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IV. Quellenanalyse: Einschätzung der Glaubwürdigkeit der Briefe

Neben der Prüfung der Seriosität und Professionalität der Herausgeber der Auswandererbriefe ist ein weiteres wichtiges Untersuchungskriterium der Quellenanalyse, die Glaubwürdigkeit der Briefe als solche einzuschätzen. Wolfgang Helbich geht davon aus, dass in den Auswandererbriefen keine „Schönfärberei“ betrieben wurde. Es könne angenommen werden, dass der Gedanke an eventuelle spätere Vorwürfe von nachwandernden Verwandten oder Bekannten die emigrierten Pionierwanderer davon abhielt, die Lage vor Ort zu positiv darzustellen.

Des Weiteren stellt Helbich fest, dass die Auswanderer den Nachwanderungs-Interessierten in der Regel ausführlich das Für und Wider einer Auswanderung schilderten und diese meist deutlich aufforderten, ihre eigene Entscheidung zum Thema der Auswanderung zu treffen.[Anm. 1] Für eine vertiefende Quellenkritik, die im Umfang dieser Arbeit nicht geleistet werden kann, könnten nach Helbich noch folgende weitere Faktoren untersucht werden: Berücksichtigung der Persönlichkeit des Absenders, das Verhältnis zur Familie oder die Beziehung zu weiteren Bezugspersonen, Bildungsstand, soziale Position und gemeinsamer Erfahrungshorizont mit den Adressaten.[Anm. 2]

Anmerkungen:

  1. Wolfgang Helbich (Hg.): Briefe aus Amerika, S. 33.  Zurück
  2. Vgl. ebd. Zurück