Lauterecken
0.1.Allgemeine Angaben
Sitz der Verbandsgemeinde Lauterecken |
Einwohner (2005): 2377 |
Einwohner (2007): 2196 |
Einwohner (2010): 2332 |
Gesamtfläche: 893 ha, davon 307 ha Wald |
0.2.Lage
Die Stadt liegt in einem Talkessel am Zusammenfluss von Lauter und Glan, gleichzeitig an der Mündung des Grumbachs in den Glan, etwa 170 Meter über NN. Die Erhebungen seitlich der Täler erreichen normalerweise Höhen von etwa 300 Metern, höchste Erhebung ist die Platt (322 m). Nachbarorte von Lauterecken sind: glanaufwärts Wiesweiler, Glan abwärts Medard, Lauter aufwärts Lohnweiler, im Tal des Grumbachs der Ort Grumbach, in den Bergbereichen Hausweiler im Westen und Cronenberg im Nordosten.
0.3.Siedlung und Wohnung
Die sehr dichte Besiedlung in der Innenstadt mit Hanglage ist auf die mittelalterliche Befestigung zurückzuführen, die sich von der Lautermündung her entlang der Lauter nach Südosten hin ausdehnte. Diesen alten Stadtkern durchzog als Durchgangsstraße die Obere Gasse mit dem Marktplatz, die heute mit ihren Verlängerungen über den alten Stadtbereich hinaus den Namen Hauptstraße trägt. Hinter dem Marktplatz steht die evangelische Kirche, heutiger Bau von 1865/66, nahe dem früheren südöstlichen Stadttor (Obertor) die 1853 geweihte katholische Kirche. Weitere wichtige Gebäude in der Hauptstraße sind das ehemalige Rentamt von 1897 (bereits auf der anderen Glanseite und heute Polizeiinspektion) und das städtische Rathaus von 1829. Parallel zur Hauptstraße verläuft im Südwesten zur Lauter hin die Schlossgasse, früher Untere Gasse, die vom Veldenzturm her entlang der früheren Stadtmauer zu der historischen Rheingrafenbrücke führt. Der Beginn dieser Straße markiert auch den früheren Schlossbereich, der sich bis zur Hauptstraße hin ausdehnte. Eine wichtige Straße, die sich in diesem Altstadtbereich von der Hauptstraße her im Bereich der Evangelischen Kirche zum östlichen Hang hin abzweigt, ist die Bergstraße. Auf dem Gelände des früheren Friedhofs am Igelskopf blieb das markante Kriegerdenkmal erhalten. Ein neuer Friedhof wurde im Nordosten der Stadt angelegt. Bereits im ausgehenden 18. Jahrhundert wuchs die Stadt über den Festungsbereich hinaus. Im Südwesten bestand der Stadtteil Überlauterecken, der schon im Mittelalter als eigener Ort bestanden hatte. Ursprünglich erreichte man diesen Stadtteil nur über die Rheingrafenbrücke, heute aber auch über eine bessere Straße (Schillerstraße) und über die so genannte Schillerbrücke. Im südlichen Bereich entstanden weitere Erweiterungen entlang der Lauterstraße, die einerseits als eine Verlängerung der Hauptstraße nach Südosten hin anzusehen sind, dann in neuerer Zeit den Bereich zwischen der Lauterstraße und der Straße nach Cronenberg erfassten. Im Norden entstanden seitlich der Hauptstraße die Herrenstraße und die Schulstraße. An der Schulstraße stehen das ehemalige Amtsgericht und das alte Schulhaus, in dem heute die Schule für Lernbehinderte untergebracht ist, ebenso entstand etwas seitlich dieser Straße nach 1970 das moderne Gebäude der Verbandsgemeindeverwaltung. Weiter zum Berg hin erstreckt sich in vollkommen freier Bauweise eine größere Neubausiedlung. Im Norden mündet die Hauptstraße jenseits von Glan und Bahnlinie in die Saarbrücker Straße ein, die als B 420 eine verkehrsreiche Durchgangsstraße darstellt. Zuvor zweigt nach Nordosten hin die Bahnhofstraße ab zur Post und zum Bahnhof, von dem aus Züge in das Lautertal in Richtung Kaiserslautern verkehren, der außerdem für den Bereich der ehemaligen Glantalbahn als Draisinenstation fungiert. Ein großes Neubaugebiet entstand nach 1945 im Stadtbereich "Auf Röth" zwischen B 420 und der in Richtung Grumbach führenden B 270. In diesem Bereich entstand auch ein neues Schulzentrum mit Grundschule, Hauptschule und Gymnasium. Industrie- und Gewerbebetriebe konzentrieren sich heute vornehmlich im nördlichen Bereich der Stadt an der B 420.
0.4.Wüstungen
Innerhalb der heutigen Gemarkung von Lauterecken lagen die früheren Dörfer Bilstein und Nirthausen, auch der Liebfrauenhof. Zeitweise gehörte zu Lauterecken auch der Windhof. Bilstein erscheint zuerst in einer Originalurkunde von 1304, wird zuletzt in der Mitte des 16. Jahrhunderts erwähnt und mag demnach schon vor dem 30-jährigen Krieg untergegangen sein. Der Name ist als der Hof eines "Bilo" zu deuten. Nirthausen wurde 1377 in einer Originalurkunde erstmalig erwähnt und erscheint noch in einer Urkunde von 1643. Deutung: Hof eines "Nerito". Der Liebfrauenhof als Besitz des Klosters Offenbach erscheint 1583 in einer Urkunde, nach der dieser Hof bei der Einführung der Reformation durch die Feudalherren im Erbbestand vergeben wurde. Die Namen dieser Wüstungen kommen noch in Flurnamen vor. Der Windhof ist eigentlich keine Wüstung. Er gehört heute zum Nachbarort Grumbach.
0.5.Name
Um die Herkunft des Namens Lauterecken ergeben sich Streitigkeiten unter den ortsansässigen regionalen Geschichtsforschern. Es bestehen grundsätzlich zwei Möglichkeiten der Deutung:
1) Der Ort entstand bei einer Talburg zwischen Glan und Lauter.
2) Der Ort lag am Fuß eines Bergschlosses mit Namen Lautereck.
