0.Zur Geschichte von Hundsangen
Die Anfänge
Ein auf dem Friedhof von Hundsangen gefundenes römisches Medaillon legt nahe, dass bereits um das Jahr 200 n. Chr. Menschen im Bereich des späteren Ortes Hundsangen gewohnt haben. Man kann wohl davon ausgehen, dass dieser Platz auch in der Zeit davor bereits besiedelt war.[Anm. 1]
Erstmals genannt wurde der Ort im Jahr 1095. Erzbischof Hermann III. von Köln (1089-1099) bezeugte damals, dass Diether (Tieder) und seine Söhne Heinrich und Diether (Tieder) dem Abt Reginhard von Siegburg (1076-1105) u.a. ihre Erbgüter, darunter zwei Hufen (mansi) in Hundeszagel verkauften. Der ältere Diether gilt als Stammvater der Grafen von Katzenelnbogen, die sich wenig später nach ihrem wohl um 1100 erbauten Burgsitz benannten.
Hundeszagel wurde anfangs mit Hunzel bei Nassau, dann als Flur bei Koblenz und schließlich als Hundsangen in der katzenelnbogischen Vogtei Hundsangen indentifiziert.[Anm. 2]
Der Ortsname veränderte sich von Hundeszagel über mehrere Zwischenformen,[Anm. 3] bis sich schließlich die Bezeichnung Hundsangen durchsetzte. So wird der Ort 1274 als Hundisange[Anm. 4], 1289 und 1304 Hundesangen[Anm. 5], 1329 Huntsangil[Anm. 6], 1333 Hundisangil[Anm. 7], 1382 Hondsangen[Anm. 8] und 1487 als Hundsanger[Anm. 9] bezeichnet. Das alt- bzw. mitteldeutsche Wort zagel meint vor allem die Rute bzw. den Schwanz von Tieren. Somit leitet sich Hundeszagel von einem Hund ab, dürfte aber ursprünglich vielleicht ein Flurname (Hundsanger?) gewesen sein.
Das Goar-Patrozinium der Kirche in Hundsangen weist zudem auf alten Besitz der Kirche in St. Goar am Rhein bzw. ihres Mutterklosters Prüm (Eifel) in Hundsangen hin. Offensichtlich haben die Katzenelnbogen als Vögte, den 1095 vergebenen Besitz wieder in ihre Hand gebracht.[Anm. 10] Eine katzenelnbogische Vogtei in Hundsangen ist in der Zeit zwischen 1200 und 1225 fassbar, als ein Vogt Konrad von Hundsangen genannt wird.Literatur[Anm. 11]
0.2.Unter der Grafen von Diez
Die katzenelnbogische Grundherrschaft war wohl seit dem Beginn des 12. Jahrhunderts an die von Waldmannshausen verliehen worden, war aber schon im 13. Jahrhundert völlig vom gräflichen Gericht Hundsangen der Grafen von Diez ihrer gerichtlichen Funktion entkleidet worden. Der alte Umfang der katzenelnbogischen Grundherrschaft lässt sich anhand der Zehntrechte der Waldboten in Berod, Hundsangen, Malmeneich, Obererbach, Oberhausen, Ruppach, Steinefrenz und Wallmerod umreißen.[Anm. 12] Verschwunden waren katzenelnbogische Rechte im Dorf keineswegs. Noch 1382 trug Ludwig Waldbot von Waldmannshausen den Kirchsatz zu Hundsangen von Katzenelnbogen zu Lehen.[Anm. 13] Im Jahr 1391 waren die Waldboten von Bassenheim und 1398 die Waldboten von Pfaffendorf ebenfalls von Katzenelnbogen damit belehnt.[Anm. 14]
Ein adlige Familie, die sich nach ihrem Herkunftsort Hundsangen benannte, ist zwischen 1225 und 1372 häufig nachgewiesen.[Anm. 15] Im Jahr 1625 lebten Angehörige der Waldbotenfamilie von Pfaffendorf in Hundsangen.[Anm. 16]
0.2.1.Schultheiß und Gericht in Hundsangen
