Zur Geschichte von Ellenz-Poltersdorf
Ellenz-Poltersdorf ist eine Doppelgemeinde in einer malerischen Moselschleife inmitten von Weinbergen und Obstgärten. Sie befindet sich 10 km stromabwärts von Cochem gegenüber von Beilstein. Die beiden Ortsteile Ellenz und Poltersdorf liegen nur etwa einen Kilometer voneinander entfernt und können auf eine jahrhundertelange gemeinsame Geschichte zurückblicken. So wurden Ellenz und Poltersdorf bereits im frühen Mittelalter Bestandteil eines fränkischen Königshofes im Fiskalbezirk Cochem-Klotten und unterstanden damit als Reichsdörfer direkt dem König. Spätestens seit 1300 bildeten sie eine gemeinsame Reichsvogtei und verfügten damit über eine gemeinsame Verwaltung und Gerichtsbarkeit.
Der Ortsname Poltersdorf wurde in historischen Urkunden häufig durch die vielen Streitigkeiten und Fehden hergeleitet, die früher in der Gegend stattgefunden haben sollen. Der Ortsname Poltersdorf wurde daher auf das Poltern und die Polternden zurückgeführt. [Anm. 1] In der modernen Namensforschung wird diese Deutung jedoch eher angezweifelt. Die Endung -dorf deutet auf eine fränkische Besiedlung in der ottonischen Ausbauphase des 10. Jahrhunderts hin. Eine Herleitung des Bestimmungswortes, des ersten Glieds des Ortsnamens, gestaltet sich jedoch deutlich schwieriger. Der Namens- und Dialektforscher Heinrich Dittmaier sieht eine mögliche Herleitung aus dem Galloromanischen und hält eine Ableitung vom vulgärlateinischen pulleter (‚Stute‘) für möglich. So wäre eine Ableitung etwa *pulletraius oder *pulletrarium vorstellbar, die so viel wie ‚Stutenhalter(ei)‘ bedeuten würde. Alternativ ist auch ein Namensursprung von einem zweigliedrigen germanischen Rufnamen denkbar, was typisch für eine Bildung mit der Endung -dorf wäre. Möglicherweise lässt sich der Ortsname daher auf einen zweigliedrigen germanischen Rufnamen aus „bald“ + „heri“, als Baldheresdorf zurückführen. Durch eine Verdumpfung von ‚a‘ zu ‚o‘ und einer Verhärtung im Anlaut, könnte sich der Ortsname so zu Poltersdorf gewandelt haben. [Anm. 2]
Der Ortsname Ellenz ist ebenfalls nicht klar herzuleiten. Der Bezug des Ortsnamens zu einem Gewässer erscheint jedoch ziemlich wahrscheinlich. Möglich wäre hier der Bezug auf die indogermanische Wurzel *el-/*ol- (neuhochdeutsch Fließen, treiben, sich bewegen), wie es beim Fluss Elz hergeleitet wird. Die verbreitetste Deutung des Ortsnamens ist die Herleitung des Namens von einer kelto-romanischen Wurzel mit der typischen „iacum“-Endung, die eine Siedlung bezeichnet, und einen Ort am Erlenbach oder der Erle beschreibt. Bei diesem Erlenbach handelt es wahrscheinlich um einen ehemaligen Bachlauf in der Gemarkung, der heute nicht mehr vorhanden ist. [Anm. 3]
Urkundliche Erstnennung
Die urkundliche Erstnennung von Poltersdorf wird meist zwischen 1095 und 1096 datiert. In einer Urkunde der Abtei Michaelsberg in Siegburg werden unter anderem der Verkauf verschiedener Besitzungen einer „Frau Berlindis“ an Abt Reginard bestätigt. Obwohl die Söhne von Berlinda dem Verkauf bereits zugestimmt hatten, ließ man ihren Schwiegersohn, einen gewissen Emmicho de Polterstorp rufen, der dem Verkauf ebenfalls zustimmte.[Anm. 4] Ein Emmicho de pultersthorf wird auch in einer Urkunde von 1112 als Zeuge einer Stiftung an das Kloster Maria Laach in Glees genannt. Pfalzgraf Siegfried von Ballenstedt (um 1075–1113) erneuerte in dieser Urkunde die Stiftung seines Stiefvaters Heinrich II. von Laach (um 1050–1095), dem ersten Pfalzgrafen bei Rhein. [Anm. 5]
Die urkundliche Erstnennung von Ellenz wird meist ebenfalls um das Jahr 1100 datiert. So wird in einem Güterverzeichnis des St. Castor-Stiftes in Karden der Zehnt der Pfarrgemeinde „de elenze“ aufgeführt. [Anm. 6] Eine deutlich frühere urkundliche Erstnennung wird jedoch für das Jahr 814 diskutiert. In einer Schenkungsurkunde Kaiser Ludwigs des Frommen (778–840) an die Abtei Stablo-Malmedy werden unter anderem der Zehnte und die Kapellen (decimis et cappellis) verschiedener Ortschaften an das Kloster übertragen. Die Originalurkunde ist nicht erhalten und die Urkunde ist nur in späteren Abschriften überliefert. In einer einzigen Abschrift aus dem 11. Jahrhundert taucht dabei in der Auflistung der Ortschaften, in denen Rechte übertragen wurden, ein gewisses „Elandesam“ auf, das sonst in keiner weiteren Version der Urkunde zu finden ist. [Anm. 7] Dieses „Elandesam“ wurde durch den Historiker Eugen Ewig mit Ellenz identifiziert, wobei diese Zuordnung in der Forschung als umstritten gilt. Unter anderem durch die auffällig einseitige Überlieferung von „Elandesam“ in einer einzigen Abschrift aus dem 11. Jahrhundert sowie fehlenden Hinweisen auf Besitzungen oder Hinweise auf eine Ausübung der übertragenen Rechte in Ellenz durch das Kloster Stablo-Malmedy, bleibt der Bezug von „Elandesam“ auf Ellenz und damit eine frühere urkundliche Erstnennung des Ortes fraglich. [Anm. 8]
