Wappen und Siegel
1. Gerichtssiegel im 15. und 16. Jahrhundert
Das älteste erhaltene Siegel des Zornheimer Schöffengerichtes stammt aus der Zeit, als das Mainzer Klarissenkloster Reichklara die Ortsherrschaft ausübte (1329-1578). Bei seiner Gestaltung orientierte man sich an den Siegelbildern der Äbtissinnen dieses Nonnenkonventes.
Im Siegelfeld zeigte das Zornheimer Gerichtssiegel St. Klara als Nonne auf Wolken stehend, in der rechten Hand ein Buch, in der linken eine große gotische Turmmonstranz. Auf beiden Seiten wurde sie von den Buchstaben "S C" (Sancta Clara) eingerahmt.
Die Umschrift lautete: GERICHT S[IEGEL] ZV ZORNHEIM
2. Gerichtssiegel im 17. und 18. Jahrhundert
Mit dem Wechsel der Ortsvogtei wurde auch eine Änderung des Gerichtssiegels notwendig. Das Siegelbild vereinigte nun die Wappen der neuen Ortsherren, dem Mainzer Domstift und dem Mainzer Kurstaat.
Das Siegelfeld des Zornheimer Gerichtssiegels war nun quer geteilt. Oben zeigte es in Anlehnung an das Wappen des Mainzer Domkapitels zwei [roten] Balken auf [silbernem Grund] und unten ein unterhalbes [silbernes] Rad [in Rot] aus dem Wappen des Erzstiftes Mainz.
Die Umschrift lautete: GERI[C]HT ZV ZORNHEIM
3. Das Wappen auf dem Gemarkungsplan von Gottfried Mascop (1577)
Ein völlig anderes Wappenbild präsentierte Gottfried Mascop auf seiner Gemarkungskarte Zornheims von 1577. Es zeigt eine rote Wagendrehscheibe mit zwei Balkenstümpfen auf goldenem Grund.
Das Mascopsche Wappen ist an keiner anderen Stelle belegt. Seine Authentizität muss daher bezweifelt werden, zumal auch ein Großteil der übrigen Wappenbilder des Atlasses unzuverlässig wiedergeben werden.
3. Das Ortswappen in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts
Nach der Wiederentdeckung des Mascopschen Atlasses im Jahre 1896 führte man – wie in vielen anderen Gemeinden - das dortige Wappenbild als offizielles Ortswappen ein. Allerdings wurde die Mascopsche Farbgebung in die typisch Mainzer Farbkombination Silber auf Rot und die Balkenstümpfe in zwei dornartige Spitzen abgeändert.
Wappenkundler beschreiben das dargestellte Symbol als Wagendrehscheibe (Clemens Kissel), als Pferdetrense (Knodt) oder altes gegenstandsloses Ortszeichen, welches später in ein halbes Rad umgedeutet wurde (Karl Demandt).
4. Das heutige Ortswappen
Nach dem Zweiten Weltkrieg beauftragte der Zornheimer Gemeinderat den Wappenkundler Heinz Leitermann, ein historisch und heraldisch einwandfreies Ortswappen zu entwerfen. Dieser empfahl auf das Gerichtssiegel des 17. und 18. Jahrhunderts zurückzugreifen und sich für ein quer geteiltes Bild mit den Domkapitelsbalken in der oberen Hälfte und einem oberhalben Rad in der unteren zu entscheiden.
Die Gemeindevertretung befürwortete den Vorschlag.
Am 8. Februar 1955 wurde das Ortswappen in dieser Form der Gemeinde Zornheim durch eine Urkunde des Innenministeriums von Rheinland-Pfalz verliehen. Die offizielle Beschreibung lautet: "Im geteilten Schild oben in Silber zwei rote Querbalken. Unten in Rot ein halbes silbernes Rad mit vier Speichen."
Seitdem führt die Gemeinde Zornheim folgendes Wappen:
5. Das Pfarrsiegel
Bis in das 19. Jahrhundert war in der katholischen Pfarrei Zornheim ein Siegel in Gebrauch, das im Siegelbild den Kirchenparton Bartholomäus zeigte. Die Umschrift lautete: SIGILUM * PATROCHI[AE] * IN * ZORNHE[I]M
Nachweise
Verfasser: Gottfried Kneib
Literatur:
- Debus, Karl Heinz: Die Siegel im Archiv der Verbandsgemeinde Nieder-Olm. In: Nieder-Olm. Der Raum der Verbandsgemeinde in Geschichte und GegenwartHrsg. von Karl-Heinz Spie., Alzey 1983, S. 367 f.
- Demandt, Karl E.; Renkhoff, Otto: Hessisches Ortswappenbuch. Glücksburg 1956.
- Gemeinde Zornheim (Hrsg.): 1200 Jahre Zornheim 771-1971. Beiträge aus der Geschichte der Gemeinde. Zornheim 1971.
Aktualisiert am: 13.01.2015