Das Kirchspiel und das Gericht Hundsangen wird im Jahr 1379 erstmals als solches erwähnt.[Anm. 17] Seine Ursprünge liegen sicher in der alten Zent Dietkirchen, die 1362 erstmals erwähnt wird.[Anm. 18] Kirchspiel und Gericht Hundsangen hatten die Grafen von Diez eingerichtet, um die noch immer wirkmächtige alte Grundherrschaft der Grafen von Katzenelnbogen zurückzudrängen. Zum Gericht Dietkirchen gehörten außer dem Gericht Hundsangen, die Gerichte Meudt, Nentershausen, Salz und Eppenrod.[Anm. 19] Oberhof und Berufungsgericht für Hundsangen war in dieser Zeit (1484) das Gericht Diez.[Anm. 20]
Dem Gericht in Hundsangen der Grafen von Diez stand ein erstmals 1366 genannte Schultheiß vor. In der Zeit der gemeinsamen Herrschaft der Trierer Erzbischöfe und der Grafen von Nassau in der Grafschaft Diez, hatte jeder der beiden Herrschaften im Jahr 1551 einen eigenen Schulheißen im Gericht.
Liste der Schultheißen zu Hundsangen[Anm. 21]
1366 | Henne, Sohn des Remor Sohn |
1379 | Wentz |
1396 | Ernst |
1413 | Thiele von Meudt |
1442 | Heyntze Haneappel zu Pütschbach |
1460-1470 | Claes von Heringen |
1480 | Clais |
1486 | Henne Knebel |
1511-1531 | Johann von Hachenburg |
1538 | Tonges |
1551-1567 | Johann von Hachenberg zu Oberhausen |
1551 | Thonges zu Potzsbach |
1587 | Menen oder Metzen Thilgen |
1602-1627 | Peter Sturm zu Wallmerod |
1625 | Veit Pistor (?) |
1639 | Fritz Sturm |
1649-1664 | Lorentz Schlupge zu Wallmerod, gest. vor 1679 |
1671 | Lothar Adolph Schlupgen |
1692-1714 | Görgh Bendel |
1720-1750 | Henrich Distel |
1754-1774 | Anthon Eichmann (vor 1754 Adjunkt, gest. 1774) |
1775 | Jakob Schneider (Verwalter) |
1775-1779 | Jakob Rörig |
1782-1805 | Henrich Ernst Eichmann |
Das Gericht Hundsangen verfügte anfangs wohl über kein Siegel. Im Jahr 1329 besiegelte der Pfarrer Schriftstücke des Dorfes. 1336 hängte zwar Graf Gottfried von Diez sein Siegel an eine Urkunde, aber noch 1498 besiegelte der Pastor von Hundsangen Dietrich im Hof eine Urkunde des Stifts St. Georg in Limburg.[Anm. 22] Erst für das Jahr 1507 ist ein eigenes Siegel des Gerichts Hundsangen überliefert.[Anm. 23]
Zum Gerichtsbezirk Hundsangen gehörten zu wechselnden Zeiten verschiedene Orte: Steinefrenz, ein Teil von Ruppach, Malmeneich, Pütschbach, Roth, Oberhausen, Weroth, Berod und später die Heimgereiden und Zechen Hundsangen, Oberhausen und Obererbach mit Malmeneich, Weroth, Pütschbach, Berod, Steinfrenz, Ruppach, Potenhain und Bruchhausen.[Anm. 24]
0.3.Ortsfremde Grundstücks- und Rechteinhaber
In Hundsangen hat es einige Hofgüter gegeben. Im Jahr werden Höfe von Kraft von Hundsangen und Heinrich Specht von Westert genannt, die als Burglehen in Königstein dienten.[Anm. 25]
Der Hof, von dem die von Hadamar 1472 eine Kornrente dem Erzstift Trier zu Lehen auftrugen, wurde nach 1583 vom letzten Vertreter dieses Geschlechts an das Kloster Beselich verkauft, das diesen Hof noch 1634 besaß.[Anm. 26] Das Kloster Beselich hatte 1564 einen (weiteren?) Hof, den es 1580 an mehrere Einwohner von Hundsangen verpachtete.[Anm. 27] Diesen Hof verpachtete Konrad (Kuno) Wilhelm von Nassau, Verwalter des Klosters Beselich, im Jahr 1609 an einige Herren.[Anm. 28] 1628 hatten der »Fehndrich« auf Ehrenbreitstein[Anm. 29] und 1786 die (Ex-)Jesuiten zu Hadamar Teile dieses Hofes inne.[Anm. 30] Der Beselicher Hof bestand auch 1794 noch.[Anm. 31]. Das Beselicher Hofgut wurde zwischen 1876 und 1888 verpachtet,[Anm. 32] und wird noch im Jahr 1934 als solches bezeichnet.[Anm. 33]
Hofgüter in Hundsangen hatten zwischen 1551 und 1564 auch die von Waldmannshausen.
