Am Gebäude der Mittelgasse 26 in Gau-Weinheim ist in der Bruchsteinmauer ein spätgotischer Spitzbogen zu finden, der mit 1604 bezeichnet ist. Der Torbogen ist das letzte Relikt des 1604 errichteten Pfarrhauses von Gau-Weinheim.

Bereits 1546 wurde unter Kurfürst Friedrich II. in den kurpfälzischen Gebieten die Reformation eingeführt, wodurch auch die Bewohner*innen der betreffenden Ortschaften zum reformierten Glauben übertreten mussten. Das 1604 errichtete Pfarrhaus entstand damit in einer Zeit, in der in Gau-Weinheim der Hauptteil der Bevölkerung der reformierten Konfession folgte.

Während des Dreißigjährigen Krieges (1618 – 1648) wechselte die Herrschaft über das linksrheinische Gebiet vermehrt, wobei die Dorfbevölkerungen meist gezwungen waren, sich zur Konfession der jeweiligen Herrscher zu bekennen. Nachdem Kurfürst Johann Wilhelm 1698 zunächst das Simultaneum für die kurpfälzischen Kirchen eingeführt hatte, wurden diese ab 1705 im Zuge der Pfälzischen Kirchenteilung zwischen Katholiken und Reformierten aufgeteilt. In Gau-Weinheim wurde per Los entschieden, dass die Kirche St. Katharina zusammen mit dem 1604 errichteten Pfarrhaus und dem Pfarrgut den Katholiken zugesprochen wurde. Die reformierte Gemeinde richtete sich daraufhin eine alte Scheune in der Nähe des Pfarrhauses als Gotteshaus her, bevor 1863 eine neue evangelische Kirche errichtet wurde.

1906 wurde das alte Pfarrhaus umfassend erneuert, doch schon 1931 waren weitere große Reparaturen am Haus notwendig. Im Jahr 1987 entschied man sich schließlich das alte Pfarrhaus abzureißen und ein neues modernes Pfarrhaus zu errichten. Der spätgotische Torbogen ist das letzte Relikt des alten Pfarrhauses von 1604 und kann auch heute noch bewundert werden.