Osthofen in Rheinhessen

Das Osthofener Pumpwerk

Pumpwerk in Osthofen.[Bild: Torsten Schrade]

Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts hatten nur wenige dörflichen Haushalte einen eigenen Wasseranschluss. Die öffentliche Wasserversorgung fand in Osthofen über mehrere Brunnen (1857 dreizehn Brunnen) statt, die im Dorfgebiet verteilt waren. Erste Untersuchungen zum Bau einer zentralen Wasserversorgung begannen im Jahr 1900. Diese wurden jedoch unterbrochen, als eine Rentabilitätsrechnung die Höhe der Projektkosten aufzeigte. Am 8. Februar 1904 bewilligte der Gemeinderat Osthofen jedoch die Mittel zur Ausarbeitung eines Gruppenwasserversorgungsprojekts. Erste Pumpversuche im Sommer verliefen zufriedenstellend, woraufhin das Projekt dem Großherzoglichen Ministerium des Innern vorgelegt und am 8. November genehmigt wurden.

In den folgenden Wochen fanden Verhandlungen mit interessierten Gemeinden statt und die Gründung eines Vereins wurde beschlossen, der am 25. April 1905 unter dem Namen „Wasserversorgungsverband für das Seebachgebiet“ bestätigt wurde. Bei seiner Gründung umfasste der Verein fünfzehn Gemeinden, darunter Abenheim, Bechtheim, Bermersheim, Blödesheim (dem heutigen Hochborn), Dalsheim, Dittelsheim, Frettenheim, Gundheim, Heßloch, Mettenheim, Monzernheim, Nieder-Flörsheim, Pfeddersheim, Westhofen und Osthofen.

Seit der Gründung hat sich die Einwohnerzahl des Verbandsbereiches verdreifacht und die Mitgliederzahl ist auf 22 Gemeinden angewachsen. Die ursprünglichen Flachbrunnen wurden aus Hygiene-Gründen durch acht Tiefbrunnen (vier im Bereich Osthofen, zwei in Westhofen und je einen in Gundersheim und Hohen-Sülzen) ersetzt. Noch vor dem Ersten Weltkrieg wurde begonnen die benötigte Energie und Antriebstechnik auf Fremdstrombezug und Elektromotoren umzustellen.

Das Pumpwerk in Osthofen wurde erstmals am 6. Juni 1906 in Betrieb genommen. Die repräsentative Außenfassade des Wasserwerks aus rotem Backstein gilt als architektonische Besonderheit, da die Fassade Formen des Jugendstils und des Neobarock vermischt. Über dem riesigen dreiteiligen „Schaufenster“ findet sich ein profiliertes Bullauge, das durch Wandvorlagen aus Backstein eingerahmt wird. Die Ecken sind durch breite Rippen betont, die in den geschwungenen Volutengiebel überleiten. Neben dieser repräsentativen Hauptfront sind aber auch die anderen Seiten des Gebäudes durch Backsteinschmuck in Verbindung mit weißen Holzelementen gegliedert. Diese Kombination erinnert an die Bäderarchitektur der deutschen Ostsee.

Nachweise

Redaktionelle Bearbeitung: Jonathan Bugert

Verwendete Literatur:

  • Kazenwadel-Drews, Brigitte: Osthofen. Ein Rundgang durch die Geschichte. [Heidelberg] 2006.
  • Wasserversorgungsverband für das Seebachgebiet. In: 1200 Jahre Osthofen. Auf den Spuren der Vergangenheit. Hrsg. von der Stadtverwaltung Osthofen. Osthofen 1984.
  • Geschichte des WZS (Wasserwerk Zweckverband Seebachgebiet). In: www.wzs-osthofen.de, URL: http://www.wzs-osthofen.de/neu/geschichte.php (15.10.2020).

Aktualisiert am: 15.10.2020