Das kleine Gut des Jorge von Molsberg hatten 1443 und 1457 die Herren von Molsberg als trierisches Lehen und 1476 sowie 1484 die von Diez inne.
Auch die Herren von Braunsberg hatten ein Hofgut in Hundsangen. Im Jahr 1331 vermachte Dylemann von Braunsberg, Pleban und Kanoniker des Limburger Stifts in seinem Testament dem Chor des Limburger Stifts Einkünfte in Höhe von 7 Schilling Pfennig aus seinem Besitz in Hundsangen[Anm. 34]. Am 12. Januar 1336 verkaufte Heinrich von Velden dem Dylmann von Braunsberg, Scholaster des Stifts Limburg, und dessen Bruder Rüdiger von Braunsberg, Ritter, Einkünfte in Höhe von 13 Mark Pfennig von seinem Erbgut zu Hundsangen, das vorher das »Ulmichers« Gut genannt wurde.[Anm. 35]
Ein kleiner Hof der Herren von Reifenberg, 1564 erwähnt, war 1631 und 1662 zur Hälfte den Einwohnern von Hundsangen überlassen worden. Diese Hälfte lösten die von Walderdorff im Jahr 1669 ein, auch die andere Hälfte kam 1757 an die von Walderdorff.[Anm. 36]
Im Jahr 1651 kam es zu einem Gütertausch zwischen Fürst Johann Ludwig von Nassau-Hadamar und Einwohnern von Hundsangen und Berod. Unter anderem gab der Fürst Land uffm Linsen Rippel im Hundsanger Feld und erhielt dafür Land bei Schnepfenhausen.[Anm. 37]
Dem Liebfrauenaltar gehörte 1525 der später oft und zuletzt 1786 als »Muttergotteshof« genannte Hof.[Anm. 38] Der Pfarrhof wird 1525 zunächst als »Wiedtenhof« bezeichnet.Literatur[Anm. 39]
1704/1707 wird der von Irmtrautsche bzw. der von Reifenbergsche Hof des Peter Diestel und seiner Erben zu Hundsangen genannt.[Anm. 40]
Hermann Stayl von Hundsangen hatte 1289 Güter in Hundsangen, die er dem Kloster Dierstein schenkte.[Anm. 41]
Rorich von Hundsangen schenkte sein Gut 1325 dem Stift Limburg,[Anm. 42] das im Jahr 1342 andere Güter von den von Braunsberg erhielt, die diese von den von Glimmenthal, aus dem Erbe der Eselweck von Scharfenstein, erworben hatten.
Johan Dyme von Langenau, Edelknecht, und seine Ehefrau Nese gaben 1389 alle ihre Güter zu Hundsangen dem Stift Diez, damit das Stift jährlich eine Seelenmesse für ihre Familienmitglieder begehen sollte.[Anm. 43]
Auch die von Freiendiez, die Kirche zu Hundsangen und die vom Stein waren in Hundsangen begütert.