Römische Zeit bis zur Fränkischen Herrschaft
Auch wenn eine urkundliche Erstnennung von Ellenz im 9. Jahrhundert damit nicht gesichert ist, dürfte die Gemarkung von Ellenz und Poltersdorf dennoch früher bewohnt worden sein. Auf eine Besiedlung des Gebietes in römischer Zeit deutet etwa der Fund einer Badeanlage etwa einen halben Kilometer moselabwärts des heutigen Dorfgebietes hin. Die Reste dieser Anlage waren bis ins 19. Jahrhundert noch sichtbar. Sie fielen jedoch 1835 dem Bau der Moselstraße zum Opfer und wurden leider nicht wissenschaftlich dokumentiert. Einige Reliefs der Badeanlage kamen in die Sammlung des Koblenzer Görres-Gymnasiums. [Anm. 9]
Mit dem Zusammenbruch des Weströmischen Reiches Mitte des 5. Jahrhunderts endete die römische Herrschaft am Rhein nach längerer Krisenphase. In der Folge übernahmen die Franken die Herrschaft und besiedelten die Gegend neu. Ihr Einflussbereich wuchs in den folgenden Jahrhunderten immer weiter an; es entwickelte sich das Fränkischen Großreich. Das Gebiet von Ellenz und Poltersdorf war in dieser Zeit Teil eines fränkischen Kronguts im Fiskalbezirk Cochem-Klotten, dem sie als Reichsdörfer bis ins 14. Jahrhundert angehörten. In direkter Nachbarschaft der ehemaligen Pfarrkirche St. Martin wurde ein fränkisches Gräberfeld gefunden. Dieses könnte zusammen mit dem Patrozinium des Heiligen Martin, der der Reichsheilige der Franken war, auf eine fränkisch-merowingische Kirchengründung hindeuten. Die fehlende Datierung der Gräber macht eine genauere Deutung allerdings schwierig. [Anm. 10]
Mittelalter
Im Mittelalter waren Ellenz und Poltersdorf durch ihre Reichsunmittelbarkeit direkte Untertanen des Königs. Die Vogtei der Reichsdörfer wurde im Mittelalter durch das Ministerialengeschlecht der Ritter von Ellenz verwaltet. Diese werden erstmals 1163 erwähnt, als Johannes, Wizlewe, Henricus und Gerhardus von Ellenz als Zeugen in einem Vergleich der Abtei Steinfeld und des Stifts Karden agierten. Im Jahr 1166 pachtete Wizlewe von Ellenz acht Weingärten in Ellenz vom Stift. St. Severin in Köln. Der bereits erwähnte Emmicho von Poltersdorf stammt möglicherweise ebenfalls aus dieser Familie. Die von Ellenz führten ein gerautetes Wappen, dass sich erstmals 1347 bei Johann IV. nachweisen lässt. Das Wappen erinnert stark an das Wappen der Ritter von Ulmen, was auf eine mögliche Verwandtschaft dieser beiden Familien hindeutet und auf das Ministerialenumfeld der Grafen von Virneburg zurückzuführen sein könnte. [Anm. 11]
In Poltersdorf stiftete 1309 der Ritter Emmerich von Monreal bei seinem Gutshof eine Kapelle mit einem Altar, der dem Heiligen Andreas geweiht war. Diesen stattete er mit einem Benefizium aus. Dafür hatte der Benefiziat eine Wochenmesse und zwei jährliche Predigten am Fest des Heiligen Andreas (30. November) und dem ersten Adventssonntag zu halten. Die Seelsorge von Poltersdorf oblag weiterhin dem Priester der Pfarrei Ellenz, der Poltersdorf als Filiale angehörte. Der Benefiziat durfte daher ohne die Erlaubnis des Ellenzer Priesters keine Sakramente Spenden oder Opfergaben sammeln.
Ab 1309 übernahm die Familie von Braunshorn, die Herren der Burg Beilstein auf der gegenüberliegenden Moselseite, die Verwaltung von Ellenz und Poltersdorf. Die Ritter von Ellenz verlagerten ihre Machtinteressen daraufhin zunehmend in den Saargau und nach Lothringen, wo es ihnen in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts gelang als Erbvögte von Wincheringen und Obervögte von Freisdorf Ansehen und Wohlstand zu erringen. Die Hauptlinie derer von Ellenz erlosch 1473 mit dem Tod Fulker III. im Mannesstamm. Das Erbe fiel über seine Tochter Margarethe von Ellenz an ihren Ehemann, Heinrich von Warsberg, einem luxemburgischen Justitiar und Amtmann. Er übernahm den Familienbesitz und ließ in Ellenz das Burghaus Warsberg erbauen. [Anm. 12]
