Rhens am Mittelrhein

Rathaus

Das Alte Rathaus ist das älteste Fachwerkgebäude in der Stadt. Dendrochronologische Untersuchungen haben ergeben, dass seine ältesten hölzernen Bauteile aus dem Jahr 1514 stammen.
In der spätgotischen Ausgestaltung des Erdgeschosses dem Oberlahnsteiner Rathaus recht ähnlich, zählt es mit diesem zu den ältesten und schönsten Zeugnissen bürgerlicher Selbstverwaltung im gesamten Bundesland Rheinland-Pfalz. Charakteristisch sind die hohen gotischen Fenster des Erdgeschosses. Hier befand sich noch im 17. Jahrhundert eine große offene Halle, in der sich die Bürgerschaft zu öffentlichen Anlässen und zur Beratung städtischer Angelegenheiten versammelte. Hierzu zählten beispielsweise die Wahl des Stadtrates und der beiden Bürgermeister, die öffentliche Vereidigung der neuen Bürger sowie auch Gerichtsverhandlungen. Über die Einführung des Abendmahles nach calvinischem Ritus im Jahre 1618 wurde hier ebenso verhandelt wie über die Rückgabe der Stadt an Kurköln im Jahre 1629.
Das Erdgeschoss mit 1935 wieder geöffnetem Durchgang und das vorspringende Obergeschoss stammt aus der Mitte des 16. Jahrhunderts. Giebel und Zwerchhaus wurde 1709 hinzugefügt. Die Streben sind in den älteren Teilen als Schwertungen, in den jüngeren als Wilder Mann gebildet. Durch die Freilegung des Fachwerks und die Wiederherstellung des Laubenganges mit den Spitzbögen hat der Bau an Schönheit zugenommen. Über diesem Laubengang befindet sich der sogenannte "Weite Saal", daran angeschlossen das "enge Schöffenstübchen". Das Fachwerkhaus wird von einem kleinen Glockentürmchen gekrönt, in dem sich lange Zeit die Feuerwehrglocke befand, seit 1972 schmückt wieder eine Uhr den Aufbau. Im Inneren windet sich eine hölzerne, 1937 erneuerte Wendeltreppe empor. Nach der Bildung einer Verbandsgemeinde wurde dem Rathaus 1969-1971 ein dreigiebeliger Erweiterungsbau in Sichtbeton nach Plänen von K. und E. Schloßberger zugefügt. Im Jahre 1998 wurde das alte Rathaus von Grund auf saniert. 

Text: Dehio, Georg: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Rheinland-Pfalz Saarland. Bearb. von Hans Caspary u.a. Darmstadt 1985; Homepage der Gemeinde; redakt. Bearb. S.G.