Heinrich von Schönborn stiftete im Jahr 1393 seinen Besitz in Hundsangen zu einer ewigen Messe zu Westerburg.
Der Besitz der von Sottenbach wurde 1446 an die von Ortenstein verkauft.
Die Herren von Isenburg-Grenzau belehnten Wilhelm von Staffel im Jahr 1467 mit Einkünften u.a. im Gericht Hundsangen.[Anm. 44]
Eine Wiese besaßen von 1476 bis 1564 die von Hohenberg als nassauisches Lehen. Diese ging vor 1786 an ihre Erben, die Familie von Stepproth, über.[Anm. 45]
Gelder von Besitzungen in Hundsangen zog das Kloster Arnstein ein (belegt ist dies im Jahr 1600 und zwischen 1784 und 1802[Anm. 46]), das Stift Dietkirchen 1525, das Stift Diez, das Stift Limburg im Jahr 1532, ebenso 1525 Dietrich von Diez, der Martinsaltar zu Nentershausen und die Kellerei Montabaur.Literatur[Anm. 47]
Eine Reihe weiterer Herren und Familien verfügten ebenfalls über Rechte in Hundsangen, die nicht alle genannt werden sollen.[Anm. 48]
Eigenleute bzw. Leibeigene in Hundsangen hatte das Erzstift Trier als Landesherr, aber auch die Grafen von Nassau und Diez, die Riedesel zu Eisenbach, die Herren von Reifenberg, das molsbergische bzw. kurtrierische Amt Molsberg sowie die Grafen von Westerburg.
Auch die Zehntrechte in Hundsangen waren unter verschiedenen Herrschaften verteilt. So waren das Erzstift Trier, die Grafen Nassau und Diez, die Grafen von Katzenelnbogen, verschiedene Familien und Zweige der Waldboten von Waldmannshausen sowie die Herren von Eppstein zumindest zeitweise an den Zehnteinnahmen in Hundsangen beteiligt.[Anm. 49]
0.3.1.Pachtvertrag aus dem Jahr 1512
Am 22. Februar 1512 pachteten Diele Weller aus Hundsangen und seine Ehefrau Guelte Güter des Hans von Hohenberg (Hombergh) im Dorf und der Gemarkung Hundsangen.[Anm. 50] In dem Schriftstück erschienen zahlreiche Flur- und Straßennamen sowie weitere topographische Angaben. Zum PAchtgut zählten
1/2 Hofstatt bei Thiele Lyns Haus; 1 Garten bei Henne Schnyps Hof; 1 Wiese oberhalb von Schnyps Hof, in dem Feld hinter der Kirche; 1 Sadel [Ackermaß] unter dem Wittumstück (wieddem stucke); 1 Sadel unter der steynen groben an dem wieddem stucke; 1/2 Morgen oberhalb Wynbern und an Thiele Clesen gelegen; 1/2 Morgen auf dem Lanprode ane Kueckenoffen; 1/2 Morgen vor dem Hadamarer (Haddemarer) Holz, an die Schryberste Heide grenzend (stoißt uff der Scbrybersten heyde); 1 Morgen vor dem Stück des Hans von Hohenberg; 1 Flecken (pleckechiin) auf dem Breemenstuck auf Husten Stuck; 1 Sadel am Hadamerer Pfad an Paulus Heyde und 1 Sadel ohnewender an dem Lohe (Loye) am Grafenstück (grebenstucke) grenzend. In dem Feld oberhalb vom Haylgartten, 1 Sadel an dem Limburger (Lympurger) Pfad an unser lieben Frauen Stück dazu dort 1/2 Morgen auf dem Lohe (Loye) an Thide Clesen grenzend; 1/2 Morgen an der Straße (niedder der straißen) unten an unser lieben Frauen Stück; 1/2 Morgen am Grafenstück bei St. Wendeling dazu dort 1/2 Morgen uff Knechen; 1 1/2 Sadel hinter St . Wendelingh unter Wolffe; 1/2 Morgen unter dem Lauffen an unser lieben Frauen Stück; 1 Morgen oberhalb davon