Görgeshausen im Westerwald

Backhaus, Mühlen und Handwerk in Görgeshausen

.2.Backhaus

Die Nachrichten über das Görgeshausener Backhaus reichen bis in das 17. Jahrhundert zurück. Ausdrücklich erwähnt wird das Backhaus aber erst im Jahr 1786. Zu dieser Zeit befanden sich noch zwei Backöfen in der Gemeinde, die sich aber in baulich sehr schlechtem Zustand befanden.[Anm. 1]

Im Jahr 1835 ist dann nur noch von einem Backhaus die Rede. Es befand sich im Puhl, an der Ecke Diezer Straße/Vordergasse. Es wurde als ein einstöckiges Gebäude, 24 Fuß lang und 16 Fuß tief, beschrieben. Der Hofraum maß 6 Ruthen und 10 Schuh.[Anm. 2]

Im Jahr 1897 wird das Backhaus erneut in der Schulchronik erwähnt. Der Fachwerkbau sollte damals schon über 200 Jahre alt gewesen sein. Der Anbau neben dem Backhaus war das Feuerwehrgerätehaus. Der gesamte Gebäudekomplex wurde am 12. Juni 1965 wegen Baufälligkeit abgerissen.

Das Backhaus war seit jeher einer der zentralen Treffpunkte der Gemeinde. Denn man bereitete zwar den Kuchen- und Brotteig Zuhause, buk in aber dann nicht dort sondern im Backes aus. In der Regel mussten die Familien alle 14 Tage Brot backen. Da dies seine Zeit dauerte und doch recht viele Familien backen wollten, wurde eigentlich ständig gebacken. Die Zeiten, zu denen die einzelnen Familien backen durften, wurden ausgelost. Wenn der Andrang zu groß war, musste auch schon einmal die Nacht durchgebacken werden. Noch im Jahr 1954 wurde täglich 3-6mal gebacken. Das entsprach einer Menge von 75-150 Broten.

Der Ofen wurde mit Holzreisig geheizt. Hierzu benötigte man 3 Wellen (= Reisigbündel). Zum »Elf-Uhr Läuten« trafen sich diejenigen Bürger, welche am folgenden Tag backen wollten, am Backhaus. Dort stand der Ortsdiener schon bereit und verloste die Reihenfolge. Je nach Jahreszeit wurde der Backbeginn auf 7.00 oder 8.00 Uhr festgelegt. 2 ½ Stunden wurden für einen geback (= Backvorgang) gerechnet. Die angesetzten Zeiten mussten unbedingt eingehalten werden, damit den nachfolgenden nicht der Teig verdarb. Für verschuldete Verzögerungen wurden deshalb Strafen angedroht.

In einem hölzernen Backtrog wurde das Mehl etwa zwei Stunden vorher mit Sauerteig angemeiert. Der Sauerteig musste frisch sein und wurde daher leihweise zwischen 7-8 Familien weitergegeben,, und immer wieder erneuert. War der noch flüssige Teig ausreichend durchsäuert und getrieben, wurde er mit Mehl ausgewirkt. Auch diese Masse musste anschließend wieder treiben.

Etwa eine halbe Stunde vor der anberaumten Zeit, heizte man den Ofen ein und formte den Teig zu Broten. Die fertig geformten Laibe wurden dann mit dem Schießer, ein vorne abgeschrägtes Brett, das an einer Stange befestigt war, in den Ofen geschoben. Nach einer Viertelstunde wurden die fertigen Brote aus dem Backofen genommen und in Weidenkörben nach Hause getragen.

Am 21. März 1897 setzte der Kriegerverein am Backhaus eine Gedächtnislinde, um damit den 100. Geburtstag Kaiser Wilhelm I. zu gedenken.

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Mühlen

.2.1.Die Thiel Josten-Mühle und die Peter Heimes-Mühle

Wann die Görgeshausener Mühle errichtet wurde, ist nicht bekannt. Sie war ursprünglich eine herrschaftliche Mühle, war also im Besitz der Herren des Ortes, der Grafen von Diez. Die herrschaftlichen Mühlen wurden üblicherweise zusammen mit dem Mühlenbann in Erbbestand gegeben. Der Mühlenbann sicherte dem Pächter quasi ein Monopol zu. Es war anderen verboten, im Bannbereich eine Mühle zu errichten. Darüber hinaus konnte der Pächter seinen Pachtvertrag auf seinen Sohn vererben.