Die erste Version galt bislang als gültig und wurde auch von den früheren Namenforschern und Verfassern von Ortsbeschreibungen unterstützt (Widder, Pöhlmann, Christmann, heute Karl Pfleger). In neuester Zeit meldet Martin Dolch leichte Zweifel an, indem er feststellte, dass Glan und Lauter bei ihrem Zusammenfluss keine "Ecke" bilden. Die Vertreter der zweiten Theorie weisen auf viele Bergburgen hin, die den Namen Eck tragen (Schlosseck, Sponeck etc.) Der Name erscheint nicht vor dem 14. Jahrhundert in Urkunden. Alte Nennungen lauten: iuxtra Luterecke (Spätere Ausgabe des Prümer Urbar), die burge und dorffe zu Lutrecken (Kopie von 1343), in die borg zu Lutereckin oder in die stad dar vor (1350), Luterecken burg vnd stat (1387, erste Erwähnung in einer Originalurkunde)
0.6.Wappen
Es besteht ein Wappen für die Verbandgemeinde Lauterecken und ein weiteres für die Stadt.
a) Verbandsgemeinde
Auf schwarzem Grund ein nach oben zeigendes Dreieck (lauter Ecken) zwischen einem blauen Löwen auf silbernen Grund (Veldenz) und einem roten Löwen auf goldenem Grund (Rheingrafschaft). Die heutigen Dörfer der Verbandsgemeinde standen in der Feudalzeit zum großen Teil unter der Herrschaft der wittelsbachischen Pfalzgrafschaft Zweibrücken (Herzogtum) und der späteren Pfalzgrafschaft Veldenz, zum anderen Teil unter der Herrschaft der Rheingrafen von Grumbach.
b) Stadtwappen
Auf silbernem Grund ein auf der Spitze stehendes gleichseitiges, rotes Dreieck, in das ein kleineres rotes Dreieck mit der Spitze nach oben eingelegt ist, darüber ein rotbezungter silberner Löwe des wittelsbachischen Wappens.
0.7.Abriss der Stadtgeschichte
0.7.1.Frühgeschichte
In der Umgebung der Stadt lebten Menschen schon zu vorgeschichtlicher Zeit, deren Spuren sich nach umfangreichen Funden darstellen lassen. Funde aus der jüngeren Steinzeit: Beil aus schwarzem Gestein vom Wälderbusch (1932), eine Pfeilspitze aus Silex vom Taubhauser Weg, ebenda ein Querbeil, Fragment eines Steinbeils und ein Werkzeug mit asymmetrischer Spitze, beides von der Platte, Fragment einer Quarzitklinge vom Schäferberg. Bronzezeit: Hortfund vom Schäferberg im Grenzbereich der Gemarkungen Lauterecken und Grumbach mit einem Lappenbeil und zwei offenen Armringen. Außerdem liegen in der Gemarkung zwei nicht ausgegrabene Hügelgräber, deren Herkunft noch nicht bestimmt ist. (Vgl. Bantelmann 1972 S. 53/54) Zur Römerzeit war die Umgebung der Stadt verhältnismäßig dicht besiedelt, wie beispielsweise die umfangreichen Funde von Medard und Lohnweiler beweisen. Auf der Gemarkung von Lauterecken selbst entdeckte ein Bauer zum Ende des 19. Jahrhunderts eine gallo-römische villa rustica, außerdem war in einem Haus der Stadt ein römischer Grabstein eingemauert. (Vgl. Zink 1989 S. 16 ff.)
0.7.2.Mittelalter
Wann Lauterecken genau entstanden ist, lässt sich heute nicht mehr mit Sicherheit feststellen. In der Annahme, dass es sich um die Ortsgründung bei einer Burg handelte, könnte sich die Siedlung etwa um das Jahr 1000 entwickelt haben. Älter als Lauterecken und im frühen Mittelalter von besonderer Bedeutung war der Nachbarort Medard als ein Besitz des Bistums Verdun, der angeblich um 580 von König Childebert II. an einen Bischof von Verdun als Geschenk übergeben wurde. Innerhalb dieses Verdun'schen Besitztums Medard entstand zunächst eine Burg Lauterecken, in deren Nähe eine Siedlung entstand. Es mag dahin gestellt bleiben, ob es sich bei dieser Burg um eine Talburg oder um eine Bergburg handelte, und möglicherweise wurde diese Burg von weltlichen Herren widerechtlich erbaut. Im frühen 12. Jahrhundert war es allgemein üblich, relativ schutzlose geistliche Besitzungen zum Schutz einem weltlichen Vogt zu übergeben. Damals begründete Gerlach I., ein Abkömmling der Nahegaugrafen, mit geringem Eigenbesitz und mehreren Vogteien der Erzbistümer und Bistümer Reims, Mainz und Verdun eine eigene Grafschaft, die er nach dem verdun'schen Gebiet Veldenz an der Mosel benannte. Von Anfang an entstand in solchen Gebieten ein Zweispalt zwischen den ursprünglichen geistlichen Besitzern und den Grafen, die eine Eigenherrschaft anstrebten. Die Macht der Bischöfe von Verdun schwand beständig, blieb aber allgemein bis hin zur Auflösung der alten Herrschaftsstrukturen zur Zeit der Französischen Revolution theoretisch erhalten. (Vgl. Medard) Als Graf Gerlach I. die ursprüngliche Grafschaft Veldenz begründete, hatte Lauterecken den Nachbarort Medard offenbar überflügelt. Schon vor 1350 (wahrscheinlich 1349) war Lauterecken zur Stadt erhoben worden. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts entstanden die Festungsanlagen mit drei Toren (Untertor, Bergtor, Obertor) und fünf Türmen, von denen drei in der Nähe des stark gefährdeten Untertors standen, zwei weitere an den Knickstellen der Wehrmauer (Vgl. Merianstich). Bei allen Versuchen, eine in die städtische Festungsanlage integrierte Burg dieser frühen Zeit zu beschreiben, ergeben sich für die Kunsthistoriker erhebliche Schwierigkeiten. Es kann aber kein Zweifel darüber bestehen, dass innerhalb der Stadt oder nahe bei der Stadt eine Burganlage bestand, die vornehmlich Verteidigungszwecken, nicht aber herrschaftlicher Repräsentation diente. Im Jahr 1384 galten die Arbeiten an der ursprünglichen Stadtbefestigung als abgeschlossen. Bei der so genannten Brüderteilung von 1387 erhielt Graf Friedrich von Veldenz die Stadt Lauterecken mit Burg und Burgmannen und einigen nahe gelegenen Orten zugeschrieben, während Medard als Ort des Amtes Odenbach dem Grafen Heinrich zufiel. 1393 begründete Graf Friedrich III. ein eigentliches Amt Lauterecken, in dem er den bislang bestehenden kleinen Bezirk um die Ämter Nerzweiler, Reichenbach und Bosenbach erweiterte. Zu diesem neuen Amt gehörten die folgenden Orte: Albersbach, Aschbach, Bettenhausen, Bosenbach, Eßweiler, Föckelberg, Fockenberg, Gimsbach, Hinzweiler, Hundheim, Jettenbach, Kollweiler, Lauterecken, Limbach, Lohnweiler, Matzenbach, Miesenbach, Mühlbach, Nerzweiler, Neunkirchen am Potzberg, Niedersteegen, Niederstaufenbach, Obermohr, Oberstaufenbach, Obersteegen, Oberweiler i. Tal, Reichenbach, Reichenbachstegen, Rothselberg, Rutsweiler am Glan, Schrollbach, Theißberg, Wiesweiler und andere Orte, die heute nicht mehr bestehen. 1444 übernahm Graf Stephan von der Kurpfalz durch Heirat mit der Tochter Anna des letzten männlichen Veldenzers und bildete mit Eigenbesitz und mit der ererbten Grafschaft Zweibrücken die neu Pfalzgrafschaft Zweibrücken, die später als "Herzogtum" bezeichnet wurde.