unter Henne Clessen, 3 Sadel am Erbacher (Erlenbacher) Weg an dem Wieddem Stück; 1 1/2 Sadel an dem Hailgarten auf Hüesten Stück; 1 1/2 Sadel bei dem Hoinborn; 1/2 Sadel bei dem Genße Land bei Thiele Lynß Stück. In dem Feld auf dem Anspen: 3 Sadel auf Huesten Stück; 1/2 Morgen auf der Tiefen Gasse (diiffen gassen) auf Heyntz Keysers Stück; 1/2 (?) Morgen an dem Lindenstein unter dem Wieddemstück; 1/2 Morgen auf dem Gulden Acker auf Thiel Hegers Stück; 1 1/2 Morgen hinter der Roderbach an Henne Dysteln Stück; 3 Sadel auf der Nieder Dorrschiet an Peter Keyser; 1 Wiese zu otten Wyden unten an Keysers Wiese; 1 Placken Wiese oberhalb der von Meldenborn getauschten Wiese; 1 Placken Wiese unten ane dem Foirt.
Alle aufgeführten Güter sollen die Eheleute und ihre Erben als Erbpächter besitzen, durften aber nichts davon verkaufen oder anderweitig veräußern. Sie mussten das Gut in gutem Zustand geschlossen erhalten. Hans von Hohenberg und seine Erben hatten als Pacht zu Weihnachten 2 Malter Korn und 2 Malter Hafer nach Hadamar oder an einen ihnen angewiesen Ort eine Meile im Umkreis liefern.
Anfang des 16. Jahrhunderts spitzen sich die Gegensätze in der Grafschaft Diez zu, die sich damals im gemeinsamen Eigentum des Erzstiftes Trier und der Grafen von Nassau-Dillenburg befand. So kam es Anfang des Jahrhunderts in den Kirchspielen Hundsangen, Nentershausen, Salz und Meudt zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Leuten des Kurfürstentums Trier und der Grafen von Nassau-Katzenelnbogen.[Anm. 51]
Mitte des 16. Jahrhunderts, in den Verhandlungen im Vorfeld des 1564 anstehenden Diezer Vertrages, sind die Ansprüche des Kurfürstentums Trier speziell auf die Kirchspiele Hundsangen, Nentershausen, Meudt und Salz dokumentiert.[Anm. 52]
0.4.Hundsangen im Amt Montabaur der Erzbischöfe von Trier
Mit dem Diezer Vertrags vom 27. Juli 1564 wurde das Zusammenspiel der Erzbischöfe von Trier und der Grafen von Nassau in der Grafschaft Diez beendet. Johann VI. von Diez (1559-1609) konnte 1564 nur deshalb in den Alleinbesitz eines Großteils der Grafschaft Diez gelangen, indem er die Kirchspiele Hundsangen, Meudt, Nentershausen, Salz, Lindenholzhausen und die Dörfer Dietkirchen und Kreuch abtrat.[Anm. 53] Hundsangen wurde im Zuge dieser territorialen Veränderungen dem kurtrierischen Amt Montabaur zugeteilt.[Anm. 54]
Erneut werden die Ambitionen des Kurfürstentums Trier auf die Kirchspiele Hundsangen, Nentershausen, Salz und Meudt betont, als man 1564 eine Beschreibung der vier Kirchspiele vornahm.[Anm. 55] Auch in den Verhandlungen von 1564 selbst kommt die besondere Bedeutung der Kirchspiele Hundsangen, Nentershausen, Meudt und Salz für die Beteiligten zum Ausdruck, was wohl vor allem auch daran lag, dass man an den nassauischen Zollstellen in den vier Kirchspielen interessiert war,[Anm. 56] auf die die Grafen von Nassau-Dillenburg 1572 immer noch Ansprüche erhoben.[Anm. 57]
Gerichtsherren in Hundsangen waren zwischen 1564 und 1802 die Trierer Erzbischöfe , vertreten durch die Amtleute in Montabaur.
