Görgeshausen im Westerwald

Zur Geschichte Görgeshausens

Nass
Nassau um 1645[Bild: University of California [gemeinfrei]]

Die Frühgeschichte der Gemeinde Görgeshausen lässt sich nur aus einigen wenigen erhaltenen Dokumenten näher beleuchten.[Anm. 1]. Görgeshausen war anfangs ein kleiner Ort, der maßgeblich von den benachbarten Gemeinden Nentershausen bzw. Niedererbach beeinflusst wurde. Da es in Görgeshausen kein eigenes Ortsgericht gab, mussten sich die Ortsbewohner bei Rechtsstreitigkeiten an das zuständige Gericht in Nentershausen wenden. Der Ort gehörte zunächst zur Landesherrschaft der Grafen von Diez, kam dann unter erzbischöflich-kurtrierische Verwaltung, um im 19. Jahrhundert unter der Herrschaft des Herzogtum Nassaus zu stehen und nach dessen Untergang unter preußische Landeshoheit zu gelangen.

In kirchlicher Hinsicht gehörte Görgeshausen zur Pfarrei Niedererbach. Da man sich lange Jahrhunderte keine eigene Kirche mit einem Pfarrer leisten konnte, wurde die Gemeinde vom dortigen Pfarrer mit betreut. Erst als im Jahr 1684/85 eine Kapelle errichtet wurde, konnte man Gottesdienste im Ort feiern. Doch blieb Görgeshausen weiterhin eine Filialgemeinde der Pfarrei Niedererbach, deren Pastor den Gottesdienst in der Görgeshausener Kapelle versah.

0.1.1.Erste Besiedlung

Germanisches Dorf[Bild: Axel Hindemith [gemeinfrei]]

Die frühgeschichtliche Besiedlung des Raumes Montabaur, des Limburger Beckens und der Gebiete an der mittleren Lahn ist durch zahlreiche Funde, etwa in Steeden, Dehrn, Elz, Westerburg, Gückingen und Dornburg recht gut belegt.[Anm. 2]

Auch die Stelle, an der sich das heutige Görgeshausen befindet, war bereits in vorchristlicher Zeit zumindest zeitweise bewohnt. Bei den Ausschachtungsarbeiten für die Ferngasleitung 1952/53 fand man Gefäßreste (Finder: K. Kroll), die in die Jüngere Eisenzeit datiert wurden. Demnach haben in der Zeit zwischen 400 v. Chr. und Christi Geburt zumindest zeitweise Menschen im Gebiet des späteren Görgeshausen gelebt.[Anm. 3] Die germanischen Völker begannen seit etwa 100 n.Chr. die in unserem Raum lebenden Kelten zu verdrängen. Dies geschah nicht durch einen plötzlichen Einfall, sondern in einem sich langsam vollziehenden Siedlungsprozess. Es ist gesichert, dass im 2. Jahrhundert n. Chr. im Bereich jenseits des Limes, dem Schutzwall der Römer gegen die 'Barbaren', Germanen gesiedelt haben. Ob ihre Wohngebiete bis in den Görgeshausener Raum reichten, ist freilich nicht zu sagen. Zumindest haben sich aus dieser Zeit im Westerwald keine Siedlungsspuren erhalten. Eine Ausnahme bildet der bekannte Münzfund im Steinbruch Miltersberg bei Obererbach. Hier entdeckte man 610 römische Denarstücke aus der Zeit des Kaisers Septimus Severus, der von 193 bis 211 n. Chr. in Rom regierte.[Anm. 4] Aus diesem Fund lässt sich ersehen, dass um das Jahr 200 ein offensichtlich reger Kulturaustausch zwischen Römern und Germanen stattgefunden haben muss.[Anm. 5]

In der 1. Hälfte des 3. Jahrhunderts endete die Römerherrschaft im Land an der Lahn und die Franken rückten in das von den Römern geräumte Gebiet nach. Der ganze Landstrich gehörte offensichtlich zum Gebiet des Frankenkönigs Mallobaudes. Der berühmte Geograph von Ravenna ordnete Mitte des 5. Jahrhunderts das Land an der Lahn ganz selbstverständlich dem Frankenreich, der patria Francorum, zu.[Anm. 6]

Das Limburger Becken, das Zentrum des späteren Niederlahngaus, gehört zu den am frühesten besiedelten Zonen des Lahngebietes. Spätestens seit der Merowingerzeit, also seit dem 5. Jahrhundert, haben Menschen dort Siedlungen und Höfe angelegt. Von diesen Altsiedlungen aus bzw. durch Zuwanderung aus anderen Teilen des Frankenreiches wurde seit dem 6. Jahrhundert die bis dahin siedlungsarme bzw. weitgehend menschenleere Umgebung Limburgs als Siedlungsraum erschlossen. Am Rande der bereits bestehenden Siedlungszentren entstanden auf wohl überwiegend waldfreien Flächen neue Höfe, Weiler und Siedlungen.[Anm. 7] Als in dieser Zeit entstandene Ortschaften lassen sich vor allem solche annehmen, deren Name auf »-hausen« enden. In dieser Epoche, die vom 6. bis zum 11. Jahrhundert dauerte, dürfte auch der Ort Görgeshausen gegründet worden sein.

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0.1.2.Die Gründung des Ortes

Görgeshausen von oben[Bild: Wikipedia-Nutzer Wolkenkratzer [CC BY-SA 3.0]]

Es ist in der Forschung nicht ganz unumstritten, Ortsnamen zur Bestimmung der Entstehungszeit eines Ortes heranzuziehen. Im Fall Görgeshausen lässt sich die vermutete Gründung vor der Jahrtausendwende aber auch von einer anderen Seite her wahrscheinlich machen. Die Nachbargemeinde Nentershausen, zu der Görgeshausen in der Anfangszeit einen besonders engen Bezug hatte, wird erstmals im Jahr 841 erwähnt. Nentershausen war zu dieser Zeit Mittelpunkt einer Grundherrschaft, auf der bereits eine Eigenkirche, die Privatkirche eines fränkischen Adligen, stand. Man darf schlussfolgern, dass Nentershausen mit seiner Kirche schon vor seiner Erstnennung geraume Zeit bestanden hat. Man darf weiterhin folgern, dass auch die Kleinsiedlung Görgeshausen im 9. Jahrhundert bereits vorhanden war bzw. im Zusammenhang mit der Entwicklung Nentershausens gegründet wurde. [Anm. 8] Bestärkt wird diese Annahme durch die kirchliche Entwicklung im Limburger Gebiet. Der Raum Limburg wurde im 7./8. Jahrhundert vom St. Lubentiusstift Dietkirchen aus christianisiert.[Anm. 9] Dass Lubentius (gest. um 400?) bereits im 4. Jahrhundert persönlich missionierte - wie es die Lubentiuslegende glauben machen will,[Anm. 10] - ist eher unwahrscheinlich.[Anm. 11] Der Ortsname, die Christianisierung des Gebietes und die Nähe zu Nentershausen sind wichtige Indizien, die für eine Gründung des Ortes Görgeshausen im 9. Jahrhundert sprechen.

Bei der Erstnennung des Dorfes Görgeshausen im Jahr 1292 begegnet man drei verschiedenen Schreibweisen: Gerinthusen , Gerinshusen und Geringshusen. Allgemein geht man bei den sog. »Hausen«-Orten davon aus, dass der erste Wortbestandteil einen Namen enthält. Im Fall von Görgeshausen wird dies der Name Gering gewesen sein. Die Gründung des Dorfes kann man sich folglich etwa so vorstellen: Ein Mann namens Gering, ein freier Bauer oder sogar ein fränkischer Adliger, zog mit seiner Sippe, seiner Dienerschaft und einigen Feldarbeitern durch das Land, um einen geeigneten Siedlungsplatz zu finden. Er wählte die Stelle des heutigen Ortes, ließ Häuser, Scheunen und Ställe errichten, das umliegende Land roden und Ackerflächen anlegen. Mit der Zeit wuchs um das Haus des Gering ein kleines Dorf, das man dann Geringshausen nannte.

In den Schriftquellen werden solche früh entstandenen Dörfer oft erst geraume Zeit nach ihrer Entstehung in der schriftlichen Überlieferung erwähnt. Es gab kaum jemanden, der lesen und schreiben konnte und es gab nichts, was man schriftlich festhalten musste. Da in Görgeshausen weder der König noch die größeres Klöster über Grundbesitz verfügten, taucht der Ortsname in deren Schriftquellen auch nicht auf. So dauerte es bis zum Jahr 1292, bis Görgeshausen endlich erstmals genannt wurde.

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0.1.3.Ersterwähnung

Lubentiusbasilka in Dietkirchen[Bild: Wikipedia-Nutzer Luri [CC BY-SA 3.0]]

Der Stiftsrentmeister der St. Lubentiuskirche in Dietkirchen ließ im Jahr 1292 eine Liste besonderer Einkünfte seines Gotteshauses anfertigen. In diesem sogenannten Seelbuch (Nekrologium) notierte ein Schreiber, welche Einkünfte aus den einzelnen Ortschaften eingegangen waren.

  • Item in Gerinthusen heredes Erfonis III denarios de [...] in Erlebach.
  • In Gerinshusen heredes Wilhelmi VIII solid(os).
  • Item notandum est de bonis in Weningishusen et Geringshusen.

[Übersetzung und Quellenangabe: Ebenso [gaben] in Görgeshausen die Erben des Erfo 3 Denare [von Gütern?] in Niedererbach)[Anm. 12] --- In Görgeshausen [gaben] die Erben des Wilhelm 8 Solidos)[Anm. 13] --- Ebenso [gibt es Einkünfte] von Gütern in Wenigenhusen [Hausen bei Usingen?] und Görgeshausen[Anm. 14]]

Einige Einwohner von Görgeshausen zahlten also jährlich Geldbeträge (sog. Seelgeräte) an das Stift Dietkirchen, damit die Kleriker in der St. Lubentiuskirche an bestimmten Tagen der verstorbenen Familienmitglieder gedachten und für deren Seelenheil beteten.

Das Stift Dietkirchen wird auch schon vor 1292 Einkünfte aus Görgeshausen bezogen haben. Die Klosterleute wussten so etwas auswendig. Erst als man wegen den sich häufenden Seelgerätsstiftungen beschloss, ein Verzeichnis anzulegen, wurde auch jene in Görgeshausen zum ersten Mal schriftlich festgehalten. Möglich ist natürlich, dass ältere Seelbücher, in denen Görgeshausen bereits verzeichnet sein mochte, im Laufe der Jahrhunderte verloren gegangen sind.

