Zur Geschichte von Bad Salzig
Salzig dürfte noch in spätrömischer Zeit entstanden sein. Auf einem römischen Stationsverzeichnis des Jahres 215 n.Chr. taucht ein Ort Salissone auf, wobei unklar bleibt, ob es sich hierbei wirklich um das heutige Bad Salzig handelt. 1859 wurden zwei Meilensteine aus dem 3. nachchristlichen Jahrhundert gefunden, die sich heute im Rheinischen Landesmuseum zu Bonn befinden.
Als die Franken das ehemals römische Staatsgebiet übernahmen, wurde Salzig als Bestandteil des sog. „Bopparder Reich“ dem Reichsgut zugewiesen. Im Jahr 922 wird der Ort Salzachu erstmals erwähnt (Schenkungsurkunde König Konrads I. an das Kölner Stift St. Ursula). Weitere Namensformen sind 1220-26 in Salzege, 1238 in Salzecha, 1248 de Salzhe, 1290 in Salzege, de Salcie, 1334 Saltzechen, 1340 villa Salziche, 1387 supra Saltzige, 1690 Saltzich, 1787/1808 Salzig und dann seit 1925 Bad Salzig. Etymologisch leitet sich der Ortsname von althochdeutsch salz + -aha „Wasser“ her. Der Name ist keltischen Ursprungs. Die mögliche Herkunft des Ortsnamens von lateinisch saliso gilt als nicht genügend beweiskräftig. Salzig unterstand bis zum Jahr 1309/1312 unmittelbar dem Königtum. Im Jahr 1312 verpfändete König Heinrich VII. Salzig zusammen mit Boppard und Oberwesel sowie einigen anderen Dörfern an seinen Bruder, den Trierer Erzbischof Balduin von Luxemburg. Wegen verschiedener herrschaftlicher Differenzen kam es zwischen 1495-1497 zu einer Auflehnung der Einwohner von Boppard und der umliegenden Dörfer gegen Kurfürst Johann von Trier. Doch die oppositionelle Haltung änderte an den herrschaftlichen Zuständen vorerst nichts.
Im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) besetzten seit 1632 nacheinander schwedische, französische und kaiserliche Truppen die Umgebung Salzigs. Im Jahr 1671 löste sich der Ort von der bis dahin dominierenden Stadt Boppard und wurde selbständig (bis 1975).
Laut Bopparder Oberamtsbeschreibung von 1784 unterstanden die Einwohner Salzigs im Amt Boppard der Landeshoheit der Trierer Kirche Als im Jahre 1794 französische Revolutionstruppen den Ort besetzten, bedeutet dies das Ende der kurtrierischen Herrschaft. Die adligen Grundbesitzer wurden durch die französische Verwaltung enteignet, die Güter dem französischen Nationalgut zugeschlagen. Bereits seit der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts und verstärkt unter dem französischen Präfekten Lezay-Marnesia (1806-1810) wurde der Anbau von Kirschbäumen vorangetrieben.
1798 wurde Salzig französische Commune im Kanton. Boppard, Arrondissement Koblenz und gehörte im Jahr 1800 zur Mairie Boppard.
Nach dem Wiener Kongress wurde Salzig 1815 wie die anderen übrigen Rheinprovinzen dem Königtum Preußen (Bürgermeisterei Boppard ) zugeschlagen.
Seit 1925 darf sich der Ort Bad Salzig nennen (Der Kurbetrieb wurde 1907 eröffnet).
Nach dem 2. Weltkrieg wurde Salzig 1948 dem Amt Boppard im Landkreis St. Goar zugeteilt und 1969 der Verbandsgemeinde Boppard im Rhein-Hunsrück-Kreis. 1975 gab Salzig seine politische Eigenständigkeit auf und wurde Stadtteil von Boppard.
Grundbesitzer in Bad Salzig
- Boos von Waldeck: Junker Boos v. Waldeck wird 1662 als Grundbesitzer erwähnt. Die Familie besaß 1784 insgesamt 4.298 Weinstöcke in der Gemarkung.
- Deutschorden/Koblenz: Der Deutschorden besaß 1784 12.577 Weinstöcke und 35 Ruten Wiesen. Der Besitz wurde Ende des 18. Jahrhunderts von den Franzosen eingezogen. Im Jahr 1803 wurde das Land (0,09 ha), Acker (1,11 ha) versteigert.
- Erzbischöfe von Trier: 1331 trug Ritter Johann v. Boppard sein Allodialgut u.a zu Salzig der Trierer Kirche zu Lehen auf. 1406 belehnte der Erzbischof Carissima, Witwe des Ritters Heinrich von Bachem mit dem Hof zu Salzig. 1662 werden kurtrierische Weingärten in Salzig erwähnt, ebenso Hofzinsen. Um 1720 war Kurtrier mit 58.000 Weinstöcken der größte Grundbesitzer in Salzig. Der Besitz der kurfürstlichen Hofkammer bestand 1784 aus 49.429 Weinstöcken.