Am 1. Juli 1654 verkaufte Franz Distell für 15 Taler dem Kurfürsten Karl Kasper von Trier (1652-1676) seine Marmorsteingrube unterhalb Hundsangen, die einst dem Bildhauer Meister Heinrich von Neuss zu Köln gehört hatte.[Anm. 58]
Im späten 17. und im 18 Jahrhundert belehnten die Trierer Kurfürsten das Dorf Hundsangen mit anderen Ortschaften an verschiedene Herrschaften. So belehnte Erzbischof Johann Hugo von Trier (1676-1711) im Jahr 1681 die Brüder Johann Ludwig, Adolf und Heinrich von Nassau-Dillenburg mit den fünf Kirchspielen Hundsangen, Nentershausen, Salz, Meudt und Lindenholzhausen.[Anm. 59]
Am 14. November 1737 vergab Erzbischof Franz Georg von Trier (1729-1756) das Haus Nassau-Katzenelnbogen mit den fünf Kirchspielen Hundsangen, Nentershausen, Salz, Meudt und Lindenholzhausen sowie mit Kreuch.[Anm. 60]
Am 14. November 1737 bestätigen die Bevollmächtigten der nassauischen Fürsten Wilhelm Hyacinth sowie Christian und Wilhelm Heinrich Friso dem Erzbischof Franz Georg von Trier (1729-1756) die Belehnung ihrer Herren mit den fünf Kirchspielen Hundsangen, Nentershausen, Salz, Meudt, Lindenholzhausen sowie mit Kreuch.[Anm. 61]
Am 30. April 1770 belehnte Clemens Wenzeslaus Erzbischof von Trier (1768-1801) den Prinzen Wilhelm von Oranien-Nassau mit den fünf Kirchspielen Hundsangen, Nentershausen, Salz, Meudt und Lindenholzhausen sowie dem Dorf Kreuch.[Anm. 62]
0.5.Hundsangen seit dem 19. Jahrhundert
Mit dem Jahr 1802/03 endete auch in Hundshausen die Herrschaft der Trierer Erzbischöfe . Im sog. Reichsdeputationshauptschluss von 1803 wurde die Auflösung der geistlichen Herrschaftsgebiete endgültig beschlossen. Die rechtsrheinischen Besitzungen des Kurfürstentums Trier wurden dem Herzogtum Nassau zugeteilt. Hundsangen wurde nassauisch. Mit der Gründung des Amtes Wallmerod, das Amt war 1809 unter dem Namen Amt Meudt durch Abtrennung der vier nordöstlichen Gerichte vom kurtrierischen Amt Montabaur gebildet worden, gehörte Hundsangen zum Amt Meudt/Wallmerod.[Anm. 63]
Im sogenannten Deutschen Krieg stand der Herzog von Nassau in der Schlacht bei Königgrätz auf der Verliererseite. Das Königreich Preußen annektierte daraufhin das Herzogtum Nassau. Mit dem Amt Wallmerod wurde Hundsangen im Jahr 1866 preußisch. Im Jahr 1886 wurde aus den ehemaligen Ämtern Rennerod und Wallmerod der Kreis Westerburg gegründet. Doch im Jahr 1932 wurde Hundsangen mit anderen Gemeinden dem Unterwesterwaldkreis zugeordet. Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges (1939-1945) kam Hundsangen zum Land Rheinland-Pfalz.
Seit im Jahr 1972 die Verbandsgemeinde Wallmerod gebildet wurde, gehörte Hundsangen dazu und ist seit 1974 Teil des neuen Westerwaldkreises mit Sitz in Wallmerod.