Der Ortsnamne Name wurde im Laufe der Jahrhunderte von den Schreibern immer wieder anders geschrieben. Der heutig Name Görgeshausen setzte sich erst im 18. Jahrhundert durch: 1292 Gerinthusen, Geringshusen, Gerinzhusen - 1358 Geringishusen - 1362 Jeringshusen - 1370/1390 Geringehusen - 1437 Geryngishusen - 1457 Geryngißhusen - 1465 Gerychtzhusen - 1467 Geryncksshusen - 1468 Geringßhusen - 1471/1485 Jeryngißhusen - 1481 Geringshusen - 1488/1497 Gerynchtzhusenn, Jerynchußen Gerynckhuße(n) - 1490 Gerigshusen - 1516 Giercheßhusen - 1525 Gergeshusen, Giercheßhusen - 1564 Gergeshausen, Gergishausen - 1585 Girgeßhaussen - 1650 Geheshusen - 1684 Giergeshausen - 1685 Girgenshausen - 1738 Girgeshausen - 1753 Girgeshausen, Georgeshausen - 1786 Goergeshausen - 18. Jh. Görgeshaußen - 1804 Görgeshaußen - 1825 Georgeshausen

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0.2.Görgeshausen in der Grafschaft Diez

Die Stammburg der Grafen von Diez[Bild: Wikipedia-Nutzer Luidger [CC BY-SA 3.0]]

Görgeshausen gehörte ursprünglich zum Niederlahngau. Seit dem beginnenden 9. Jahrhundert ist im Niederlahngau eine Grafschaft zu erkennen, deren Hauptsitz in Limburg vermutet wird.[Anm. 15] Wann genau die Familie vom König in den Grafenstand erhoben wurde, ist nicht überliefert.

Die ursprünglich aus dem Naheraum stammende Familie errichtete eine seit Mitte des 11. Jahrhunderts rasch wohlhabend werdende Herrschaft im Lahngebiet zwischen Weilburg und Diez. Der Einfluss der Diezer Grafen reichte weit in den Westerwald hinein und deckte sich anfangs ungefähr mit den Trierer Dekanaten Dietkirchen und Kirberg. Das Stadtgebiet Limburg dagegen war nicht Bestandteil dieser Grafschaft. Limburg erlebte eine eigenständige Geschichte.[Anm. 16]

Die Grafen des Niederlahngaus bezeichneten sich erstmals im Jahr 1073 als Grafen von Diez. Zu diesem Zeitpunkt war ihre Burg-Residenz in Diez bereits fertiggestellt. Um die Burg der Grafen von Diez herum entstand eine Siedlung, die sich rasch vergrößerte und 1329 erstmals als Stadt bezeichnet wurde.

Die Grafschaft Diez war ein Reichslehen, d.h. sie war Eigentum der Königsdynastie und den Grafen von Diez nur leihweise überlassen. Doch da die Grafschaften im Deutschen Reich seit dem 9. Jahrhundert in zunehmendem Maße für erblich erklärt wurden, kann man davon ausgehen, dass auch den Grafen von Diez von Anfang an das Recht zugestanden wurde, die Grafschaftsrechte auf ihre männlichen Nachkommen zu vererben.

Ein besonders enges Verhältnis hatten die Grafen von Diez zu den staufischen Königen, die zwischen 1125 und 1250 den deutschen Königsthron besetzten.[Anm. 17] In diese Epoche fiel auch der Zenit der politischen Macht des diezischen Grafenhauses. Indem sie den Königen wichtige Dienste leisteten, wurden sie mit Güterschenkungen und umfangreichen Rechtsbefugnissen belohnt. So gelang es den Grafen, ihre Macht immer weiter zu vergrößern und die »Goldene Grafschaft« bis in die Wetterau auszudehnen. Innerhalb ihrer Grafschaft übten die Grafen von Diez fast uneingeschränkt die Landeshoheit aus, d.h. nahezu alle richterlichen und herrschaftlichen Befugnisse lagen in ihren Händen. Andere adlige Herren, die anfangs Grundbesitz und richterliche Kompetenzen in bestimmten Gebieten ihr Eigen nennen konnten (Grundherrschaften), waren von den Diezer Grafen konsequent zurückgedrängt worden. Die wenigen verbliebenen Herrschaftssprenkel fremder Grundherren konnten die Landesherrschaft der Diezer Grafen nie ernstlich beeinträchtigen.

Doch mit dem Untergang der Staufer, der mit dem Tod Kaiser Friedrich II. im Jahr 1250 besiegelt war, begann auch der allmähliche Abstieg des Diezer Grafenhauses. Die unsichere politische Lage, zwischen 1254 und 1273 konnten sich die deutschen Fürsten nicht auf die Wahl eines allgemein anerkannten Königs einigen (das sog. Interregnum), führte dazu, dass sich das Diezer Geschlecht im 13. Jahrhundert in zwei Linien, in die Häuser Diez und Weilnau, spaltete.

Um sich greifende Misswirtschaft und eine schlecht organisierte Verwaltung führten zu Machtverlust und Streit im Grafenhaus. In der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts trennten sich die beiden Linien. Die Weilnauer Linie verlegte ihre Residenz nach Birstein im südlichen Vogelsberggebiet. Die Diezer Linie verblieb im Land, musste sich aber zunehmend mit der aggressiven Politik ihrer mächtigen Nachbarn, der Erzbischöfe von Trier und der Grafen von Nassau, auseinandersetzen.

Der wirtschaftliche Niedergang führte zu einem ständigen Geldmangel des Grafenhauses. Aufgrund zahlreicher Güterverpfändungen, die nie wieder ausgelöst werden konnten, kam es zu einem regelrechten Ausverkauf des Diezer Besitzes. Vor allem die Grafen von Nassau-Hadamar zogen aus dem Niedergang des Diezer Grafenhauses Vorteile. Von 1317 bis 1332 übten die Nassauer Grafen sogar eine Vormundschaftsregierung über die Grafschaft aus. Der letzte Diezer Graf Gerhard VII. versuchte seit 1348 den Verfall seines Hauses aufzuhalten. Er suchte Schutz beim Trierer Diözeseverwalter Kuno von Falkenstein und verpfändete diesem am 9. Mai 1362 ein Viertel seiner Grafschaft auf Lebenszeit. In dieser Urkunde werden die Ortschaften Görgeshausen und Niedererbach ausdrücklich als Bestandteil der Verpfändungsmasse genannt.[Anm. 18]

In den 70er Jahren überließ Graf Gerhard VII. die Regentschaft seinem Schwiegersohn Graf Adolf von Nassau-Dillenburg, der mit seiner einzigen Erbtochter Jutta verheiratet war. Im Jahr 1384 wurde Graf Adolf offiziell mit der Grafschaft belehnt. Als Graf Gerhard VII. im Jahr 1386 starb, fiel die Grafschaft Diez an seinen Schwiegersohn.[Anm. 19]

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0.3.Die Grafschaft Diez unter Nassau-Dillenburg (1386-1442)

Burg Dillenburg im 17. Jahrhundert[Bild: Matthäus Merian (gemeinfrei)]

Das Haus Nassau-Dillenburg war bei der Teilung der ottonischen Linie (1303) des nassauischen Hauses entstanden. Graf Adolf von Nassau-Dillenburg verstarb im Jahr 1420 ohne männliche Erben zu hinterlassen. So fiel das Erbe an seine Brüder, Engelbert I., Johann II. und Johann III. von Nassau-Dillenburg, sowie an seinen Schwiegersohn Gottfried von Eppstein.

Schon bald kam es zu harten Auseinandersetzungen zwischen den Häusern Nassau-Dillenburg und Eppstein. Der Trierer Erzbischof vermittelte 1420 in diesem Streit und erklärte den Konkurrenten, dass sowohl Nassau-Dillenburg als auch Eppstein je zur Hälfte an der Grafschaft beteiligt seien. Diese Aufgabe hatte er offenbar nicht ganz uneigennützig übernommen, denn unmittelbar nach der Schlichtung trugen die Häuser Nassau und Eppstein die Grafschaft Diez dem Trierer Erzstift zu Lehen auf, d.h. sie überantworteten ihre Grafschaft dem Erzbischof, der sie ihnen jedoch umgehend wieder als Lehen übergab. Somit erwarb der Trierer das Eigentum an der Grafschaft, während die Herren von Nassau und Eppstein im Besitz der Grafschaft blieben. Offensichtlich stand hinter der Übereignung an einen Lehnsherrn der Gedanke, künftigen Streit durch die Einschaltung einer übergeordneten Schlichtungsinstanz zu vermeiden. Mit dem Lehnstitel hatte der Erzbischof entscheidenden Einfluß in der Diezer Grafschaft gewonnen und konnte es vorerst hinnehmen, dass sowohl die Grafen als auch ihre Verwaltungsleute in Amt und Würden blieben. Die Übereignung konnte ohnehin erst dann politische Veränderungen nach sich ziehen, wenn der Kaiser als Oberlehnsherr seine Zustimmung zur Übertragung gab.[Anm. 20]

Die Brüder Engelbert I., Johann II. und Johann III. von Nassau teilten 1425 ihren Herrschaftsanteil auf. Johann II. erhielt Dillenburg und den nassauischen Teil der Grafschaft Diez, in der auch die Gemeinde Görgeshausen lag.

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Die Grafschaft Diez unter Trierer Lehnshoheit (1442-1564)

Wappen des Erzstiftes Trier von 1703[Bild: Johann Siebmacher Wappenbuch von 1703 (Gemeinfrei)]

Erst 1442 konnte der Trierer Erzbischof endgültig die Oberlehnsherrschaft über die Grafschaft Diez erwerben, die ihm 1420 schon angetragen worden war, aber in Wirklichkeit weiterhin bei König und Reich gelegen hatte. Anlässlich seiner Krönung in Frankfurt übergab Kaiser Friedrich III. von Habsburg (1440-1493) am 17. August 1442 die Lehnsherrschaft an den Trierer Erzbischof Jacob von Sirck und dessen Erzstift. Von diesem Zeitpunkt an trugen die beiden Inhaber der Grafschaft, Graf Johann II. von Nassau-Dillenburg und Gottfried von Eppstein, ihre Grafschaft als Lehen des Trierer Erzstiftes.

Nach dem Tod von Graf Johann II. von Nassau-Dillenburg (1443),[Anm. 21] kam es zu komplizierten Besitzverschiebungen. Im Jahr 1453 verkauften die Eppsteiner - wohl um Unterstützung gegen nassauische Expansionsbestrebungen zu gewinnen - die Hälfte ihres Anteils an Graf Philipp den Älteren von Katzenelnbogen. Dieser war somit im Besitz eines Viertels der Grafschaft Diez. Im selben Jahr verpfändeten die Eppsteiner ein weiteres Achtel an das Trierer Erzstift.[Anm. 22] Dem Haus Eppstein verblieb somit nur noch ein Achtel.[Anm. 23] Als das Katzenelnbogener Grafenhaus im Jahr 1479 ausstarb, folgten ihre Erben, die Landgrafen von Hessen, in das katzenelnbogische Grafschaftsviertel.

0.3.1.Der Katzenelnbogener Erbfolgestreit (1479-1557)

Burg Katz am Rhein

Zwischen den Grafen von Nassau und den hessischen Landgrafen entbrannte alsbald ein heftiger Streit um das katzenelnbogische Erbe[Anm. 24], der sich über Jahrzehnte hinzog. Die territorialen Gegensätze innerhalb der Grafschaft Diez waren auch der Grund dafür, dass im Jahr 1525 ein Weistum der Grafschaft Diez angefertigt wurde.[Anm. 25] Weistümer waren Schriftstücke, in denen die gewohnheitsmäßigen Rechte und Pflichten sowohl der Herrschaft als auch der 'Untertanen' aufgeschrieben wurden, besonders dann, wenn die Rechtslage unsicher war.