Die Görgeshausener Mühle wird erstmals im Jahr 1564 erwähnt, und zwar hören wir direkt von zwei Mühlen in der Gemarkung. Die eine war zu dieser Zeit im Pachtbesitz des Peter Heimann, die andere im Besitz des Thiel Josten. Beide Pächter bezahlten der Grafschaft Diez jeweils ein Malter Pacht (Wassergang).[Anm. 3]

Beide Mühlen sollen bereits 1568 baufällig und weitgehend verlassen gewesen sein. Die Thiel Josten-Mühle war von 1604 bis 1627 wieder in Betrieb. Der 30jährige Krieg, der von 1618 bis 1648 wütete, verschont auch Görgeshausn nicht. Sichtbares Zeichen dafür ist, daß die Thiel-Josten Mühle von 1648 bis 1653 als zerstört bezeichnet wird. Doch bereits 1663 war die Erbenmühle Josten wieder aufgebaut. Sie gehört seit 1670 zur Gemeinde Niedererbach.[Anm. 4]

Die Heimann-Mühle war nach dem 30-jährigen Krieg (1618-1648) ebenfalls zerstört worden, aber auch sie wurde als Peter Heimes Erbenmühle seit 1662 weiter betrieben.[Anm. 5]

Erst im Jahr 1786 hören wir wieder von der Görgeshausener Mühle. Sie befand sich zu dieser Zeit im Pachtbesitz des Jörg Schütz. Die Mühle stand, so heißt es in der Dorfbeschreibung[Anm. 6] eine starke halbe viertel Stund vom Ort entfernt. Der Müller sei kein nachbar, sondern nur beisaß und sei aber verpflichtet, gewisse Abgaben an die Herrschaft zu zahlen, so etwa den Schirmgulden, Bede und ein Bußhuhn. Die Pacht (Wasserlaufpacht) dieser sog. Peter Heimessen Mühle betrug 1 Malter Korn und 9 Gulden Geld. Bei der Mühle handelte sich um zwei Anlagen, eine Mahl- und eine Ölmühle. Der Eigentümer, das Erzstift Trier (?), zahlte der Gemeinde für Holz und Weide 36 Albus; trug zu den Pfarr- und Schulgebäulichkeiten ein Drittel und zu den Amts-Kirchspielkosten die Hälfte bei. Er zahlte auch Oberamts- und Schultheißen-Hühner, lieferte ansonsten aber keinen Zehnten, nur den sog. Handstrohzehnten auf der Landstraße. Bei Sondersteuererhebungen (Simpel) zahlt er 3 Albus und 4 Denar. An den Pächter zahlte der Eigentümer nichts.

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Wirtschaftliche Schwierigkeiten

Anfang des 19. Jahrhunderts war Jacob Schwan Pächter der Mühle. Er konnte die Waßerlaufpacht nicht zahlen. Seine Ehefrau Catharina bemühte sich, die Mühle selbst in Erbbestand verliehen zu bekommen.[Anm. 7] Jakob Schwan schrieb am 1. Juni 1803 an die Regierung in Weilburg: Die Görgeshausener Mahlmühle, die nächst der landesgränzen gelegen und von zwei erbenmühlen umgeben ist, stehe seit Weihnachten wegen Mangel an Kundschaft still. Auf ihr lasten 1 Malter Korn Wasserläufpacht und auf der nahe daran gelegenen Ölmühle 4 Reichstaler Geldpacht. Er befinde sich in großem Notstand. Er habe sich bemüht, das Pachtgeld und ½ Malter Korn pacht zu bezahlen. Da er ½ Malter Korn schuldig geblieben war, sei der Kellereibote gekommen, um sein einzige elende kühgen zu beschlagnahmen und zwangsweise zu verkaufen. Da er drückende brodnoth leide und seine Frau seit langem krank sei, bittet er um Erlaß der noch ausstehenden Pacht. Die Fürstliche Hofkammer in Weilburg gab seinem Gesuch statt.[Anm. 8] Im folgenden Jahr, schrieb Jakob Schwan sogar an persönlich an Graf Friedrich von Nassau-Weilburg. Seine Zahlungsunfähigkeit sei nicht seine Schuld, sondern Schicksal. Er sei Vater von sechs unmündigen Kindern.[Anm. 9] Daraufhin zog die Fürstlichen Hofkammer in Weilburg Erkundigungen ein. Die Mühle, so das Fazit, sei in Unbau gekom(m)en, der Pächter könne sie, da er arm sei, nicht reparieren. Nach dem Attest des Ortvorstands zu Görgeshaußen und dem Bericht der Amtskellerei zu Montabaur wird dem Pächter die Pacht erlassen.[Anm. 10]

