Nieder-Olm in Rheinhessen

.1.Jean Metten, 1884-1971, Kunstmaler und "Rheinhessenmaler" in Nieder-Olm

Zur Biografie von Jean Metten.

1.2.Heinz Müller-Olm, 1907-1993, Bildhauer und Pädagoge in Nieder-Olm

Zur Biografie von Heinz Müller-Olm

2.3.Künstlerfamilie Metten

Die Familie Metten lebt schon lange in Nieder-Olm. Zwei Mitglieder der Familie ragen besonders heraus, Jean und Liesel Metten. Lesen Sie im Folgenden weitere Informationen zu beiden.

Das Metten Haus

Mettenhaus in der Pariser Str.[Bild: Isabel Schulz]
Mettenhaus in der Pariser Str. (ehm. Wirtschaft zur schönen Aussicht).[Bild: Isabel Schulz]

Noch heute wohnt ein Teil der Familie im alten Metten-Haus in der Pariser Straße 41. Es wurde 1877, ein Jahr vor der Hochzeit von Philip Metten von eben jenem gekauft. In dem Anwesen befand sich eine Gaststätte. Die Leute, welche die "Wirtschaft zur schönen Aussicht" besuchten, waren meist Bauern, die in der nahegelegenen Hubertus-Mühle ihr Getreide mahlen ließen. Als Philipp Metten 1907 starb, übernahm sein Sohn Andreas Metten als 19-jähriger die Wirtschaft.

 

Ende der 50er-Jahre verließ Andreas Metten die "Wirtschaft zur schönen Aussicht". Er wollte weg von der Stelle, wo seine Tochter Apollonia 1953 überfahren wurde. Er zog an das andere Ende von Nieder-Olm, wo er an der Zornheimer Straße oberhalb der heutigen Einmündung der Königsberger Straße ein kleines Wohnhaus errichtet hatte, in welchem er bis zu seinem Tode 1974 lebte. Dieses Haus wurde im Jahre 1985 abgerissen und durch einen Winkelbungalow ersetzt. Die postalische Anschrift lautete seinerzeit „Außerhalb 11, 6501 Nieder-Olm“ (heute: Königsberger Str.1a). Seine Frau folgte ihm Mitte der 60er Jahre nach und lebte dort gemeinsam mit ihm. Die Gaststätte wurde bald geschlossen, da keine der Kinder sie übernehmen wollte, weil es zu viel Arbeit war. Außerdem hatten die Kinder andere Interessen, und die Wirtschaft lohnte sich nicht mehr. Seitdem wird das Gebäude nur noch als Wohnhaus benutzt.

Das Metten-Haus war nicht nur ein altes Wohnhaus und eine beliebte Gaststätte, sondern mit ihm verbanden sich auch andere Besonderheiten, welche das Haus in der Pariser Straße so besonders machten. So spielten Szenen in Wilhelm Holzamers Roman "Vor Jahr und Tag" in eben diesem Gebäude. Außerdem wurde 1898 Philipp Faust dort geboren und nach dem Ersten Weltkrieg befand sich dort eine Grenzstation.

Jean Metten

Jean Metten, der auch als "Rheinhessenmaler" bekannt ist, wurde am 9. Mai 1884 in Nieder-Olm in der Wirtschaft "Zur schönen Aussicht" geboren. Die Kindersterblichkeit war damals sehr hoch und es war gar nicht sicher, ob der kleine Metten überleben würde. Am 11. Mai wurde er auf den Namen Johannes (Jean) Metten getauft. Sein Vater war Philip Metten, seine Mutter Apollonia Metten. Jean hatte zwei Geschwister: eine ältere Schwester Apollonia und einen jüngeren Bruder Andreas. Die Kinder wuchsen in einfachen Verhältnissen auf und wurden streng katholisch erzogen. Als der Vater 1907 starb, übernahm sein Bruder die Wirtschaft und Jean ging auf die Kunstgewerbeschule in Mainz.
Jean Metten war ein eher ruhiger, lebensscheuer Mensch. Es lebte für die Kunst und verließ seine Heimat nur ungern. Als sein Bruder, mit dem er zusammen lebte, 1927 heiratete, verließ Jean Metten zum ersten Mal seine Heimat. 1929 fuhr er nach Rom, wo er sogar eine Privataudienz beim Papst hatte und ihm seine Radierungen vom Mainzer Dom zeigte. Dies war vermutlich einer der Höhepunkte in seinem Leben.
Da die Familie seines Bruders stetig wuchs und am Ende sechs Kinder zusammen mit den vier Erwachsenen - Apollonia, Jean, Andreas und die Frau von Andreas, die ebenfalls Apollonia hieß - im Haus lebten, war es Jean Metten kaum noch möglich, künstlerlisch tätig zu sein. Sein Bruder, der sich schon immer um ihn gekümmert hatte, kaufte ihm ein Atelier, welches in der Wassergasse 33 stand. Dorthin zog sich Jean nun recht häufig mit Freunden oder auch alleine zurück um zu malen.
Auch wenn ihm während seiner Studienzeit in Leipzig wohl einmal eine Studentin gefiel und es Zeichnungen von einer sogenannten "Gisela" gibt, blieb Jean Metten immer Junggeselle. Jean Metten blieb bis an sein Lebensende mit der Kunst verheiratet.
Als er alt und gebrechlich wurde, zog er aus seinem Elternhaus zu seiner Nichte Maria, weil diese ihn besser pflegen konnte. Hier lebte er, schrieb Briefe an Freunde, erstellte Skizzen und freute sich immer, wenn jemand von der Familie zu Besuch kam und wollte diese immer dazu überreden, möglichst lange zu bleiben.
Jean Metten starb am 26. Juni 1971 im St. Vincenz-Krankenaus in Mainz. Die meisten seiner Werke befinden sich in Familienbesitz. Da die Familien aller Kinder von Andreas Metten noch heute in Nieder-Olm ansässig sind, sind Jean Mettens Werke im Wesentlichen auf Nieder-Olm konzentriert.