In einem Bericht über die Grafschaft Diez aus dem Jahr 1525 wird das Kirchspiel Nentershausen mit den dazugehörigen Dörfern Görgeshausen, Niedererbach, Heilberscheid, Nomborn, Oberisselbach, Sespenroth, Groß-Holbach, Klein-Holbach und Girod ausdrücklich genannt[Anm. 26]: Es gehöre mit aller hohen und niederen Gerichtsbarkeit, mit Gebot und Verbot, Wildbann und Weidwerk sowie dem Jagdrecht den Herren der Grafschaft Diez.[Anm. 27] Auch Niedererbach zählte, da spricht das Weistum eine deutliche Sprache, eindeutig zur Grafschaft Diez, wenngleich dem Trierer Erzbischof die Kirchenherrschaft gehörte: Nieddernirlenbach ligt in der graiffschafft, aber eyne byschoff von Trier hait die pfarre zu geben.[Anm. 28] Für Görgeshausen, das gerichtlich zu Nentershausen und kirchlich zu Niedererbach gehörte, galt folglich die gleiche Regelung.

Am 3. Februar 1532 bestätigte Kaiser Karl V. dem Trierer Erzbischof Johann III. alle Reichslehen, namentlich die Grafschaft Diez.[Anm. 29]

Bereits 1522 war das verbliebene Eppsteiner Achtel durch Kauf an die Herren von Königstein gefallen, die es im Jahr 1530 an Nassau-Dillenburg verkauften. Dieses Achtel wurde im Jahr 1535 vom Trierer Kurfürst Johann Ludwig von Gagern als erledigtes Lehen eingezogen, da die Herren von Eppstein in diesem Jahr ausgestorben waren. Über dieses Vorgehen erhob sich Streit, da an der ehemaligen eppsteiner Herrschaft auch die Herren von Stolberg,[Anm. 30] die Grafen von Nassau und die Kurfürstentümer Mainz und Köln beteiligt waren und folglich Ansprüche anmeldeten. Man weigerte sich hinzunehmen, dass der Trierer den eppsteinischen Anteil an der Grafschaft Diez einfach als erledigtes Lehen einzog. Doch nützte es auch wenig, dass Graf Wilhelm von Nassau-Diez-Vianden, Herr zu Dillenburg, protestierte und sogar Klage beim kurfürstlichen Lehnsgericht einreichte. Der Trierer Kurfürst behielt den eppsteinischen Besitz und verfügte somit zusammen mit seinem eigenen Anteil über ein Viertel der Grafschaft Diez, das die vier Kirchspiele Salz, Meudt, Hundsangen und Nentershausen umfasste.

Erst im Jahr 1557 wurde der Katzenelnbogener Erbfolgestreit im Frankfurter Vertrag beigelegt. Das hessische (seit 1479), ehemals katzenelnbogische (seit 1453) Grafschaftsviertel fiel an das Haus Nassau-Dillenburg, das somit zu drei, während Kurtrier zu einem Viertel an der ehemaligen Grafschaft Diez beteiligt war.[Anm. 31]

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0.3.2.Streit mit Kurtrier (1557-1564)

Obwohl die Besitzverhältnisse in der ehemaligen Grafschaft Diez nun weitgehend geklärt schienen, war die gemeinsame Herrschaft von Kurtrier und Nassau-Dillenburg eine Quelle ungezählter Streitigkeiten, die vor allem das ehemals eppsteinische Grafschaftsachtel betrafen. Dieser ständig schwelende Streit konnte erst mit dem Diezer Vertrag vom 27.5.1564 beendet werden.

Der Streit hatte seine Ursachen nicht nur im territorial-politischen Gegensatz, sondern wurde auch durch die sich ausdehnende Reformationsbewegung geschürt. Da die Nassauer Grafen der Reformation anhingen und dieser zum Durchbruch verhelfen wollten, der Trierer Erzbischof aber anscheinend wenigstens einen Teil der Grafschaft katholisch wissen wollte, kam man überein, die Besitzverhältnisse in der Grafschaft Diez erneut zu regeln. Dass diese Überlegungen den Ausschlag zur Einigung gaben, zeigt das folgende Eingeständnis: man habe darum und schier die halbe Grafschaft eingeräumt und nachgegeben, damit s(eine) g(naden) aus der Gemeinschaft mit Trier kommen und sonderlich mit der Baptistischen Religion nichts zu tun haben möge.[Anm. 32]

Nassau-Dillenburg verzichtete 1564, um künftigem Streit aus dem Weg zu gehen, auf das 1535 eingezogene ehemals eppsteinische Achtel, und das Kurfürstentum Trier behielt somit die vier Westerwälder Kirchspiele Salz, Meudt, Hundsangen und Nentershausen. So kam Görgeshausen zusammen mit seinem Pfarrort Niedererbach endgültig unter kurtrierische Landeshoheit und blieb rein katholisch.[Anm. 33]

Die Aufteilung von 1564 hatte bis zum Ende des Alten Reiches im Jahr 1802 Geltung.[Anm. 34]

Mit dem Diezer Vertrag war es dem Trierer Erzbischof gelungen, einen nahezu geschlossenen Territorialblock von Koblenz über Montabaur und Limburg (bis 1624 an Hessen verpfändet) bis nach Camberg zu zementieren. Spätestens jetzt war das Erzstift Trier ein unübersehbarer Machtfaktor im nassauischen Raum.

0.4.Görgeshausen unter Kurtrierer Landesherrschaft (1564-1802)

Trier wies die neu hinzu gewonnenen vier Kirchspiele dem Amt Montabaur zu. Aus der Zeit des Übergangs Görgeshausens unter kurtrierische Landeshoheit stammt auch der berühmte alte Grenzstein Löwenstein, der heute im Vorraum der Gemeindehalle von Görgeshausen steht. Er zeigt einen Wappenschild, der im ersten und dritten Feld das Kurtrierer Kreuz aufweist und im zweiten und vierten Feld einen senkrechten Balken, das Wappen derer von Leyen (Johann VI. von Leyen war von 1556 bis 1567 Kurfürst und Erzbischof von Trier). Auf der Gegenseite befindet sich ein Wappenschild mit dem nassauischen Löwen und neun Schindeln, darunter die Inschrift DIEZ.

Noch im Jahr der Erwerbung, 1564, ließ der Kurfürst eine Beschreibung der vier Kirchspiele Nentershausen, Hundsangen, Salz und Meudt anfertigen. Bei dieser Gelegenheit erfährt man Näheres über den Ort Görgeshausen und seine Beschaffenheit. Gleichzeitig erkennt man die immer noch miteinander verzahnten Besitzverhältnisse in diesem Teil der Grafschaft Diez. Denn in der Dorfbeschreibung werden Eigenleute des Erzstiftes Trier (trierisch ufs haus Montabaur), der Landgrafschaft Hessen, der Grafen von Nassau, der Grafen von Nassau-Diez (ufs haus Dietz) und der Grafen von Ysenburg in Görgeshausen erwähnt.[Anm. 35]

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0.4.1.Reformation

Während im Zentrum Limburg, wo der Trierer Kurfürst zwar Landesherr, aber der Pfandherr der einen Hälfte, Landgraf Philipp der Großmütige, ein Vorkämpfer der Reformation war, die Reformation nachhaltige Spuren hinterließ, hatte der Diezer Vertrag und die uneingeschränkte Oberherrschaft des Trierer Erzbischofs im Amt Montabaur zur Folge, dass eine Reformation in Görgeshausen nicht stattfand. Im Niedererbacher Kirchenbuch heißt es lapidar: [...] so blieb Niedererbach vom Luthertum verschont.[Anm. 36] Während in Nassau ebenfalls die Reformation eingeführt wurde, hatte die neue Lehre im Herrschaftsbereich des Trierer Erzbischofs keine Chance. Bis in das 20. Jahrhundert hinein lebten in Görgeshausen ausschließlich Katholiken. In den gut überlieferten Schultabellen des 19. Jahrhunderts wird immer wieder ausdrücklich betont, dass nur katholische Kinder die Schule in Görgeshausen besuchten.

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0.4.2.Dreißigjähriger Krieg (1618-1648)

Marodierende Soldaten[Bild: Sebastian Vrancx, 1647 (gemeinfrei)]

Die religiösen Gegensätze im Rahmen von Reformation und Gegenreformation, der Widerstand der Stände gegen den habsburgischen Absolutismus und das Eingreifen außerdeutscher Mächte in diesen Konflikt lösten den sog. Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) aus.

Wenngleich keinerlei Nachrichten über das Schicksal der Gemeinde Görgeshausen in diesem verheerenden Religions- und Territorialkrieg überliefert sind, kann man davon ausgehen, dass auch Görgeshausen von den zahlreichen Truppenbewegungen und Kämpfen in Diez, Limburg und Hadamar[Anm. 37]; nicht unberührt geblieben ist. Dabei setzten nicht nur die am Kampf beteiligten Truppenkontingente mit ihren Kontributionsforderungen, Einquartierungen, Beschlagnahmungen und Verwüstungen den im Bereich der »Hauptstadt« Diez gelegenen Ortschaften zu. Auch das stets im Land umherziehende Gesindel, die sog. Marodebrüder, die keiner Kriegspartei angehörten, sondern auf eigene Faust herumzogen und raubten, stahlen, misshandelten und töteten, wo immer sich eine Gelegenheit dazu ergab, waren allgegenwärtig und eine Plage dieser Zeit.

Dass Görgeshausen kaum von den Schrecken des grausamen Krieges verschont blieb, legen die vielen Berichte nahe, welche die Ereignisse der näheren Umgebung des Dorfes beschreiben. So heißt es in einer Niederschrift, die Soldaten einer im Diezischen stationierten Armee haben aller Orthen da sie hinkommen die Früchten auff dem Feld theils abgeerndtet theils verfuttert theils auch angezündet und verbrennt und das noch auf dem Halm gestandene zertrappet und zertretten, was in Dörffern gewesen mit Fleiß eröset, den Pferden untergestreut und verderbet. Auch so wol alte Weiber von 50, 60 und mehr Jahre als auch junge Jungfrauen und undmundbare genothzüchtiget, viel vornehme ehrsame Leute gefangen, mit weggeschleppt und sehr grausam procedieret.[Anm. 38]

Das Zentrum der Grafschaft, Stadt und Schloss Diez, wurde während des Krieges häufig von den Truppenkontingenten der verschiedenen Parteien in Anspruch genommen. Kaiserliche Truppen gaben sich mit bayerischen, spanischen, französischen und ab 1630 mit schwedischen Truppen »die Klinke in die Hand«. Auch die umliegenden Ortschaften wurden, wenngleich nur vereinzelt Namen genannt werden, in den Strudel der Ereignisse hineingezogen. Görgeshausen, obwohl nie erwähnt, wird ebenso 30 Jahre lang von Truppendurchzügen, Plünderungen, Brandschatzungen und Verwüstungen, von Hunger, Krankheit, Seuchen und Elend heimgesucht worden sein. Es verging kaum ein halbes Jahr, in dem die Menschen in der Diezer Grafschaft nicht unter diesem verheerenden Krieg leiden mussten. Die Nentershausener Kirche fiel 1633 im Schwedenkrieg den Flammen zum Opfer.[Anm. 39]

Die Grafen im Schloss Diez versuchten dabei alles, um die Not der Bevölkerung zu lindern und Flüchtlinge in den Mauern der Stadt aufzunehmen. Doch auch die Herrschaft war der Gewalt der Waffen meist mehr oder weniger schutzlos ausgeliefert.