Im Jahr 1805 mochte die Regierung in Weilburg, die wachsende Verschuldung ihres Mühlenpächters nicht weiter hinnehmen. Die Schulden Jakob Schwans betrügen, so heißt es in einem Bericht, mittlerweile 150 Reichstalern nebst Zinsen aus 10 Jahren. Der Pächter sei zahlungsunfähig. Deshalb plane man, die Mühle zu verkaufen. Die Ehefrau des Jakob, Katharina Schwan, lebe krank in zweiter Ehe und habe sechs Kinder, die sie nur mit Mühe ernähren könne. Würde die Mühle verkauft, drohten ihr und den armen Kindern der Bettelstab. Die Frau hatte der Regierung in Weilburg den Vorschlag gemacht, ihr die Mühle zu verpachten und die darauf lastenden Schulden zu erlassen. Dadurch wäre sie imstande, sich und die ihrigen kümmerlich aber ehrlich durchzubringen.[Anm. 11]

In einem weiteren Brief an den Fürsten Graf Friedrich von Nassau-Weilburg in Weilburg, erklärte Jakob Schwan, er schulde 1 Malter Korn von der Mahlmühle und 4 Reichstaler von der völlig verfallenen Ölmühle. Wegen der ausstehenden Pacht wird er unaufhörlich von der Kellerei Montabaur gemahnt. Dadurch, dass die Mauer an der Mühle eingestürzt ist, er sie als armer Mann nicht reparieren konnte, konnte er von Ostern bis Michaelis wenig bzw. nichts verdienen. Dann sei der harte Winter gekommen. Außerdem würden ihm die Konkurrenz der sog. Erbenmühlen den ohnehin geringen Verdienst zum Teil wegnehmen. Da er die Pacht nicht zahlen kann, bittet er um Erlass bzw. Stundung.[Anm. 12]

Bericht an die Amtskellerei Montabaur: Catharina Schwan hatte die Mahl- und Ölmühle seinerzeit von ihren Eltern samt den Schulden in Höhe von 150 Reichstalern geerbt. Während des Krieges verlor sie ihren ersten Ehemann, der sich redlich bemüht hatte, die Familie mit 6 Kindern zu ernähren. Wegen des Krieges war er aber nicht in der Lage, das Mahlwerk der Mühlen im notwendigen Zustand zu erhalten. Danach heiratete Catharina den Jakob Schwahn, der wegen seiner unbeschrencklichen liederlichkeit nicht die mindeste rücksicht verdient. Jakob vernachlässigt beide Mühlen, kümmerte sich wenig um seine Frau und die sechs Kinder. Nun ist die Frau seit Jahren die besagten 150 Reichstalern schuldig, auch die Wasserpacht vom Vorjahr [1804] steht aus. Nun droht der Verkauf der Mühle und Frau und Kindern der Bettelstab.[Anm. 13]

Ortsbesichtigung der Mühlenanlage durch den Amtskeller Ostermann aus Montabaur: Beide Mühlen befinden sich im schlechten Zustand. Die wasser- und kammräder, das getriebe, die mahlkasten, überhaupt alles geschirr, die wasser-canäle und die klause sind nicht mehr zu reparieren. Auch die Wiederherstellung der Mühlengebäude würde 800 Reichstaler kosten. Dazu lasten auf den Mühlen 210 Reichstaler gerichtliche Kapitalschulden und beinahe 100 Reichstaler rückständige Zinsen. Hinzu kommen noch außergerichtliche Schulden, die auf den Mühlen lasten. Die beiden Mühle könne man für 350 Reichstaler verkaufen. Für den Berichterstatter macht es Sinn, die Mühlen, die so nah an der Nassauer Grenze liegen, wegen der Not der Frau und ihrer Kinder zu kaufen, er gibt aber zu bedenken, daß der Müller nicht der Mann sei, die Pachtmühle wirtschaftlich zu bewirtschaften. Deshalb rät der Gutachter, die Mühlen zu verkaufen.[Anm. 14] Am 23.10.1805 lehnte Fürst Friedrich von Nassau-Weilburg das Gesuch der Catharine Schwan ab, ihr die Mühle in Erbbestand zu überlassen: und soll der justitz der lauf gelaßen werden.[Anm. 15]

