Presse- und Informationspolitik
Während der Besatzungszeit schränkten die amerikanischen Militärbehörden die Pressefreiheit im Rheinland deutlich ein. Zeitungen, Zeitschriften, Flugblätter und Bücher wurden von den Militärbehörden kontrolliert und falls nötig zensiert. Negative Aussagen über die amerikanische Besatzungsmacht konnten mit Geldstrafen oder Veröffentlichungsverboten belegt werden, wie etwa die in Bonn erschienene Satirezeitschrift Kladderadatsch. Veröffentlichungen aus dem unbesetzten Deutschland, die einen weitaus aggressiveren Ton gegenüber den Besatzern anschlugen, wurden von den amerikanischen Militärbehörden ebenfalls verboten und beschlagnahmt.
Die wichtigste überregionale Informationsquelle aller in Europa stationierten Doughboys war das von den US-Militärbehörden in Paris seit Februar 1918 produzierte Ausgabe der Stars and Stripes. Da diese aber wenig spezifische Nachrichten über die Angelegenheiten und Belange der amerikanischen Zone an Rhein und Mosel brachte, veröffentlichten die dort stationierten Truppen bald eigene Zeitungen mit deutlich geringerer Auflage und Erscheinungsfrequenz. Den Beginn machte die Zeitung The Fourth Corps Flare in Mayen im Februar 1919, „the only American Newspaper printed in Germany“. Bald schon folgten andere Truppenteile dem Beispiel, im März 1919 die in Adenau stationierte 7th Infantry Brigade mit ihrem Doughboy oder die 2nd Division in Neuwied, die den Indian als Wochenzeitung für ihre Soldaten herausgab. Eine für die ganze Besatzungszone relevante Bedeutung entfaltete dagegen die Tageszeitung The Amaroc News (eine Abkürzung für die Bezeichnung der Besatzungsarmee American Army of Occupation). Sie erschien von April 1919 bis zum Ende der Besatzungszeit in Koblenz in einer Auflage von zeitweise bis zu 60.000 Exemplaren.
Der Grundton der Amaroc News gegenüber der deutschen Zivilbevölkerung war gemäßigt und schon bald frei von den noch während des Krieges propagandistisch aufgeladenen Feindbildern. Mit toleranter Grundhaltung verfolgte sie das Ziel, ein friedliches Zusammenleben zwischen Deutschen und Amerikanern zu fördern. Aufrufe zur Unterstützung von bedürftigen Kindern und Einheimischen können hierbei als Ausdruck einer zunehmend verständnisvollen Einstellung der Amerikaner gegenüber der deutschen Zivilbevölkerung gewertet werden. Amerikaner wie auch Deutsche konnten in Leserbriefen durchaus ihre eigene Meinung ausdrücken. Für deutsche Geschäftsleute erwiesen sich die Amaroc News mit Blick für die kaufkräftige Zielgruppe der Doughboys zudem als äußerst nützliche Werbeplattform. Bekanntmachungen in deutscher Sprache über Straftaten vor allem seitens der deutschen Bevölkerung und deren Bestrafung sollten gezielt eine abschreckende Wirkung auf deutsche Leser entfalten.
The Peace Messenger
Am 28. Juni 1919 unterzeichneten die Siegermächte und Deutschland den Versailler Vertrag. Wenige Stunden danach starteten zwei US-Piloten mit ca. 40.000 Exemplaren der Sonderausgabe der Amaroc News zum Friedensschluss, die sie über der amerikanischen Zone abwarfen, um die freudige Nachricht auch in den entlegenen Gebieten unmittelbar bekannt zu machen. Einer der Piloten, Captain Walter H. Schulze (1893– 1919), stürzte während dieser Mission in Montabaur ab und erlag wenig später seinen Verletzungen. Ausgerechnet der Peace Messenger Captain Schulze wurde zum letzten amerikanischen Gefallenen des Ersten Weltkrieges. Auf Betreiben seiner Eltern wurde sein Leichnam 1920 in die USA überführt und 1922 eine Gedenksäule zu seinen Ehren in Montabaur errichtet. Die Nationalsozialisten zerstörten Ende der 1930er Jahre diesen Erinnerungsort, da er zu sehr an den „Schandfrieden von Versailles“ erinnere. Sein Grab befindet sich heute auf dem West-Point-Soldatenfriedhof in den USA.