Die Reichsunmittelbarkeit der Reichsdörfer Ellenz und Poltersdorf fand 1309 mit der Verleihung der Vogtei und des Gerichts als Reichslehen an die Familie von Braunshorn ihr Ende. Ab der Mitte des 14. Jahrhunderts bekundete jedoch auch der Trierer Kurfürst und Erzbischof Balduin von Luxemburg (1307–1354) sein Interesse an der Vogtei und erreichte die Zusicherung Kaiser Karls IV., dass unter anderem das Gericht von Ellenz und Poltersdorf an ihn fallen sollte, falls die Familie von Braunshorn keine direkten männlichen Erben habe. So gelang es Gerlach von Braunshorn, dem letzten Spross der Familie, nicht, seine Reichslehen an die Söhne seiner Tochter, Cuno III. und Gerlach von Winneburg, zu übertragen. Nach seinem Tod 1362 gingen Ellenz und Poltersdorf an den Trierer Erzbischof und wurden Teil des Kurfürstentums Trier, wo sie dem kurtrierischen Amt Cochem angehörten. Noch im selben Jahr verlieh Erzbischof Cuno II. von Falkenstein (1362–1388) das ehemalige Braunshorner Lehen, darunter auch die Holz- und Weidegerechtigkeit im Ellenzer Gericht an Cuno von Winneburg-Beilstein als Lehen. [Anm. 13]
Unabhängig von der Dorfherrschaft sind zahlreiche geistliche und weltliche Grundbesitzer in Ellenz und Poltersdorf überliefert. Die Abtei Steinfeld verfügte spätestens ab 1074 über Weinberge in Ellenz und ab 1187 auch über Weinberge in Poltersdorf. Daneben hatten auch das Kloster Himmerod (Erwerb um 1263), das Kloster Stuben (vor 1275), das Kloster Maria Engelport (vor 1298), das Stift St. Simeon in Trier (ab 1477) und die Abtei Springiersbach (im 16. Jahrhundert) Besitzungen in Ellenz und Poltersdorf. Neben der Dorfvogtei hielt auch Kurtrier sowie das Trierer Domkapitel Grundbesitz und Lehen in Ellenz und Poltersdorf. An weltlichen Grundbesitzern in Ellenz und Poltersdorf sind neben den bereits erwähnten Ministerialengeschlecht von Ellenz, den Herren von Braunshorn (im 14. Jahrhundert) und ihren Erben von Winneburg-Beilstein (ab 1362) sowie den Herren von Monreal (vor 1300 bis 1624), unter anderem die Herren von Metternich (ab 1624), die Herren von Isenburg (vor 1360) und die Herren von Ulmen als deren Lehnsmänner zu erwähnen. [Anm. 14]
Auch nach dem Ende der Reichsunmittelbarkeit blieben einige alte kaiserliche Gemeindefreiheiten und Privilegien erhalten, die bis ins 16. Jahrhundert verteidigt werden konnten. So verfügte Ellenz über ein Rathaus, das erstmals 1337 erwähnt wird. Der Nachfolgerbau von 1541 ist heute noch erhalten und dient weiterhin als Rathaus von Ellenz-Poltersdorf. Daneben durfte die Gemeinde laut dem Schöffenweistum von 1461 jedes Jahr ihren Heimburgen (Bürgermeister) sowie die Geschworenen selbst wählen und hielten das Privileg, selbst ihren Gerichtsvogt zu bestimmen.
Die Vergangenheit von Ellenz und Poltersdorf als Reichsdörfer spiegelt sich auch in dem überlieferten Schöffensiegel von 1366 wider. Dieses zeigt auf einem gespaltenen Schild auf der linken Seite den halben Reichsadler und auf der rechten Seite das halbe Trierer Kreuz und verdeutlicht damit die alte und die neue Herrschaftszugehörigkeit. Umschrieben ist das Siegel mit universitatis de ellenze, wobei die eher ungewöhnliche Bezeichnung universitatis hier die Dorfgemeinschaft bezeichnet. Dieses alte Schöffensiegel diente auch als Vorlage für das heutige Wappen der Ortsgemeinde Ellenz-Poltersdorf. [Anm. 15]
Die Neuzeit und die Kriege des 17. Jahrhunderts
Die Trierer Erzbischöfe nutzten Ellenz und Poltersdorf nach der Übernahme der Reichsvogtei in den folgenden Jahrzehnten als Ausgangpunkt territorialer Ansprüche an der Mosel und konnten so ihren Einflussbereich vergrößern. Dadurch konkurrierte der Trierer Erzbischof immer mehr mit anderen Herrschaften, die ihren Einfluss an Rhein und Mosel auszuweiten versuchten. Da die Winneburg-Beilsteiner immer komplexere und zunehmend konkurrierenden Lehensbindungen unterhielten, kam es 1488 zum sogenannten Beilsteiner Krieg, nachdem Cuno III. von Winneburg-Beilstein sich mit Rückendeckung des Pfalzgrafen Philipp I. (1448–1508) mehr Freiheiten herausnahm, als sie ihm der Trierer Erzbischof gewähren wollte. Nach einer Belagerung der Winneburg ging Erzbischof Johann II. von Baden (1456–1503) als Sieger hervor. [Anm. 16]
Im 16. Jahrhundert entwickelten sich die Dörfer Ellenz und Poltersdorf zu ansehnlichen Siedlungen. Laut dem sogenannten Trierer Feuerbuch von 1563 wies Polterdorf in diesem Jahr 49 Feuerstellen und Ellenz 78 Feuerstellen auf. Dies entspricht einer Gesamtbevölkerung der Gemeinde von etwa 635 Personen (P: 245 Personen; E: 390 Personen). Im Jahr 1509 ließen die Herren von Monreal mit der Unterstützung des Trierer Erzbischofs Jakob II. von Baden (1471–1511), die einschiffige Andreaskapelle in spätgotischen Formen umbauen. Vermutlich erhielt im Zuge dieser Umbauarbeiten auch der Westturm seinen prägenden, spitzbogigen Straßendurchgang.
