Rhens am Mittelrhein

Lohgerberhaus

Wie kommt es zu dem seltsamen Namen? Die Antwort darauf findet sich in den alten Salbüchern der Stadt Rhens - Güterverzeichnisse aus dem 17. und 18. Jahrhundert - die den heute sehr beengten Bereich zwischen Bahndamm und Rhein als "Lohloch" bezeichneten. Hier befanden sich mehrere Wohn- und Wirtschaftsgebäude der Rhenser Lohgerber, die es zu Beginn des 17. Jahrhunderts zu einem gewissen Wohlstand gebracht hatten.

Wie in den meisten Städten des Mittelalters und der Frühen Neuzeit siedelten die Lohgerber wegen der mit ihrem Handwerk verbundenen Gewässerverschmutzung meist dort, wo die innerstädtischen Gewässer den Mauerring wieder verließen. Das "Gewässer" war in diesem Fall der Mühlbach, der damals hinter dem Haus vorüberfloss und auf halbem Wege zwischen Rhein- und Josefstor die Stadtmauer wieder verließ.

In einer Lohmühle wurde die zum Gerben der Felle benötigte Eichenrinde gemahlen

Der Bach versorgte die Stadt mit Trinkwasser, aber auch die Lohgerber waren auf fließendes Wasser angewiesen: In einer Lohmühle wurde die zum Gerben der Felle benötigte Eichenrinde gemahlen und auch der Gerbevorgang benötigt bzw. verschmutzt große Mengen Frischwasser. Zudem ließen die beim Gerben freiwerdenden übelriechenden Gase das "Lohloch" zu keiner bevorzugten Wohngegend werden.

Bauinschrift

Dem zwischen 1858 und 1861 erfolgten Bahnbau fielen in Rhens 14 Häuser zum Opfer - praktisch alle Gebäude im "Lohloch". Nur das prächtige, 1629 errichtete Fachwerkhaus des Abraham Schmitz, genannt Löhr (von Löher = Lohgerber) konnte erhalten werden und erduldet seit nunmehr fast 150 Jahren den Schmutz und die Erschütterungen der mittlerweile im Minutentakt vorüberfahrenden Züge.

Ungewollt ironisch bezieht sich die Bauinschrift auf die missliche Lage des Hauses, das - obwohl seiner Wirkung fast gänzlich beraubt - eines der schönsten Fachwerkhäuser in Rhens ist.

Text: Alexander Ritter; Torsten Schrade; Dehio; redakt. Bearb. S.G.