0.7.3.Neuzeit
So wie Pfalzgraf Ludwig II. im Herzogtum Zweibrücken die Reformation einführte, bekannten sich auch die Bürger der Stadt Lauterecken zum lutherischen Glauben. Der Tod des Pfalzgrafen Ludwig II. von Zweibrücken, der 1532 im Alter von 30 Jahren an den Folgen der Trunksucht starb, lenkte die Geschichte von Stadt und Amt Lauterecken in ganz neue Bahnen. Ludwigs Bruder Ruprecht, der ein geistliches Amt bekleidete, übernahm zusammen mit Ludwigs Witwe die Vormundschaft über den unmündigen Pfalzgrafen und späteren Herzog Wolfgang, der 1543 dem Oheim aus Dankbarkeit eine eigene Pfalzgrafschaft stiftete, die zunächst aus den Ämtern Veldenz und Lauterecken bestand. Ruprecht, der zunächst auf dem Remigiusberg Wohnung genommen hatte, erhob Lauterecken zur Residenzstadt und gab den Bau eines großen repräsentativen Schlosses in Auftrag. Bereits 1544 starb Ruprecht und hinterließ seinerseits einen unmündigen Sohn, Georg Johannes I. von Veldenz-Lauterecken (Jerrihans), dessen Vormundschaft Herzog Wolfgang übernahm. Jerrihans wurde ein "misstrauischer, höchst wunderlicher und verschlossener Mensch, der beständig neue Pläne in seinem Kopf hatte und ausheckte, wiewohl auch manchmal gute Gedanken und vorteilhafte Entwürfe bei ihm auftauchten, die aber, aus permanentem Mangel an Geldmitteln, oder an Vertrauen von Seiten anderer, nicht ausgeführt werden konnten." (Lehmann 1867 S. 506) In der Tat geriet Georg Hans in finanzielle Bedrängnis, die er durch das Erbteil seiner Gemahlin, einer Tochter des schwedischen Königs Gustav Wasa, vergeblich zu überwinden suchte. Er lieh Gelder bei den Herren von Mentzingen und von reichen Bürgern aus der Stadt Straßburg, die er nie zurückzahlen konnte, wurde in einen Prozess vor dem Reichskammergericht verwickelt, der bis lange nach seinem Tod fortdauerte. (Vgl. Schworm 2007) Über das Leben des Georg Hans erschienen mehrere Bücher, das bislang jüngste von Paul Kittel. (Kittel 2003) 1566 konnte der Fürst die Grafschaft um kurpfälzische Gebiete erweitern, insbesondere um die Grafschaft Lützelstein im Elsass, wohin er später auch den Sitz der Residenz verlegte. Die Pfalzgrafschaft trug nun den Namen Veldenz-Lützelstein. Während der Eroberungskriege Ludwigs XIV. geriet die Grafschaft in große Bedrängnis. Da Lauterecken streng genommen noch immer ein Besitz des Bistums Verdun war, forderten die Reunionskammern eine Wiedervereinigung mit Frankreich. Leopold Ludwig, der letzte Pfalzgraf von Veldenz-Lützelstein, widersetzte sich dieser Forderung und musste bis zur Beendigung der französischen Besatzung die Grafschaft verlassen. Keiner der Söhne Leopold Ludwigs konnte die Nachfolge antreten. Gustav Philipp, der älteste, wurde aus heute nicht mehr eindeutig zu bestimmenden Ursachen in einem Turm des Schlosses in Lauterecken gefangen gehalten und 1679 auf der Flucht im Wälderbusch bei Lauterecken erschossen. Zwei weitere Söhne fielen im Krieg. Leopold Ludwig selbst starb 1694. Die verwaiste Grafschaft sollte eigentlich an Pfalz-Zweibrücken zurückfallen, und Zweibrücken übernahm zunächst die provisorische Verwaltung. Es entspann sich aber ein langjähriger Streit mit der Kurpfalz, die ebenfalls die Nachfolge in Pfalz-Veldenz für sich in Anspruch nahm. Der Streit wurde durch den Veldenzer Successionsvertrag von Mannheim im Jahr 1733 dahin gehend beigelegt, dass die Ämter Veldenz und Lauterecken ganz an die Kurpfalz fielen. Damit erhielt das pfalz-veldenzische Amt Lauterecken endgültig den Status eines kurpfälzischen Oberamtes, nachdem dieses schon 1697 von kurpfälzischen Truppen besetzt worden war. Die kurpfälzische Verwaltung ließ 1744 die Stadtmauer von Lauterecken niederreißen.