Die Entwicklung der frühmodernen Landesherrschaft begünstigte die Blüte des gesamten Moselgebietes und bürgte für Landfrieden und Rechtssicherheit. Für Ellenz und Polterdorf ging dies allerdings mit der Einschränkung der bisher erhaltenen, ehemaligen kaiserlichen Freiheiten einher. So setzte der Trierer Erzbischof im Jahr 1506 erstmals aus eigener Macht einen Vogt ein. Die Einwohner:innen von Ellenz und Poltersdorf ließen diese Einschränkung ihrer alten Freiheiten jedoch nicht ohne Protest über sich ergehen und lösten bei der Huldigung in Cochem einen Tumult aus, was Kurfürst Jakob II. von Baden (1471–1511) dazu zwang, die Veranstaltung abzubrechen. Dennoch konnte der Verlust der alten Privilegien nicht aufgehalten werden und das Ellenzer Gericht verlor bald immer mehr an Bedeutung. Die Blüte der Moselorte fand gegen Ende des 16. Jahrhunderts durch Überbevölkerung, Klimaverschlechterungen und die wegen des Spanisch-Niederländischen Krieg (1568–1648) wiederholt durchziehenden und marodierenden Armeen ihr Ende. Dies führte zu einem Allgemeinen Niedergang und einer andauernden Notlage der kleineren Ortschaften an der Mosel. [Anm. 17]
Im 17. Jahrhundert verschärften sich die Spannungen zwischen Katholiken und Protestanten immer weiter und boten schließlich den religiösen Vorwand für den blutigen Machtkampf der europäischen Mächte, die 1618 zum Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) führte. Das Erzstift Trier unter Erzbischof Philipp Christoph von Sötern (1567–1652) verständigte sich mit dem mächtigen Nachbarn Frankreich, das auf der Seite der Protestantischen Union stand und geriet somit in einen Konflikt mit dem Kaiser und den Habsburgern. So wurden auf dem Kurtrierer Gebiet Kämpfe ausgetragen, die die einfache Bevölkerung belasteten. Wahrscheinlich waren es einquartierte spanische Truppen, die um 1624 eine schwere Pestepidemie auslösten, die in Ellenz und Poltersdorf zu großen Bevölkerungsverlusten führten. Als der Pestausbruch schließlich abflaute, errichtete man in Ellenz zum Dank an Gott für das Abklingen Krankheit die katholische St. Sebastianus-Kapelle und gründete die gleichnamige Bruderschaft, die den Gedenktag des Heiligen Sebastians (20. Januar) bis heute feierlich begeht. [Anm. 18]
Im April 1632 handelte der Erzbischof mit französischer Vermittlung ein Neutralitätsbündnis mit dem schwedischen König Gustav Adolf (1594–1632) aus, der auf protestantischer Seite in den Krieg eingriff. Spätestens mit dem Tod Gustav Adolfs bei der Schlacht von Lützen im November 1632 wurde der Vertrag allerdings für nichtig erklärt und die Schweden zogen von Koblenz aus die Mosel hinauf und nahmen Dörfer und Städte in Besitz. 1635 eroberten spanische Truppen Trier und Koblenz und nahmen den Kurfürsten gefangen. Das Gebiet des Kurfürstentums litt während des Krieges unter der wechselnden Besetzung durch spanische, französische, schwedische und später erneut durch spanische und lothringische Truppen. Die andauernden Kriegsgräuel, Besetzungen und Einquartierungen in Verbindung mit Hungersnöten, mangelnder Hygiene und Krankheiten, erschwerten die Situation der einfachen Bevölkerung maßgeblich. Zahlreiche Orte verloren im Laufe des Krieges einen bedeutenden Teil ihrer Einwohner:innen oder wurden komplett verlassen. Erst der Westfälische Frieden 1648 beendete den Krieg.
Mit dem Aussterben der Freiherren von Winneburg-Beilstein im Jahr 1637 kamen Ellenz und Poltersdorf als kurtrierisches Lehen an die Freiherren und späteren Grafen von Metternich, wodurch sich die Linie Metternich-Winneburg(-Beilstein) bildete. Ellenz und Poltersdorf hatten im 17. Jahrhundert so große Bevölkerungsverluste zu verkraften, dass die Einwohnerzahlen bis 1684 um ca. 55% sanken. So wurden in diesem Jahr in Ellenz noch 30 und in Poltersdorf 27 Feuerstellen gezählt, was einer Gesamtbevölkerung von etwa 285 Personen entspricht (E: ca. 150 Personen; P: ca. 135 Personen). Unter der Herrschaft der Herren von Metternich wurde die Entwicklung der Dörfer in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts stark gefördert. [Anm. 19]
Die Friedenszeit nach dem Dreißigjährigen Krieg dauerte jedoch nur wenige Jahre, bevor die Expansionspläne des französischen Königs Ludwig XIV. (1638–1715) erneut Konflikte in das linksrheinische Gebiet brachten. Im Jahr 1688 brach der Pfälzische Erbfolgekrieg (1688–1697) aus und das Kurtrierischen Gebiet wurde von französischen Truppen besetzt. Nachdem sich ein längerer Krieg abzeichnete, als ursprünglich erwartet, ließ der französische König auf dem Rückzug die Pfalz und angrenzenden Gebiete systematisch verwüsten und zahlreiche Dörfer, Burgen, Festungen und Städte zerstören. Auch das Territorium des Kurfürstentums Trier wurde in der Folge systematisch zerstört. So wurde 1689 die Winneburg niedergebrannt, bevor die Stadt und die Reichsburg Cochem selbst erobert wurden. Inwieweit Ellenz und Poltersdorf von den Zerstörungen der Franzosen betroffen waren, ist nicht genau überliefert. Die Chronik des Karmeliterklosters in Beilstein berichtet jedoch eindringlich über die Not während des Pfälzischen Erbfolgekrieges. Dabei wird auch ein kleines Scharmützel am 20. April 1689 bei Poltersdorf erwähnt, als gegen Mitternacht deutsche Soldaten bei einem Überfall auf zwei französische Schiffe 27 Franzosen töteten. [Anm. 20]
Das 18. Jahrhundert war nach dem turbulenten 17. Jahrhundert vor allem durch einen allgemeinen Wiederaufbau und Modernisierung geprägt. Die Einwohnerzahlen, die während dem 17. Jahrhundert stark gesunken waren, nahmen auch in Ellenz und Poltersdorf wieder deutlich zu. Bis 1720 stiegen in Ellenz-Poltersdorf die Feuerstellen wieder auf 70 an, was einer Bevölkerung von etwa 350 Personen entspricht. Diese Entwicklung setzte sich in den folgenden Jahrzehnten fort, sodass im Jahr 1787 437 Einwohner:innen in Ellenz-Poltersdorf gezählt wurden. [Anm. 21]
Durch die Umwälzungen des 17. Jahrhunderts wandelten sich auch die geistlichen und weltlichen Herrschaften, die über Besitz in Ellenz und Poltersdorf verfügten. So wurde Ende des 18. Jahrhunderts noch Grundbesitz der Herren von Warsberg, der Abtei Steinfeld, der Kurfürstlichen Hofkammer sowie des Domkapitels zu Trier, des Klosters Stuben, des Grafen von Metternich, der Johanniter-Kommende Adenau, die auf ihrem Hof von den Reichsrittern von Gymnich vertreten wurden, der Grafen von Blankenheim, des Klosters Engelport, des Klosters Beilstein, der Abtei Siegburg, des Stift St. Paulin in Trier und der Herren von Kerpen sowie weiterer kleiner Herrschaften überliefert. Dadurch verfügte sowohl Ellenz als auch Poltersdorf über eine große Anzahl historischer Lehnshöfe, die teilweise heute noch als historische Hofanlagenerhalten sind.
