0.Das Amt Marienberg
Seit dem Jahr 1443 wurde Marienberg von dem damals errichteten Amt Beilstein verwaltet. Die Grafen von Nassau-Beilstein hatten dort eine Kanzlei mit einem Schreiber (Sekretär), einem adligen Amtmann und einem Rentmeister für die Geldrechnung. Dieser hatte auch die Aufsicht über die Kellerei zu Beilstein, ein Keller (Kellner) vereinnahmte und verrechnete die Naturaleinkünfte des Amtes.
Beilstein blieb auch nach 1561 unter der Herrschaft von Nassau-Dillenburg, später unter Nassau-Diez und zuletzt unter Nassau-Oranien Sitz eines Amtes und einer Finanzverwaltung, allerdings unter der Aufsicht des Amtes in Dillenburg bzw. in Diez. Neben dem Amtmann, einem Juristen, saßen dort auch der Landschultheiß für die Herrschaft zum Westerwald und der Landschreiber für die gesamte Grafschaft.
Das Amt Beilstein bestand aus zwei nicht miteinander verbundenen Teilen, den Unterkirchspielen Beilstein-Wallendorf, Nenderoth und Niedershausen einerseits sowie den drei Oberkirchspielen der Herrschaft zum Westerwald Emmerichenhaun, Marienberg und Neukirch andererseits.
Dieses Amt wurde im Jahr 1782 im Rahmen einer Verwaltungsreform aufgelöst. Der alte Amtmann J. G. Franz Chelius (lebte 1720-1794) hatte dies angeregt, vor allem um seinem Sohn ein Amt zu sichern. Die zugehörigen Kirchspiele wurden auf die bestehenden Ämter Mengerskirchen und Driedorf sowie auf die neu gebildeten nassau-oranischen Ämter Marienberg[Anm. 1] und Rennerod aufgeteilt. Das Kirchspiel Marienberg wurde Teil des Amtes Marienberg. Geleitet wurde das Amt von einem Amtmann. Auf Vorschlag des Regierungspräsidenten Georg Ernst Ludwig von Preuschen (lebte 1727-1794) wurden dem Amt Marienberg aus dem Amt Rennerod die Kirchspiele Höhn und Rotzenhahn (heute Rotenhain) zugeteilt.[Anm. 2] Die Finanzverwaltung blieb unverändert. Der neue Amtmann Chelius trat am 1. Juli 1782 seinen Dienst an. Er wohnte zunächst im 2. Pfarrhaus zu Marienberg, bis 1787 das neue Amtshaus erbaut wurde. Das neue Amt übernahm auch die gesamte freiwillige Gerichtsbarkeit der bisherigen Kirchspielgerichte.Literatur[Anm. 3]
Erst mit der Errichtung des Rheinbundes (1806) und den politischen Veränderungen unter Napoleon wurde das alte Amt aufgelöst und französische Verwaltungsformen eingeführt. Der Amtmann Chelius blieb Notar und war danach auch Maire der Munizipalität Marienberg.Literatur[Anm. 4]
Als Fürst Wilhelm VI. von Nassau-Oranien 1813 nach der Niederlage Napoleons seine deutschen Stammlande wieder in Besitz nehmen konnte, wurde auch das Amt Marienberg wieder eingerichtet.
Nachdem der Fürst von Nassau-Oranien am 31. Mai 1815 König der Niederlande geworden war, wurde zwischen dem Fürstentum Nassau-Oranien, dem Herzogtum Nassau und dem Königreich Preußen vertraglich bestimmt, dass das Amt Marienberg zunächst an Preußen abgetreten wurde. Preußen tauschte es dann an das Herzogtum Nassau.
Mit der Verwaltungsreform von 1816 bestand das jetzt herzoglich-nassauische Amt Marienberg aus den Gemeinden Marienberg, Ailertchen, Bach, Bellingen, Bölsberg, Bretthausen, Büdingen, Dreisbach, Eichenstruth, Enspel, Erbach, Fehl mit Ritzhausen, Großseifen, Hahn, Hardt, Hinterkirchen, Hintermühlen, Höhn, Hölzenhausen, Hof, Kackenberg, Langenbach, Langenhahn, Liebenscheid, Löhnfeld, Öllingen, Pfuhl, Püschen, Rotzenhahn, Schönberg, Stangenroth, Stein mit Neukirch, Stockhausen mit Illfurth, Stockum, Todtenberg, Unnau, Urdorf, Weisenberg, Willingen, Zinhain. Gleichzeitig unterstand das Amt Marienberg der Jurisdiktion des Kriminalgerichts Dillenburg.