0.7.4.Neueste Zeit
Die Stadt blieb bei der Kurpfalz bis zur Neueinteilung der Region im Zuge der Französischen Revolution. In den neu eingerichteten Verwaltungseinheiten nach der Auflösung der alten Feudalstruktur lag Lauterecken im Département Donnersberg und im Arrondissement Kaiserslautern, war selbst Sitz der Verwaltung eines Cantons und einer Mairie. Zu der Mairie Lauterecken gehörten zusätzlich die Dörfer Cronenberg, Heinzenhausen, Hohenöllen und Lohnweiler, zum Canton Lauterecken die weiteren Mairien Becherbach, Hundheim und Odenbach. Die Grenze zwischen den Départements Donnersberg und Saar verlief im Bereich Lauterecken entlang des Glans. Orte mit dem Großteil ihrer Bebauung rechts des Glans gehörten zum Département Donnersberg, die links des Glans zum Département Saar. Nachdem die Franzosen das linksrheinische Deutschland 1814 wieder geräumt hatten, kam es bald auch zur Auflösung der französischen Départements und zu einer abermaligen regionalen Neuordnung durch die Siegermächte. Ab Niedereisenbach (Glanbrücken) Glan abwärts trennte der Glan nun den „baierischen Rheinkreis“ von dem Fürstentum Lichtenberg mit dem Hauptort Sankt Wendel, das bis 1834zu Sachsen-Coburg gehörte und dann durch Ankauf zu Preußen kam. Damit lag Lauterecken ab 1816 im Rheinkreis des Königreichs Bayern und behielt seine Funktionen als Mittelpunkt einer Bürgermeisterei und eines Kantons. Der Kanton wurde dem Landcommissariat (heute Landkreis) Kusel zugeteilt. Eine besondere Rolle spielte die Stadt im badisch-pfälzischen Aufstand von 1849. Im Lauterecker revolutionären Volksverein übernahm der Stadtschreiber Franz König den Vorsitz, und er forderte die Stadt auf, für 70 Gulden Pulver und Blei zu beschaffen, was die Stadtverwaltung zunächst ablehnte, jedoch später nach einer Bürgerversammlung genehmigte. Die Freiheitsbewegung war hier so stark, wie in kaum einem anderen Ort des Landcommissariats. Die umfangreichen Geldsammlungen und Truppenrekrutierungen wurden allerdings hinfällig, als am 13. Juni 1849 von Grumbach aus eine preußische Division die Grenze überschritt, um den Aufstand zu unterdrücken. Auch während des Krieges von 1866 kam es in Lauterecken nicht zu kämpferischen Auseinandersetzungen, es wurden lediglich durch die Preußen vier Pferde requiriert. In den Kriegen von 1871/72 und im Ersten Weltkrieg 1914/18 marschierten immer wieder Truppen durch das Glantal. Im Zweiten Weltkrieg kamen in der Stadt selbst durch Fliegerangriffe ungefähr 60 Menschen ums Leben. Änderungen der Territorialzugehörigkeit waren in der Zeit bis nach dem Zweiten Weltkrieg kaum zu verzeichnen. Die Institution des Kantons verlor im Verlauf des 19. Jahrhunderts jede Bedeutung. Die Loslösung von Bayern erfolgte nach dem Zweiten Weltkrieg durch die Länderneuordnung, in der in der französischen Besatzungszone die bayerische Rheinpfalz in das Bundesland Rheinland-Pfalz eingegliedert wurde. Eine Auflösung der alten Bürgermeistereien brachte die Gebiets- und Verwaltungsreform von 1968. Lauterecken wurde 1972 innerhalb des Landkreises Kusel Sitz einer Verbandsgemeinde mit insgesamt 25 Ortsgemeinden.
0.8.Wahlergebnisse in Prozent, Bundestag Zweitstimmen
SPD | BVP | DVP | Zentrum | KPD | NSDAP | Bauern | |
Reichstag 1928 | 27,7 | 13,3 | 19,4 | 13,3 | 2,3 | 16,5 | 4,5 |
Reichstag 1930 | 21,9 | 13,7 | 12,4 | ---* | 9,5 | 25,1 | 2,6 |
Reichstag 1933 | 14,9 | 32,0 | 10,5 | ---* | 12,9 | 50,3 | --- |
* vereinigt mit BVP | |||||||
CDU | SPD | Grüne | FDP | Linke | Sonstige | ||
Bundestag 1994 | 38,8 | 48,6 | 3,5 | 4,2 | --- | 4,9 | |
Bundestag 1998 | 38,5 | 46,7 | 3,3 | 5,7 | --- | 7,6 | |
Bundestag 2002 | 36,8 | 40,8 | 4,8 | 11,1 | --- | 6,5 | |
Bundestag 2005 | 31,3 | 36,0 | 4,6 | 14,2 | 7,8 | 6,0 | |
Bundestag 2009 | 30,0 | 26,8 | 16,8 | 5,4 | 14,2 | 6,9 | |
Bundestag 2013 | 39,4 | 32,2 | 4,9 | 3,9 | 7,2 | 12,3 | |
Landtag 2006 | 46,7 | 29,4 | 10,0 | 10,2 | 3,1 | 0.6 | |
Landtag 2011 | 40,7 | 31,5 | 7,8 | 10,2 | 3,8 | 6,0 |
0.9.Zeittafel
Steinzeit | Spuren von Besiedlung nachweisbar (Klopfsteine) |
Bronzezeit | Funde von Schmuck- und Gebrauchsgegenständen |
Eisenzeit | Noch erhaltene Einzelgräber |
Römerzeit | villa rustica, Relieffund, Einzelfunde |
Frühmittelalter | Hof Medard kommt in den Besitz des Bistums Verdun |
um 1000 | Wahrscheinliche Erbauung der Burg Lauterecken und Gründung der Siedlung |
1112 | Gründung der Grafschaft Veldenz |
1270 | Jüngere Linie von Veldenz (Bestand bis 1444) |
1343 | Ersterwähnung in einer Urkunde (Kopie 14. Jhd.) |
1349 | Wahrscheinliche Verleihung der Stadtrechte |
14. Jhd. | Erwähnung des Ortes im Urbar von Prüm (iuxta Lutereck) |
1444 | Stephan von der Kurpfalz begründet die Pfalzgrafschaft Zweibrücken |
1543 | Gründung der Pfalzgrafschaft Veldenz durch Pfalzgraf Ruprecht |
1543-1592 | Pfalzgraf Georg Johannes I (Jerrihans) |
1598 | Lützelsteiner Teilung |
1679 | Pfalzgraf Gustav Philipp auf der Flucht erschossen |
1681 | Pfalzgraf Leopold Ludwig verweigert die französischen Reunionsforderungen |
1694 | Tod der Pfalzgrafen Leopold Ludwig und Ende der Pfalzgrafschaft Veldenz |
1733 | Veldenzer Successionsvertrag (Lauterecken kommt zur Kurpfalz) |
1744 | Die Stadtmauer wird niedergerissen |
1792 | Französische Revolutionstruppen im Glantal |
1801 | Eingliederung an Frankreich: Mairie und Kanton Lauterecken, Arrondissement Kaiserslautern, Département Donnersberg |
1816 | Lauterecken Sitz einer Bürgermeisterei und eines Kantons im Landkommissariat (Kreis) Kusel des Baierischen Rheinkreises |
1849 | Volkserhebung im Pfalz-Badischen Aufstand |
1945 | Etwa 60 Tote durch alliierte Bombenangriffe |
1969 | Gründung des Staatlichen Gymnasiums |
1972 | Lauterecken Sitz einer Verbandsgemeinde im Landkreis Kusel |
0.10.Einwohnerzahlen (lutherisch und ab 1818 Union)
Jahr | 1787 | 1814 | 1825 | 1840 | 1864 | 1905 | 1939 | 1961 | 1969 | 2003 | 2007 |
gesamt | 607 | 825 | 974 | 1231 | 1208 | 2221 | 2158 | 2669 | 2982 | 2273 | 2196 |
katholisch | 264 | 343 | 389 | 402 | 469 | ||||||
lutherisch | 535 | 631 | 842 | 806 | 2162 | ||||||
reformiert | 26 | ||||||||||
sonstige | 38 |
0.11.Religiöse Verhältnisse