Nachweise
Verfasser: Stefan Grathoff
Erstellungsdatum: 1&.01.2021
Literatur:
- Gensicke, Hellmuth: Landesgeschichte [Literaturverzeichnis]
- Gensicke, Hellmuth: Die vier Kirchspiele [Literaturverzeichnis]
- Ludwig, Heinz: Aus der Geschichte: Hundsangen stellt sich vor [Link]
- Wagenbach, Joseph: Hundsangen-Heimat. Hrsg. von der Gemeinde Hundsangen 1964.
- Kremer, Karl-Heinz, Heinz Ludwig, Karl Wiedemann (Redaktion): Hundsangen – Ein Westerwalddorf in neun Jahrhunderten 1096-1996. Im Auftrag der Gemeinde Hundsangen hrsg. vom historischen Festausschuss. Hundangen 1996.
Webseite der Gemeinde: www.hundsangen.de
Anmerkungen:
- Ludwig, Geschichte mit weiteren Informationen. Zurück
- Druck der Urkunde von 1095 bei Lacomblet I. Nr. 253; Bei Ludwig, Geschichte ein Faksimile und eine Übertragung der Urkunde. Gensicke, Landesgeschichte S. 106; Gensicke, Kirchspiele S. 310. Zur umstrittenen Echtheit der Urkunde für das Kloster Siegburg siehe Gensicke, Landesgeschichte S. 109 Anm. 6. Zur Grablege Heinrichs I. von Katzenelnbogen 1102 in Siegburg siehe Gensicke, Landesgeschichte S. 165; Demandt, Anfänge S. 19.) Zurück
- Vgl. zu den Varianten Ludwig, Geschichte. Zurück
- HHStA Wiesbaden Best. 22 Nr. U 295. Zurück
- HHStA Wiesbaden Best. 21 Nr. U 12, ebd. Best. 40 Nr. U 48. Zurück
- HHStA Wiesbaden Best. 74 Nr. U 291. Zurück
- HHStA Wiesbaden Best. 74 Nr. U 306. Zurück
- HHStA Wiesbaden Best. Urk, 54 Nr. 493. Zurück
- HHStA Wiesbaden Best. 1008a Nr. 32. Zurück
- Gensicke, Kirchspiele S. 310. Zurück
- Roth, Fontes III. 354; Gensicke, Landesgeschichte S. 88 und 165; Gensicke, Kirchspiele S. 310. Zurück
- Gensicke, Kirchspiele S. 310. Zurück
- Gensicke, Kirchspiele S. 310. Zurück
- Demandt, Regesten Nr. 1715, 1716, 1940 und 2127; Gensicke, Landesgeschichte S. 166f. Zurück
- Gensicke, Kirchspiele S. 31o. Vgl. die zahlreichen Belege in den Beständen des HHStA Wiesbaden. Zurück
- 1625 wird Melchior Waldbott von Pfaffendorf in Hundsangen genannt (HHStA Wiesbaden Best. 121 Nr. U von Walderdorff 1625 Januar 18.) Zurück
- HHStA Wiesbaden Best. 170 Nr. U 720. Zurück
- Gensicke, Landesgeschichte S. 2 und S. 37. Zurück
- Gensicke, Landesgeschichte S. 427. Zurück
- HHStA Wiesbaden Best. 116 Nr. 798. Zurück
- Gensicke, Landesgeschichte S. 501 und verschiedene Urkunden und Aktenstücke im Hessischen Hauptstaatsarchiv Wiesbaden. Zurück
- HHStA Wiesbaden Best. 40 Nr. U 1026. Zurück
- HHStA Wiesbaden Best. 40 Nr. U 1070a. Zurück
- Vgl. dazu mit Jahreszahlen und Belegen Gensicke, Landesgeschichte S. 447. Zurück
