Dromersheim in Rheinhessen

Zur Geschichte von Dromersheim - von Sigrid Schmitt

Grundherrschaft

Tor zum Katharinenhof[Bild: Harald Strube]

In Dromersheim lassen sich sehr früh umfangreiche Güter der alten Reichsabtei Fulda sowie Besitz der Klöster Lorsch, Prüm und St. Maximin nachweisen. In einer auf das Jahr 874 datierten Fälschung aus dem 11. Jahrhundert suchte sich das Kölner Stift St. Kunibert seine vermutlich alten Rechte in Dromersheim, zu denen neben einem Hof auch Teile des Zehnten gehörten, zu sichern. 1239 verkaufte es diesen Besitz an St. Stephan in Mainz, wodurch das Stift zum bedeutendsten Grund- und Zehntherrn in Dromersheim wurde. Bereits 1133 ist aber von einem Fronhof von St. Stephan in Dromersheim die Rede, so dass es seit dem 13. Jahrhundert über mindestens zwei Höfe dort verfügte. Bei einer Güterrenovation im Jahr 1470 umfasste sein Besitz in Dromersheim rund 134 Morgen Ackerland. Auch die Klöster Sponheim und Rupertsberg hatten Besitz in Dromersheim.
Weitere geistliche Grundherren waren das St. Johannesstift in Mainz, das Kloster Siegburg und seine Propstei Hirzenach sowie das Mainzer Dominikanerkloster. Im 14. Jahrhundert besaß eine Witwe von Humbracht Güter aus einer Scharfensteiner Erbschaft, die sie an Dieter Kämmerer von Worms vertauschte. 1590 verfügte der Mainzer Erzbischof über die "Ellenbachschen Güter", von denen auch der Grafschaft Falkenstein gewisse Gefälle zustanden. 1668 sind außerdem die Klöster Disibodenberg und Ingelheimerhausen genannt sowie der weltliche Grundbesitz der Brömser von Rüdesheim.

Ortsherrschaft

Um 1194 hatte Werner von Bolanden die Vogtei über die Güter des Klosters Fulda als Lehen der Grafen von Diez inne; damit verbunden war offenbar auch zumindest ein Anteil am Zehnten, da die Diezer Grafen noch 1430 über ein Drittel des Zehnten die Lehnsherrschaft hatten. Entscheidend für die Herrschaftsentwicklung wurde aber wohl die Grundherrschaft des Mainzer St. Stephansstiftes. Aus der Kundschaft von 1335 geht hervor, dass das Stift Schultheiß und Gericht setzte und dass die Erben eines Arnold von Vymersheim den Hof des Stiftes zu schützen hatten, wofür sie jährlich 3 Mark Pfennige erhielten. Von der später nachweisbaren Lehnsherrschaft der Pfalzgrafen über die Ortsvogtei war hier nicht die Rede; möglicherweise wurde die Kundschaft eingeholt, um diesbezügliche Ansprüche oder aber weitergehende Forderungen der Herren von Montfort (=Erben des Arnold von Vymersheim?) abzuwehren.
1340-42 kam es jedenfalls zu heftigen Konflikten um die Vogteirechte in Dromersheim zwischen St. Stephan und den Herren von Montfort, an deren Ende St. Stephan das Gericht, den Herren von Montfort aber die Vogtei zugesprochen wurde. Im Verlauf des 14. Jahrhunderts wurde die Lehnsherrschaft der Pfalzgrafen über die Vogtei in Dromersheim deutlich. Offenbar hatten sie den Ort sogar befestigen lassen, denn 1390 musste sich Pfalzgraf Ruprecht dem Mainzer Erzbischof gegenüber verpflichten, die Befestigung in Dromersheim niederzulegen und nie wieder aufzubauen. Im Jahr darauf tauschte der Pfalzgraf schließlich seine Rechte und Besitzungen in Dromersheim gegen die des Mainzer Erzstiftes in Biebelnheim, die Rechte der Herren von Montfort wurden vom Pfalzgrafen für 1100 fl. abgelöst. Seither setzte sich der Mainzer Erzbischof allmählich als einziger Ortsherr durch. Nachdem Dromersheim zunächst mit einigen anderen Orten zusammen ein eigenes Amt gebildet hatte, wurde es dem Amt Algesheim unterstellt. 1590 waren bereits alle entscheidenden Hoheitsrechte in der Hand des Erzbischofs, mit Ausnahme der bei St. Stephan gebliebenen niederen Gerichtsrechte. Diese gingen jedoch 1598 ebenfalls an das Erzstift über, sodass der Ort nun uneingeschränkt dem Kurfürsten unterstand.

