Das Büßerinnenkloster bei Weisenau - von Udo Mosbach
Unterhalb Weisenaus am Rhein lag ein Frauenkloster der Reuerinnen, welches gewöhnlich nur das "Weisenauer Klösterchen" genannt wurde. Der Holzfäller Johannes Heyl aus Mainz hatte sein Haus und Grundstück für die Einrichtung einer Wohnung für Frauen zur Verfügung gestellt, die bisher ein ausschweifendes Leben geführt hatten und nun ein Leben in Buße beginnen wollten.
Im Jahr 1493 erkannte Erzbischof Berthold von Mainz dieses Haus der Reuerinnen als Kloster an und gestattete ihnen, sich der Regel des Augustinerordens zu unterwerfen. Zugleich verlieh er dem Kloster die gleichen Freiheiten, wie sie die Klöster in Mainz besaßen. Das Kloster erhielt den Namen "Konvent am Allerheiligenberg bei Weisenau", das "Kloster der Büßerinnen" oder das "Haus St. Marien Magdalenen auswendig Mainz gelegen". Die Vorsteherein führte den Ehrennamen "würdige Mutter", die anderen Mitglieder wurden "Schwestern" genannt.
Die Kirche war im Jahr 1499 gebaut worden. Die Mittel dazu erbrachten der Stifer Johann Heyl und ein anderer Mainzer Bürger namens Peter Viol, teils aus eigenen Mitteln, teils aus mildtätigen Gaben des Erzbischofs Berthold und anderer. Auch ein Legat von 200 Goldgulden, welches ein Mainzer Domherr zum Bau irgendeiner Kirche vermacht hatte, fand Verwendung.
Nach dem Tod der ersten Vorsteherin, Gertrude von Essen, ergaben sich die Klosterfrauen einem sehr unklösterlichen Leben. Man wollte die Frauen anfangs des Klosters verweisen, doch 1541 wurden die Frauen vom aufgegebenen Andreaskloster am Petersberg bei Klein-Winternheim, in Weisenau aufgenommen. Als am 21. August 1541 14 Frauen aus Winternheim kamen, verließen von den 24 Büßerinnen 12 sofort ihr Kloster. Die übrigen blieben zwar noch eine oder zwei Wochen, aber weil sie sich mit der Tertiarierinnen aus Winternheim nicht vertragen konnten, erhileten sie auf Befehl des Erzbischofs ein Haus bei der Pfarrkirche St. Emmerans zu Mainz zur Wohnung, einige Wingerte und einen von der Tertiarierinnen zu zahlenden Zins von 10 Gulden auf ihre Lebenszeit angewiesen, während das Büßerinnenkloster den Frauen aus dem Andreaskloster übergeben wurde. So wurde das Augustinerinnen- zu einem Franziskanerinnen-Kloster. Trotzdem führte es weiterhin den Namen "Büßerinnenkloster Allerheiligenberg zu Weisenau", im Volksmund auch "das neue Klösterlein bei Weisenau" genannt.
Der Dreißigjährige Krieg brachte dem Kloster schwere Verwüstungen. Als die Schweden nahten, flohen die Schwestern am 30.11.1631 nach Andernach, von wo sie erst im August 1634 wieder zurückkehrten. Doch nur wenige Wochen konnten sie bleiben, bis die Plünderungswut der schwedischen Soldaten die Schwestern zwang, das Haus abermals zu verlassen. Sie suchten Schutz in dem Kloster der Klarissen zu Mainz. Erst im September 1636 kehrten sie in das verwüstete Kloster zurück, mußten dasselbe aber nochmals auf kurze Zeit verlassen.
Nach der Rückkehr der Schwestern, wurden allmählich die verwüsteten Klostergebäude und die teilweise zerstörte Kirche wieder hergerichtet. Im Jahr 1701 wurden die drei Altäre der Kirche durch den Weihbischof Gedult vin Jungenfeld geweiht.
1759 ließ die Vorsteherein Josepha Vogelmann das eigentliche Klostergebäude von Grund aus neu errichten. Der Bau wurde im folgenden Jahr vollendet.
Neues Ungemach kam über das Klösterchen im Jahr 1793 bei der Blockade von Mainz durch deutsche Truppen. Die Schwestern flüchteten nach Bodenheim. Nur eine Chorschwester und zwei Laienschwetsern blieben, um die Soldaten pflegen zu können. Im Juli kehrten sie in das teilweise verwüstete Kloster zurück. bei der zweiten Belagerung der Stadt Mainz durch die Franzosen 1795 flüchteten die Schwestern nach Mainz. Nur Schwester Seraphine von Hechtsheim und zwei Laienschwestern blieben zum Schutz des Klosters und zur Bedienung der Offiziere zurück. Das Kloster blieb weitgehend heil und die Schwestern konnten trotz der Blockade der Stadt im Mai 1795 wieder einziehen.
Im Jahr 1802 wurde das Kloster aufgehoben. Es zählte damals 15 Schwestern. Außerdem wohnten noch 3 Exklarissen und 2 Altmünsternonnen dort, für deren Unterhalt der Mainzer Universitäts-Fonds zu sorgen hatte. Die Kirche diente nach der Aufhebung des Klosters den Bewohnern von Weisenau zum Gottesdienst, da ihre Kirche 1793 zerstört worden war. Der Pfarrer wohnte in den Klostergebäuden. Nachdem die Pfarrkirche in Weisenau 1825 wieder hergerichtet war, wurde 1837 die Klosterkirche und ein Teil der Klostergebäude abgerissen und anderen Stelle eine Kaserne erbaut.
Nachweise
Verfasser: Udo Mosbach
Redaktionelle Bearbeitung: Ann-Kathrin Zehender
Literatur:
- Dumont, Franz; u.a. (Hrsg.): Mainz - Die Geschichte einer Stadt. Mainz 1999.
- Landesamt Denkmalpflege (Hrsg.): Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Band 2.3: Stadt Mainz. Bearb. v. Dieter Krienke. Worms 1997.
- Wolff, Claus: Die Mainzer Stadtteile. Köln 2004.
Aktualisiert am: 28.11.2014