Ob der berüchtigte Oberst Adam Wilhelm Schelhardt von Donfurt, Freiherr von Görzenich aus dem Heer Wallensteins auch in Görgeshausen sein Unwesen getrieben hat, ist nicht zu sagen. Es wird berichtet, dass er vom 12. bis 14. Mai 1627 mit acht Kompanien Infanterie raubend und plündernd ins Diezische eingefallen sei.[Anm. 40]

Der häufige Durchzug von Truppen und deren zerstörerisches Auftreten bedeutete für die Bevölkerung Elend, Hunger und Tod. 1636 heißt es von der Hungersnot im Nassauer Land: Daß nämlich eine unerträgliche Hungersnot überall herrschte, welche die Soldaten dadurch vermehrten, daß sie unter dem Prätext der schuldigen Kontribution alle Lebensmittel wegnehmen, und sich der arme Landmann, der nicht Hungers sterben will, nunmehr von Gras, Kraut und Wurzeln, dürren und grünen Laubblättern, ohne Brot, Salz und Schmalz ernähren müsse. Sie müssen sich auch sättigen von Häuten und Fellen der Tiere. Ochsen, Pferde oder Schafe, Hunde, Katzen, Ratten und andere Tiere wurden gegessen, und die so viele Wochen an den Wegen, in Pfühlen und Wassern gelegen und weggeworfen waren. Um das Pferdefleisch haben sich die Menschen gerupft, geschlagen oder gar gemordet. In Summa war eine solche Not, daß auch kein Mensch, so zu sagen, des anderen verschont, sondern mit Vorteil totschlugen und verzehrten. Die Gottesäcker haben sie durchsucht, die Gräber aufgebrochen, die Hochgerichte erstiegen und die Toten zur Speise genommen. Ein Bruder hat die tote Schwester, eine Tochter die tote Mutter angewendet und davon verzehrt.[Anm. 41]

Angesichts dieser Zustände wundert es nicht, dass zahlreiche Familien die Dörfer verließen, sich in die Wälder flüchteten oder Schutz in der Stadt Diez suchten, die zuweilen mehr als überfüllt war.[Anm. 42]

Die Menschen läuteten die Turmglocken und feierten Dankgottesdienste, als am 26. Oktober 1648 die Nachricht in Diez ankam, dass bereits zwei Tage zuvor in Münster und Osnabrück der lang ersehnte Friede (Westfälische Friede) geschlossen und der 30 Jahre lang währende Krieg endlich beendet worden war.[Anm. 43]

Die Grafschaft lag verwüstet, zahlreiche Dörfer (Habenscheid, Niederstaffel, Kreuch bei Limburg und Heuchelheim gegenüber Burg Ardeck) waren vom Erdboden verschwunden. Auch viele Höfe und Klöster (Dirstein) hatten schweren Schaden erlitten. Zahlreiche Dörfer waren erheblich zerstört und die Bewohner geflüchtet: Hambach war vollständig entvölkert, Heistenbach zählte kaum ein Dutzend Einwohner, in Aull lebten noch neun Familien und in Gückingen zehn. In Görgeshausen werden die Zustände nicht besser gewesen sein. Leider haben wir keine Nachrichten darüber. Im Jahr 1684, 36 Jahre nach dem Krieg, wurden immer noch nur 14 Feuerstellen in Görgeshausen gezählt. Mehr als 60-70 Menschen werden damals nicht im Ort gelebt haben.

Die Landwirtschaft lag brach, das Vieh war tot oder weggetrieben, die Äcker und Weinberge von Unkraut überwuchert. Während die Äcker in Görgeshausen nach einigen Jahren wohl wieder gewohnte Erträge gebracht haben dürften, sind die Weinberge und Weingärten, die wahrscheinlich auch in Görgeshausen angelegt waren (Flur Wingert) und während des Kriegs vollständig verwüstet wurden, seit dem Ende des 30-jährigen Kriegs verschwunden.

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0.4.3.Die Französische Revolution

Die französische Revolution von 1789 beeinflusste weite Teile Deutschlands. Von den politischen Unruhen wurde zunächst das Bürgertum in den Städten und politischen Zentren ergriffen. Aber auch die eher abgelegenen Ortschaften Niedererbach, Nentershausen und Görgeshausen wurden von den Ereignissen der großen Politik und vor allem vom 1. Koalitionskrieg, vom Kampf zwischen Österreich und Preußen gegen das revolutionäre Frankreich, berührt. Die Niedererbacher Kirche wurde am 19. September 1793 von Franzosen vollständig ausgeraubt. Pfarrer Trapp musste sich das Nötigste im Franziskanerkloster leihen. Die Franzosen plünderten das ganze Dorf; der Heimberger Christ Egenolf wurde am 19.9.1795 von ihnen erschossen.[Anm. 44] Das Kirchspiel Nentershausen wurde am 15. Oktober 1795, so berichtete Pfarrer Göbel an das erzbischöfliche Vikariat in Ehrenbreitstein, tüchtig gebrandschatzt, die Pfarrkirche geplündert und verwüstet.[Anm. 45] Auch ein Jahr später hausten die Franzosen in Nentershausen und zerstörten den Taufstein.[Anm. 46] In Görgeshausen beklagte sich im Dezember 1795 der Pächter des Diezer Stiftszehnten, Anton Ritters, dass ihm beim Rückzug (Retirade) der Franzosen Getreidevorräte geraubt worden seien. Das Korn sei bereits ausgedroschen und in Säcke abgefüllt gewesen. Er habe es, als die Franzosen kamen, unter dem Heu versteckt. Doch die Franzosen hätten das Korn gefunden und davon 15 ½ Simmer geraubt. Da überdies auch seine sonstige Habe geplündert worden sei, könne er seine Pacht nicht vollständig bezahlen und bat das Fürstliche Konsistorium in Dillenburg um entsprechenden Pachtnachlass.[Anm. 47] Das Fürstliche Konsistorium in Dillenburg schickte den Diezer Stiftsrentmeister Dill nach Görgeshausen, um sich ein Bild von den dortigen Zuständen zu machen.

Dieser bestätigte, dass die Franzosen von Diez aus über das an der Landstraße gelegene Görgeshausen gezogen seien und dem Anton Ritters beträchtlichen Schaden an seinen Feldfrüchten zugefügt hatten, die Bitte um Pachtnachlass also gerechtfertigt sei.[Anm. 48]

Ein Jahr später bat Anton Ritters aus dem gleichen Grund erneut um Pachtnachlass. Görgeshausen liege an der Landstraße zwischen Limburg und Montabaur, viele Kriegstruppen zögen durch und würden die Felder plündern und verwüsten.[Anm. 49] Wieder musste Stiftsrentmeister Dill nach Görgeshausen reisen. Sein Bericht war deutlich: Er habe die Zehntäcker besichtigt und gesehen, dass auf den meisten Äckern das Korn hoch stehe, viele Äcker wegen der Kriegsunruhen und der Armut der Untertanen aber unbesamt liegen geblieben seien. Das kleine Dorf Görgeshausen sei ohnehin sehr arm und liege direkt an der Landstraße. Der Krieg habe dazu geführt, dass die meisten Bewohner das Dorf verlassen hätten und sich in Ortschaften aufhielten, die nicht direkt an der Landstraße lägen. Sie müssten die Bestellung ihrer Äcker von dort aus vornehmen. Görgeshausen, an der Landstraße gelegen, war also mehrfach von durchziehenden Kriegstruppen verwüstet worden. Die Menschen hatten sich in Sicherheit gebracht, hatten Haus und Hof verlassen und waren in benachbarten Ortschaften untergekommen. Ihre Felder wurden nicht abgeerntet, von Soldaten zertreten bzw. von deren Pferden abgefressen. Nur bedingt konnten sie von ihren Zufluchtsorten aus, ihre Felder bestellen.[Anm. 50]

Erst im Jahr 1800 zogen die Franzosen wieder aus dem Diezischen ab. Leider haben liegen keine weiteren Nachrichten darüber vor, in welchem Umfang Görgeshausener Bürger an den militärischen Aktionen teilnahmen bzw. in welchem Maße der Ort Görgeshausen mit abgeforderten Hand- und Spandiensten, mit Fouragen und Lebensmittellieferungen an den kriegerischen Ereignissen beteiligt war.

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0.5.Görgeshausen im Herzogtum Nassau (1803-1866)

Burg Nassau an der Lahn

Der Frieden von Lunéville (9.2.1801) beendete die Revolutionskriege. Die deutschen Fürsten traten das linke Rheinufer an die Franzosen ab und sollten dafür im rechtsrheinischen Gebiet entschädigt werden. Hierfür stand das eingezogene Gut der Klöster und Stifte (Säkularisation) zur Verfügung und ebenso der unmittelbar der Reichsgewalt unterstehende Besitz, der auf die Landeshoheit übertragen wurde (Mediatisierung). Säkularisation und Mediatisierung zerstörten die letzten Grundlagen der kaiserlichen Macht im Reich und besiegelten mit der Gründung des Rheinbundes[Anm. 51] im Jahr 1806 das formale Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Das Heilige Römische Reich hatte von 962, dem Jahr der Kaiserkrönung Ottos des Großen (936-973), bis zum Jahr 1806, als Kaiser Franz II. auf Druck Napoleons die römisch-deutsche Kaiserwürde niederlegen musste, Bestand gehabt.

Der Reichsdeputationshauptschluss und die Schaffung des Rheinbundes markierten die Anfänge des Herzogtums Nassau. In dem am 4. März 1803 vom Reichstag verabschiedeten Reichsdeputationshauptschluss wurden die weltlichen Fürsten für ihr verlorenes linksrheinisches Land großzügig entschädigt. Davon profitierten auch die Häuser Nassau-Usingen und Nassau-Weilburg.[Anm. 52]

Das ehemals kurtrierische Amt Montabaur fiel an das Haus Nassau-Weilburg. So kam das Kirchspiel Nentershausen und Niedererbach zusammen mit Görgeshausen im Jahr 1803 von Kurtrier an das Herzogtum Nassau.[Anm. 53]

Am 12.Juli 1806 traten neben weiteren 14 deutschen Potentaten die Fürsten von Nassau-Usingen und Nassau-Weilburg dem unter dem Protektorat Napoleons gegründeten Rheinbund bei. Sie erhielten für linksrheinische Verluste erhebliche rechtsrheinische Gebietsgewinne[Anm. 54] und zugleich den Herzogtitel. Der Senior der walramschen Linie des Hauses Nassau, Friedrich August von Nassau-Usingen, wurde der erste von drei Herzögen Nassaus.

