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Coblenz – A real American City in Europe

Kantine der Salvation Army in Koblenz. Auf der Theke die begehrten Donuts[Bild: Knights of Columbus, New Haven]

In Koblenz, damals noch „Coblenz“ geschrieben, befand sich seit Dezember 1918 das Hauptquartier der amerikanischen Besatzungsstreitkräfte. Der Grund für die Wahl von Koblenz war die hervorragende strategische Lage am Zusammenfluss von Rhein und Mosel. Mit drei Rheinübergängen bildete Koblenz einen idealen Zugangspunkt zum rechtsrheinischen Brückenkopf. Verkehrstechnisch bestand ebenfalls eine gute Anbindung an die Eisenbahnlinien entlang des Rheins und der Mosel. Nicht zuletzt war Koblenz mit dem Oberpräsidium der Rheinprovinz preußischer Verwaltungssitz.

Hauptquartier der Third Army im preußischen Regierungsgebäude. Im Vordergrund ein Patrouillenboot der US-Marines auf dem Rhein[Bild: Knights of Columbus, New Haven]

Ende 1918 musste Koblenz bei einer Bevölkerungszahl von ca. 56.000 Einwohnern bis zu 17.000 Amerikaner aufnehmen, die in Militärbaracken, Festungswerken, öffentlichen Gebäuden und Privathäusern untergebracht wurden.

Das Hauptquartier der Besatzungsarmee zog in das preußische Regierungsgebäude am Rhein ein. Direkt daneben befand sich das Hotel Coblenzer Hof, worin sich das Quartier für die höheren Offiziere befand.

Ein amerikanischer Santa Claus verteilt vom Y.M.C.A. gespendete Geschenke an Kinder auf dem Clemensplatz in Koblenz, 1919[Bild: Collection Armin Bode-Kessler]

Der Clemensplatz diente – wie schon den Preußen – als Paradeplatz. Das Flugfeld auf der Karthause wurde anfangs von amerikanischen Piloten genutzt, ab 1921 dann zu einem Country Club mit Polofeld und Pferderennbahn umgebaut. Die medizinische Abteilung der US-Truppen zog ins Lazarett in der Weißergasse. Das Gebäude der Koblenzer Casinogesellschaft funktionierte man zu einem Offizierskasino um. Und im alten Proviantmagazin in der Magazinstraße eröffneten die Militärbehörden für die Doughboys ein Geschäft für die Dinge des täglichen Bedarfs.

Die Y.M.C.A. organsierte Boxkämpfe in der Festhalle, hier am 22. Februar 1919[Bild: Knights of Columbus, New Haven]

Eine derart hohe Zahl an stationierten Soldaten stellte besondere Anforderungen an die Versorgungslogistik und die Organisation eines Freizeitprogramms. Schon damals beschäftigten die amerikanischen Truppen in Koblenz mehrere Hundert deutsche Zivilbeschäftigte. Neben den Soldaten und Offizieren waren zudem zahlreiche Angehörige von amerikanischen nichtmilitärischen Organisationen in der Zone vertreten, die sich um das Wohl der Soldaten kümmerten: Die Y.M.C.A. (Young Men’s Christian Association) und Y.W.C.A. (Young Women’s Christian Association), die Knights of Columbus (Kolumbusritter), die Heilsarmee, die jüdische Hilfsorganisation Jewish Welfare Board sowie das amerikanische Rote Kreuz. Die Y.M.C.A. übernahm die städtische Festhalle zur Unterhaltung der Soldaten mit Musik, Theater, Sportveranstaltungen sowie diversen Feierlichkeiten. Dort unterhielten sie eine Bibliothek, eine Kantine und einen Billardraum.

Amerikanischer Stadtplan[Bild: Katherine Mayo: “That damn Y”; a record of overseas service. Boston 1920]

Weitere, für die damalige deutsche Bevölkerung zunächst sicher noch befremdlich wirkende Einrichtungen, wie die Donut-Bäckerei der Kolumbusritter oder eine Coca-Cola Vertriebsstelle, standen symbolisch für den Kulturtransfer und anderen Lebensstil, der mit den Amerikanern an den Rhei kam. Koblenz war auf dem Wege, sich in eine „real American City“ zu entwickeln – so formulierte es eine Werbeanzeige des Pekin, des ersten chinesischen Chop-Suey-Restaurants, mit dem die Amerikaner die damals in den USA bereits beliebte fernöstliche Küche an den Rhein brachten.

Texte und Redaktion: Marc Holzheimer M.A., Hauke Petersen M.A., Benjamin Pfannes B.A., Dr. Kai-Michael Sprenger