Zur Geschichte des Ortes Abenheim
Römische Zeit und Spätantike
Schon in römischer Zeit war die Gemarkung des Dorfes Abenheim besiedelt. An verschiedenen Stellen des Ortes wurden die Reste von römischen Gutshöfen (villae rusticae) entdeckt. 1970/71 gruben Mitglieder des Heimatvereins beispielsweise Reste eines solchen Gutshofes im Gewann „Hübelbrunnen“ am Quotenbach aus. Am Südhang des Ortstales, sowie in den Rautenwiesen, wurden ebenfalls römische Siedlungsreste gefunden.[Anm. 1] Dabei handelte es sich in der Regel um Keramikscherben und Ziegelbruchstücke, im westlichen Teil der Gemarkung - Richtung Gundheim - wurde aber auch ein Mühlstein gefunden.[Anm. 2]
Auch für eine Besiedlung des Stadtgebietes in der Spätantike finden sich Beweise. 1984 wurden in der Welschgasse die mutmaßlichen Beigaben eines Grabes aus dem 5. Jahrhundert gefunden - allerdings ohne die Bestattung selbst. Die dort gefundene Gürtelschnalle ist das erste linksrheinische Zeugnis eines Burgunden.[Anm. 3] Das ostgermanische Volk der Burgunden siedelte ursprünglich im Gebiet zwischen Weichsel und Oder und rückte in der Spätantike nach Westen vor.[Anm. 4]
Mittelalter
Zum ersten Mal schriftlich erwähnt wurde Abenheim im Jahr 774 in einem Güterverzeichnis des Klosters Lorsch.[Anm. 5] Bis zum Jahr 932 war Abenheim Reichsgut. In diesem Jahr tauschte König Heinrich I. mit dem Fuldaer Abt Hadamar einige Besitzungen, darunter auch Abenheim, das somit in der Folgezeit zum Kloster Fulda gehörte. Die weltliche Herrschaft über Abenheim übten die Grafen von Leiningen aus. Diese Verhältnisse blieben bis zum 14. Jahrhundert bestehen. Im Jahr 1358 übernahm dann das Kloster Fulda wieder die direkte Herrschaft über Abenheim, als es das Erblehen von den Grafen Johann und Emich von Nassau zurückkaufte, diesen jedoch das Recht auf Wiedereinlösung gewährte.[Anm. 6] 1405 ließ sich Johann von Katzenelnbogen, der das Wiedereinlösungsrecht von seiner Mutter Anna zwei Jahre zuvor gekauft hatte, vom Fuldaer Abt mit Abenheim belehnen. Im Jahr 1425 konnte Dieter Kämmerer von Dalberg zwei Drittel der von den Naussauer Grafen verpfändeten Vogteirechte zu Abenheim und Mölsheim erwerben. Damit übernahm nun das Adelsgeschlecht von Dalberg die Herrschaft über Abenheim.[Anm. 7]
Neuzeit
Der pfälzische Erbfolgekrieg (1688-1697) hinterließ in Abenheim große Schäden, deshalb mussten im 18. Jahrhundert große Teile des Ortes neu aufgebaut werden.[Anm. 8]
Die Französische Revolution und das Ende des Alten Reiches 1806 beendeten die Herrschaft des Geschlechts von Dalberg über Abenheim. Nach dem Ende der Revolutionskriege 1815 wurde Abenheim Bestandteil des neugeschaffenen Großherzogtums Hessen. In den folgenden Jahren machte das Dorf eine entscheidende Wandlung durch. Einerseits expandierte es über seine alten Grenzen hinaus, andererseits brachte die Industrialisierung ab der Jahrhundertmitte eine Veränderung in der Sozialstruktur der Gemeinde, als viele Industriearbeiter der Fabriken in Worms und den umliegenden Städten nach Abenheim zogen. Die Expansion des Ortes hatte zur Folge, dass auch seine Verkehrsinfrastruktur ausgebaut und Abenheim im Jahr 1903 an das Bahnnetz angeschlossen wurde. Diese Verbindung wurde allerdings nach 70 Jahren stillgelegt.[Anm. 9]
Das Ende des Zweiten Weltkrieges bedeute auch für Abenheim große Umbrüche. Zunächst wurde es, noch als selbständige Gemeinde, im Jahr 1947 Teil des neu gegründeten Bundeslandes Rheinland-Pfalz, bevor es 22 Jahre später seine Eigenständigkeit verlor und in die Stadt Worms eingemeindet wurde.[Anm. 10] In den 1970er und 1980er Jahren wurden in und um Abenheim mehrere archäologische Entdeckungen gemacht, unter anderem ein römischer Gutshof, ein Villenplatz und die oben erwähnten Grabbeigaben des Burgunden.