.2.2.Die Kloftsche Mühle und weitere Besitzer

1825 war die Mühle im Pachtbesitz des Ölmüller Johann Kloft aus Görgeshausen. Er schrieb an die herzoglich nassauische Landesregierung in Wiesbaden: Seine Ölmühle habe aus früheren Jahren 6 Gulden Wasserlaufszins an die Rentei Montabaur zu entrichten. Da nun im vorigen Jahr sein Nachbar eine viertelstunde von hier eine neue Ölmühle errichtet habe [in Hambach Amt Diez], ist ihm mehr als die Hälfte seiner Einnahmen entzogen worden. Er bittet um Erlaß des halben Wasserlaufgeldes. Das Gesuch wird am 7.10.1825 abgelehnt.[Anm. 16]

1826 suchte Johannes Kloft erneut um Pachterlass bzw. Reduzierung der Wasserlaufpacht nach, da die Konkurrenz des neuen Ölmühle in Hambach, Amt Diez, übermächtig sei und ihm oft das Wasser zum mahlen fehle.[Anm. 17] Der Görgeshausener Schultheiß Ninck bestätigte mit Schreiben vom 20.11.1831 gegenüber der herzoglichen Steuer-Rezeptur in Montabaur, dass oft wenig Wasser im Wasserlauf sei. Wenn dann in Regenzeiten oder bei der Schneeschmelze genug Wasser vorhanden sei, haben die anderen Ölmühlen bereits den Verdienst entzogen. Außerdem müsse die Ölmühle auch ausgebessert werden. Die Konkurrenz der vielen Ölmühlen in der Gegend bringen den Ölmüller finanziell in eine bedrohliche Lage. Nach weiteren Anträgen wird die Wasserlaufpacht am 24.3.1832 rückwirkend zum 1.1. auf drei Gulden herabgesetzt.HessStAWi Abt.212 Nr.5710.

Brief des Ölmüllers Kloft an der Herzoglich Nassauische General-Steuer-Direktion zu Wiesbaden vom 1833: Von Mai bis zum 19.10. habe er wegen großer Trockenheit, von wenigen Stunden ausgenommen, nicht mahlen können. So habe er die Mehlkunden verloren und habe auf Schulden gemahlt. Er wisse nicht, woher er das Pachtgeld nehmen solle. Sein Vermögen betrage noch höchstens 200 Gulden, wegen seines hohen Alters können er und seine Frau nicht arbeiten. Er sei 50 und seine Frau 70 Jahre alt. Er bittet, ihm den Wasserlauf in Höhe von 1 Malter Korn zu erlassen. Dem Gesuch wird stattgegeben. In den folgenden Jahren (etwa 1840, 1841 und 1842, 1851) schrieb Müller Kloft immer wieder Bittgesuche um Pachtnachlaß.[Anm. 18]

Im Jahr 1835 erfährt man Näheres über die Gebäulichkeiten der Kloftschen Mühle. Es handelte sich um ein einstöckiges Haus, das 35 Zoll (?) lang und 18 Zoll (?) tief sei. In der Mühle befand sich ein laufendes Geschirr. Die Ölmühle mit inwendigem Geschirr war ebenfalls einstöckig, 24' lang und 12' tief. Weiterhin gab es einen Schweinestall an der Mühle (18' lang, 6' tief), einen weiterer Stall (20' lang 12' tief) und einen Hofraum, der 17 Ruthen, 8 Schuh maß.[Anm. 19]

1852 war Müller Johann Kloft immer noch nicht in der Lage, die fällige Pacht zu zahlen. Er habe Frau und 4 Kinder (das älteste ist 18 Jahre, das jüngste 1 ½ Jahre alt), sei zahlungsunfähig, habe Reparaturen an der Mühle gehabt, das innere Getriebe in der Mahlmühle ist entzwei. Er bittet, ihm die fällige Pachtzahlung (1 Malter, 1 Simmer Korn Wasserleufzins) zu stunden. Seinem Gesuch wird stattgegeben.[Anm. 20] Die Mühle hatte - so die Brandassekurranz - einen Wert von 3.040 Gulden. An weiteren Gütern waren wertmäßig 875 fl. vorhanden. Die Schulden des Anwesens beliefen sich auf 2.500 Gulden. Es blieb somit ein Guthaben in Höhe von 1.415 Gulden. Der Müller betrieb kein weiteres Handwerk und keine Landwirtschaft.[Anm. 21]