Französische Herrschaft und die Preußische Rheinprovinz
Am 20. April 1792 erklärte das revolutionäre Frankreich Österreich den Krieg, das sich mit Preußen und anderen deutschen Staaten alliierte, und nahm im September das linksrheinische Gebiet in Besitz. Bereits zuvor hatten sich die revolutionären Ideen von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit in den deutschen Gebieten verbreitet und durchaus Befürworter:innen gefunden. Bis zum Ende der Auseinandersetzungen verlief die Kriegsfront mehrfach durch die linksrheinischen Gebiete, worunter die Landbevölkerung massiv zu leiden hatte. Der Frieden von Campo Fornio 1797 beendete schließlich den Krieg und das linkrheinische Gebiet wurde offiziell von Frankreich annektiert. Damit fanden die Herrschaft der Erzbischöfe von Trier über Ellenz-Poltersdorf und die zahlreichen adligen Grundherrschaften in den Orten ein Ende.
Die politischen Verhältnisse veränderten sich unter französischer Herrschaft nachhaltig. Ellenz und Poltersdorf wurden Teil des Kantons Cochem im Arrondissement Koblenz im Département de Rhin-et-Moselle (Departement Rhein-Mosel). Die Dörfer wurden der Mairie (Bürgermeisterei) Eller zugeordnet, zu der noch Aldegund, Alf, Bremm, Ediger und Nehren gehörten. Auf gesellschaftlicher Ebene wurden die alten feudalen Vorrechte abgeschafft, die Rechtsgleichheit aller Bürger:innen eingeführt und Heirats- sowie Niederlassungsfreiheit gewährt. Diese Rechte gingen auch mit einigen Pflichten einher. So wurden die Steuern nun nicht mehr an die Feudalherren, sondern an den Staat gezahlt. Ab 1802 wurde die allgemeine Wehrpflicht für alle unverheirateten Männer zwischen 18 und 25 Jahren eingeführt, da die Napoleonischen Kriege (1800–1815) zu einem erhöhten Bedarf an Soldaten führten.
Nach dem Ende der Napoleonischen Ära und der Neuordnung Mitteleuropas im Wiener Kongress 1814/15 wurde das Gebiet an der Mosel ab 1815 dem Königreich Preußen zugesprochen und als preußische Rheinprovinz umorganisiert. Ellenz und Poltersdorf blieben Teil der Bürgermeisterei Eller und wurden dem Kreis Cochem zugeordnet.
Unter preußischer Herrschaft hielt das Bevölkerungswachstum weiter an. So wurde in Ellenz-Poltersdorf 1817 545 Einwohner:innen gezählt. Bis 1840 stieg die Bevölkerungsgröße auf 630 Personen an und erreichte damit wieder den Höchststand der Mitte des 16. Jahrhunderts. Mit der Angliederung an Preußen 1815 konnten die Moselwinzer mit ihrem Wein beinahe eine Monopolstellung im preußischen Wirtschaftsmarkt erarbeiten, die durch die restriktive preußische Zollpolitik noch gefestigt wurde. Dies hatte eine Ausweitung der Anbaufläche zur Folge, die bereits 1826 zu einer Absatzkrise führte. Spätestens die Gründung des Deutschen Zollvereins 1833 führte zu neuer, vornehmlich süddeutscher Konkurrenz, die einen Preissturz mit sich brachte. Klimaverschlechterung sowie das Auftreten von Pflanzenkrankheiten wie der Kartoffelfäule verursachten einen Mangel an Grundnahrungsmitteln und eine entsprechende Verteuerung, die die Situation der wirtschaftlich angeschlagenen Moselwinzer noch weiter verschärfte. Dies führte um die Mitte des 19. Jahrhunderts zu mehreren Auswanderungswellen, vor allem nach Nord- und Südamerika. Während dadurch die Bevölkerungszahlen vieler Moselortschaften in diesem Zeitraum stagnierten oder zurückgingen, ist in Ellenz-Poltersdorf keine große Verlangsamung des Bevölkerungswachstums zu beobachten. So ist 1871, dem Jahr der Gründung des Deutschen Kaiserreichs (1871–1918), eine Bevölkerungsgröße von 726 Einwohner:innen überliefert. Das Bevölkerungswachstum hielt bis zum Jahrhundertwechsel an, sodass im Jahr 1905 882 Personen in Ellenz-Poltersdorf wohnten. [Anm. 22]
Das Ende des Jahrhunderts war in Ellenz-Poltersdorf durch einen allgemeinen Ausbau und eine Modernisierung des Ortes geprägt. Zahlreiche der heute noch erhaltenen historischen Häuser in Ellenz und Poltersdorf wurden gegen Ende des 19. Jahrhundert errichtet, umgebaut oder erweitert. Die Ellenzer Pfarrkirche St. Martin erwies sich ab der Mitte des 19. Jahrhundert den steigenden Besucherzahlen während der Gottesdienste nicht gewachsen, weshalb man nach langer Diskussion einen Neubau beschloss. Im Jahr 1905 begann man schließlich mit dem Bau einer neuen Pfarrkirche am südwestlichen Ortsrand in einer Straßengabelung am Ende der Hauptstraße. Nach Plänen des Architekten Wilhelm Hector entstand eine zweischiffige neugotische Pfarrkirche mit Treppenturm. Die neu gebaute Pfarrkirche wurde wie schon die alte Kirche dem Heiligen Martin geweiht. Die alte Kirche St. Martin blieb von einem Abriss verschont und dient seitdem als Friedhofskirche. [Anm. 23]
Das 20. Jahrhundert