Die Nähe zum Vorbild Frankreich sowie die Notwendigkeit, die zusammengewürfelten nassauischen Einzelgebiete mit ihren unterschiedlichen rechtlichen, verwaltungsmäßigen und herrschaftlichen Strukturen in das nassauische Staatsgefüge einzugliedern, bewirkten einen Reformimpuls. Unter den zahlreichen Neuerungen sollen einige auch für Görgeshausen wichtige herausgehoben werden: Aufhebung der Leibeigenschaft (1806), Reform des Steuerwesens (1812), Aufhebung der Steuerfreiheit des Adels, Kulturordnung (1812), welche die freie Verfügung der Grundbesitzer über ihren Boden ermöglichte, Neuordnung der Gemeindeverwaltung (1816), Einführung und finanzielle Absicherung kommunaler Gemeinschaftsschulen, Aufhebung der Zunftverfassung sowie die Einführung der Gewerbefreiheit (1819).

Die neue Ordnung wurde erst mit dem Abschluss der Wiener Kongressakte 1815/1816 festgeschrieben. Jetzt, nach dem Erhalt der nassau-oranischen Gebiete Dillenburg, Hadamar, Siegen, Beilstein und Diez, war ein geschlossener nassauischer Einheitsstaat entstanden.[Anm. 55]

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0.5.1.Görgeshausen im Amt Wallmerod und Meudt

Görgeshausen gehörte seit 1803 zunächst zum alten Amt Montabaur. Die Ausbildung einer neuen nassauischen Amtsorganisation erfolgte erst allmählich. Im Jahr 1809 kam Görgeshausen dann zum neuen Amt Wallmerod, das in diesem Jahr unter dem Namen Amt Meudt durch Abtretung der vier nordöstlichen Bänne vom ehemals kurtrierischen Amt Montabaur gebildet wurde. Der Sitz des Amtes Meudt befand sich weiterhin in Montabaur. Das Amt Meudt gehörte 1809 zum neu gebildeten Regierungsbezirk Ehrenbreitstein.

Am 4. Juni 1816 wurde die Verordnung über die Bildung der Amtsbezirke erlassen[Anm. 56]. Das Herzogtum Nassau wurde in 28 Ämter aufgeteilt. Görgeshausen blieb beim Amt Wallmerod.[Anm. 57]

Im Jahr 1831 wurde der Amtssitz nach Wallmerod verlegt. Erst jetzt erhielt das Amt durch Verordnung vom 8.9.1931 (Verordnungsblatt S.81) den Namen Wallmerod. In dieser Zeit des Umbruchs war mal die Regierung in Weilburg (1803, 1814) und mal die Regierung in Wiesbaden (erstmals 1825) für Eingaben an den Landesherrn zuständig.

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0.6.Görgeshausen in der Provinz Hessen-Nassau (1866-1914)

Der Krieg um die Vorherrschaft in Deutschland (»Deutscher Krieg«), den Preußen im Bund mit den kleineren norddeutschen Staaten gegen Österreich und seine Verbündete führte, wirkte sich auch in Görgeshausen aus. Denn Herzog Adolf von Nassau stand mit 12 anderen Staaten, darunter Bayern, Württemberg, Sachsen, Baden, Kurhessen, Hessen-Darmstadt, auf der Seite der Österreicher. In der Schlacht von Königsgrätz (3.7.1866) siegten die vereinigten preußischen Armeen über das österreichische Hauptheer. Im Frieden von Prag (23.8.1866) stimmte Österreich der Auflösung des Deutschen Bundes, den von Preußen beabsichtigten Annexionen und der geplanten Neugestaltung Deutschlands ohne Österreich zu. Die Folge war, dass Preußen am 20. September 1866 Hannover, Kurhessen, Nassau und Frankfurt am Main annektierte. So verlor Herzog Adolf von Nassau sein blühendes Nassauer Ländchen, das fortan den Namen Provinz Hessen-Nassau trug. Herzog Adolf wurde abgesetzt und musste sein Land verlassen. Er wurde für den Verlust entschädigt und lebte zunächst vorwiegend in Wien oder auf seinem Schloss Hohenburg bei Lenggries, gelegentlich auch in seinem Palais in Königstein im Taunus.

Die Nassauer Lande blieben im jetzt preußischen Regierungsbezirk Wiesbaden zusammen. Die Verordnung vom 22. Februar 1867 (Preußische Gesetzessammlung S.273) teilte den Regierungsbezirk Wiesbaden in 12 Kreise mit je einem Landrat an der Spitze. Görgeshausen kam - wie alle Orte des Amtes Wallmerod - zum Unterwesterwaldkreis.

Die preußische Politik, den Einfluss des Staates gegenüber der katholischen Kirche zu stärken (der sog. Kulturkampf), machte sich auch in Niedererbach bemerkbar. Als Pfarrer Christian Diel 1876 starb, blieb die Pfarrei wegen des Kulturkampfes unbesetzt. Hilfsprediger versahen notdürftig den Gottesdienst an Sonn- und Feiertagen. Erst 1886 konnte wieder ein 'richtiger' Pfarrer, Joseph Bonn, das Pfarrhaus beziehen.[Anm. 58]

Bei der Aufhebung der nassauischen Amtsverfassung im Jahr 1886 wurde das Amt Wallmerod aus dem Unterwesterwald herausgelöst und zusammen mit dem Amt Rennerod zum neu gebildeten Kreis Westerburg vereinigt.[Anm. 59]

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0.7.Die Zeit der Weltkriege (1914-1945)

0.7.1.Der 1. Weltkrieg

Die Ermordung des österreich-ungarischen Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand durch serbische Verschwörer am 28.6.1914 setzte die diplomatischen Verstrickungen in Gang, die im Juli/August 1914 zum Ausbruch des 1. Weltkrieges führten.

Lehrer Gros beschreibt in der Schulchronik, wie die Görgeshausener den Tag der deutschen Kriegserklärung an Rußland am 2. August 1914 erlebten: Auf den Ortsstraßen standen die Männer mit verschränkten Armen und sprachen über die letzten Nachrichten [...] In der selben Nacht [2./3.8.1914] erschreckte das Auto des Herrn Landrats die Bewohner Görgeshausens, indem derselbe um Mitternacht an die Wohnung des Bürgermeisters anfuhr und die Mitteilung des Kriegszustandes überbrachte. Die Aufregung war furchtbar, die Herzen beklommen, alle Sinne und Gedanken zum Himmel erhoben, Rettung flehend. Am anderen Morgen... [...] überall im Felde sah man Landleute müßig, in Gedanken versunken stehend [...] alle legten müßig die Hände in den Schoß, sich dem Schicksal ergebend. Lange vor Mittag verließen sie ihre Arbeitsstatt [...] denn die Entscheidung über Krieg und Frieden beschäftigte mehr die Gedanken. Am Abend desselben Tages, gegen 9 Uhr, vernahm man [...] den Klang der Ortsschelle. Von innerer Unruhe getrieben, nichts Gutes ahnend, eilte alles dem Ortsdiener entgegen. Aber das bleiche Gesicht, die erregte Haltung, verrieten das Eintreffen der Katastrophe. Nie werde ich den Augenblick vergessen, als der Ortsdiener, ein Veteran von 1870/71, der die Schrecknisse des Krieges kannte, [...] die Mobilmachung mit gebrochenen Tönen verkündete. Ein Stoß von Tränen machte allen gepreßten Herzen Luft. Niemand schämte sich der Tränen, aber auch die Begeisterung erfüllte alle. Alle waren bereit, Gut, Blut Und Leben dem Vaterland zu weihen. Niemand ahnte die Länge und die Schwere des Krieges. Überall war die Meinung, bis Weihnachten würden wieder die Friedensglocken läuten. Auf allen Bahnhöfen ertönten Hurrarufe, erklang »Die Wacht am Rhein« aus Hunderten von kehlen. Erhabener und begeisternder Augenblick, die alten Germanen waren aus ihren Gräbern erwacht und ihr kriegerischer Geist belebte die Enkel.

Am Sonntag, dem 2. August erfolgte die allgemeine Mobilmachung. Der Aufruf des Landsturms erfasste alle Handsturmpflichtigen. Alle waffenfähigen Männer vom vollendeten 17. bis zum vollendeten 45. Lebensjahr, die den aktiven Einheiten des Heers oder der Marine nicht angehörten, mussten sich zur Stammrolle (Verzeichnis der Wehrpflichtigen) melden. Der Pastor erinnerte die Krieger an die Erfüllung ihrer Christenpflicht. Sie sollten die hl Sakramente bekommen denn in Gott und mit Gott sollten sie siegen und sterben...

Die Mobilmachung des Staates und der Wehrmacht erfasste auch Görgeshausen. Die Armee kaufte zwei Pferde aus dem Dorf an und die Schule wurde vom 3.-18. August geschlossen. Die Kinder mussten auf die Felder, um Ersatz für die abziehenden Krieger zu schaffen. Lebensmittel für die Truppe wurden zur Sammelstelle, der Niederlassung des Roten Kreuz auf dem Limburger Bahnhof geschafft.

Während die Männer auf den Schlachtfeldern in Belgien, Frankreich und Rußland einen letztendlich aussichtslosen Krieg führten, galt die Sorge der Daheimgebliebenen der Bestellung der Felder und der Versorgung mit dem Nötigsten. Um die Versorgung der kämpfenden Truppe mit Lebensmitteln zu gewährleisten wurden in der Heimat zahlreiche Anweisungen für die Landbevölkerung erlassen. Verstärkter Anbau von Kartoffeln und Roggen, Verbot des Verfütterns von Getreide an das Vieh, Rationierung bestimmter Lebensmittel usw.

1914
In der Heimat werden Lebensmittel gepackt, Strümpfe, Socken und Decken an die Sammelstellen getragen, Man veranstaltete Geldsammlungen.

1915
Wegen der Blockade Deutschlands durch die englische Seeflotte werden von der Regierung harte Maßnahmen getroffen. Getreideerträge werden beschlagnahmt, Höchstpreise für landwirtschaftliche Produkte verordnet[Anm. 60], die Lebensmittel rationiert und Bezugskarten[Anm. 61] ausgegeben. Dem Brotgetreide wurde Kartoffelmehl zugesetzt, um mehr Brot backen zu können. Den Leuten auf dem Dorf ging s als Selbstversorger besser als den Menschen in der Stadt, aber auch hier war die Menge rationiert, die man als Erzeuger für sich selbst behalten durften. Strenge Kontrollen suchten nach Sündern, die Lebensmittel für die eigene Familie unterschlugen und versteckten. Bauern, die heimlich Getreide mahlen ließen, erwarteten hohe Geldstrafen. In Görgeshausen wurden allein 15 Bürger bestraft, weil sie mehr Getreide beim Müller mahlen ließen, als ihnen das als Erzeuger zustand. Der Reste der Ernte wurde an die staatlichen Stellen abgegeben. Von Görgeshausen wurden Kartoffeln, Roggen, Hafer, Gerste und Raps geliefert.
Im März 1915 wurde verfügt, bis zum 1.4. alle Schweine über 120 Pfund zu schlachten. Man glaubte, daß die Schweine mit wertvollen Kartoffeln gefüttert wurden, die der Armee dadurch verloren gingen.[Anm. 62]