Während des Mittelalters gehörte die Bevölkerung der Stadt zu dem einheitlichen katholischen Glauben und gehörte noch lange Zeit zur Kirche von Medard. In der Reformationszeit mussten unter den Herzögen von Zweibrücken gemäß des Grundsatzes "cuius regio eius religio" alle Stadtbewohner auf Anordnung des Herzogs zum lutherischen Glauben übertreten. Als gegen Ende des 16. Jahrhunderts das Herzogtum Zweibrücken sich der Reformierten Konfession zuwandte, vollzog Pfalz-Veldenz diese Wendung nicht und blieb weiterhin bei der lutherischen Lehre. Allerdings setzte in der Zeit der Besetzung durch die Truppen Ludwigs XIV. und in der nachfolgenden kurpfälzischen Epoche eine starke Rückkehr zum katholischen Glauben ein. 1690 entstand wieder eine eigene katholische Gemeinde. Durchweg gehörte bald rund ein Drittel der Bevölkerung der katholischen Konfession an und etwa zwei Drittel gehörten zur protestantischen Konfession. Die reformierte Konfession nach Johannes Calvin spielte auch vor der Einführung der protestantischen Union von 1818 nie eine besondere Rolle, den Reformierten stand zeitweise ein Bethaus zur Verfügung. Es gab auch nur wenige Juden in der Stadt. Das Zahlenverhältnis zwischen Katholiken und Protestanten verschob sich nach dem Zweiten Weltkrieg durch die Zuwanderung von Heimatvertriebenen aus Ostdeutschland eindeutig zu Gunsten der Protestanten. Heute leben auch Zugehörige des Islam in der Stadt, und viele Einwohner bekennen sich zu keiner Konfession. Nahe der heutigen Stadtkirche stand schon sehr lange ein Vorgängerbau, über den keine genauen Kenntnisse vorliegen. Er wurde 1725 durch eine protestantische Kirche ersetzt und musste bis zum Bau einer katholischen Kirche den Katholiken das Simultanrecht einräumen. Diese Kirche wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts abgerissen, ganz in der Nähe entstand 1865/66 die heutige evangelische Kirche. Der Bau der katholischen Kirche nahm 1845 seinen Anfang und wurde 1853 vollendet.
0.12.Schulen, Kultur, Vereinswesen
0.12.1.Schulen
Mit dem Ausgang der Reformationszeit nahm auch das schulische Bildungswesen seinen Anfang, bedingt durch die protestantische Vorstellung, ein Christ habe sich persönlich mit dem Wort Gottes in der Bibel auseinander zu setzen. So begann in Lauterecken das Schulwesen mit der Einrichtung einer Sonntagsschule, in der die Gläubigen Kirchengesänge übten und im Lesen des Katechismus eingeübt werden sollten. Bald erfolgten erste Versuche zur Einrichtung eines Schulunterrichts, an dem sich alle Kinder beteiligen sollten. Ein Schulhaus stand in der Nähe des Untertors. Diese frühen Bemühungen zur Einrichtung des Schulwesens kamen in Verlauf des 30-jährigen Krieges zum Erliegen. Lange nach dem Krieg kam es noch zu keinem regelmäßigen Unterricht, denn das Schulhaus befand sich in einem ruinösen Zustand. Pfalzgraf Leopold Ludwig galt jedoch als ein großer Förderer des Schulwesens. Nachdem er schon 1695 in Hanau-Lichtenberg eine Schulordnung erlassen hatte, verfügte er auch für Stadt und Amt Lauterecken eine ähnliche Ordnung, die 1706 als "Lauterecker Schulordnung" spezifiziert wurde. (Vgl. Zink 1968 S. 365 ff.) Eine allgemeine und von der Kirche unabhängige Schule führten 1789 die Franzosen mit der "Primärschule" ein. Eine im heutigen Sinne planmäßige Schule entstand jedoch erst mit der Zugehörigkeit Lautereckens zu dem Königreich Bayern. Zunächst standen noch im kirchlichen Kaplaneihaus Lehrräume zur Verfügung, die jedoch beim starken Anwachsen der Schülerzahlen bald nicht mehr zureichten. 1836 wurde deshalb zunächst mit dem Bau eines protestantischen Schulhauses begonnen, in dem nach 1837 bald ein Lehrer und ein Schulgehilfe unterrichteten. Die Stadt kaufte ein verwahrlostes Haus in der Nähe des protestantischen Schulhauses an, um es als neues Schulhaus herzurichten, in dem auch die katholische Schule untergebracht werden sollte. Deren Ursprünge reichten in die Zeit Ludwigs XIV. zurück, dessen Truppen Lauterecken für lange Zeit besetzt hielten. Eine dauerhafte Lösung kam durch die Maßnahmen der Stadt nicht zu Stande. 1874 entstand in Lauterecken bereits eine Gemeinschaftsschule. Aber die räumlichen Verhältnisse blieben unbefriedigend. Erst 1900 wurde mit dem Bau eines neuen Schulhauses begonnen, das Räumlichkeiten für alle Schüler aufwies, zugleich durch seine Architektur und seine Lage vor der Stadt als vorbildlich anzusehen war. Nach dem Zweiten Weltkrieg änderten sich die Verhältnisse. In dem Neubaugebiet "Auf Röth" übergab das Land Rheinland-Pfalz 1969 das Staatliche Gymnasium seiner Bestimmung. Das neue Gebäude im Stadtteil "Auf Röth", oberhalb der B 420 in Richtung Wiesweiler, entstand auf einem Gelände, das später zu einem Schulzentrum erweitert werden sollte. Durch die regionale Neuordnung um 1970 bestanden plötzlich auf engem Raum drei Hauptschulen in Sankt Julian, Offenbach und Lauterecken, die nach und nach zusammengeführt wurden. In Lauterecken mussten bei beständig anwachsenden Schülerzahlen und der Zentralisierung des Schulwesens in Anbauten neuer Schulraum geschaffen werden. Es entstanden provisorische Anbauten beim Schulhaus an der Schulstraße. Nur die unteren Klassen der Hauptschule wurden zunächst in Lauterecken in einem neuen Gebäude, die Oberklassen in dem neuen Schulgebäude von Offenbach - Hundheim unterrichtet. 1996 entstand im Schulzentrum auf Röth ein neues Schulgebäude für die Hauptschüler des gesamten Gebietes der Verbandsgemeinde Lauterecken. Seit dem Schuljahr 2001/2002 hat diese Schule den Ganztagsunterricht aufgenommen. Es handelt sich um eine berufsorientierte Schule, in der mit dem Abschluss der 10. Klasse die Mittlere Reife erworben werden kann. Im alten Schulhaus von 1900 blieb die Grundschule, der nach und nach auch Schüler umliegender Dörfer zugeordnet wurden. In einem Nebengebäude wurden zunächst auch Klassen der Schule für Lernbehinderte (Janus-Korczack-Schule) untergebracht. Im Jahr 1999 konnten alle Klassen der Sonderschule in das frei gewordene neuere Gebäude einziehen, in dem zuvor einige Klassen der Hauptschule untergebracht waren.
