Hunsrück

0.2. Der Hunsrück in Stichworten

0.1.2.3. Wirtschaft und Arbeit

Die Landschaft des Hunsrücks ist geprägt von Wäldern, Feldern und Grün­land. Die Siedlungen sind überwiegend klein und von dörflich-agrarischem Charakter. Größere Städte gibt es nicht. Simmern ist die größte mit 7 987 Einwohnern (Stand: 2017). Nennenswertes produzierendes und verarbeiten­des Gewerbe findet sich in der Regel nur im Umkreis der Städte sowie ent­lang den Fernstraßen (Bundesautobahnen 1 und 61, Bundesstraßen 50 und 327 „Hunsrückhöhenstraße“).

Bis in die 1950er Jahre hinein bildete die Landwirtschaft die Haupt­erwerbsquelle für die Hunsrücker Bevölkerung. Auch Handwerkerfamilien betrieben sie als Zubrot. Wegen ungünstiger klimatischer Bedingungen und karger Böden waren die Erträge, insbesondere vor der Modernisierung des Agrarwesens im 20. Jahrhundert alles andere als auskömmlich. Wenn noch Miss­ernten hinzukamen wie in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, dann litten die Huns­rücker sogar Hunger. Die Region zählte damals zu den ärmsten ländlichen Gebieten Deutschlands. Die wirtschaftliche Not führte neben anderen Grün­den zu mehreren bis 1865 anhaltenden Auswanderungswellen in Richtung Nordamerika und – vor allem – Brasilien. Abwanderung gab es auch in das Arbeitskräfte suchende Ruhrgebiet.

Der Hunsrück ist zu ungefähr 45 % mit Wald bedeckt. Neben der Land­wirtschaft war deshalb die Forstwirtschaft von Bedeutung. Ab 1850 gab es in diesem Sektor einen regelrechten Boom, als vor allem bei den Kohlegru­ben und beim aufstrebenden Bahnstreckenbau der Holzverbrauch für Schachtausbau und Bahnschwellen stieg. Viele Hunsrücker verdienten als Waldarbeiter ihren Lebensunterhalt. Die Forstwirtschaft hat schon lange an Bedeutung eingebüßt, aber sie bot noch bis weit in das 20. Jahrhundert hinein Be­schäftigungsmöglichkeiten, auch als Nebenerwerb für Landwirte in der win­terlichen Arbeitspause. Das oft bescheidene bäuerliche Einkommen konnte auf diese Weise aufgebessert werden.

Um die ökonomische Existenz der Familie zu sichern, verdingten sich auch zahlreiche Hunsrücker im Winterhalbjahr als Arbeiter in den Indus­triebetrieben des Saarlandes oder Ruhrgebiets. Ganzjährige Wanderarbeit zu den saarländischen Gruben und Hütten war ebenfalls üblich. Heute würde man die Wanderarbeiter als Wochenendpendler bezeichnen.

Neben der Land- und Waldwirtschaft bot der Hunsrück in bescheidene­rem Maße Arbeitsmöglichkeiten im Schieferabbau, der Mitte des 20. Jahrhundert eingestellt wurde, sowie im Bergbau und Hüttenwesen. Die Eisenerzeugung war im 18. Jahrhundert bedeutend, verschwand aber bis auf wenige Ausnahmen ab der Mitte des 19. Jahrhunderts.

Seit den 1950er Jahren hat die Agrarwirtschaft zunehmend an Bedeu­tung verloren. Ihre einst dominante Stellung als Erwerbsquelle hat sie ein­gebüßt. Das lässt sich exemplarisch an folgenden Zahlen zeigen: 1895 gab es im Kreis Simmern insgesamt 34 955 Erwerbstätige, davon waren 26 254 Personen landwirtschaftlich tätig (22 346 hauptberuflich und 3 908 neben­beruflich). Das entspricht einem Anteil von 75 %. Im Jahre 1969 hingegen war nur noch knapp 25 % der Kreisbevölkerung in der Agrarwirtschaft beschäftigt. Ein anderes Beispiel: Der Rhein-Hunsrück-Kreis verzeichnete 1971 insgesamt 4 760 landwirtschaftliche Betriebe. Bis zum Jahr 2010 sank deren Anzahl auf 818. Das ist ein Rückgang von 83 %. (Die agrarisch ge­nutzte Fläche pro Betrieb stieg von neun Hektar 1971 auf 48 Hektar 2010, das heißt es erfolgte eine Entwicklung zu Großbetrieben.)

Obwohl die Landschaft des Hunsrücks nach wie vor überwiegend aus Wald, Acker- und Grünland besteht, wird der Lebensunterhalt heutzutage im produzierenden und verarbeitenden Gewerbe sowie im Dienstleistungs­bereich verdient. Ihre Arbeitsplätze finden die Hunsrücker bei den Unter­nehmen der Region, darüber hinaus im Ballungszentrum Rhein-Main, im mittelrheinischen Becken um Koblenz sowie im Raum Trier.

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