1916
Gefangene Franzosen wurden zum Arbeitseinsatz von der Generalkommandantur Frankfurt zur Verfügung gestellt. Nach Görgeshausen wurden 13 Gefangene gebracht, die wie der Lehrer in der Schulchronik vermerkt fleißige, tüchtige Männer waren, nur das religiöse Gebiet scheint ihnen fremd zu sein. Die Krieggefangenen wurden zeitweise im unteren Schulsaal einquartiert.
Am 1.5.1916 werden die Uhren eine Stunde vorgestellt und die Sommerzeit eingeführt. Sie dauerte bis zum 1. Oktober und wurde von den Bauern für wenig sinnvoll gehalten, da man das Vieh nicht eine Stunde vorstellen konnte.
Vor allem die Kinder beginnen unter der mangelhaften Ernährung, der Überanstrengung bei der landwirtschaftlichen Arbeit und fehlenden Nachtruhe zu leiden. An den Kriegsanleihen beteiligen sich sogar die Schüler Es werden Sammlungen angeordnet: Brennessel-, Erdbeer-, Himbeer- und Brombeerblätter für Tee, Bucheckern zur Gewinnung von wertvollem Öl. Eine Viehkommission beschlagnahmte Schlachtvieh, selbst bei Hausschlachtungen musste ein Schlachtantrag bei der Behörde gestellt werden. Kleiderstoffe, Metalle, Gummi wurden rationiert bzw. mussten an Sammelstellen abgegeben werden, der Alkoholkonsum eingeschränkt, da Korn und Kartoffeln für die Soldaten gebraucht wurden. Auch bei den Gastwirten wurden der Alkohol rationiert.
Am 1.1.1916 waren 57 Krieger aus Görgeshausen einberufen.[Anm. 63] Im Jahr 1916 und 1917 wurden auch Jugendliche unter 18 Jahren zum Wehrdienst eingezogen.[Anm. 64]

1917
Die Not der Menschen wurde gegen Ende des Krieges immer größer. Es wurde immer schwieriger, einerseits die eigene Versorgung und andererseits die Forderung der Armee zu befriedigen. Kohlen wurden rationiert; öffentliche Gebäude und Schulen durften nicht mehr beheizt werden. Im strengen Winter 1917/1918 mussten deshalb Kohleferien eingeführt werden, da man es in der Schule nicht aushalten konnte. Gegen Ende des Krieges mussten alle Schweine über 50 Pfund geschlachtet werden.
Beim Friedensschluss standen 73 Krieger aus Görgeshausen im Feld.[Anm. 65]
Mit dem sich abzeichnenden Kriegsende an der Ostfront, brandeten die deutschen Truppen zurück. Anfang Dezember 1917 zogen sie bei ihrem Rückzug auch durch Görgeshausen. Bis zum 18. Dezember zogen abgekämpfte Truppen von morgens bis abends durch das Dorf. Häuser, Ställe und Scheunen wurden belegt, rund um das Dorf standen Wagen und Geschütze. Die Schule war stets von 60-70 Mann belegt. Natürlich musste der Unterricht ausfallen. Zwischen November 1917 und 25. März 1918 wurde kein Unterricht abgehalten.
Den deutschen Truppen folgten die der Kriegsgegner. Görgeshausen wurde am 26.12.1917 nachmittags um 15:30 Uhr von Amerikanern besetzt. Sofort wurden Posten aufgestellt und man konnte nur noch mit einem Ausweis in das neutrale Gebiet gelangen. Ein solcher war allerdings in Pütschbach leicht zu bekommen. Die amerikanischen Besatzungstruppen benutzten die alte und neue Schule als Quartier und Offizierskasino. Belegstärke 60-80 Mann.

1918
Während die ersten Besatzungstruppen noch recht freundlich waren, waren die Amerikaner, die am 14.2.1918 Görgeshausen besetzten zum größten Teil »Verbrecher, Spitzbuben, Halunken usw.« so berichtet es der Lehrer in der Schulchronik. Nur die in Staffel und Limburg beschäftigten Arbeiter erhielten einen Paß. Niemand konnte mehr nach Limburg fahren. Zwar hätte man die Posten beim Ort umgehen können, aber am Weg nach Gückingen standen französische Soldaten. Während mit den ersten amerikanischen Soldaten auszukommen war, wurde es bei den Franzosen strenger. Ihnen galten die deuzschen Dörfer als "Schweinställe": Jeden Tag musste die Straße gekehrt werden und bis zum 15. März hatten alle Misthaufen aus dem Straßenbild zu verschwinden.
Die Wirte machten bei den trinkfreudigen Amerikaner gute Geschäfte: 1 Flasche Wein kostete 12-15 Mark, 1 Flasche Cognac 60 Mark, 1 Flasche Schnaps 50 Mark.
Die Lebensmittel wurden immer knapper, die Preise stiegen unaufhörlich.[Anm. 66]

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0.7.2.Nachkriegszeit und 2. Weltkrieg (1918-1945)

Am 18. Juni 1919 verließen die Besatzungstruppen Görgeshausen: »zur Freude der Bevölkerung und betrauert von den Dämlichkeiten« wie es in der Schulchronik heißt. Zwischen den Besatzungssoldaten und den Mädchen im Dorf war es, zum Leidwesend er Dorfjungen, zu zahlreichen Beziehungen gekommen. Im Dezember 1919 wurde der erste »kleine Amerikaner« geboren.
Am 28. Juni 1919 wurde der Vertrag von Versailles unterzeichnet und die Nachkriegszeit mit ihren harten Reparationsforderungen der Siegermächte begann. Um rückständige Reparationsleistungen einzutreiben besetzten französische Truppen 1921 Teile des Ruhrgebietes und dann am 11.2.1823 zusammen mit belgischen Truppen das ganze Ruhrgebiet. Man glaubte auf diese Weise, ein »produktives Pfand« für die ausbleibenden Zahlungen der Deutschen in den Händen zu halten. Die deutsche Regierung rief die deutsche Bevölkerung auf, den Ruhrkampf durch passiven Widerstand zu unterstützen. Dabei wollten es Görgeshausener Bürger aber nicht belassen. Wie so viele andere Deutsche sammelten Görgeshausener Bürger Geld für die streikenden Kumpels. Auch die Lehrer trugen den Widerstand gegen die französischen Besetzer mit. Görgeshausener Fuhrleute durchbrachen die französischen Sperren, um Waren in die Sperrzone zu liefern. Einer von ihnen wurde von den Franzosen erwischt und musste mit einer größeren Geldsumme sein beschlagnahmtes Fuhrwerk wieder auslösen. Auch Fußgänger schmuggelten Geld zu den erwerbslosen Ruhrleuten. Ein geheimer Kahndienst über die Lahn hielt die Verbindungen zu Gesinnungsgenossen im Taunus aufrecht. Der Ruhrkampf sollte erst 1925 mit dem Rückzug der Franzosen beendet werden.
Wie in Nentershausen[Anm. 67] wurde in den 20er Jahren zahlreiche öffentliche Einrichtungen im Dorf geschaffen. Seit 1922 gab es elektrisches Licht, 1925 wurde die neue Wasserleitung in Betrieb genommen, zwischen 1922 und 1926 der Sportplatz an der Limburger Straße errichtet.
Bei der Verwaltungsreform 1932 kam Görgeshausen mit den Nachbarorten[Anm. 68] an den Unterwesterwaldkreis zurück.[Anm. 69]
Als 1938 Österreich zum Deutschen Reich geschlagen wurde, stimmten von 229 Stimmberechtigten in Görgeshausen 224 mit »ja«. Nur ein Bürger war gegen den »Anschluss« Österreichs, zwei gaben ungültige Stimmzettel ab.[Anm. 70]
Die »Reichskristallnacht« vom 9. und 10. November 1938 ging auch an Nentershausen nicht spurlos vorüber. Mitglieder der SA aus dem Dorf und der anderen umliegenden Orte waren an den Ausschreitungen gegen die in Isselbach lebenden jüdischen Familien beteiligt. Die Juden wurden schwer mißhandelt und aus ihren Häusern geworfen. Man brachte sie später ins »Karlsheim« nach Kirchähr. Viele, insbesondere junge Männer, landeten im Konzentrationslager Buchenwald"[Anm. 71]
Als am 1. September 1939 mit den Überfall auf Polen der 2. Weltkrieg begannwurden die wehrfähigen Männer aus Görgeshausen zur Wehrmacht gezogen. Im Dorfleben selbst spürte man lange Jahre nichts von dem Krieg, der weit entfernt in Afrika und Russland tobte. Die landwirtschaftliche Produktion lief seit langem auf vollen Touren, die Ernährung der Bevölkerung und die Versorgung der kämpfenden Truppe war bis 1944 kein spürbares Problem.
Im September 1942 wurden die Glöckchen in der Kapelle abgeholt. Man hängte zwei Eisenbüchsen an der Line vor der Kapelle auf, die dann zur zeit des Gottesdienstes geschlagen wurden.[Anm. 72]
Erst in den letzten Monaten des Krieges wurde auch Görgeshausen von den Schrecken des Krieges berührt. Als die Alliierten die Lufthoheit über Deutschland errangen, wurden immer wieder Bombergeschwader und Tiefflieger gesichtet. Bomben schlugen ganz in der Nähe ein.[Anm. 73] Ein Flugzeug soll in der Gemarkung abgestürzt sein.
Am 1.7.1943 wurde ein Klassenraum trotz Proteste durch die NSV beschlagnahmt und in einen Kindergarten umgewandelt. Die dort beschäftigten Kräfte waren stramm nationalsozialistisch und wollten die Kleinkinder in diesem Sinne erziehen. Nur wenige Eltern brachten den Mut auf, ihre Kinder nicht in den nationalsozialistischen Kindergarten zu schicken.
In den letzten Monaten des Krieges fand kaum noch Schule statt. Die seelischen Belastungen waren groß, die dauernden Luftangriffe und die sehr starke Belegung durch deutsche Truppen und Gefangenentransporte verhinderten dies. Unterrichtsmaterial ging verloren, Schulmaterial wurde zerstört. Die Lehrerwohnung war mit fünf Flüchtlingen belegt.
Nach dem Frankreichfeldzug kamen französische Kriegsgefangene in den Ort und halfen auf dem Feld und bei den Waldarbeiten. Sie waren trotz des Krieges recht beliebt im Dorf. Sie bekamen sogar Päckchen aus der Heimat und auf diese Weise machten einige Görgeshausener bekanntschaft mit ansonsten nur in Frankreich beliebten Lebensmitteln.
Der Krieg forderte in Görgeshausen 31 Menschenleben. Die Alliierten nahmen den Ort von der Autobahn aus mehrfach unter Beschuss.
Am 23.3.1945 erfolgte ein Tieffliegerangriff auf Niedererbach, am 25.3.1945 wurde Limburg bombardiert, am 26. März 1945 nachmittags um 14:30 Uhr erschienen die ersten amerikanischen Panzer auf der Autobahn. Noch am selben Tag zogen amerikanische Truppen durch den Ort. Eine deutsche Funkstelle arbeitete bis zur letzten Minuten, sie wurde von Jagdbombern zerstört. In Görgeshausen brannten zwei Scheunen ab, alles andere blieb unversehrt.[Anm. 74] Es kam es zu keinen Kriegshandlungen mehr. Bevor die amerikanischen Soldaten in das Dorf einrückten, werden viele Bewohner das »Belastungsmaterial«, Waffen, Orden, Parteiabzeichen, Bücher wie »Mein Kampf« u.ä. vernichtet haben.[Anm. 75] Die amerikanischen Soldaten filzten - so ist es in Nentershausen belegt - alle Häuser nach solchen Gegenständen, nachdem sich die Bewohner auf den Straßen versammeln mussten.[Anm. 76]
Zwei Scheunen gingen in Flammen auf, der Lehrer leitete die Löscharbeiten. Die französischen Gefangene halfen. Zwei Wochen lang rollten amerikanische Panzer auf der Autobahn Richtung Frankfurt. In der Nacht vom 20. auf den 21.4.1945 brannten zwei Wohnhäuser samt Scheune. Nur mit Mühe konnten die Bewohner gerettet werden. Am 7. Mai 1945 war der Krieg mit der bedingungslosen Kapitulation zu Ende und des begann die Rückkehr zum normalen Leben. Größere Kriegsschäden waren in Görgeshausen nicht zu bemerken, aber viele Familien hatten Angehörige verloren.

