Görgeshausen im Westerwald

Die Görgeshausener Jagd

Hirschjagd des Kurfürsten Friedrich des Weisen (1529). Lucas Cranach der Ältere

Ein großer Teil der Görgeshausener Gemarkung wurde von Wald eingenommen. In den herrschaftlichen Waldungen, dem Domanialwald bzw. Cameralwald, hatte 1733 der kurfürstliche Jäger Johann Adam Lauerburger aus Limburg das Sagen. In den herrschaftlichen Wäldern stand 1786 die hohe und niedere Jagd dem Landesherrn und seinem Oberförster zu. Der gemeindeigene Wald gehörte 1786 zum Forst- und Jagdrevier Nentershausen. In der Försterei Nentershausen wahrte zwischen 1789 bis zu seinem Tod 1795 Revierjäger Johann Adam Bleitgen (Plaidgen, Pleitgen) die Interessen des Trierer Erzstiftes.

Die Gemeinde Görgeshausen zahlte am 24. März 1868, also bereits unter der preussischen Regentschaft. dem Förster Metternich aus Nentershausen, rückwirkend vom 1.1.1865 an, eine jährliche Gehaltszulage in Höhe von 6 Gulden.[Anm. 1] Wahrscheinlich stand dem Förster auch in nassauischer Zeit eine solche Aufwandszulage für seine Dienste im Forst Görgeshausen zu. 1826 wird ein Görgeshausener Förster genannt, ohne dass man Näheres über ihn und seinen Aufgabenbereich erfährt.

Später war die Jagd in Görgeshausen verpachtet. 1917 kostete die Jagdverpachtung für erneute neun Jahre 836 Mark.[Anm. 2] Im Beschlussbuch sind weitere Pächter genannt: 1817 ein unbenannter Pächter (Pacht 836 Mark), am 21.12.1919 die Gebr. Mannen, 1924 Heinrich Giesenfeld (Pacht 500 Goldmark) und Ernst Inngers, 1926 Herr Weihant aus Solingen, 1932 Moritz Wieser aus Solingen und Karl Meis aus Solingen Wald, 1933 Wayand und 1939 Franz Herriger (Pacht 100 Mark). Im Jahr 1946 war kein Jagdpächter vorhanden. Die Gemeindevertretung beschloss, einen Teil des Wildschadens in der Flur von der Gemeinde tragen zu lassen.[Anm. 3] Erst 1950 wurde die erneute Verpachtung der Görgeshausener Jagd in Angriff genommen. Als Pächter erscheinen 1950?-1954 Friedrich Huber, am 28.3.1954 Karl Eppenstein aus Solingen (bis 5.7.1957), 5.7.1957 Herr Mohnshausen (Alleinpächter), 13.3.1958 Herr Mohnshausen (bis Ende1962) Peter Orth, 1.1.1962 Peter Orth (Alleinpächter).[Anm. 4]

Herr Orth hatte der Gemeinde schon 19060/61 die Ansiedlung eines industriellen Werkes in Görgeshausen versprochen. Dies war - gegen die Stimme von Gemeinderatmitglied Dieter Herz, der einer bloßen Zusage nicht so einfach Glauben schenken wollte - ausschlaggebend für eine Pachtzusage für die kommenden neun Jahre. Da die Zusage der Industrieansiedlung nicht eingehalten wurde, verschlechterte sich das Verhältnis zum Jagdpächter einschneidend. Als er sich vor der endgültigen Genehmigung eine Jagdhütte auf gemeindeeigenem Grund und Boden (vor dem Heckelchen) errichtete bzw. diese erweiterte, wurden der Abriss der Hütte und sogar eine Klage erwogen.[Anm. 5] Die Zwistigkeiten wegen der illegalen Jagdhütte hörten auch in den folgenden Jahren nie ganz auf.

Am 30. September 1971 plante die Gemeinde die Jagd in der Zeitschrift »Wild und Hund« und in der »Jagdzeitung« auszuschreiben. Am 25. November 1971 wurde ein neuer Pachtvertrag mit einem neuen Pächter vom Gemeinderat abgesegnet. am 1. April 1972 werden genannt: Harald Pletsch (bis 31.1.1981)[Anm. 6]. In der Zeit vor dem 15. März 1979 waren zeitweise mitjagdberechtigt: Hans Bäcker, Jochem Rothstein, Gerhard Lenz, Jagdaufseher Edgar Henrich und Jürgen Friedrichsen.