Nach den Ereignissen im Zuge der »Deutschen Revolution« von 1848 wurde die Verwaltung umstrukturiert. Am 4. April 1849 wurden im Herzogtum Nassau Verwaltung und Rechtsprechung auf der unteren Ebene getrennt. Die Reform sollte zum 1. Juli 1849 in Kraft treten. Es wurden zehn Kreisämter gebildet. Die Verwaltungsaufgaben des Amtes Marienberg wurden vom Kreisamt Hachenburg wahrgenommen, die Rechtsprechung vom Justizamt Marienberg. Die Rechtstrennung wurde jedoch bereits am 1. Oktober 1854 wieder beseitigt, die Kreisämter abgeschafft und das Amt Marienberg erneuert. Mit der Annexion des Herzogtums Nassau durch das Königreich Preußen im Jahr 1866 wurden die Ämter in ihrer alten Form aufgelöst und durch Kreise ersetzt. Das Amt Marienberg bildete im Jahr 1867 gemeinsam mit den Nachbarämtern Hachenburg und Rennerod den Oberwesterwaldkreis. Erneut wurden die Bereiche Verwaltung und Rechtsprechung getrennt. Für die Rechtsprechung in erster Instanz, die bisher durch das Amt wahrgenommen wurde, waren zunächst richterlichen Beamte in den Ämtern zuständig, bis dann zum 1. September 1867 das Amtsgericht Marienberg eingerichtet wurde. Auch nach der Kreisgründung blieben die Amtsbezirke bestehen und bildeten die vier Bezirke des Kreises. Die Bezirke entsendeten jeweils sechs Vertreter in den neuen Kreistag. Dabei blieb es, bis zum 1. April 1886, als alle Ämter und somit auch das Amt Marienberg aufgelöst wurden.
Mit dem Zusammenschluss des Kreises Westerburg mit dem alten Oberwesterwaldkreis zu einem neuen Oberwesterwaldkreis 1932 verlor Marienberg seine Funktion als Verwaltungssitz an Westerburg. Seit 1974 ist Bad Marienberg Teil des Westerwaldkreises, dessen Verwaltung sich in Montabaur befindet.
0.1.Amtsträger im Ort und im Amt Marienberg
Die Liste der Amtsträger in der Stadt und im Amt Marienberg ist nur bruchstückhaft überliefert. Bekannt sind bisher folgende Amtsinhaber[Anm. 5]:
0.2.Schultheißen zu Marienberg (Oberkirchspiel)
1440ff. | Johann von Seelbach, Statthalter zu Liebenscheid |
1502 | Ottgen, Schultheiß im Oberkirchspiel |
1535 | Adam, Schultheiß in Fehl |
1539-1547 und 1553-1558 | Christgen Zeiler, Schultheiß zu Marienberg |
1548-1574 | Heintz Kuhn, Schultheiß in Hof |
1556 | Martin Zeiler, Schultheiß in Marienberg |
1559 | Peter Schnabel, Schultheiß zu Liebenscheid |
1584-1594 | Thomas Pfeifer in Hof, † vor 1603 |
1590 | Heintz Thomas Kuhn, Schultheiß in Marienberg |
vor 1587 | Jost Müller, Schultheiß zu Emmerichenhain |
1587 | Thomas zu Hof, Schultheiß zu Marienberg |
1591-1595 | Adam Keiff genannt Frentz, Capitän zu Liebenscheid |
1599-1613 | Christman Filger, Schultheiß in Hof |
1601 | Christian Dencker, Schultheiß on Marienberg |
1613-1617 | Hans Baum, auch Hans Wirth, Heimberger in Marienberg |
1615-1616 | Hans Baum, auch Hans Wirth, Unterschultheiß in Marienberg |
1617-1618 | Nest, auch Bastian Baum, Schultheiß in Marienberg |
1634-1656 | Christoph (Stoffel) Baum, Schultheiß zu Marienberg, † 1666 |
1642 | Jorg Kolb, Unterschultheiß zu Stein-Neukirch |
1650-1683† | Thönges Zehrung, Schultheiß (um 1648, 1656 Heimberger) in Ritzhausen |
1650 | Johannes Kupfer, Schultheißen zu Stein-Neukirch |
1650 | Christoph Baum, Schultheiß zu Marienberg |
