ellenz verbleiben und überlebte die Weltkriege. Durch eine Stiftung vom Bochumer Verein konnte jedoch bereits 1947 ein neues Vierer-Geläut angeschafft werden. Die alte Berthild-Glocke wurde daraufhin 1948 der Filialkirche St. Andreas in Poltersdorf übergeben und befindet sich seitdem im dortigen Glockenturm.
Kriegerdenkmal
Wie in vielen Ortschaften wurde auch in Ellenz-Poltersdorf nach dem Ende des Ersten Weltkrieges (1914–1918) ein Ehrenmal zur Erinnerung an die Gefallenen und Vermissten aus der Gemeinde errichtet. In direkter Nachbarschaft der neuen Pfarrkirche St. Martin in Ellenz entstand eine umzäunte und bepflanzte Grünanlage, in deren Mitte das Hauptdenkmal aufgestellt wurde. Dieses besteht aus einem gemauerten Sockel, auf dem sich ein Säulendenkmal befindet, das von einem Steinkreuz gekrönt ist. Die Säule zeigt ein Relief des Heiligen Georg, dem Schutzpatron der Soldaten, im Kampf mit dem Drachen. Eine Inschrift nennt die Namen der 21 Gefallenen des Ersten Weltkrieges aus Ellenz-Poltersdorf. Nach dem Zweiten Weltkrieg (1939–1945) wurde das Denkmal umgebaut und um zwei Gedenktafeln, links und rechts neben der ursprünglichen Säule, erweitert, auf denen die Namen der 37 Gefallenen und Vermissten des Zweiten Weltkrieges gelistet werden. Auch die Inschrift des Denkmals wurde angepasst, sodass dort seitdem steht: "Ellenz seinen fürs Vaterland gefallenen Söhnen / 1914 – 1918 / 1939 – 1945"
Nachweise
Redaktionelle Bearbeitung: Bugert, Jonathan
Verwendete Literatur:
- Ellenz-Poltersdorf, Kath. Kirche St. Martin. In: Website der Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jahrhunderts e.V., URL: http://www.glasmalerei-ev.de/pages/b9206/b9206.shtml (aufgerufen am 12.10.2023).
- Hermes, Michael: Historischer Rundgang durch Ellenz. In: Website Ellenz-Poltersdorf, URL: https://www.ellenz-poltersdorf.de/gemeinde/ortsgeschichte/historischer-rundgang-durch-ellenz/ (aufgerufen am 12.10.2023).
- Hermes, Michael: Kirchengeschichte. In. Website Ellenz-Poltersdorf, URL: https://www.ellenz-poltersdorf.de/gemeinde/ortsgeschichte/kirchengeschichte/. (aufgerufen am 12.10.2023).
- Lehfeldt, Paul: Die Bau- und Kulturdenkmäler der Rheinprovinz. Die Bau- und Kunstdenkmäler des Regierungsbezirks Coblenz. Düsseldorf 1886. S. 250–253. Online verfügbar unter: https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bkrp_bd1/0266/image,info (aufgerufen am 12.10.2023).
- Lorenzi, Philipp de: Beiträge zur Geschichte sämtlicher Pfarreien der Diöcese Trier. Trier 1887. S. 169–171. Online verfügbar unter: https://www.dilibri.de/ubtr/content/pageview/14227 (aufgerufen am 12.10.2023).
- Onlineprojekt Gefallenendenkmäler: Ellenz-Poltersdorf, Kreis Cochem-Zell. 2009. URL: http://www.denkmalprojekt.org/2010/ellenz-poltersdorf_wk1u2_rp.htm (aufgerufen am 12.10.2023).
- Schommers, Reinhold (Hrsg.): Gemeinde Ellenz-Poltersdorf an der Mosel. Neuss 1995 (Rheinische Kunststätten Nr. 414).
- Wackenroder, Ernst: Die Kunstdenkmäler des Landkreises Cochem. München 1984. S. 309–323.
Aktualisiert am: 12.10.2023