0.12.2.Kultur
Das kulturelle Leben der Stadt wird einmal von den Schule getragen, dann von der Volkshochschule und von den entsprechenden Vereinen. Es besteht auch eine Gesellschaft für Aus- und Weiterbildung. In früheren Jahrhunderten galt Lauterecken auch als der Verlagsort diverser Zeitungen. Es gab den „Boten für das Lauter- und Glantal“ mit der Beilage „Blätter für Geschichte und Heimatkunde für die Glan- und Lautergegend“, im 19. Jahrhundert gegründet und 1937 eingestellt, und die „Nordwestpfälzische Zeitung“ (1900 - 1938). Das Blatt wurde von der „Allgemeinen Zeitung“ übernommen, die heute noch als regionaler Ableger einer größeren Zeitung in Meisenheim erscheint. Außerdem verbreitete Tageszeitung ist die in Ludwigshafen und in Kusel erscheinende „Rheinpfalz, Westricher Rundschau“.
0.12.3.Vereine
In der Stadt bestehen heute (2005) u. a. folgende Vereine: Gesangverein, Musikverein, Sportverein, Reiterverein, Tauchsportverein, Heimat- und Kulturverein, Förderverein der Janus-Korczak-Schule, DRK-Tennisclub, FWG Lauterecken, Sportfahrerkreis Glan-Lauter, Angelsportverein, BSW Eisenbahner Blaskapelle 1972, Café Kultur, Eisstockclub, Fanfarenzug, Förderverein des Gymnasiums, Förderkreis der Jugendfeuerwehr, Hundeverein, Katholische Frauengemeinschaft, Katholischer Kirchenchor, Evangelischer Frauenbund, Evangelischer Kirchenchor, Landfrauenverein, Pfälzerwaldverein.
0.12.4.Feste und Brauchtum
Die Stadt feiert mehrere sporadisch wiederkehrende Feste, den Frühjahrsmarkt am ersten Wochenende im Mai, das Heimatfest am zweiten Wochenende im August, den Herbstmarkt am zweiten Wochenende im Oktober, den Weihnachtsmarkt am ersten Wochenende im Dezember. Spezielles altes Brauchtum für Lauterecken ist nicht mehr bekannt.
0.13.Gesundheits- und Sozialwesen
Neben Ärzten für Allgemeinmedizin haben sich auch ein Arzt für Hals- Nasen und Ohrenkrankheiten niedergelassen, ein Spezialist für Innere Medizin und zwei Zahnärzte. Nächst gelegenes Krankenhaus ist das Krankenhaus in Meisenheim, etwas weiter entfernt liegen die Anstalten des großen Westpfalzklinikums mit seinen Abteilungen in Kaiserslautern, Kusel, Rockenhausen und Kirchheimbolanden. Der soziale Pflegedienst obliegt u. a. der Ökumenischen Sozialstation Lauterecken-Wolfstein. Zur stationären Altenpflege besteht das Altenheim „pro seniore“.