1650 | Thönges Zerung, Schultheiß im Oberkirchspiel Marienberg |
1650 | Jonas Flick, Schultheiß zu Emmerichenhain |
1664 | Georg Keller, Schultheiß zu Emmerichenhain |
1664 | Georg Keller, Schultheißen zu Stein-Neukirch |
1666 | Johann Krumm (Krumb), Schultheiß in Marienberg |
1674-1682 | Johan Jakob Krumm (Krump), Schultheiß in Marienberg |
1686-1706† | Johan Jakob Steup, Schultheiß in Bach, 1690 Schultheiß dort |
1700-1704† | Johan Franz Steup, Schultheiß in Bach |
1704-1709, 1714 | Johannes Steup, Schultheiß in Illfurth |
1706 | Weygandt Best, Schultheiß zu Emmerichenhain |
1715 | Johann Henrich Eßeler, Rittmeister im Oberkirchspiel |
1716 | Heinrich Lupp, Heimberger in Hof |
1723-1741† | Johann Henrich Steup, Shultheiß/Kirchspielsheimberger in Illfurth |
1738 | Goebel zu Rehe, Kirchspielsheimberger zu Marienberg |
1742-1775 | Johan Thönges Steupp, Kirchspielheimberger/Schultheiß in Illfurth, † 1783 |
1745 | Johan Jost Uhr, Heimberger in Hof |
1774-1781† | Johannes Steupp, Schultheiß in Illfurth |
1774 | Goebel zu Rehe, Schultheiß zu Emmerichenhain |
1774 | Menk, Schultheiß zu Liebenscheid |
1871-1806f. | Johan Heinrich Steupp, Schultheiß in Großseifen, †1816 |
0.3.Schultheißen zu Marienberg (Unterkirchspiel)
um 1540-1557 | Henne Kunckel, Schultheiß in Unnau |
1560-1561 | Christmann Kunckelers, Schultheiß im Unterkirchspiel |
1565 | Christ Schützen, Schultheiß in Unnau |
1570-1574 | Merten Schrickhardt, Schultheiß in Unnau |
1586-1614 | Theiß Dencker, Schultheiß in Hardt |
1617 | Martin Zeiler, Schultheiß in Unnau |
1620-vor 1635† | Thönges Dencker, Schultheiß in Hardt |
1630-1634 | Gottfried Zeiler, Unteerschultheiß in Hardt |
1643-1665 | Christ Cölsch, Schultheiß in Unnau |
1661-1672 | Hans Gerhard Dencker, Schultheiß in Hardt, 1648 Heimberger |
1673-1674† | Johann Bäst Kölsch, Schultheiß in Unnau |
1677-1685 | Christian Häbel, Schultheiß in Unnau, †1696 |
1718-1728 | Hanß Gerhard Zeiler, Heimberger in Unnau |
1741- 1753† | Hanß Gerhard Zeiler, Schultheiß in Unnau |
0.4.Amtmänner Marienberg
1782-1808 | Adolf Albert Chelius Amtmann zu Marienberg[Anm. 6] |
1813-1815 | Adolf Albert Chelius Amtmann zu Marienberg |
1808-1813 | Adolf Albert Chelius Notar zu Marienberg |
1816–1817 | Wilhelm Joseph Genger, Amtmann im Amt Marienberg |
1817–1819 | Ludwig Friedrich Schepp, Amtmann im Amt Marienberg |
1820–1830 | Christian Philipp Freudenberg, Amtmann im Amt Marienberg |
1830–1832 | Johann Jacob Möhn, Amtmann im Amt Marienberg |
1832–1837 | Heinrich Ernst Schwab, Amtmann im Amt Marienberg |
1837–1840 | Heinrich Langsdorf(f), Amtmann im Amt Marienberg |
1840–1842 | Wilhelm Rullmann, Amtmann im Amt Marienberg |
1842–1849 | Carl August Sell, Amtmann im Amt Marienberg |
1854–1857 | Hinrich Wilhelm Anton Güll, Amtmann im Amt Marienberg |
1857–1862 | Friedrich Bäntsch, Amtmann im Amt Marienberg |
1862–1867 | Franz August Theodor Wißmann, Amtmann im Amt Marienberg |
1867–1886 | Theodor Wißmann, Landrat, Amtmann im Amt Marienberg |
0.5.Amtsaktuare und Amtsschreiber in Marienberg
1784-1793 | Carl Joseph Holzklau aus Hadamar |
1790-1794 | Friedrich Ludwig Adolf Winter aus Siegen |
1793-1805 | Johann Christian Milchsack aus Marienberghausen |
1805-1809 | Georg Wilhelm Windt |
