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2.1 Push- und Pull-Faktoren aus Sicht der neueren Migrationsforschung

Petrus Han beschreibt aus soziologischer Sicht bezüglich der Auslöser für Migrationsbewegungen von Menschen, dass diese durch vielfältige Ursachen und Zwänge ausgelöst werden. In der Regel geht es um ein Zusammenspiel von mehreren gesellschaftlich-strukturellen und von persönlich-individuellen Faktoren.[Anm. 1] Han erläutert als Push-Faktoren für eine Auswanderung „…all die Faktoren des Herkunftsortes bzw. -landes der Migranten zusammengefasst, die diese zur Emigration (Auswanderung) zwingen. Dabei kann es sich um politische und religiöse Verfolgung, wirtschaftliche Krisen, zwischenstaatliche Kriege, Bürgerkriege, Umwelt- und Naturkatastrophen usw. handeln, um nur einige Beispiele zu nennen.“[Anm. 2] Als weitere Auslöser von Migrationsbewegungen sieht Han noch kulturelle, demographische, ökologische, ethnische und soziale Ursachen und Zwänge.[Anm. 3] Unter den Pull-Faktoren fasst Han alle Faktoren des Aufnahmeortes bzw. -landes der Migranten zusammen, die diese zur Immigration (Einwanderung) anreizen und motivieren.[Anm. 4] Anziehungsfaktoren sind z.B. politische Stabilität[Anm. 5], demokratische Sozialstruktur[Anm. 6], religiöse Glaubensfreiheit, wirtschaftliche Prosperität und bessere Ausbildungs- und Verdienstmöglichkeiten.“[Anm. 7] Als weiteren wichtigen Faktor betont Han darüber hinaus die Vorteile einer Kettenwanderung für nachfolgende Familienangehörige und Bekannte. Kettenwanderung bedeutet für ihn eine „vorbereitete und relativ risikofreie Migration, die die Angst vor Unsicherheit in der Fremde relativiert und zugleich die Verbesserung ihrer Lebensbedingungen verspricht.“[Anm. 8]

Der Migrationsforscher Jochen Oltmer nennt ebenfalls wirtschaftliche, soziale, politische, religiöse und persönliche Motive als Push- und Pull-Faktoren für eine Auswanderungsentscheidung. Diese kommen – je nach individueller Migrationssituation – in unterschiedlichen Kombinationen und Gewichtungen vor.[Anm. 9] Auch Oltmer betont, dass die Hauptmotivatoren für eine Auswanderung das Ziel verbesserter Erwerbsmöglichkeiten sowie der Erschließung zukünftig verbesserter Erwerbsmöglichkeiten durch Bildung oder Ausbildung seien.[Anm. 10] Des Weiteren nennt Oltmer noch die Verbesserung von Siedlungsmöglichkeiten, verbesserte Heiratschancen sowie die generelle Erschließung neuer Chancen durch eigene Initiative.[Anm. 11] Auch Oltmer unterstreicht ebenfalls mit einem Beispiel die Bedeutung der Kettenwanderung: 94 % aller Europäer, die um 1900 in Nordamerika eintrafen, hätten zuerst ihre Verwandten und Bekannten aufgesucht, um so ihre „soziale Verwundbarkeit“ zu verringern.[Anm. 12]

Anmerkungen:

  1. Petrus Han: Begriff der Migration und Grundbegriffe der Migrationssoziologie, S. 8. Han erwähnt eine mögliche Unterscheidung zwischen „gesellschaftlich-strukturellen“ und „persönlich-individuellen“ Faktoren. Diese Begriffe werden bei der neuartigen Analysemethodik für eine exemplarische statistische Erhebungen von Push- und Pull-Faktoren in Auswandererbriefen herangezogen. siehe Kapitel 2.4, Tab. 1: „Übersicht Push- und Pull-Faktoren der Auswanderung“. Zurück
  2. Petrus Han: Begriff der Migration und Grundbegriffe der Migrationssoziologie, S. 15. Zurück
  3. Vgl. ebd., S. 8. Zurück
  4. Vgl. ebd., S. 15. Zurück
  5. Dieser Faktor wird in der später folgenden Tab. 1 „Übersicht Push- und Pull-Faktoren der Auswanderung“ unter den Begriff „Politik“ subsummiert.  Zurück
  6. Dieser Faktor wird in der später folgenden Tab. 1 „Übersicht Push- und Pull-Faktoren der Auswanderung“ unter den Begriff „Soziales (inkl. Kettenwanderung)“ subsummiert.  Zurück
  7. Petrus Han: Begriff der Migration und Grundbegriffe der Migrationssoziologie, S. 15. Zurück
  8. Petrus Han: Begriff der Migration und Grundbegriffe der Migrationssoziologie, S. 14. Zurück
  9. Jochen Oltmer: Migration: Hintergründe, Bedingungen und Formen. Eine Skizze, S. 25. Zurück
  10. Vgl. ebd., S. 29. Zurück
  11. Vgl. ebd., S. 26. Auch dieser Faktor wird in die Übersicht der Push- und Pull-Faktoren aufgenommen. Siehe Kapitel 2.4, Tab. 1: „Übersicht Push- und Pull-Faktoren der Auswanderung“. Zurück
  12. Vgl. ebd., S. 28. Zurück