Das Antoniterkloster in Alzey
Tatsächlich ist der Begriff Kloster an dieser Stelle nicht vollkommen richtig. Er impliziert eine zu starke Eigenständigkeit. Die von den Antonitern in ganz Europa gegründeten Einrichtungen unterstanden alle ihrem Mutterkloster in St. Antoine, Frankreich - dessen Abt war der einzige, der Mitglieder in den Orden aufnehmen konnte. Aus diesem Grund scheint die Bezeichung "Präzeptorei", in Anlegung an den "Präzeptor" genannten Vorsteher der Einrichtung, die bessere zu sein. Um Missverständnisse zu vermeiden, wird in diesem Artikel jedoch die Bezeichung Kloster verwendet. Das Antoniterkloster in Alzey bestand von ca. 1250 bis 1551. Es war eines von insgesamt sieben Klöstern, die sich damals in bzw. vor der Stadt befanden. Vom Klostergebäude ist heute nur noch ein gotischer Torbogen in der Antonitergasse erhalten.
Das Antoniter-Kloster oder das Kloster der Brüder vom Hospital des hl. Antonius befand sich auf der nördlichen Seite der Stadt. Die Klosterbrüder befolgten die Regel des hl. Augustinus und es lag ihnen besonders die Krankenpflege am Herzen. Wann und von wem das Kloster gegründet wurde, ist nicht bekannt. Erstmals genannt wird es im Jahr 1341: Peter von Wihenheim und seine Ehefrau verschrieben dem Kloster jährlich 30 Malter Korn und die Hälfte des großen Hofes in Weinheim (Winheim). Im Laufe des 14. und 15. Jahrhunderts wurden dem Kloster noch verschiedene weitere Einkünfte überwiesen. 1383 versetzten der Abt und der Konvent von St. Alban zu Mainz Peter Denfort, Meister des Hauses St. Antoni zu Alzey, das Dorf Ebersheim für 700 Gulden. Es blieb bis 1420 im Klosterbesitz, dann löste Erzbischof Konrad II. von Mainz das Dorf wieder aus. Im Kloster befand sich eine Kapelle mit einem der hl. Katharina geweihten Altar.
Anfang des 16. Jahrhunderts bezog das Kloster Einkünfte aus 21 Ortschaften der Umgebung. Das Kloster, das dem Ordensmeister St. Antonii zu Höchst untergeordnet war, wurde schon vor der Reformation verlassen. Mit Zustimmung des Papstes Julius III. wurden die Einkünfte im Jahre 1551 der Universität Heidelberg überschrieben.
Im Jahr 1553 wurde das Kloster an den pfälzischen Kurfürsten Friedrich II. verpachtet. Der Orden war mit der Auflösung des Klosters nicht einverstanden und versuchte sie durch juristische und propagandistische Auseinandersetzungen mit der Obrigkeit rückgängig zu machen, blieb damit aber letztlich erfolglos. [Anm. 1]
Das Konventsgebäude wurde wohl auch nach der Auflösung für Verwaltungszwecke genutzt. Das endgültige Ende für das Kloster kam im Jahr 1797, als im Zuge der Französischen Revolutionskriege Alzey und somit auch das Kloster zerstört wurde. Heute ist der genaue Ort, an dem sich das Kloster einst befand, nicht mehr zu rekonstruieren. [Anm. 2]
Das Hospital der Antoniter in Alzey
Im mittelalterlichen Europa wurde die Hilfeleistung für Bedürftige als Gottesdienst angesehen. Im Sinne dieser Festlegung müssen die sozialen Einrichtungen des Mittelalters verstanden werden, die von der heutigen Bedeutung des Begriffs Hospital (= Krankenhaus) unzureichend beschrieben werden, da sie mehr waren als reine Krankenhäuser (sondern z.B. auch Alten-, Waisen-, und Obdachlosenheime).
Die ersten christlichen Hospitäler entwickelten sich im Umfeld von Klöstern. Infolge der Auflagen, die das 4. Laterankonzil dem Arztberuf auferlegte, wurden die medizinischen und sozialen Einrichtungen der Klöster in der Regel nicht aufgegeben, sondern unter die Obhut dort lebender Laienbrüder und -schwestern gestellt.
Der 1095 in Frankreich gegründete Antoniterorden entstand im Kontext der Bekämpfung des sog. Antoniusfeuer (Vergiftung, ausgelöst durch Mutterkornpilze im Roggen), einer im Mittelalter weit verbreiteten Krankheit. Die Laienbruderschaft eröffnete unter der Oberhoheit ihres Mutterkloster St. Antoine zahlreiche Niederlassungen (Präzeptoreien) mit Hospitalen in Europa.
Um 1250 kann in der Stadt Alzey die Gründung einer Antoniterpräzeptorei angenommen werden, mit dessen Entstehung sicherlich auch die Eröffnung eines Hospitals einherging. Finanziert wurden die zahlreichen Spitäler der Antoniter in Europa durch Almosen, deren Sammlung ihnen 1265 von Papst Clemens IV. als alleiniges Recht zugesprochen wurde. [Anm. 3] Ins Hospital aufgenommen wurden allerdings nur solche Patienten, die am Antoniusfeuer oder an den Folgen der Krankheit, welche häufig mit Amputation der betroffenen Körperteile bekämpft wurde, litten. Nach Gehorsamsverpflichtung gegenüber dem Orden erhielten die Kranken Unterkunft, Geld und Verpflegung.
Es kann angenommen werden, dass diese Regelungen auch auf das Spital in Alzey zutrafen, über dessen Alltag allerdings fast nichts bekannt ist. Die Existenz des Hospitals kann jedoch durch drei urkundliche Erwähnungen von 1351, 1481 und 1492 als gesichert gelten. [Anm. 4]
Nachweise
Verfasser: Stefan Grathoff, Dominik Kasper und Armin Huber
Verwendete Literatur:
- Brilmayer, Karl Johann: Rheinhessen in Vergangenheit und Gegenwart. Geschichte der bestehenden und ausgegangenen Städte, Flecken, Dörfer, Weiler und Höfe, Klöster und Burgen der Provinz Rheinhessen nebst einer Einleitung. Neudruck der Ausgabe 1905. Würzburg 1985.
- Keddigkeit, Jürgen: Pfälzisches Klosterlexikon. Kaiserslautern 2014.
- Mischlewski, Adalbert: Der Antoniterorden in Deutschland. In: Archiv für Mittelrheinische Kirchengeschichte 10 (1958), S. 39-66.
- Schlösser, Susanne: Den Armen und Elenden zu Troste und Frommen ... 600 Jahre Hospital zu Alzey (Alzeyer Geschichtsblätter, Sonderheft 12). Alzey 1987.
Erstellt: -
Geändert: 01.10.2014