Der Abschussplan von 1971 nannte einen Bestand von 7 Böcken (2 Böcke geschossen), 7 Ricken und 13 Schmalrehen (3 geschossen). Ob auch Wildschweine, Hasen, Fasane oder Rebhühner geschossen wurden, ist nicht vermerkt.

Zwischen 1973 und 1975 wurde versucht, den Jagdteil Niedererbach, nach dort zu ziehen, obwohl der betreffende Distrikt Eigentum der Gemeinde war. Erst am 19. Oktober 1999 kam die Jagdfläche Niedererbach an Görgeshausen zurück. Jagdpächter waren am 1. April 1981 Edgar Henrich[Anm. 7], am 19. November 1985 Klaus-Dieter Günter[Anm. 8] und später Friedrich Huber.[Anm. 9]

Forstwirtschaft

Über die alte Forstwirtschaft in Görgeshausen liegen keinerlei Nachrichten vor.

Nach dem 2. Weltkrieg wurde das Holz der Görgeshausener Waldungen zur Feuerung genutzt. Im Jahr 1948 erhielt jede Familie drei Raummeter Holz, den Landwirten wurde noch mehr Holz zugestanden. 1950 wurden die Preise für eine Holzversteigerung festgelegt. Ein Reiserhaufen kostete mindestens 4,10 DM, ein Raummeter Buchenholz sollte 10-15 DM erbringen.[Anm. 10]

Verfasser: Stefan Grathoff

Veröffentlicht am: 01.06.2017

Verwendete Literatur:

Siehe das Verzeichnis: Quellen und Literatur

Anmerkungen:

  1. HessStAWi Abt.243 Nr.314 vom 24.3.1868. Zurück
  2. Beschlussbuch. Zurück
  3. Beschlussbuch vom 18.06.1946. Anwesend waren Bürgermeister Georg Bändel, Johann Nink, Theo Hummer, Hermann Rörig, Johann Meuer, Josef Meuer, Arthur Burkard. Zurück
  4. Am 29.12.1961 wurde der Gemeindewald Peter Orth, Fabrikant (Stahlradiatoren KG Opladen, Montanusstraße. 7 Neucronnenberg) als Alleinpächter bestimmt, allerdings erst nach Ablauf der jetzigen Pachtzeit Ende 1962. Der neue Pachtvertrag wird auf neun Jahre zum Pachtpreis von 1.8000 DM abgeschlossen. Zurück
  5. Beschlussbuch vom 23.08.1963 und 28.09.1964. Das Baugesuch datiert vom 27.10.1964. Zurück
  6. Harald Pletsch war Architekt und Hochbauingenieur in Remscheid (Rondorferstr. 28c). Seine Pacht bestand aus 116 ha Wald und ca. 208 ha Feld und Wiesen. Die Pacht betrug 8850 Deutsche Mark (DM). Zurück
  7. Die Jagd war eigentlich am 24. Februar 1981 (Gemeinderatbeschluss) Karl Heinz Sindram (Lennastr.51, Hagen) zugesprochen worden (Pachtbeginn 01. April 1981, Pachtende 31. März 1990). In der Abstimmung hatte er sich mit 5:3 Stimmen gegen Edgar Henrich durchgesetzt. In der folgenden Sitzung wurde jedoch der Beschluss zugunsten Edgar Henrichs geändert. Die pacht betrug 12.000 DM. Zurück
  8. Als Jagdpächter Henrich verstarb wurde laut Beschluss vom 19.11.1985 die Jagd bis zum 31.03.1990 an K.D. Günther aus Neuwied verpachtet. Im Jahr 1990 wurde Herrn Günther der Bau einer Hütte (3x4 Meter) zur Lagerung von Winterfutter genehmigt. Zurück
  9. Friedrich Huber besaß eine Holz- und Baustoffgroßhandlung in Düsseldorf-Eller (Jägerstr. 42-54). Zurück
  10. Ratssitzung vom 29.1.1950. Zurück