Dromersheim während der lothringisch-pfälzischen Fehde

Während der lothringisch-pfälzischen Fehde im Jahr 1668 wurde die Gegend zum Kriegsschauplatz. Die Pfälzer lagerten auf einem Berg bei Dromersheim und Ockenheim während die Lothringer sich auf der Büdesheimer Gemarkung befanden. Am 28. September kam es schließlich zu einer Schlacht, bei der 6000-7000 Pfälzer fielen.[Anm. 1]

Chronik der jüngeren Ortsgeschichte

Die Ortschaft Dromersheim, welche seit 1816 zum Großherzogtum Hessen gehörte, war zu Beginn des 19. Jahrhunderts noch um ein Vielfaches kleiner. Die lediglich 137 Häusern boten im Jahr 1829 aber immerhin 892 Einwohnern ein Zuhause. Hierzu zählte auch eine jüdische Gemeinde von 40 Menschen. 1846 lebten 925 Einwohner im Ort. Aus diesem Jahr ist auch überliefert, dass die Langgasse mit Wackensteinen gepflastert wurde. Bis 1856 stieg die Einwohnerzahl auf 1068, die Zahl der Häuser auf 184 an. [Anm. 2]

1870/71 wurde die Bahnlinie Alzey-Bingen freigegeben, wodurch die Vorzüge der Eisenbahn Einzug hielten. Kurz darauf wurde 1872 ganz im Geist der Zeit auch der heute noch existierende Männergesangverein Frohsinn gegründet. 1884 erhielten die Ortsstraßen durch 17 Petroleumlampen erstmals eine Beleuchtung.

Im Jahr 1880 erreichte Dromersheim mit 1106 Einwohner seinen vorläufig höchsten Bevölkerungsstand. Zehn Jahre später wurde die Langgasse erneut gepflastert - dieses Mal mit schwarzblauen Basaltsteinen. In der Folgezeit entstanden im Ort gleich mehrere neue Organisationen: 1893 wurde ein Darlehnskassenverein und 1899 ein Turnverein und eine Feuerwehr gegründet. Die Anzahl der Einwohner sank derweil bis zur Jahrhundertswende leicht auf 1061 Einwohner ab, die der bewohnten Häuser stieg dafür auf 216. Durch den Bau der Bahnstrecke von Gau-Algesheim nach Bad Münster am Stein im Jahr 1902, erfuhr die Verkehrsanbindung noch einmal eine deutliche Verbesserung. Auch bei der Straßenbeleuchtung gab es Fortschritte. Die fast dreißig Jahre zuvor angeschafften Petroleumlampen wurden 1913 durch elektrische Varianten ersetzt.

Bis ins Jahr 1910 fiel die Einwohnerzahl auf 995, bis 1925 auf 986. Während dieser Zeit, im Jahr 1920, wurde durch die Geschwister Hensel eine Schwesternstation mit Kindergarten gestiftet. 1926 wurde der Gesangverein Einigkeit gegründet, welcher dreißig Jahre später mit dem zuvor genannten MVG Frohsinn zusammengehen sollte. Im Jahr 1928 wurden Wasserleitungen gebaut, welche nun die beiden früheren Röhrenbrunnen ersetzten.

Der Nationalsozialismus der 1930er Jahre fand in Dromersheim wenig Anklang, insbesondere die kirchenfeindlichen Bestrebungen, welche von diesem ausgingen, stießen im Ort auf Widerstand. Bei der Reichstagswahl vom 10. April 1938 kam diese Grundhaltung deutlich zum Ausdruck und zog scharfe Gegenreaktionen der auswärtigen NSDAP-Parteileitung nach sich.[Anm. 3]

Nach dem Zweiten Weltkrieg lebten wieder 1105 Menschen und ein weiteres Jahrzehnt später 1186 Dromersheimer im Ort - eine Zahl die bis zum heutigen Tag noch deutlich weiter ansteigen sollte. Im Jahr 1972 wurde Dromersheim eingemeindet und ist seitdem ein Stadtteil von Bingen.

Nachweise

Verfasser: Sigrid Schmitt, erweitert durch Simeon Thomas Pfeiffer

Redaktionelle Bearbeitung: Stefan Grathoff, Sarah Traub

Verwendete Literatur:

  • Karl Johann Brilmayer: Rheinhessen in Vergangenheit und Gegenwart. Geschichte der bestehenden und ausgegangenen Städte, Flecken, Dörfer, Weiler und Höfe, Klöster und Burgen der provinz Rheinhessen nebst einer Einleitung. Gießen 1905.
  • Sigrid Schmitt: Ländliche Rechtsquellen aus den kurmainzlichen Ämtern Olm und Algesheim. Franz Steiner Verlag Stuttgart 1996. (Geschichliche Landeskunde. 44).
  • Müller, Michael Ernst; Müller, Johann: Dromersheim. 756-1956. 1200 Jahre. Ein geschichtliches Heimatbuch anläßlich seiner 1200jährigen Jubelfeier. Bingen 1956.

Bild: Harald Strube

 

Aktualisiert am: 08.11.2016

Anmerkungen:

  1. Müller, 1956, S. 44-45 Zurück
  2. Müller, 1956, S. 60. Zurück
  3. Müller, 1956, S. 61-62. Zurück