Amtssekretäre in Marienberg
1814-1816 | Friedrich Christian Theodor Dapping |
1814-1816 | Wilhelm Heinrich Theodor Chelius aus Marienberg |
0.6.Amtsdiener in Marienberg
1782 | Johann Christian Menk |
1793† | Johann Daniel Giel |
Maire der Munizipalität, dann der Mairie Marienberg
1810-Juni 1811 | Friedrich Remy in Eichenstruth |
Juni 1811-1813 | Adolf Albert Chelius |
1.Kirchspiel- und Amtsgericht Marienberg
Neben dem Landgericht (Zentgericht) in Emmerichhain, das für die drei Kirchspiele Marienberg, Emmerichenhain und Neukirch gemeinsam Recht sprach, hat sich in Marienberg Anfang des 14. Jahrhunderts ein eigenes Kirchspielgericht entwickelt.
Dieses Gericht wird im Jahr 1336 erstmals genannt, als sieben Geschworene (Schöffen) erwähnt werden.[Anm. 7] Diese als Gericht (1435)[Anm. 8] bzw. als Dingstuhl (1481)[Anm. 9] bezeichnete Institution wird in der Folgezeit mehrfach erwähnt.
Den Vorsitz in diesem sog. sitzenden Gericht hatte zunächst der gemeinsame Zentgraf in Emmerichenhain, dann der Landschultheiß in Beilstein, im 17. Jahrhundert erscheinen dann die Schultheißen als Gerichtsvorsitzende. Der jeweilige Vorsitzende leitete (hegte) im Namen des Grafen das Gericht unter der Gerichtslinde (»unter den Linden«), die im Jahr 1614 vor dem Pfortenhaus (»vor der großen Pforten«) am Haupteingang zur Kirche und zum Pfarrhof gestanden hat.[Anm. 10]. Das Pfortenhaus wird 1589 erstmals als »das hohe heusgen dardurch die pfort gehet« genannt. Es war damals bereits baufällig[Anm. 11], wurde aber offensichtlich instandgesetzt, da es im Jahr 1670 erneut erwähnt wird.[Anm. 12] In dem aus Basaltsteinen errichteten Pfortenhaus war noch im 18. Jahrhundert eine Gerichtsstube eingerichtet.[Anm. 13]. Das Pfortenhaus wurde anlässlich des Neubaus der Kirche im Jahr 1821 abgerissen.[Anm. 14]
Das Kirchspielgericht war nach der Einstellung des Gerichts in Emmerichenhain zugleich Landgericht (1627-1633) und wurde als solches 1645 einmal im Jahr gehalten.[Anm. 15]
Auf dem Kirchhof befand sich auch ein sog. Triller,[Anm. 16] ein Käfig, in den man den Delinquenten einschloss. Der Käfig war an einer Achse befestigt. Jeder, der vorbeiging und dem Gesetzesbrecher übel gesonnen war, konnte den Triller drehen, der das dann wohl oder übel aushalten musste. Diese von der Stadt ausgesprochene Strafe war als Ehrenstrafe für leichtere Vergehen gedacht. Schwerverbrechen wurden vor dem Blutgericht des Grafen verhandelt.[Anm. 17] Die Richtstätte für die Blutsgerichtsbarkeit über Hals und Haupt, die 1482 den Grafen von Nassau-Beilstein zustand, befand sich in den Jahren 1788 und 1794 auf dem der Saalberg oder Salzberg bei Neukirch und dem dabei gelegenen Galgenberg, doch fehlen davon bisher genauere Nachrichten.[Anm. 18]
Das Aufgabengebiet der Schultheißen war vielfältig. Sie vereinnahmten die den Grafen zustehenden Steuern und Abgaben, überwachten Dienste, die dem Grafenhaus geleistet werden mussten, überwachten Weinfuhren und die Vereinnahmung der Naturaleinkünfte. Meist waren zwei Schultheißen tätig, einer im Oberkirchspiel um Marienberg, der andere im Unterkirchspiel um Unnau, Zeitweise wurden die Schultheißen auch als Heimberger bezeichnet (1511 und 1599), später auch als Kirchspielsheimberger.