- Freiherr vom Stein: mDie Freiherren besaßen 1784 1.736 Weinstöcke in der Gemarkung.
- Grafen von Katzenelnbogen: 1425 werden Weingärten des Grafenhauses erwähnt; 1441/42 Einkünfte der Kellerei St. Goar aus Salzig. 1662 werden die Landgrafen von Hessen-Darmstadt als Erben der Katzenelnbogen als Grundbesitzer erwähnt.
- Grafen von Sponheim: 1340/50 werden Weingarten der Grafen genannt.
- Heiliggeist-Bruderschaft: Die Bruderschaft besaß 1784 737 Weinstöcke sowie 42 Ruten Feldland.
- Herren Breidbach von Bürresheim: Die Herren sind 1662 als Grundbesitzer erwähnt. 1784 besaßen sie 4.653 Weinstöcke in der Gemarkung.
- Herren von Eltz: Der Erbmarschall von Eltz wird 1662 als Grundbesitzer geführt. 1784 besaß der Freiherr von Eltz-Öttingen 8.383 Weinstöcke, 95 Ruten Wiesen und 45 Ruten Feldland.
- Herren von Schöneck: 1238 Vergleich der Brüder Philipp und Konrad von Schöneck mit Gobelo von Bornhofen über einen Wingert. Zum allodialen Besitz der Herren von Schöneck gehörte auch ein Wingert zu Salzig, der 1369 verpachtet wurde.
- Herren von Pyrmont und Ehrenberg: Die Herren werden 1473 als Grundbesitzer erwähnt.
- Hospital zu Boppard: Das Hospital besaß 1784 31.736 Weinstöcke.
- Karmeliterkloster/Boppard:1694 wird Besitz des Kloster in Salzig erwähnt. 1784 wurden 18.111 Weinstöcke gezählt.
- Kloster Altenberg: 1338 und 1342 Verpfändung von Weinbergen an das Kloster St. Qurin/Neuß
- Kloster Schönau: 1624 sind Zinseinkünfte aus Salzig genannt.
- Kloster Eberbach: 1318 Tausch von Weinbergen mit der Propstei Hirzenach. 1322 wird Güterbesitz erwähnt, um 1500 besaß das Kloster zwei Weinberge.
- Kloster Kamp: Der Besitz des Klosters bestand 1784 aus 38 Ruten, 8 Schuh Feldland, 3 Morgen Wiesen und 77 Ruten Heideland. Der Besitz wurde Ende des 18. Jahrhunderts von den Franzosen Jh. eingezogen, 1803 wurde eine Wiese (1,04 ha) versteigert.
- Kloster Marienberg/Boppard: Das Kloster war 1220/26 im Besitz von 2 Wingerten, die an Hermannus faber verliehen waren; zu den Gütern des Hochstifts Hildesheim, die das Kloster 1236 kaufte, gehörten auch Weinberge zu Salzig. 1250 und 1302 Schenkungen von jeweils 5 Weinbergen an das Kloster. Berichte der Kellner der Abtei 1724-82 verzeichnen Besitz in Salzig, der 1784 aus 6.155 Weinstöcken und 2 Morgen, 94 Ruten Wiesen bestand.
- Kloster Oberwerth: Der Besitz des Klosters wurde Ende des 18. Jahrhunderts von den Franzosen eingezogen, 1803 wurden 0,35 ha Land versteigert .
- Kloster St. Martin/Boppard: 1784 nannte das Kloster 6.021 Weinstöcke, 1½ Morgen Wiesen und 88 Ruten Heideland sein Eigen. Der Besitz des Klosters wurde Ende des 18. Jahrhunderts von den Franzosen eingezogen. 1803 wurde eine Wiese (0,82 ha) versteigert.
- Kloster St. Quirin/Neuß: 1331 werden die Nonnen von St. Quirin als Anrainer eines Weinbergs in Salzig genannt.
- Pastorat Salzig: 1784 werden 1.665 Weinstöcke, 1 Morgen, 27 Schuh Wiesen als besitz des Pastorats erwähnt.
- Pastorat Boppard: Das Pastorat nannte 1784 4.936 Weinstöcke sein Eigen.
- Propstei Hirzenach: 1318 Erwerb von Weinbergen vom Kloster Eberbach. 1784 besaß die Propstei 1.054 Weinstöcke.
- Stift St. Goar: Mitte des 15. Jahrhunderts bezog die Präsenz des Stifts Zinsen aus Salzig.
- Stift St. Martin/Worms: In einer Propsteirechnung von 1641/42 werden Einkünfte in Salzig erwähnt.
- Stift St. Severus/Boppard: Um 1300 besaß das Stift einen Weinberg in Salzig. Das Kapitel des Stifts nannte 1784 5.508 Weinstöcke in 8 Parzellen (Pastorat und Präsenz) sein Eigen Im 17./18. Jahrhundert werden Wachs- u. Ölzinsen genannt.