Nachweise
Redaktionelle Bearbeitung: Stefan Grathoff, Anne-Kathrin Zehender, Armin Huber, Sarah Traub, Lutz Luckhaupt
Verwendete Literatur:
- Brilmayer, Karl Johann: Rheinhessen in Vergangenheit und Gegenwart. Geschichte der bestehenden und ausgegangenen Städte, Flecken, Dörfer, Weiler und Höfe, Klöster und Burgen der Provinz Rheinhessen nebst einer Einleitung. Gießen 1905.
- Grünewald, Mathilde: Worms-Abenheim. In: Cüppers, Heinz (Hrsg.): Die Römer in Rheinland-Pfalz. Stuttgart 1990.
- Kaiser, Reinhold: Die Burgunder. Stuttgart 2004.
- Reuter, Fritz: Silberne Lilien zwischen blauen Rebmessern (Herrschaft - Ortsbild - Bevölkerung). In: Ernstfried Töpfer (Hrsg.): Abenheim. Festbuch zur 1200 Jahrfeier. Abenheim 1974. S. 41-56.
- Spang, Franz-Joseph: Was ist es um Abenheim? In: Gesangsverein Concordia 1883 Abenheim. Festschrift zum 70jährigen Stiftungsfest verbunden mit Fahnenweihe. Worms-Herrnsheim 1953, S. 8-26.
- Töpfer, Ernstfried: Aus der Vorgeschichte des Dorfes. In: Ernstfried Töpfer (Hrsg.): Abenheim. Festbuch zur 1200 Jahrfeier. Abenheim 1974. S. 15-36.
Aktualisiert am: 27.06.2017
Anmerkungen:
- Grünewald, Mathilde: Worms-Abenheim. In: Cüppers, Heinz (Hrsg.): Die Römer in Rheinland-Pfalz. Stuttgart 1990, S. 680. Zurück
- Spang, Franz-Joseph: Was ist es um Abenheim? In: Gesangsverein Concordia 1883 Abenheim. Festschrift zum 70jährigen Stiftungsfest verbunden mit Fahnenweihe. Worms-Herrnsheim 1953, S. 8-26, hier S. 14. Herr Spang vermutete auch eine römische Straße welche bei den damaligen Straßen Heerweg, Heerwegshohl und Wormser Pfad die Gemarkung von Abenheim durchlief. Zurück
- Grünewald, S. 680. Zurück
- Kaiser, Reinhold: Die Burgunder. Stuttgart 2004, S. 16. Zurück
- Reuter, Fritz: Silberne Lilien zwischen blauen Rebmessern (Herrschaft - Ortsbild - Bevölkerung). In: Ernstfried Töpfer (Hrsg.): Abenheim. Festbuch zur 1200 Jahrfeier. Abenheim 1974. S. 41-56, hier S. 42 Zurück
- Brilmayer, Karl Johann: Rheinhessen in Vergangenheit und Gegenwart. Geschichte der bestehenden und ausgegangenen Städte, Flecken, Dörfer, Weiler und Höfe, Klöster und Burgen der Provinz Rheinhessen nebst einer Einleitung. Gießen 1905, S. 13. Zurück
- Reuter, S. 43-44. Zurück
- Ebenda, S. 43-44. Zurück
- Ebenda, S. 50. Zurück
- Ebenda, S. 50. Zurück