- Gensicke, Kirchspiele S. 311. Zurück
- Gensicke, Kirchspiele S. 311. Zurück
- HHStA Wiesbaden Best. 13 Nr. U 116 zum 23.4.1580. Zurück
- HHStA Wiesbaden Best. 13 Nr. U 127 l und ebd. Best. 13 Nr. U 128. Zurück
- Vgl. HHStA Wiesbaden Best. 171 Nr. B 1260. Zurück
- Gensicke, Kirchspiele S. 311; Vgl. HHStA Wiesbaden Best. 34 Nr. 165 und ebd. Best. 34 Nr. 221 zum Besitz der Jesuiten in Hundsangen. Zurück
- HHStA Wiesbaden Best. 175 Nr. 1507. Zurück
- HHStA Wiesbaden Best. 405 Nr. 13159. Zurück
- HHStA Wiesbaden Best. 405 Nr. 18443. Zurück
- HHStA Wiesbaden Best. 40 Nr. U 129. Zurück
- HHStA Wiesbaden Best. 40 Nr. U 165. Zurück
- Gensicke, Kirchspiele S. 311. Zurück
- HHStA Wiesbaden Best. 170 I Nr. U 6807./anm> Im Jahr 1669 besaßen die Familie von Reifenberg zu Waldmannshausen Teile dieses Hofes, 1757 werden die von Harffen als Erbpächter auf diesem Hof genannt.
Gensicke, Kirchspiele S. 311./anm> Zurück - Gensicke, Kirchspiele S. 311. Zurück
- Gensicke, Kirchspiele S. 311. Zurück
- HHStA Wiesbaden Best. 2 Nr. 512. und ebd. Nr. 521 von 1733/37. Zurück
- HHStA Wiesbaden Best. 21 Br. U 12, Zurück
- HHStA Wiesbaden Best. 40 Nr. U 161. Zurück
- HHStA Wiesbaden Best. 20 Nr. U 93. Zurück
- HHStA Wiesbaden Best. 121 Nr. U von Staffel 1467 Dezember 13. Zurück
- Vgl. dazu HHStA Wiesbaden Best. 3036 Nr. HHStAW Abt. 1008a Nr. 357; ebd. Best. 170 II Nr. 1417 und ebd. Best. 1008 a in Nr. 182a fol.19 sowie ebd. Best. 171 Nr. Z 1155. Zurück
- HHStA Wiesbaden Best. 11 Nr. IVb 100a. Zurück
- Gensicke, Kirchspiele S. 311. Zurück
- Vgl dazu die Bestände des Hauptstaatsarchivs Wiesbaden. Zurück
- Vgl. die zahlreichen Belegstellen in den Beständen des Hessischen Hauptstaatsarchivs Wiesbaden. Zurück
- HHStA Wiesbaden Best. 1008a Nr. 43. Zurück
- HHStA Wiesbaden Best. 1717 Nr. T 446. Zurück
- HHStA Wiesbaden Best. 3036 Nr. HHStAW Abt. 171 Nr. T 443; ebd. Abt. 171 Nr. D 48; ebd. Best. 171 Nr. T 413; ebd. Best. 116 Nr. 2. Zurück
- HHStA Wiesbaden Best. 3036 Nr. HHStAW Abt. 170 I Nr. 4349 vom 23.7.1564. Zurück
- Gensicke, Landesgeschichte S. 329 und 346. Zurück
- HHStA Wiesbaden Best. 116 Nr. 40. Zurück
- HHStA Wiesbaden Best. 170 Nr. U 4350. Zurück
- HHStA Wiesbaden Best. 171 Nr. T 412. Zurück
- HHStA Wiesbaden Best. 116 Nr. U 220; Gensicke, Kirchspiele S. 311. Zurück
- HHStA Wiesbaden Best. 170 I Nr. U 7216. Zurück
- HHStA Wiesbaden Best. 170 I Nr. 7683. Zurück
- HHStA Wiesbaden Best. 170 I Nr. U 7687. Zurück
- HHStA Wiesbaden Best. 170 I Nr. U 7848. Zurück
- HHStA Wiesbaden Best. 405 Nr. 16174. Zurück