Auf die zunehmenden Spannungen der Julikrise folgte im August 1914 der Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Am 1. August wurde offiziell mit der Rekrutierung und Generalmobilmachung der deutschen Truppen begonnen. Auch aus den Dörfern Ellenz und Poltersdorf wurden zahlreiche Männer in die Armee des Kaisers eingezogen und dienten an den Fronten des Großen Krieges. Insgesamt 21 Soldaten aus Ellenz-Poltersdorf kehrten nach dem Krieg nicht mehr nach Hause zurück. Auch für die Zivilbevölkerung stellte der Krieg eine Herausforderung dar. Zwar gehörte das Moselgebiet nicht zum direkten Frontgebiet, da es jedoch Teil der Aufmarsch- und Nachschubzone war, wurden immer wieder Soldaten in den Moselgemeinden einquartiert und viele Verkehrswege, wie die Moselbahn, für die militärische Nutzung reserviert. Durch die Einberufung zahlreicher Landwirte gerieten viele Betriebe in Bedrängnis, was mit dem Ende landwirtschaftlicher Importe die Lebensmittelversorgung belastete. Ab Anfang des Jahres 1915 wurden Lebensmittel rationiert und landwirtschaftliche Erzeugnisse beschlagnahmt. Ein Mangel an Arbeitskräften, fehlendes Kraftfutter für die Nutztiere und Düngemittel sowie schlechte Ernten im Herbst 1916 erschwerten die Lage weiter. Ab 1916 wurden daher Kriegsgefangene zum Arbeitseinsatz in der Landwirtschaft und der Industrie gezwungen, wodurch versucht wurde die fehlenden Arbeitskräfte auszugleichen. Durch ihre landwirtschaftliche Prägung und der Preissteigerung vieler landwirtschaftlicher Erzeugnisse, was den Landwirten zugutekam, war die Situation in der Moselregion weniger schlimm als etwa in den Städten, in denen die Verknappung und Verteuerung der Lebensmittel deutlich zu spüren waren. Der Erste Weltkrieg endete schließlich am 11. November 1918 mit der Niederlage des Kaiserreiches. [Anm. 24]
Nach dem Ende des Weltkrieges führte die Novemberrevolution zum Ende des Deutschen Kaiserreiches, das sich zur Weimarer Republik (1918 – 1933) wandelte. Das Königreich Preußen wurde in diesem Zuge zum Freistaat Preußen umgestaltet. Die preußische Rheinprovinz wurde ab 1918 von alliierten Truppen besetzt und Ellenz-Poltersdorf wurde Teil der von Frankreich besetzten Zone. Das Kriegsende hinterließ in den deutschen Gebieten eine schwierige finanzielle Situation, die zu weiteren Preissteigerungen und Hyperinflation führten und Erfüllungspolitik gegenüber den hohen Reparationsforderungen der Siegermächte noch weiter verschärft wurde. Es dauerte bis Mitte der 1920er Jahre bis sich die wirtschaftliche Situation etwas entspannt hatte.
Im Anschluss an den Ersten Weltkrieg wurde auch in Ellenz-Poltersdorf, wie in zahlreichen deutschen Ortschaften, ein Ehrenmal zur Erinnerung an die Gefallenen und Vermissten errichtet. In der Nachbarschaft der neuen Pfarrkirche St. Martin in Ellenz entstand eine umzäunte und bepflanzte Grünanlage in deren Mitte das Hauptdenkmal aufgestellt wurde. Dieses besteht aus einem gemauerten Sockel, auf dem sich ein Säulendenkmal befindet, das von einem Steinkreuz gekrönt ist. Die Säule zeigt ein Relief des Heiligen Georg, dem Schutzpatron der Soldaten, im Kampf mit dem Drachen. Eine Inschrift nennt die Namen der Gefallenen des Ersten Weltkrieges aus Ellenz-Poltersdorf.[Anm. 25]
Am 30. Januar 1933 wurde Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt und bei den Reichstagswahlen am 5. März wurde die NSDAP die stärkste Kraft, verfehlte mit 43,9% jedoch die absolute Mehrheit und musste eine Koalition mit der „Kampffront Schwarz-Weiß-Rot“ eingehen. Im Wahlkreis Koblenz-Trier wurde die NSDAP mit 38,4% der Stimmen sogar nur zweitstärkste Kraft hinter der Zentrumspartei (40,9%), die im traditionell katholischen Gebiet des ehemaligen Kurfürstentums Trier regelmäßig starke Wahlergebnisse einfahren konnte. In den darauffolgenden Jahren häuften der Reichskanzler und seine Partei immer neue Sonderrechte an und gestalteten das politische System um. Politische Gegner und Minderheiten, vor allem die jüdische Bevölkerung, wurden aus einflussreichen Positionen entfernt, zunehmend unterdrückt und aus dem gesellschaftlichen Leben ausgegrenzt. Nicht alle Bürger:innen unterstützen das Regime dabei. In Poltersdorf wurde wegen der offen antinationalsozialistischen Haltung der katholischen Kirche 1939 der Kirchenfonds von der Gestapo beschlagnahmt. Der Fonds war von dem 1929 gegründeten Kirchbauverein eingerichtet worden, der bis zur Beschlagnahme mehr als 30.000 RM für einen Neubau der zu klein gewordenen St. Andreaskirche gesammelt hatte. [Anm. 26]
Mit dem deutschen Überfall auf Polen begann am 1. September 1939 der Zweite Weltkrieg und auch aus Ellenz-Poltersdorf wurden zahlreiche Männer in die Wehrmacht eingezogen. Im Laufe des Krieges hatte die Doppelgemeinde 37 Gefallene oder Vermisste zu beklagen. Für die Zivilbevölkerung kam es bald zu Rationierungen von Lebensmitteln, Bekleidung und anderen Gebrauchsgegenständen. Durch die Einberufung zahlreicher Landwirte fehlten nicht nur im Moselgebiet erneut die Arbeitskräfte, was im Verlauf des Krieges in vielen Gebieten des Deutschen Reiches durch den Einsatz von Zwangsarbeiter:innen aus verschiedenen Ländern zu lösen versucht wurde. Wegen des hohen Bedarfs an Metall für die Kriegswirtschaft begann man mit der Beschlagnahme der Kirchenglocken. So wurden auch die Glocken der Ellenzer Pfarrkirche abmontiert und abtransportiert. Nur eine kleine Glocke aus dem Jahr 1439 des Ellenzer Geläutes überlebte den Krieg.