0.13.1.Wirtschaft und Verkehr
Wirtschaft
Es versteht sich von selbst, dass sich in der ehemaligen Residenzstadt seit eh und je neben ausgeprägter Landwirtschaft mit Weinbau auch Dienstleistungs- und Handwerksbetriebe niedergelassen hatten. Von Bedeutung waren zunächst die Mühlen. Bereits 1387 erhalten wir Nachricht über eine Mühle in "Inghelden". Sie stand wahrscheinlich an dem Bach, der nordöstlich von Lauterecken in den Glan mündet. Die Stadtmühle am Glan und die Rheingrafenmühle an der Lauter wurden im 16. Jahrhundert erstmals erwähnt. Zur Stadtmühle, die 1966 ihren Betrieb einstellte, gehörte zeitweise auch eine Ölmühle. Nach der Schließung ließ sich auf dem Gelände ein Betrieb zur Herstellung von Fruchtsäften nieder mit dem Firmennamen "Schloss Veldenz". Die Rheingrafenmühle gehörte ursprünglich den Grafen von Grumbach, die in Lauterecken für ein Bannmühle die günstigeren Wasserverhältnisse nutzen durften. Diese Mühle stellte 1957 ihren Betrieb ein. Die Wollenweber besaßen eine Walkmühle an der Lauter, die bereits 1542 genannt wurde. In der Folgezeit bestanden eine weitere Mahl- und Ölmühle, eine Bordenmühle (Sägewerk), und eine Lohmühle. Diese Nennung der Mühlen von besonderer Art weist darauf hin, dass auch Webereien und Gerbereien in der Stadt zu Hause waren. Wir besitzen Zunftbriefe der Wollenweber und Leinenweber wie auch der Schneider- und Tuchscherer ebenfalls aus dem 16. Jahrhundert. Mehrere Gerbereien werden seit dem 18. Jahrhundert erwähnt, bestanden mit Sicherheit auch schon in früherer Zeit. Im ausgehenden 19. Jahrhundert ging die Gerberei Tressel auch zur Schuhproduktion über, ohne dass sich eine größere Schuhfabrik entwickeln konnte. Zur pfalzgräflichen Zeit erwähnen die Urkunden eine herrschaftliche Brauerei, die offensichtlich während der Franzosenzeit ihren Betrieb einstellte. Danach bestanden mehrere kleine Brauereien in der Stadt und kleine Schnapsbrennereien, die sich durchweg nicht behaupten konnten. Eine größere Brauerei war die Felsenbrauerei, die 1860 gegründet wurde und inzwischen ihren Betrieb einstellte. Seit dem Jahr 2000 besteht im Bahnhofsgebäude eine kleine, aber sehr beliebte „Gasthausbrauerei“. Im 19. Jahrhundert gewann die Sandsteinindustrie größere Bedeutung. Sandsteine aus Lauterecken wurden ausgeliefert zum Bau der Prachtbauten in den großen Städten. Wegen der nachlassenden Nachfrage kam dieser Industriezweig nach dem Zweiten Weltkrieg zum Erliegen. Hartstein wurde seit dem 19. Jahrhundert im Bereich Ingenhell gebrochen. Zeitweise waren dort über 200 Arbeiter beschäftigt. Über Seilbahnen wurde das Gestein zu Tal gebracht. Nach 1970 wurde dieser Hartsteinbruch stillgelegt. Bau- und Abfuhrunternehmen, die zum großen Teil mit der Steinindustrie in Verbindung standen, können sich auch heute noch behaupten. Neben der Sandstein- und Hartsteinindustrie wurden zu früherer Zeit auch Kalk und Kohlen in der Gemarkung von Lauterecken gewonnen. Fabrikindustrie größeren Ausmaßes entstand erst nach dem Zweiten Weltkrieg. 1949 entstand zwischen Glan und B 420 das Textilwerk Lauterecken als ein Zweigbetrieb der Vogtländischen Wollspinnerei in Hof an der Saale. Hier waren in drei Spinnereien und in einer Baumwollweberei zeitweise 1500 Mitarbeiter beschäftigt. Infolge nachlassender Konjunktur im Textilgewerbe stellte die Firma den Lauterecker Zweigbetrieb ein. Nachdem die Gebäude längere Zeit leer standen, übernahm sie das Logistikunternehmen BITO (Bittmann GmbH Lagertechnik) mit dem Hauptbetrieb in Meisenheim. Eine größere Fabrik, die Foliendruck und Aufdrucke für vielerlei Fremddrucke herstellte, war die Firma Lony, die ursprünglich in der Stadt nahe dem früheren Untertor angesiedelt war, sich später im Industriegebiet an der B 420 in Richtung Medard niederließ und 2003 von einem Konsortium aus der Schweiz übernommen wurde. Ebenso bestand lange Zeit eine Druckerei Giloi. Weitere Betriebe im nordöstlichen Industriegebiet an der B 420 waren die Lederwarenfabrik Buhl (Herstellung von Werbeartikeln) und die Firma für Autoelektrik Hess/Gabel (Bosch-Dienst). Auch Supermärkte ließen sich in diesem Bereich nieder.
Verkehr
Wahrscheinlich verdankt Lauterecken seine Entstehung durch die verkehrsgünstige Lage bei den Zusammenflüssen von Lauter und Grumbach mit dem Glan. Allerdings müssen wir berücksichtigen, dass der Straßenverkehr in früherer Zeit die Täler mied und weitgehend über die Höhen verlief. Straßen im modernen Sinne entstanden erst während des 19. Jahrhunderts. Der Ausbau der Glantalstraße erfolgte um 1840, einige Jahre früher die Straße durch das Lautertal in Richtung Wolfstein und Kaiserslautern, um 1850 die Straße über Grumbach in das Nahetal, die einer alte Höhenstraße von Idar-Oberstein her ersetzte. Heute liegt Lauterecken am Schnittpunkt der Bundesstraßen B 420 (Oppenheim - Neunkirchen/Saar) und B 270 (Idar-Oberstein - Kaiserslautern - Pirmasens). Entfernungen von Lauterecken zu anderen Orten: Kusel 22 km, Meisenheim 6 km, Wolfstein 8 km, Kaiserslautern 32 km, Bad Kreuznach 42 km, Idar-Oberstein 31 km. Schon bald nach dem Ausbau der Straßen während des 19. Jahrhunderts fand Lauterecken Anschluss an das Schienennetz. 1583 wurde die Lautertalbahn in Betrieb genommen, 1894 die zweigleisige Bahn durch das Glantal in Richtung Odernheim, 1902 bis 1904 auch die Bahn Richtung Altenglan. Während die Lautertalbahn auch heute noch regelmäßig verkehrt, wurde die Bahn durch das Glantal um 1985 still gelegt. Durch die Draisinen-Tour entwickelte sich diese Strecke zwischen Altenglan und Staudernheim inzwischen zu einer Touristik-Attraktion. Lauterecken liegt ungefähr in der Hälfte beider Endstationen und unterhält einen eigenen Stützpunkt.
0.14.Persönlichkeiten
Brenner, Carl Christian (*1838 Lauterecken, †1838 Louisville USA)
In den USA berühmt gewordener Landschaftsmaler
Falciola, Johann Carl (1759-1841)
Ursprünglich Theologe, dann glühender Anhänger der Französischen Revolution und Verehehrer Napoleons. Bestimmte weitgehend die Stadtpolitik während der französischen Zeit, wurde bekannt durch Spekulationsgeschäfte
[Berichte von Zink, Albert in: Die Rheinpfalz 1964 20. und 21. August, außerdem Zink 1968 S. 58 ff.]
Gebhart, Karl (*1859 Lauterecken, † 1921 Lauterecken)
Landwirt und Ökonomierat, Vorstand des "Landwirtschaftlichen Vereins der Pfalz" und des "Bundes der Landwirte", Schriftleiter der Zeitschrift "Pfälzer Bauer"
Geiger, Alois (*1892 Lauterecken, †1973 Kaiserslautern)
Präsident der Handwerkskammer der Pfalz und in hoher Position in vielen Ämtern der Berufsvereinigungen. Träger des Großen Verdienstkreuzes des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
Gümbel, Jacob Theodor (* 1859 Landau, † 1920 Landau)
Pfarrer und Dekan, u. a. 1897-1910 in Lauterecken, Verfasser kirchengeschichtlicher Bücher, auch eines wichtigen Buches über Pfalz-Veldenz (s. Literaturangaben unten)
Hartmann, Max (*1876 Lauterecken, † 1962 Buchenbühl)
Naturwissenschaftler und Professor für Biologie am Kaiser-Wilhelm-Institut in Berlin, Träger der Friedensklasse des Ordens "Pour le mérite" und der Goldmedaille der Pfälzischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften.