Die Zahl der Schöffen am Kirchspielgericht Marienberg betrug in der Regel sieben Personen. Ein Gerichtsknecht half bei der Amtsführung. Das Gericht war zunächst zuständig für die freiwillige Schiedsgerichtsbarkeit im Dorf, es half bei der Abwicklung von Kaufhandlungen, Übergaben und Tauschabsprachen von Grundbesitz und Immobilien, es nahm Beglaubigungen vor und regelte die Stellung von Hypotheken. Die nach der Nassau-Beilsteiner Gerichtsordung von 1541 vorgeschrieben Gerichts- und Schöffenbücher haben sich für Marienberg für die Jahre 1541, 1585 und 1617 erhalten[Anm. 19]
In der Grafschaft Diez waren die Kirchspielgerichte zeitweise in kleinere Einheiten aufgeteilt, die Zechen oder auch Heimgereide genannt wurden So war im Jahr 1544/1547 auch das Kirchspielgericht Marienberg in drei Zechen aufgeteilt, die Oberzeche in Hof, die mittelste Zeche in Marienberg und die niederste Zeche in Unnau.[Anm. 20]
Bei einer Kirchenvisitation werden im Jahr 1563 alle Dörfer des Kirchspiels und Gerichts Marienberg genannt.[Anm. 21] Zum Oberkirchspiel gehörten: (†) Bettershain bei Marienberg (1535), Bach (1435, 1563), Bölsberg (1456, 1563), (†) Bruder Gottschalkshof bei Ritzhausen (um 1440), (†) Dickelhofen bei Marienberg (1607), Eichenstruth (1484, 1563), (†) Elsenhof bei Marienberg (1607), Fehl (1307, 1563), (†) Frankenstein bei Bölsberg (1540), (†) Giebelhausen bei Stockhausen (1634), Großseifen (1307, 1467, 1511, 1563), (†) Hilgershain bei Hof (1634), (†) Hinterhof bei Pfuhl (1484), (†) Höhe bei Marienberg (1492), Hof (1449, 1484, 1563), Illfurth (1511, 1563), (†) Kunenmollen bei Hof (1563), (†) Kuntzenrod bei Hof (1512), (†) Kußhan bei Hof (1563), Langenbach (1449, 1563), (†) Leffelsterz bei Hof (1563), Marienberg (1449, 1456), beide Marienberg (1563), Obermarienberg (1484), Niedermarienberg (1585), unter dem Berge (1484), Pfuhl (1484, 1563), Ritzhausen (1376, 1511, 1563), (†) Rodenberg bei Marienberg (1511), (†) Scheidingen bei Pfuhl (1545), (†) Scheuern bei Ritzhausen (1634), (†) Sperwershain bei Hof (1535), (†) Steubenholz bei Hof (1563), Stockhausen (1511, 1563), (†) Streithecke bei Hof (1569), (†) Wilscheid bei Hof (1585), (†) Zilhain bei Marienberg (1484), Zinhain (1484, 1563).