Im März 1945 rückten schließlich die amerikanischen Truppen an der Mosel vor und nahmen Ellenz-Poltersdorf ohne Gegenwehr ein. Damit endete der Zweite Weltkrieg für Ellenz-Poltersdorf einige Monate vor dem offiziellen Kriegsende am 8./9. Mai 1945. Die Doppelgemeinde hatte im Gegensatz zu vielen Nachbarorten den Zweiten Weltkrieg ohne größere Schäden überstanden.[Anm. 27]
Nachkriegszeit bis heute
Ellenz-Poltersdorf gehörte nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs zur französischen Besatzungszone. Die Situation war zunächst schwierig, da ein allgemeiner Mangel an Lebensmitteln und anderen lebensnotwendigen Dingen herrschte, der durch Requirierungen noch weiter verstärkt wurde. Die französische Besatzungszone wurde durch eine Militärregierung geleitet, die bei der Verwaltung auf die Unterstützung unbelasteter Deutscher baute. Zunächst bestimmten daher die Franzosen die Gemeindeverwaltungen, bevor im Jahr 1947 die ersten gewählten Gemeindevertreter seit dem Kriegsende die Verwaltungen übernehmen konnten.
Bereits am 30. August 1946 wurde auf französische Verordnung hin das Bundesland Rheinland-Pfalz gegründet, dessen Verfassung am 18. Mai 1947 durch ein Referendum angenommen wurde. Am gleichen Tag fand auch die erste Landtagswahl des neuen Bundeslandes statt, bei der die CDU mit 47,19% der Stimmen die Mehrheit erhielt. Ellenz-Poltersdorf wurde 1948 Teil des Amtes Cochem im Landkreis Cochem. Am 23. Mai 1949 trat schließlich das Grundgesetz und damit die offizielle Neuorganisation der westlichen Besatzungszonen zur Bundesrepublik Deutschland in Kraft.
Die Währungsreform 1948 entspannte schließlich die wirtschaftliche Situation, woraufhin neue Investitionen getätigt werden konnten. Die Kirchengemeinde Ellenz konnte dank einer Stiftung des Bochumer Vereins bereits 1947 ein neues Vierergeläut anschaffen. Die einzige überlebende historische Glocke von 1439 wurde der Filialkirche in Poltersdorf übergeben. Auch das Kriegerdenkmal in direkter Nachbarschaft der Pfarrkirche wurde umgebaut und verfügt seitdem über zwei Gedenktafeln, links und rechts neben dem ursprünglichen Säulendenkmal, auf denen die Namen der 37 Gefallenen und Vermissten des Zweiten Weltkrieges gelistet werden.
In Poltersdorf konnte nach dem Kriegsende und der Entspannung der finanziellen Lage endlich der Neubau der St. Andreaskirche in Angriff genommen werden. Nach den Plänen des Architekten Walter Miesges aus Wiesbaden begann man am 18. Mai 1950 mit dem Bau des neuen Kirchenschiffes, wobei der historische Kirchturm erhalten blieb. Finanzierungsschwierigkeiten zwangen die Gemeinde jedoch zu Hilfeanfragen, sodass etwa der französische Hohe Kommissar André François-Poncet sowie Bundeskanzler Konrad Adenauer den Bau mit Spenden unterstützten. Der Neubau des Kirchenschiffes konnte am 8. Oktober 1952 eingeweiht werden.
Die Bevölkerungsgröße von Ellenz-Poltersdorf nahm in der Nachkriegszeit nach einer längeren Stagnation während der Weltkriege wieder zu. Während 1905 882 Personen in Ellenz-Poltersdorf wohnten, wurden 1939 899 Einwohner:innen gezählt. Bis 1950 stiegt diese Bevölkerungszahlen auf 960 Einwohner:innen. Unklar ist, wie viele davon nur vorübergehend als Ausgebombte oder Flüchtlinge in Ellenz-Poltersdorf Unterschlupf suchten. Denn bis 1961 sank diese Zahl bereits wieder auf 950 Personen. Einen Höchststand erreichte die Doppelgemeinde 1970 als eine Bevölkerungsgröße von 981 Einwohner:innen verzeichnet wurde.
