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Wespe
Die Wörter Wespe (dialektal Weschb u. ä.), Wespel (dialektal Wischbel u. ä.), Wesper (dialektal Weschper), Wepse (dialektal Weps) und Wefze (dialektal Wewz) führen auf die Wurzel westgermanisch *wab‑sō ‘Wespe’ zurück. Bereits im Althochdeutschen und Mittelhochdeutschen sind jeweils etliche Varianten herausgebildet, vgl. althochdeutsch wefs, wefsa, wafs, wafsi, wefsi und mittelhochdeutsch wefse, webse, webze, wespe. Die gegenwärtigen Varianten Wespe, Wepse und Wefze setzen unmittelbar die entsprechenden historischen Formen fort. Wefze ist, wie man anhand der althochdeutschen Belege erkennen kann, der archaischste Ausdruck. Daraus folgt, was das Mittelhochdeutsche zeigt, jüngeres Wepse. Wahrscheinlich unter dem Einfluss von lateinsich vespa ‘Wespe’ erfolgte die Lautumstellung, die von Wepse zu Wespe führte.
Bei Wespel handelt es sich vielleicht um eine mit ‑l-Suffix gebildete Diminuierung von Wespe. Erwogen wird aber auch eine Ableitung von dem lautmalenden Dialektverb wespeln/ wispeln ‘herumfuchteln, hin- und herwedeln, hin- und herbewegen’. Die Form Wesper wäre dann mit Übergang von ‑l zu ‑r zu erklären. Ansonsten muss eine Bildung mit ‑er-Suffix zu Wespe (dialektal mit ‑e-Abfall: Wesp) angenommen werden.
Zu Hornisse (dialektal Horniss u. ä.) gehört nicht nur Hornissel (dialektal Hornessel u. ä.), sondern auch Hermes und Hengs(ch)ger. Das Ausgangswort lässt sich zurückführen auf die Wurzel indogermanisch *ḱerəs‑, die ‘Horn’ bedeutet. Die Hornisse ist also nach ihren gebogenen Fühlhörnern benannt. Bei Hornissel liegt wahrscheinlich Verkleinerung mit ‑l-Suffix vor. Möglich ist aber auch Anlehnung an Assel, Hummel oder Nessel (Brennnessel). Die Entwicklung von Hermes aus Hornisse erklärt sich folgendermaßen: Der Vokal der ersten Silbe resultiert aus der Umlautung von ursprünglichem ‑o- zu ‑ö- und anschließender Entrundung zu ‑e‑. Die Struktur der zweiten Silbe ergibt sich aus der Angleichung des Ausdrucks an Ameise, das in den Dialekten des Erhebungsgebietes in der Form von Emez, Ominz Imes usw. vorkommt (vgl. Karte 23.).
Bei den gemeldeten Varianten Hengsger und Hengschger (beide in einem Belegpunkt) ist kaum ersichtlich, dass der ersten Silbe Hornisse zugrunde liegt. Auch hier resultiert das ‑e- aus einem entrundeten ‑ö‑. Zudem ist das auf den Vokal folgende ‑r- ausgefallen, wie in den Dialekten des Arbeitsgebietes durchaus üblich, vgl. z. B. Besch ‘Berg’ und Aam ‘Arm’. Der Nasal ‑ng ([ŋ]) ist möglicherweise das Ergebnis einer Assimilation von ‑n- ausgelöst durch das ‑g- der Folgesilbe ‑ger. Die Deutung des Segments ‑ger ist kaum möglich. Das Südhessische Wörterbuch (II, 725) belegt auch Wortformen mit ‑der, z. B. Heamsder für Rüsselsheim-Haßloch. Vielleicht ist ‑ger durch Plosivwechsel aus ‑der hervorgegangen. Dafür spräche der oben genannte Beleg Hengschger, der ‑sch- statt ‑s- aufweist. Die Entwicklung von s zu sch im Inlaut tritt in den Dialekten des Untersuchungsgebietes vor t (teilweise geschwächt zu d), nicht jedoch vor g ein.
Hummel ist ein lautmalendes Wort, das den Summton des Insekts zur akustischen Grundlage hat. Das Mittelhochdeutsche kennt das hierzu gehörende Verb hummen ‘summen’, das zwar nicht in die neuhochdeutsche Standardsprache übergegangen ist, aber in vielen Dialekten Nachfolger hat. (Vgl. auch englisch to hum ‘summen, brummen’.)
Bremse führt zurück auf die onomatopoetische Wurzel indogermanisch *bhrem- ‘brummen, surren, summen’. Das mittelhochdeutsche Verb bremen ‘brummen, brüllen’ gehört in diesen sprachlichen Zusammenhang ebenso wie das ablautende mittelhochdeutsche brummen, das u. a. auch auf das Geräusch von Insekten bezogen wurde. Bremse bedeutet demnach eigentlich ‘Summer, Brummer, Surrer’.
Literatur- und Ortskürzel-Verzeichnis
Die im Text erwähnte Literatur (Literaturverzeichnis) sowie eine Aufschlüsselung der Ortskürzel (Belegorteverzeichnis) finden Sie unter den entsprechenden Links.
Der obenstehende Inhalt ist entnommen aus Drenda, Georg (2014): Wortatlas für Rheinhessen, Pfalz und Saarpfalz. St. Ingbert.