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0.8.Die Zeit nach dem 2. Weltkrieg

Mit dem vollständigen militärischen und politischen Zusammenbruch des Deutschen Reiches übernahmen die Siegermächte die Regierungsgewalt und Deutschland wurde in Besatzungszonen aufgeteilt. Der Raum des heutigen Rheinland-Pfalz war Anfang März 1945, Görgeshausen am 26.3., von amerikanischen Truppen besetzt worden., die aber Ende März den Regierungsbezirk Montabaur wieder räumten.

So kam es, daß die Amerikaner in Görgeshausen nur kurze Zeit blieben und sich im Mai/Juni 1945 in den Elzer Wald (Hessen) zurückzogen. In Görgeshausen rückten im August französische Soldaten ein. Das Dorf wurde zum Brückenkopf des französischen Besatzungsgebietes, das unmittelbar an das amerikanisch besetzte Hessen grenzte. Die Grenze zwischen französischem und amerikanischen gebiet verlief an der Haltestelle bei Nentershausen. Die Schlagbäume befanden sich an den Straßen unterhalb von Niedererbach in Richtung Elz, am Ortsausgang von Görgeshausen in Richtung Limburg und auf der Autobahn kurz vor dem Eintritt in den »Lezer wald«. Ein Passieren der Schlagbäume war ohne Paß, den man auf der Kommandantur in Montabaur erhalten konnte, nicht möglich.[Anm. 77]

Das Leben in Görgeshausen normalisierte sich schnell. Aus alten Wehrmachtsbeständen in den Frieden gerettet Lebensmittelkonserven halfen dabei, die schlimmsten Versorgungslücken nach dem Krieg zu lindern. Görgeshausener Frauen mussten auf ihren Herden für die französischen Besatzungstruppen kochen. Die Franzosen brachten Wild und exotische Speisen, wie etwa Froschschenkel, und auch für die Görgeshausener fiel so manches ab. Ansonsten war man auch erfinderisch. Aus den reichlich vorhandenen Bucheckern wurde nicht nur Öl, sondern zuweilen auch Leberwurst gemacht.

Andererseits wurde nach dem Krieg 1945 von den Franzosen immer wieder Klein- und Großvieh sowie Schweine beschlagnahmt. Im März 1949 waren beispielsweise fünf Stück Großvieh und ein Schwein zu liefern.[Anm. 78]

Der durch die Zufälligkeiten der alliierten Zonenpolitik geschaffene Regierungsbezirk Montabaur[Anm. 79] ordnete auch Görgeshausen dem Land Rheinland-Pfalz zu. Am 30. August 1946 wurde durch die Verordnung Nr.57 des französischen Zonen-Oberbefehlshabers in Deutschland die Schaffung des Landes Rheinland-Pfalz mit der Hauptstadt Mainz angeordnet, das die Regierungsbezirke Trier, Koblenz, Mainz, Montabaur und die Pfalz umfaßte.[Anm. 80]

Das alte nassauische Gebiet wurde auf die Bundesländer Hessen und Rheinland-Pfalz aufgeteilt. Diese willkürliche Zerschneidung Nassaus bewirkte auch, daß die alten Bindungen Görgeshausens an Limburg und Diez, die dann dem Bundesland Hessen zufielen, durch die Neuordnung »politisch« gekappt wurden. Görgeshausen liegt seit 1946 unmittelbar an der Grenze der beiden Bundesländer.

Am 2. Januar 1946 wurden die Kreise Montabaur, Diez, Westerburg und St. Goarshausen zum Regierungsbezirk Montabaur zusammengeschlossen.

Am 1. Oktober 1948 wurde die Grenze zwischen der französischen und amerikanischen, die direkt hinter dem Dorf verlief, wieder aufgehoben und man konnte ohne Paß wieder von Görgeshausen nach Limburg fahren.

Der Ort begann nach dem Krieg grundlegend sein Gesicht zu verändern. In den Jahren 1949 bis 1952 wurde die neue Kirche gebaut, die neue Kanalisation verwirklicht. 1952 wurde ein neues Baugelände entschlossen und oberhalb der Kirche, wo sich früher bebautes Land und fruchtbare Äcker befanden, liegt der neue, moderne Teil unserer Gemeinde.
1972 wurde die VerbandsgemeindeMontabaur gebildet. Seitdem gehört Görgeshausen dazu.[Anm. 81]Görgeshausen kam 1974 zum Westerwaldkreis.

Bis zum 1. Januar 2000 gehörte der Westerwaldkreis zum Regierungsbezirk Koblenz. Die im Jahr 1968 geschaffenen Bezirksregierungen Koblenz, Rheinhessen-Pfalz und Trier wurden mit Ende des Jahres 1999 aufgelöst. Die neu ins Leben gerufene Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion in Trier, eine Oberste Landesbehörde, übernahm u.a. die bisherigen Aufgaben der Bezirksregierungen.

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Verfasser: Stefan Grathoff

Veröffentlicht am: 01.06.2017

Verwendete Literatur:

Siehe das Verzeichnis: Quellen und Literatur

Anmerkungen:

  1. Auch aus der Zeit danach sind nur wenige Nachrichten erhalten. So fehlen alle Abgabelisten (Steuer-, Schatzungs- oder Fouragenlisten) und Güteraufzeichnungen, nur eine einzige Bürgermeisterrechnung von 1816 ist erhalten. Selbst aus dem 19. und 20. Jahrhundert haben nur wenige Schriftstücke die Zeiten überdauert. Für lange Jahrzehnte ist man auf die Berichte in Zeitungen und Zeitschriften angewiesen, auf Randbemerkungen in der Schulchronik und auf die frühen Chroniken der Vereine. Manches hat sich nur in der Erinnerung der älteren Bewohner Görgeshausens erhalten. Gleichwohl wurden für diese Darstellung die Bestände des Hessischen Hauptstaatsarchivs Wiesbaden, des Landeshauptarchivs Koblenz, des Bistumsarchivs Trier, des Diözesanarchivs Limburg, des Archivs der Pfarrei Niedererbach, des Archivs der Grafen von Walderdorff auf Schloß Molsberg und des Archivs der Gemeinde Görgeshausen durchgesehen. Die ausgewerteten Urkundenbücher und Regestenwerke sowie die eingesehene Fachliteratur sind im Literaturverzeichnis aufgeführt. Zurück
  2. Hierzu ausführlich Reusch, Vor-und Frühgeschichte S.31ff.; Gensicke, Westerwald S.3ff.; Daum, Geschichte S.3f.; Heck, Grafschaft S.11ff. Kröller, Gückingen S.7ff. und S.183ff. Zurück
  3. Reusch, Vor- und Frühgeschichte S.41f.; Heimatbuch, S.52. Zurück
  4. Reusch, Vor- und Frühgeschichte S.52; Heimatbuch, S.46. Zurück
  5. Reusch, Vor- und Frühgeschichte S.46. Zurück
  6. Büttner, Christentum S.37. Zurück
  7. Gensicke, Territorialgeschichte S.64. Die großen Rodungen, die der Westerwald erlebte, gehören einer späteren Zeit an. Kennzeichnend für diese Epoche sind die vielen Orte, deren Name auf ›-rod«, »-roth« und »-hain« usw. endet. Zurück
  8. Gensicke, Westerwald S.9ff.; Metzler, Ortsnamen S.47. Zurück
  9. Struck, St. Lubentius S.294f. fasst die ältere Forschung zu diesem Thema anschaulich zusammen. Zurück
  10. Die Gesta Treverorum (um 1100 niedergeschrieben) deuten einen solchen Zusammenhang an. In ihnen heißt es »Der heilige Lubentius aber kam durch Offenbarung des Herrn nach Germanien und erbaute dort über dem Lahnfluß eine Kirche [Dietkirchen], wo er begraben ist.« (Zenz, I. S.42). Zurück
  11. Vgl. Ebert, Geschichte S.168f.. Struck, St. Lubentius S.294f. Dietrich, Erschließung S.161; Heck, Grafschaft S.77. Zurück
  12. HessStAWi Abt.19 Nr.342. NekrologZurück
  13. HessStAWi Abt.19 Nr.341 (Bl.3). Dieser Eintrag ist durchgestrichen. Zurück
  14. HessStAWi Abt.19 Nr. 342: Abschrift des Nekrologs (Bl 1 des Nekrologs I). Zurück
  15. Konrad Kurzbold (gest. 30.06.948) begründete bekanntlich im Jahr 910 das Kloster St. Georg in Limburg.ANM>; Die dort residierenden Gaugrafen waren vom König ernannt worden und übten innerhalb ihres Amtsbereiches vor allem richterliche und militärische Funktionen aus. Als Grafen im Niederlahngau amtierte im 10. Jahrhundert das Geschlecht der Konradiner. Nach dem Jahr 966, die Einzelheiten des Übergangs sind leider nicht klar nachzuvollziehen, traten die Grafen von Diez an ihre Stelle.Grundlegend hierzu Heck, Grafschaft. Im Jahr 958 ist der Konradiner Eberhard (gest. 10.05.966) letztmalig als Graf im Niederlahngau, 966 als Graf im Lahngau bezeugt. Allgemein zur Geschichte der Grafen von Diez: Karl Ernst Demandt: Geschichte des Landes Hessen,. ND der Ausgabe Kassel 1959, 1980, S.405-410; Robert Laut: Territorialgeschichte der Grafschaft Diez samt den Herrschaften Limburg, Schaumburg, Holzapfel [Diss. masch. Marburg 1943]. Zurück
  16. Vgl. hierzu: Eugen Stille: Limburg an der Lahn und seine Geschichte. Limburg/Kassel 1971; Jakob Höhler: Geschichte der Stadt Limburg. Limburg 1935. Zurück
  17. Hermann Heck: Die Grafen von Diez als Träger staufischer Reichspolitik. In: Diezer Heimatblätter 16 (1969), S. 25-32 und 37-43; Hellmuth Gensicke: Die von Diez (Zur Geschichte des nassauischen Adels. In: Nassauische Annalen 84 (1973), S. 170-185. Zurück
  18. HessStAWi Abt.170 Nr.573. Vgl. dazu Gensicke, Westerwald S.238. Zurück
  19. Hierzu ausführlich Heck, Grafschaft S.55ff.; vgl. Hollmann/Wettengel S.23; Hübner, Chronik S.18. Zurück
  20. Heck, Grafschaft S.62. Zurück
  21. HessStAWi Abt. 116 Nr.III 2d. p.82-85 zitiert Hontheim, Hist. Dipl. Tom. 2 fol.393; Hollmann/Wettengel S.25. Zurück
  22. Diese Verpfändung war der "Dank" dafür, dass sie an Katzenelnbogen verkaufen durften. Zurück
  23. Zu den Hintergründen Heck, Grafschaft S.64. Zurück
  24. Hierzu ausführlich Heck, Grafschaft S.66. Zurück
  25. Grimm, Weisthümer IV, S.581-582 vom Jahr 1525. Ein erstes Weistum der Grafschaft Diez wurde 1424 niedergeschrieben (Grimm, Weisthümer I, S.577-578). Zurück
  26. HessStaWi Abt.171 Nr. D 608, fol.76r-89v. Zurück
  27. Hübner, Chronik S.19. Zurück
  28. Struck, Kircheninventare S.89. Zurück
  29. HessStAWi Abt.110, Urkunde Nr.2a. Zurück
  30. Der Streit mit den Grafen von Stolberg um Camberg, Alt-Weilnau, Wertheim und Rosebach wurde am 6.5.1564 durch den sog. Stolbergischen Vertrag beigelegt. Zurück
  31. Die seit 1420 nassau-dillenburgische Hälfte war zu einem Viertel von 1454-1481 an die Grafen von Thierstein, zu einem anderen Viertel von 1477-1479 an die Grafen von Katzenelnbogen verpfändet gewesen. Vgl. zu den Besitzverhältnissen Gensicke, Kirchspiele S.309f. Zurück
  32. Heck, Grafschaft S.85. Zurück
  33. Heck, Grafschaft S.71f., 88. Zurück
  34. Zu den weiteren Erwerbungen vgl. Daum, Geschichte S.11; Gensicke, Landesgeschichte S.249f. Die dann im Jahr 1607 entstandene Grafschaft Nassau-Diez berührte den Bereich des Westerwaldes nicht mehr. Zurück
  35. HessStAWi Abt.116, III,1, Bl.6v (12v). Zurück
  36. Pfarrarchiv Niedererbach, Kirchenbuch 1, S.5. Zurück
  37. Vgl. dazu Heck, Grafschaft S.102ff.; Kröller, Gückingen S.46ff. Zurück
  38. Heck, Grafschaft S.121. Zurück
  39. Ueding, Visitationsprotokolle S.257.</ANM> Auch das Kloster Dirstein wurde von den Schweden nahezu vollkommen zerstört.<ANM> Heck, Grafschaft S.116. Zurück
  40. Rheingans, Auswirkungen S.187; Heck, Grafschaft S.110ff. Zurück
  41. Rheingans, Auswirkungen. S.189f. Mit Textvarianten Heck, Grafschaft S.124f. Zurück
  42. Heck, Grafschaft S.118f. Zurück
  43. Heck, Grafschaft S.128. Zurück
  44. Pfarrarchiv Niedererbach, Kirchenbuch 1; S.8. Zurück
  45. Hübner, Chronik S.20. Zurück
  46. Hübner, Chronik S.31. Zurück
  47. HessStAWi Abt. 20 Nr.39 vom 16.1.1796. Zurück
  48. HessStAWi Abt. 20 Nr.39 vom 16.1. 1796. Zurück
  49. < HessStAWi Abt. 20 Nr.39 vom 17/20. Dezember 1796./ANM> Hintergrund dieser Beschwerde war wohl die Schlacht bei Diez, die am 16. September 1796 zwischen österreichischen und französischen Truppen tobte und ihre Spuren wohl auch in Görgeshausen hinterließ. Zum Schlachtverlauf vgl. Kröller, Gückingen S.109. Zurück
  50. HessStAWi Abt.20 Nr.39 vom 17-20. Dezember 1796 und vom 20.7.1798. Zurück
  51. 16 süd- und westdeutsche Fürsten traten 1806 aus dem Reichsverband aus und gründeten in Paris unter Napoleons Protektorat den Rheinbund. Zurück
  52. Vgl. dazu Zabel, Behördenorganisation S.14; Weidenbach, Territorien S.293. Zurück
  53. Zum Amt Montabaur gehörten die Kirchspiele Montabaur, Oberelbert, Kirchähr, Wirges, Heiligenroth, Hundsangen, Nentershausen, Niedererbach (mit Görgeshausen), Großholbach, Meudt, Weidenhahn, Salz, Hahn, Schönberg, Heimbach, Hartenfels, Helferskirchen und Molsberg. Vgl. Ebert, Geschichte S.184f. Zurück
  54. Dies waren die Grafschaft Holzappel, die Herrschaft Schaumburg, die Steinschen Besitzungen Frücht und Schweighausen, das Dorf Wasenbach und die Burg Langenau. Zurück
  55. Zu den vielschichtigen Vorgängen im Haus Nassau vgl. Zabel, Behördenorganisation S.14. Zurück
  56. Nach Bestätigung des Herzogtums durch den Wiener Kongreß (1815) und nach dem Tode des Usingers (1816) folgte Herzog Wilhelm von Nassau-Weilburg auf den Thron des nunmehr vereinigten Herzogtums Nassau. Zurück
  57. Weidenbach, Territorien S.331. Zurück
  58. Pfarrarchiv Niedererbach, Kirchenbuch 1, S.11-12. Zurück
  59. Die Kreisordnung vom 7.6.1885 trat mit dem 1.4.1886 in Kraft. Zurück
  60. Höchstpreise 1915: Butter 2,40 Mark; Ei 25 Pfennig; Rindfleisch 2,20 Mark; Schweinefleisch 1,60 Mark. Zurück
  61. Beispiel Brotmarke (Verordnung vom 15.3.1915): Pro Woche erhielt man sieben Brotmarken, für die man jeweils ein Vier-Pfund-Brot bekam. Kindern unter einem Jahr stand nur eine halbe Brotmarke zu. Zurück
  62. Hübner, Chronik S.64. Zurück
  63. Liste der Kriegsteilnehmer 1914-1918: Adam Meurer (gefallen 20.9.1918), Joh. Burkard, Jak. Rörig, Georg Rörig (gefallen), Josef Nink, Josef Rörig, Christ. Rörig, Joh. Rörig, Herm. Rörig (seit September 1915 vermisst), Jakob Leitzbach, Peter Bendel, Heinrich Sprenger (gefallen), Adam Meurer 4, Georg Engelhard (verwundet), Johann Diefenbach, Georg Diefenbach (gefallen), Josef Rörig, Josef Hanappel, Joh. Christ. Burkard, Georg Burkard (gefallen), Peter Burkard (gefallen), Johann Bellinger, Fridolin Bellinger, Josef Nink (verwundet), Albert Rörig, Peter Rörig (gefallen), Jakob Rörig (kam in englische Gefangenschaft), Anton Münz, Adam Nink, Anton Leitzbach, Adam Eichmann (gefallen), Jakob Reul, Joh. Nink, Adam Nink, Christian Nink, Peter Wagner (kam in englische Gefangenschaft), Adam Schaaf, Josef Meuer III, Josef Speier (kam in französische Gefangenschaft), Jakob Bach II, Johann Rörig II, Peter Eichmann (gefallen 9.8.1916), Joh. Reusch (verlor ein Bein), Joh. Nink 4, Joh. Reusch, Karl Schäfer, Christ. Brühl, Joh. Eichmann, Christ Eichmann (verwundet), Jakob Burkard, Josef Ferdinand (vermißt), Paul Hummer, Emil Hummer (gefallen), Theodor Burkard (herzleidend), Karl Meuer, Andreas Meuer, Joh. Bach, Adam Bach, Joh. Schoth, Herm. Nink (Limburg den Krieg mitgemacht), Christ. Nink (verwundet), Christ Rörig, Anton Kaiser (verwundet), Lorenz Müller, Jakob Müller, Herm. Rörig (kam in englische Gefangenschaft), Andreas Rörig, Ludwig Rörig, Peter Schäfer (verwundet), Josef Schäfer, Georg Hummer (gefallen), Josef Hummer, Peter Hummer, Christ. Metz, Karl Nink, Adam Nentsans, Peter Nentsans (gefallen), Georg Nentsans (gefallen), Josef Nentsans (gefallen), Joh. Nentsans, Christ. Burkard, Joh Burkard (kam in französische Gefangenschaft), Ad. Burkard, Josef Burkard, Peter Burkard (kam in französische Gefangenschaft). Joh. Bendel, Ad. Burkard, Heinr. Müller (kam in französische Gefangenschaft), Ph. Gros (Lehrer). Zurück
  64. Pfarrarchiv Niedererbach, Kirchenbuch 1, S.97. Zurück
  65. Pfarrarchiv Niedererbach, Kirchenbuch 1, S.97. Zurück
  66. 1 Pfund Butter 10-30 Mark (Höchstpreis 4 Mark), 1 Ei 1 Mark, in Wiesbaden 1,40 Mark, 1 Pfund Fleisch 4-5 Mark, 1 Zentner Äpfel bis 300 Mark, 1 Zentner Kartoffeln 9-10 Mark, in Köln 50 Mark (Höchstpreis 6 Mark), 1 Anzug 400-1000 Mark, 1 Hut 40-80 Mark, 1 Paar Schuhe 60-100 Mark, 1 Kuh 1.500-3.000 Mark (1914 = 500 Mark), 1 Acker (50 Ruthen) 1.000-2.000 Mark (1914 = 600 Mark). Zurück
  67. Hübner, Chronik S.73. Zurück
  68. Dies waren Girod, Großholbach, Heilberscheid, Hundsangen, Kleinholbach, Nentershausen, Niedererbach, Nomborn, Obererbach, Oberhausen, Pütschbach, Ruppach, Steinefrenz und Weroth. Zurück
  69. Gensicke, Territorialgeschichte S.145f. Zurück
  70. Pfarrarchiv Niedererbach, Kirchenbuch 2, S.168 Zurück
  71. Hübner, Chronik S.81. Zurück
  72. Pfarrarchiv Niedererbach, Kirchenbuch 3, S.3. Zurück
  73. Hübner, Chronik S.86 berichtet von solchen in der Nentershausener Gemarkung. Zurück
  74. Pfarrarchiv Niedererbach, Kirchenbuch 3, S.12. Zurück
  75. Hübner, Chronik S.91 zu solchen »Säuberungen« in Nentershausen. Hübner, Chronik S.91 zu solchen »Säuberungen‹ in Nentershausen. Zurück
  76. Hübner, Chronik S.93 zu Nentershausen. Zurück
  77. Hübner, Chronik S.93f. Zurück
  78. Beschlussbuch 28.2.1947. Zurück
  79. Am 2. Januar 1946 wurden die vier Kreise Diez, St. Goarshausen, Montabaur und Westerburg zum Regierungsbezirk Montabaur zusaammengeschlossen. Hübner, Amt 13f. Zurück
  80. Gensicke, Territorialgeschichte S.149. Zurück
  81. Zur Entstehung und Geschichte der Verbandsgemeinde Montabaur siehe das Buch 25 Jahre Verbandsgemeinde Montabaur. Zurück