Solide Goldmünze aus dem Alzeyer Römerkastell
Auf dem Gebiet des Alzeyer Römerkastells wurden bislang zwei Goldmünzen und eine Silbermünze gefunden. Die Goldmünzen werden Solidus = der Feste; der Stabile genannt. Schätzungsweise betrug die Kaufkraft eines Solidus etwa den Lebensmittelbedarf eines Soldaten für mehrere Wochen.
Die wichtigste jener Münzen ist die Goldmünze aus der Zeit des Kaisers Valens (364-378) mit einem Gewicht von 4,40 Gramm. Jene Münze wurde 2002 bei Grabungen im Kastell gefunden. Die geringen Abnutzungsspuren deuten auf einen baldigen Verlust der Münze nach ihrer Prägung hin. Die Münze wird in die 370er Jahre datiert. Obwohl man Edelmetallmünzen häufiger in Münzhorten als einzeln findet, wurde diese Münze wohl alleine verloren.
Die Vorderseite der Münze (Avers) zeigt die Büste des Kaisers Valens mit einem Perlendiadem in den Haaren. Die Umschrift auf jener Seite lautet DN VALEN-S PF AVG. Ausgeschrieben bedeutet dies Dominus Noster Valens Pius Felix Augustus. Auf der Rückseite der Münze (Revers) ist der Kaiser mit Feldzeichen in Form eines Christogramms und einer Victoria auf einem Globus als – laut Umschrift – Wiederhersteller des Staates (RESTITVTOR-REI PVBLICAE) abgebildet. Die Darstellung des Kaisers als siegreicher Feldherr mit Victoria und Globus stellt diesen als Weltherrscher dar. Das Christogramm weist ihn als Christ aus. Die „dickliche“ Darstellung des Valens sollte den Wohlstand der kaiserlichen Familie symbolisieren und ist nicht als Porträt zu verstehen. Die Münze befindet sich heute im Besitz des rheinland-pfälzischen Landesamts für Denkmalpflege und wird im Institut für Vor- und Frühgeschichte der Universität Mainz aufbewahrt.
Die zweite im Kastell gefundene Goldmünze ist aus der Zeit des Kaisers Valentinian III. (425-455). Sie wurde vor dem Ersten Weltkrieg an der Nordostecke des Kastells, beziehungsweise an der Dautenheimer Straße (heute Römerstraße) wenige Meter außerhalb des Kastells von einem Privatmann gefunden. Sie ist heute verschollen, wodurch nur wenige Aussagen über den Fundkontext getroffen werden können. Der Avers der Münze zeigt die Büste des Kaisers Valentinian III. mit einem Rosettendiadem im Haar. Die Umschrift lautet - analog zu der anderen Goldmünze - DN PLA VALENTI-NIANVS PF AVG - Dominus Noster Placidius Valentinianus Puis Felix Augustus. Auch die Darstellung auf dem Revers der Münze ist ähnlich wie bei der Goldmünze des Valens: Der Kaiser lässt sich mit einem Kreuz und einer Victoria mit Globus darstellen. Die Umschrift lautet VICTORI-A AVGGG - Victoria Augustorum (Sieg der Kaiser). Die drei „G“ beziehen sich auf die drei Kaiser, welche es zu jener Zeit gab - Valentinian III., Marcianus und Theodosius II. Die Münze wird in den Zeitraum von 425 bis 450 datiert.
Die Silbermünze – eine Halbsiliqua – stammt ebenfalls aus der Zeit von Valentinian III. und wurde 1959 im südlichen Kastellgraben gefunden. Sie wiegt nur 0,69 Gramm und ist somit in Gewicht und auch Wert nur ein Bruchteil eines Solidus. Aufgrund des Fundkontextes bildet die Münze einen terminus post quem für die Verfüllung des südlichen Kastellgrabens. Das bedeutet, dass der Kastellgraben nicht vor der Prägezeit der Münze verfüllt wurde. Die Prägezeit der Münze wird auf den Zeitraum 425-430 datiert. Auf dem Avers ist eine Büste des Kaisers mit Perldiadem zu sehen. Die Umschrift ist identisch zur Goldmünze des Valentinianus III. Auf dem Revers ist eine Darstellung der thronenden Roma als Personifikation des römischen Volkes mit Victoria, Globus und Kreuz zu sehen. Die Umschrift lautet VRTVS RO-MANORVM. Das erste Wort soll wahrscheinlich Virtus - Tapferkeit heißen. Die Silbermünze befindet sich heute im Museum der Stadt Alzey.
Nachweise
Verfasser: Lutz Luckhaupt
Verwendete Literatur:
- F. Behn in: Fundchronik für die Zeit vom 1. Juli bis 31. Dezember 1932. Germania 17 (1933), S. 138.
- Haupt, Peter: Spätantike Gold- und Silbermünzen aus dem Kastell Alzey. Der Nymphenstein 26 (2003), S. 8-15.
Erstellt am: 07.11.2016