Im Unterkirchspiel war der Schultheiß in Unnau 1535 für Erbach und Unnau zuständig. In diesem Unnauer Grund lagen: Erbach (1357, 1563), Hardt (1543, 1563), (†) Kaltenborn bei Stangenrod (1378), Korb (1567), Stangenrod (1563), Unnau (1357, 1435, 1467), Kirchunnau und Unterunnau (1563), (†) Warmenau bei Unnau (1634) und (†) Wartenberg bei Korb (1378).[Anm. 22]
Das gesamte Kirchspiel Marienberg umfasste im Jahr 1617 die Dörfer Bach (Zur Bach), Bölsberg (Bilespergen), Eichenstruth (Eichenstruth), Erbach (Erbach), Fehl (Zum Fell), Großseifen (Graenseyffen), Hardt (Zur Hard), Hof (Zum Hof), Illfurth (Ilfärth), Langenbach (Langenbach), Marienberg (Märenberg), Pfuhl (Zum Pful), Ritzhausen (Retzhausen), Stangenrod (Stangenrode), Stockhausen (Stockhausen), Unnau (Onnaw) und Zinhain (Zinheim).[Anm. 23]
Nach der Annexion Nassaus 1866 durch das Königreich Preußen wurde Verwaltung und Justiz getrennt und im Juni/August 1867 das preußische Amtsgericht Marienberg eingerichtet. Das Amtsgericht Marienberg war zunächst dem Kreisgericht Dillenburg unterstellt. Zum Gerichtsbezirk des Amtsgerichts Marienberg gehörten die Gemeinden des Amtes Marienberg.[Anm. 24]
Zum 1. Oktober 1879 wurde das Kreisgericht Dillenburg aufgelöst und das Amtsgericht Marienberg dem Landgericht Limburg zugeordnet.
Zwischen 1943 und 1945 wurden die Obliegenheiten des Marienberger Amtsgerichtes vom Amtsgericht Hachenburg wahrgenommen. Nach dem Krieg nahm das Amtsgericht seine Tätigkeit wieder auf. Das nunmehr rheinland-pfälzische Gericht in Marienberg wurde der Zuständigkeit des Landgerichts Koblenz zugeordnet.
Im Rahmen der Gebietsreform wurden die Amtsgerichte Rennerod und Wallmerod zum 1. Januar 1967 aufgelöst und die Obliegenheiten vom neu eingerichteten Amtsgericht Westerburg übernommen. Das Amtsgericht Marienberg wurde zunächst dem Amtsgericht Hachenburg zugeschlagen. bevor auch es dann zum 1. April 1973 aufgelöst und ebenfalls vom Amtsgericht Westerburg übernommen wurde.
1.1.Gerichtssiegel
Das Marienberger Gericht führte ein Siegel. Für das Gericht siegelte zunächst der Pfarrer (1449, 1467, 1487), dann der Zentgraf und die Kirchspielgerichte mit einem gemeinsamen Siegel der drei Gerichte Marienberg, Emmerichenhain und Neukirch, das seit 1482 vorkommt. Es zeigt im Siegelfeld den heiligen Laurentius, den Patron der Pfarrkirche in Emmerichenhain, mit dem Rost in der Rechten und dem nassauischen Löwenschild in der Linken. Dieses Siegel mit der Umschrift »DIT IS DER SEMPTL(ichen) SCHEFFEN SIGEL AVF D(em) WESTERWALD« nennen die Schöffen 1506 das Siegel des Gerichts Marienberg.[Anm. 25] Sie ließen damit auch am Oberhof in Emmerichhain siegeln.[Anm. 26] Als das Gericht 1566 unter der Leitung des Zehntgrafen im Westerwald Bastian Junge von Zehnhausen und Beisitz von sieben Schöffen tagte, wurde wohl dieses Siegel genutzt, das aber heute nicht mehr erhalten ist.[Anm. 27] Erst 1617 ließ das Marienberger Gericht ein eigenes Siegel mit der Umschrift »SIG(el) DES GERICHTS ZV MARIENBERG A(nn)O 1617« stechen, das über dem nassauischen Löwenschild die heilige Maria, die namengebende Schutzpatronin der Kirche und des Ortes, jedoch ohne Kind zeigt.[Anm. 28]. Die hl. Maria zierte noch 1939, als Marienberg zur Stadt erhoben wurde, das Gemeindesiegel. Nach Auffassung der Nationalsozialisten sollte das Wappen zunächst anders aussehen. Im neuen Stadtwappen sollte der nassauische Löwe übernommen werden. In einem viergeteilten Feld links oben und rechts sollten unten die Löwen, in den anderen beiden Feldern Ritterschwerter zu sehen sein. Dieser Vorschlag wurde jedoch nie in die Tat umgesetzt.