- Stift St. Ursula/Köln: 922 Bestätigung von 1 Morgen Waldbesitz durch Erzbischof Hermann I. von Köln.
- Tempelherren/Koblenz: Die Tempelherren werden 1662 als Grundbesitzer genannt.
Zehntrechte
Bis 1387 währte der Streit zwischen Propst und Kapitel des Stifts St. Martin/Worms um den Zehnt: 1241 Übertragung des Zehnten zu Salzig an das Kapitel des Stifts St. Martin/Worms durch den Propst des Stifts. 1275 wies Propst Heinrich von Bolanden, Archidiakon von Karden, den Dechanten des Landkapitels Boppard an, das Wormser Kapitel in den Besitz des Zehnten zu setzen. 1294 Bestätigung der Übertragung des Zehnten an das Kapitel des Martinsstifts durch König Adolf v. Nassau; 1325 Einigung im Streit zwischenPropst und Kapitel um den Zehnt; 1340 Prozess zwischen Propst und Kapitel um den Zehnt zu Salzig u. Spay (Niederspay); 1343 Verpachtung des Zehnten durch das Stift an den Trierer Erzbischof; Vergleich 1387: Bei Einverleibung der Propstei Boppard in die kurtrierischen Tafelgüter verbleibt der Zehnt bei den Stiftsherren von St. Martin/Worms. 1652 werden Einkünfte der kurtrierischen Kellerei zu Boppard vom Zehnten erwähnt. Das Stift St. Martin/Worms besaß 1662 den ganzen Zehnten. Spätestens 1532 wurde Boos von Waldeck vom Trierer Erzbischof mit einem Teil des Fruchtzehnten zu Salzig belehnt. 1557 waren die Herren von Eltz am Fruchtzehnt beteiligt (bis 1677 belehnt). Verteilung der Zehntrechte 1784: der große Wein- und Fruchtzehnt sowie der kleiner und der Hülsenfrüchten-Zehnt stand dem Stift St. Martin/Worms zu. Die Freiherren von Eltz hatten einen Anteil am Fruchtzehnten, die Neubruchzehnten von Früchten standen der Pastorei zu Salzig zu.
Landwirtschaft
Bis ins 18. Jahrhundert hinein war der Weinbau die dominierende Form der Landwirtschaft. Noch 1720 zählte man in der Gemarkung 466.000 Weinstöcke, von denen rund ein Drittel im Besitz auswärtiger Grundbesitzer war. Im 18. Jahrhundert begann der Anbau von Kirschen den Weinbau zurückzudrängen. Seit Anfang des 19. Jahrhunderts wurde nach dem Vorbild der Normandie von den Franzosen der Kirschanbau planvoll betrieben. 1822 verkaufte Salzig für 5.000 Reichstaler Kirschen nach Köln und in andere Städte. Das Obst wurde auf Schiffen bis nach Holland und England exportiert. Auch Aprikosen und Pfirsiche gedeihen in der Gemarkung besonders gut.
Straßenanbindung
Wahrscheinlich existierte in römischer Zeit ein Verbindungsweg von Salzig zur römischen Höhenstraße Bingerbrück–Koblenz. Damals führte eine Straße am Rhein entlang, die in späterer Zeit völlig vergessen wurde. Ein Teil der Straße zwischen Salzig und Hirzenach ist freigelegt worden. 1784 führte aus Salzig durch Weiler eine Landstraße gen. die Zeil vom Rhein auf den Hunsrück. Im 19. Jahrhundert erfolgte der Bau der Rheinstraße auf dem Streckenabschnitt Boppard-Oberwesel. 1813 Arbeiten an der Route impériale Mainz-Köln, die dann preußische Staatsstraße Kreuznach-Köln wurde. 1939 Arbeiten an der Straße Bad Salzig-Weiler-Rheinbay; nach dem 2. Weltkrieg Kreisstraße Bad Salzig-Weiler-Rheinbay-Hunsrück. 1859 Eröffnung der Eisenbahnstecke Koblenz-Bingen, 1881 Haltestelle Salzig.
Schule
Im 17. Jahrhundert gab es in Salzig noch kein Schulhaus, im Jahr 1677 wird aber ein Lehrer erwähnt, der im Jahr 1681 im Sommer 36 und im Winter 70 Kinder unterrichtete. Weitere Lehrer werden 1686, 1688, 1729/43, 1761/66, 1773/76, 1785/95 und 1808 genannt.
Bad Salzig gehört zusammen mit Buchholz, Herrschwiesen, Hirzenach, Holzfeld, Oppenhausen, Rheinbay, Udenhausen und Weiler zur Stadt Boppard.
Quelle: Rettinger; Homepage der Gemeinde, Margue; Handbuch; redakt. Bearb. S.G.