Zornheim in Rheinhessen

Bruder-Klaus-Haus in Zornheim

Das ehemalige Zornheimer Schwesternhaus.[Bild: Gottfried Kneib]

Anlass für die Gründung einer Schwesternstation in Zornheim war der Ausbruch einer Diphtherie im Winter 1908/09. Die Schwestern sollten neben der Krankenpflege eine sogenannte Kleinkinderschule (Kindergarten) betreuen. Den Ordensschwestern wurde eine Mietwohnung in Aussicht gestellt, und der Rathaussaal im Gemeindehaus (damals: Neugasse 2) war für die Einrichtung der Kleinkinderschule vorgesehen. Als passender Orden bot sich die von dem Mainzer Bischof Wilhelm Emanuel von Ketteler gegründete Kongregation der Schwestern von der Göttlichen Vorsehung in an.

Schutzengelfigur am Schwesternhaus[Bild: Gottfried Kneib]

Die Ansiedlung scheiterte jedoch vorerst, da die Ordensleitung auf der Errichtung eines eigenen Schwesternhauses bestand.

Nachdem an der Ecke Breite Straße / Hahnheimer Straße ein Bauplatz erworben war, der damals noch außerhalb des bebauten Dorfkernes lag, konnte im Jahre 1913 das Schwesternhaus errichtet und im April des Folgejahres von den Schwestern bezogen werden. Die Kommunität bestand (wie in der meisten katholischen Dörfern Rheinhessens) aus drei Personen: eine Krankenschwester (in der Regel die Oberin), eine Kindergartenschwester und eine Schwester für die Haushaltsführung, die ab den 20er Jahren zusätzlich Handarbeitsunterricht für Mädchen erteilte.


Eingangspforte des Schwesternhauses.[Bild: Gottfried Kneib]

Während des Ersten Weltkrieges war im Schwesternhaus ein Lazarett einrichtet, da Zornheim einen Vorposten im Befestigungsgürtel um Mainz bildete und es dadurch zu starken Einquartierungen von Festungsarbeitern und Soldaten kam.

In den Jahren 1941 bis 1945 wurde den Schwestern die Kindergartenarbeit verboten und an die NS-Volkswohlfahrt übertragen.

Nachdem in den 60er Jahren die Bevölkerung Zornheims stark zunahm, reichte die Kapazität des Kindergartens im Schwesternhaus nicht mehr aus. Die Gemeinde errichtete 1971 ein neues Kindergartengebäude an der Hahnheimer Straße. Das Schwesternhaus wurde nun zu einer Hauptstation für die Schwestern von Zornheim und Nieder-Olm ausgebaut. Aber auch diese Maßnahme konnte die Schließung der Schwesternstation nur verzögern. Aufgrund des mangelnden Nachwuchses mussten die Schwestern der Göttlichen Vorsehung 1976 die Leitung des Kindergartens und 1983 auch das Zornheimer Schwesternhaus aufgeben.

 

Bruder-Klaus-Haus in Zornheim.[Bild: Gottfried Kneib]

Seit 1994 wird das in ein Selbstversorgungshaus umgebaute Gebäude als „Bruder-Klaus-Haus“ von der Katholischen Landjugendbewegung (KLJB) an interessierte Gruppen für Tagungen und Freizeiten vermietet.

 

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Nachweise

Verfasser: Gottfried Kneib

Literatur:

  • Gemeinde Zornheim (Hrsg.): 1200 Jahre Zornheim 771-1971. Beiträge aus der Geschichte der Gemeinde. Zornheim 1971.
  • Kneib, Gottfried: Das Zornheimer Schwesternhaus.Hhrsg. von der Pfarrgemeinde Zornheim. Zornheim 1983.
  • Landesamt Denkmalpflege (Hrsg.): Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Band 18.2: Kreis Mainz-Bingen. Bearb. v. Dieter Krienke. Worms 2011.

Aktualisiert am: 12.01.2015