Hildebrand, Carl Friedrich (*1837 Lauterecken, †1913 Kaiserslautern
Dozent am Lehrerseminar Kaiserslautern, Vorsitzender des Pfälzischen Lehrervereins
Nesseler, Emil (*Lauterecken 1891, † Ludwigshafen 1952)
Stadtarchivar in Ludwigshafen, Verfasser zahlreicher heimatkundlicher Schriften, vor allem aus dem Bereich Ludwigshafen
Oberheim, Philipp (*1680 in Wiesbaden, † 1745 Lauterecken)
Pfarrer u. a. in Lautereckedn und Verfasser eines Gesangbuches mit Katechismusanhang
Steinhauer, Ludwig (*1885 Lauterecken, † 1957 Lauterecken)
Präsident der Landwirtschaftskammer der Pfalz, Vorsitzender der Pfälzischen Bauern- und Winzerschaft, Ökonomierat und Bürgermeister in Lauterecken
Steinhauer, Edwin (*1916 Lauterecken † 1996 beigesetzt in Lauterecken)
Präsident der Landwirtschaftskammer Rheinland/Pfalz, Vorstandsmitglied der Bauern- und Winzerschaft der Pfalz, Landtagsabgeordneter, Bürgermeister in Lauterecken, dekoriert mit vielen Auszeichnungen.
Weitzel, Cläre (*1989 Lauterecken, †1945 Bad Dürkheim)
Schriftstellerin, Tochter eines Steuereinnehmers in L., der nach Klingenmünster versetzt wurde, später mit einem Lehrer verheiratet. Autorin der Romane Armer Hans (1919) und Heimat (1920), sowie vieler z. T. preisgekrönter Erzählungen, starb bei einem Luftangriff.
0.15.Nachweise
Verfasser: Ernst Schworm
Redaktionelle Bearbeitung: Ernst Schworm
Literatur:
- Gümbel, Theodor: Geschichte des Fürstentums Pfalz-Veldenz, Kaiserslautern 1900.
- Keller, Lothar: Die Entwicklung der Post im Raum Lauterecken, in: Westrichkalender Kusel 1981, S. 75-80.
- Dilaukies, Dorothea: Schulportrait der Hauptschule Lauterecken, in: http://hs-lauterecken.bildung-rp.de. Diese Seite ist nicht mehr verfügbar.
- Edinger, Emil: Gedanken zum 15. Lauterecker Heimatfest und 2. Kreisheimattag, in: Westrichkalender Kusel 1972, S. 31-35.
- Göhler, Waldemar: Vom Rentamt zum Finanzamt Lauterecken, in: Westricher Heimatblätter Jg. 9 Kusel 1988, S. 154 – 157.
- Kittel, Paul: Georg Hans, Phalsbourg 2003.
- Knecht, Klaus: In Memoriam: Amtsgericht Lauterecken (1797-1795), in: Westrichkalender Kusel 1976, S. 55-60.
- Kreischer, Kurt: Das alte Bergschloss in Lauterecken, in: Westricher Heimatblätter Kusel Jg. 30, Kusel 2000, S. 229-231.
- Kreischer, Kurt: Das alte Bergschloss von Lauterecken, seine Leute, seine Zeit, sein Umfeld, in: Westricher Heimatblätter Jg. 34, Kusel 2003, S. 42-46.
- Lanzer, Rudi: Der Tag, an dem die Bomben fielen, in: Die Rheinpfalz,Westricher Rundschau, 22. 02. 03.
- Lehmann, Johannes Georg: Vollständige Geschichte des Herzogtums Zweibrücken und seiner Fürsten, München 1867.
- Niebergall, Hans: Damals ... , Festvortrag zum 30-jährigen Bestehen des Staatlichen Gymnasiums Lauterecken, in: Homepage des Gymnasiums.
- Paul, Roland: Geistlicher, Mainzer Klubist, Rentmeister in Lauterecken - Aus den Lebenserinnerungen des Johann Carl Falciola, in: Jahrbuch zur Geschichte von Stadt und Landkreis Kaiserslautern, Otterberg und Kaiserslautern 1980 (=Band 16/17), S.353-364.
- Pfleger, Karl: Die Vegetation der Steinbrüche bei Lauterecken, in: Westricher Heimatblätter Jg. 4 Kusel 1973, S. 106-115.
- Pfleger, Karl: Das Fürstentum Pfalz - Veldenz (Lauterecken) - Lützelstein, in : Rothenberger u. a. Pfälzische Geschichte Band I S. 338-340, Kaiserslautern 2001.
- Pfleger, Karl: Burg Lautereck oder das Bergschloss bleibt vorerst ein Luftschloss, in: Westricher Heimatblätter Jg. 32, Kusel 2001, S. 40-43.
- Rohe, Ralf: Vom Kunststoffgranulat zur Lagerbox, in: Westrichkalender Kusel 2002, S. 102-103.
- Schüler-Beigang, Christian: Lauterecken, in: Kulturdenkmäler von Rheinland-Pfalz Band 16 Kreis Kusel, Worms 1999, S. 175 ff.
- Schworm, Ernst: Veldenz, Lauterecken und Lützelstein, in: Westrichkalender Kusel 1998, S. 144-152.
- Schworm, Ernst: Der Prozess vor dem Reichskammergericht zwischen Pfalz-Veldenz-Lützelstein und den Herren von Mentzingen, in: Westricher Heimatblätter Jg. 38, Kusel 2007, S. 99-144.
- Weber, Friedrich W.: Die Rheingrafenmühle in Lauterecken vom 16. - 18. Jahrhundert, in: Westrichkalender Kusel 1980, S. 132-137.
- Weber, Friedrich W.: Lauterecken - Sombernon, in: Westrichkalender Kusel 1976, S. 172-175.
- Zink, Albert: Falciola, in: DIE RHEINPFALZ, Ausgabe Kusel 1964 vom 20. und 21 August.
- Zink, Albert: Chronik der Stadt Lauterecken, Landau 1968.