Liesel Metten

Liesel Metten wurde 1938 in Recklingshausen geboren und studierte 1957 in München bei Prof. Heinrich Kirchner bildende Kunst. 1961 heiratete sie Johannes Metten (Neffe von Jean Metten) und zog nach Nieder-Olm. Dort brachte sie fünf Kinder zur Welt (Priska 1962, Stefanie 1964, Michaela 1965, Saskia 1970 und Florian 1973). Sie erhielt zahlreiche Preise, darunter 1970 eine Goldmedaille für Plastik bei der ''5. Semaine Internationale de la Femme'' in Nizza und den Förderpreis der Stadt Mainz. Außerdem war sie im Jahre 1992 beim Workshop am College of Art in ATLANTA, USA.

In Nieder-Olm und Umgebung hat sie viele kreative Plastiken geschaffen.

Plastiken von Liesel Metten in Nieder-Olm

Bretzelfresser

Bretzelfresser in der Backhausstraße.[Bild: Isabel Schulz]

1991 schuf Liesel Metten den ''Bretzelfresser'' in der Backhausstraße.
Im Vordergrund sieht man ein Wesen, das eine riesige Bretzel frisst, den "Bretzelfresser". Außerdem findet man auf der Mauer verteilt Brote, welche von einer Maus begierig beäugt werden.
Mit Mäusen hatten die damaligen Bäcker ihre Probleme, weil sich die lebenden Geschwister der Bronzemaus an dem Gebackenen gütlich taten.
Das Schaf, welches in der ganzen Szene etwas am Rande steht, hat sich verirrt. Eigentlich hat es bei der Gruppe ''Schafherde mit dem Hirten'' (1988), die nicht weit entfernt in der Alten Landstraße steht, sein Zuhause.

Schafherde mit Hirte

Schafherde mit Hirte auf dem Recey-Platz.[Bild: Isabel Schulz]

1988 schuf Liesel Metten die Bronze-Skulptur "Schafherde mir Hirten" am Recey-Platz in der Alten Landstraße.

Unter dem Großen Baum, auf einem großen Stein, drängt sich eine kleine, überschaubare Menge an Schafen, die von einem Hirten mit Hirtenstab behütet wird.

 

Weitere Plastiken in Nieder-Olm von Liesel Metten

Gänse-Hüterin in der Wassergasse.[Bild: Isabel Schulz]

Auch in der Wassergasse befindet sich eine Bronzefigur von Liesel Metten, die Gänse- Liesel. Ein Mädchen mit Zöpfen wacht über Gänse, die sich um einen kleinen Bach versammelt haben.

Darüber hinaus gibt es noch Schnecken vor der Ludwig-Eckes-Halle, sowie eine lange Raupe und ein Schmetterling an der Hauptschule. Der Vogelkäfig, der am Spielplatz an der Wingertmühle stand ist mittlerweile - genau wie der Spielplatz - abgebaut. Vor dem Rathaus wurde 2010 ein "Nieder-Olmer Windbeitel" aufgestellt. Er ist das Wahrzeichen des Nieder-Olmer Carneval Club und wurde zu dessen 100. Jubiläum modelliert.[Anm. 1] Außerdem gibt es noch einen Grashüpfer in der Grundschule, einen Schneckenroller an der Liesel-Metten-Schule, sowie einen "Rudi Klos" und - seit 2016 - einen Blindenhund in der kleinen Untergasse.


Nachweise

Verfasser: Isabel Schulz

Bearbeitet von: Wolfgang Keber, Lutz Luckhaupt

Verwendete Literatur:

Aktualisiert am: 07.11.2016

Anmerkungen:

  1. Kleiner Kunstreiseführer Skulpturenweg, S. 19. Zurück