Im Zuge der rheinland-pfälzischen Verwaltungsreform wurde Ellenz-Poltersdorf 1970 Teil der Verbandsgemeinde Cochem-Land im Landkreis Cochem. Im Jahr 2008 stimmten die VG Cochem-Land und die verbandsfreie Stadt Cochem einem freiwilligen Zusammenschluss zu, sodass Ellenz-Poltersdorf seit dem 7. Juni 2009 Teil der Verbandsgemeinde Cochem ist. In einer weiteren Umstrukturierung wurde zum 1. Juli 2014 die Verbandsgemeinde Treis-Karden aufgelöst und die Ortsgemeinden der VG Cochem angegliedert. Heute gehören neben Ellenz-Poltersdorf die Orte Beilstein, Briedern, Bruttig-Fankel, die Stadt Cochem, Dohr, Ediger-Eller, Ernst, Faid, Greimersburg, Klotten, Lieg, Lütz, Mesenich, Moselkern, Müden, Nehren, Pommern, Senheim, Treis-Karden, Valwig und Wirfus zur Verbandsgemeinde Cochem deren Verwaltungssitz in Cochem liegt.
Heute ist Ellenz-Poltersdorf durch die B49, die an der Mosel entlang verläuft, gut an die Infrastruktur der Umgebung angeschlossen. Eine Fähre über die Mosel verbindet die Ortsgemeinde mit dem benachbarten Beilstein auf dem anderen Moselufer. Die Bevölkerungsgröße des Ortes ist in den letzten Jahrzehnten leicht rückläufig. Im Jahr 2021 wurden noch 821 Einwohner:innen in Ellenz-Poltersdorf verzeichnet.
Nachweise
Redaktionelle Bearbeitung: Bugert, Jonathan
Verwendete Literatur:
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Aktualisiert am: 12.10.2023
Anmerkungen:
- Vgl. Klein 1831, S. 213; Lorenzi 1887, S. 169. Zurück
- Vgl. Dittmaier, Heinrich 1979, S. 122–123; Heuser, Rita: Bolder. In: Digitales Familiennamenwörterbuch Deutschlands. Online verfügbar unter: http://www.namenforschung.net/id/name/25433/1 (aufgerufen am 06.07.2023). Zurück
- Vgl. Schommers 1995, S. 3; Hermes Frühgeschichte von Ellenz-Poltersdorf. Zurück
- Vgl. Regesten der Erzbischöfe von Köln im Mittelalter. 1. Bd. 1. Lf. Nr. 1215, S. 365–366. Zurück
- Vgl. Beyer 1860, Bd. 1, Nr. 425, S.487–488. Online verfügbar unter: https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb10012604?q=pultersthorf&page=501,502 (aufgerufen am 12.10.2023). Zurück
- Vgl. Beyer 1860. Bd. 1, Nr. 400, S. 455–457. Online verfügbar unter: https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb10012604?page=469,470&q=elenze (aufgerufen am 12.10.2023). Zurück
- Vgl. Halkin/Roland Recueil des chartes de l’abbaye de Stavelot-Malmédy. Bd. 1. Brüssel 1909. Nr. 25, S. 66; Ewig Trier im Merowingerreich, 1987. S. 177, Anm. 62. Nur die Quellenedition von Halkin/Roland nennt dieses „Elandesam“ überhaupt, wobei es auch dort nicht gedeutet wird. Zurück
- Vgl. Ewig 1987. S. 177, Anm. 62; Flach 2008. S. 60. Zurück
- Vgl. Schommers 1995, S. 3. Zurück
- Vgl. Back 1989, S. 123; Schommers 1995, S. 3; Bienert 2008, S. 47; Hermes Ortsgeschichte. Zurück
- Vgl. Hermes Die Ritter von Ellenz; Hauptmann 1900; Kuhn 1984, S. 67–106; Resmini 1995, Nr. 19, S. 16–17. Zurück
- Vgl. Hermes Ritter von Ellenz; Hauptmann 1900, S. 16. Zurück
- Vgl. Hermes Ortsgeschichte; Schommers 1995, S. 3. Zurück
- Vgl. Rettinger 1985, S. 81–82. Zurück
- Vgl. Hermes Gemeindliche Freiheiten; Schommers 1995, S. 3; Friderichs 2001, S. 42–43. Zurück
- Vgl. Schommers 1995, S. 3; „Ruine der Winneburg bei Cochem“ bei KuLaDig. Zurück
- Vgl. Hermes Gemeindliche Freiheiten; Hermes Krieg und Elend; Rettinger 1985, S. 81–83; Brommer 2008, S. 1209–1210; Hermes 2004, S. 130–133. Zurück
- Vgl. Hermes Ortsgeschichte; Hermes Krieg und Elend; Wackenroder 1984, S. 315–316. Zurück
- Vgl. Hermes Krieg und Elend; Rettinger 1984, S. 83; Schommers 1995, S. 4. Zurück
- Vgl. Hermes Krieg und Elend; „Ruine der Winneburg bei Cochem“ bei KuLaDig. Zurück
- Vgl. Rettinger 1984, S. 83. Zurück
- Vgl. Schommers 1979, S. 169–171; Rettinger 1985, S. 84. Zurück
- Vgl. Hermes Kirchengeschichte; Schommers 1995, S. 8–14; Generaldirektion Kulturelles Erbe Stand Sept 2022, S. 33–35. Zurück
- Vgl. Onlineprojekt Gefallenendenkmäler Ellenz-Poltersdorf, Kreis Cochem-Zell 2009; Engelen 2018. Zurück
- Vgl. Onlineprojekt Gefallenendenkmäler Ellenz-Poltersdorf, Kreis Cochem-Zell 2009. Zurück
- Vgl. Schommers 1995, S. 20; Wahlen in Deutschland- Reichstagswahlen, Wahlkreis Koblenz-Trier. Online verfügbar unter: https://www.wahlen-in-deutschland.de/wrtwkoblenztrier.htm (aufgerufen am 12.10.2023). Zurück
- Vgl. Schommers 1996, S. 20; Onlineprojekt Gefallenendenkmäler Ellenz-Poltersdorf, Kreis Cochem-Zell 2009. Zurück