Der rotbewehrte nassauische Löwe und die Schindeln sowie das Kreuz des Deutschen Ordens sind auch heute noch auf dem Wappen der Verbandsgemeinde Bad Marienberg zu finden. Zusätzlich ist auf dem Wappen der Verbandsgemeinde noch ein in zwei Reihen von Silber und Rot geschachteter Schrägbalken zu erkennen. Er entstammt dem Wappen des Zisterzienserordens. Der Zisterzienserabtei Marienstatt unterstand das ehemalige Kirchspielgericht Kirburg, dem sechs Ortsgemeinden und ein Ortsteil der heutigen Verbandsgemeinde Bad Marienberg angehörten. Der Schrägbalken zeigt hier 18 Schachbrettfelder gemäß den 18 Gemeinden und Ortsteilen der Verbandsgemeinde,
Anmerkungen:
- Der Plan, das neue Amt in Hof bzw. Illfurth anzusiedeln wurde aus klimatischen und raumtechnischen Gründen aufgegeben Zurück
- Die Kirchspiele Emmerichenhain und Neukirch fielen an das Amt Rennerod; Gensicke, Kirchspiel und Gericht Marienberg S. 24f. Zurück
- Gensicke, Kirchspiel und Gericht Marienberg S. 24f. Zurück
- Gensicke, Kirchspiel und Gericht Marienberg S. 25. Zurück
- Alle Angaben nach Gensicke, Landesgeschichte S. 544; Gensicke, Kirchspiel und Gericht Marienberg S. 26; wikipedia.org/wiki/Amt_Marienberg (eingesehen am 27.6.2020). Zurück
- lebte 1752-1824. Zurück
- Gensicke, Kirchspiel und Gericht Marienberg S. 21. Zurück
- HHStA Wiesbaden Best. 170 Urkunden. Zurück
- HHStA Wiesbaden Best. 171 W 177; W 170 II. Zurück
- HHStA Wiesbaden Best. 171 M 62; Häbel, Kirchengeschichte S. 267; Gensicke, Kirchspiel und Gericht Marienberg S.22. Zurück
- HHStA Wiesbaden Best. 171 M 62a, Bl. 15: Vermögensverzeichnis der Pfarrei Marienberg, 1589; Häbel, Kirchengeschichte S. 266. Zurück
- Pfarrarchiv Marienberg, Rechnungen Nr. 4; Häbel, Kirchengeschichte S. 267 mit weiteren Einzelheiten. Zurück
- Heyn, Westerwald 1893, S. 49; Vogel, Beschreibung S. 701. Zurück
- Häbel, Kirchengeschichte S. 268. Zurück
- HHStA Wiesbaden Best. 171 B 246d; Gensicke, Kirchspiel und Gericht Marienberg S.22; Gensicke, Landesgeschichte S.453f. Zurück
- Pfarrarchiv Marienberg, Rechnungen Nr. 3, Kirchenrechnung 1656 Bl. 39v wird das »trill hauß« genannt. Zurück
- Häbel, Kirchengeschichte S. 267. Zurück
- Gensicke, Kirchspiel und Gericht Marienberg S.22. Zurück
- HHStA Wiesbaden Best. 171 W 1598, Best. 360 Marienberg Nr. 22, 23 und 24; Gensicke, Kirchspiel und Gericht Marienberg S.22f. mit weiteren Einzelheiten zum Gerichtsalltag, zu Anwälten und Berufungsmöglichkeiten gegen Gerichtsentscheide. Zurück
- Gensicke, Kirchspiel und Gericht Marienberg S. 24. Zurück
- HHStA Wiesbaden Best. W 171 B 274. Zurück
- Gensicke, Kirchspiel und Gericht Marienberg S. 23v mit allen Quellenbelegen. Zurück
- Gensicke, Kirchspiel und Gericht Marienberg S. 19. Zurück
- Die Gemeinden Bretthausen, Liebenscheid, Löhnfeld, Neukirch, Stein, Weisenberg und Willingen wurden dem Amtsgericht Rennerod zugeordnet. Zurück
- HHStA Wiesbaden Best. 74 Urkunden. Zurück
- HHStA Wiesbaden Best. 170 Urkunden. Zurück
- LHA Koblenz Best. 620 Urkunden 2544. Zurück
- Demandt/Renckhoff, Hessisches Ortswappenbuch S. 183 und 218 Das Siegel ist in Bruchstücken 1634, sehr undeutlich 1659 und deutlich im Jahr 1660 erhalten geblieben; Kessler, Marienberg S. 84f. Zurück