Am 12. Oktober 1853 erwarben Jakob Simon und dessen Ehefrau Anna Catharina geb. Ortseisen die Mühle. Am 7.2.1854 erwarb der ehemalige (?) Bürgermeister Wilhelm Kröller und dessen Ehefrau Katharina geb. Ohl von Gückingen samt 24 Consorten die Mühle.<ANM>HessStAWi Abt.212 Nr.11667 vom Jahr 1835.</ANM>
Im Jahr 1870 war Adam Simon zu Görgeshausen Müller in der Mahlmühle. Er beantragte zum 1.1.1870 die Umwandlung seines Wasserlaufzinses in Höhe von 2 Malter 39,6 Liter Korn in einen jährlich am 11.11. zu entrichtenden Geldbetrag.[Anm. 22]

Die Görgeshausener Mühle hatte eigentlich nie für die Bedürfnisse der Dorfbewohner ausgereicht. Schon immer nutzten die Dorfbewohner andere Mühlen, etwa die Michelsmühle (Erbenmühle) im Eisbachtal. An dieser Mühle hatte auch Görgeshausen Besitzanteile. Gegen Bezahlung konnte hier aus dem Getreide Mehl gemahlen werden.

Auch die Hambacher Mühle machte der Görgeshausener Mühle immer wieder Konkurrenz.

Die Ölmühle wurde im Jahr 1920 wegen Baufälligkeit abgerissen.

Die Mühle wurde dann zu einem nicht näher bekannten Zeitpunkt einem Anton Simon übergeben, der kinderlos blieb und die Mühle an Philipp Bellinger aus Elz verkaufte. Bellinger ließ die Mühleneinrichtung weitgehend verfallen und ging als Steinbrucharbeiter nach Heistenbach. Daraufhin kaufte im Jahr 1936 der damalige Jagdpächter Herriger die Mühle für 900 Mark, ließ das nötigste instand setzen und baute die Mühle als Jagdhaus um.

Friedrich Huber übernahm 1943 die Jagd und gleichzeitig die Mühle als Jagdhaus. Nach dem Krieg ließ er die Mühle grundlegend umbauen. Unter anderem wurden Heizung, Bäder, Toiletten, Wandschränke und ein offener Kamin eingebaut. Auch die Außenfassade wurde gründlich überholt. In dieser zeit entwickelte sich das Haus zu einem internationalen Treffpunkt. Kaufleute aller Länder gingen hier ein und aus, um ihre Geschäfte zu tätigen. Die zweite Frau Hubers hatte hervorragenden Geschäftssinn und verstand es, das Unternehmen Huber (Einfuhr von Autoteilen aus der englischen und französischen Besatzungszone gegen Lieferung von Holz) aufblühen zu lassen. Als Huber von seiner zweiten Frau geschieden wurde, ging es auch mit dem Unternehmen bergab.

Huber geriet in Zahlungsschwierigkeiten und konnte die Mühle nicht mehr halten. Sie wurde schließlich von seiner geschiedenen Frau ersteigert, nachdem diese sich zwischenzeitlich mit einem Franzosen verheiratet hatte und in Paris ein Geschäft betrieb.[Anm. 23]

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.3.Handwerk und Handel

Wann sich die wohl in jedem Dorf anzutreffenden Handwerker wie Schreiner, Schmiede u.ä. in Görgeshausen ansiedelten ist nicht überliefert. Von Handwerksbetrieben in Görgeshausen hören wir erstmals im Jahr 1786. In dem Bericht wird der Zustand des hiesigen Handwerks als der allerschlechteste bezeichnet.[Anm. 24] Zu dieser Zeit befanden sich ein Schuhmacher, ein Wagner und 33 Strohdecker (Dachdecker) im Ort.[Anm. 25]
Im Jahr 1873 wird der Görgeshausener Schreiner genannt, der die Turngeräte für die Schule fertigte. 1879 werden Schuhmacher Jakob Klein und 1887 Schreiner Humer aktenkundig. Letzterer setzte zwei Fenster im Schulsaal ein. 1816 werden in der Gemeinderechnung der Schmied Johann Meuer, ein Schornsteinfeger, der Steinhauer Felderstein aus Balduinstein, der Maulswurfsfänger Henrich Kaufmann, der Maurermeister Johann Kohl, der Schuhmacher Johann Peter und der Buchbinder Hachenburg zu Montabaur genannt.[Anm. 26]
Vor 1900 hat der Nagelschmied Anton Burkard eine Nagelschmiede in der Diezer Straße Ecke Auf der Bitz unterhalten.

Es hat in Görgeshausen noch nie einen Bäcker oder eine Metzgerei gegeben. Die Leute buken ihr Brot im Backhaus, ihr Fleisch bekamen sie aus den Hausschlachtungen. Auch heute, wo kaum noch jemand bäckt oder sein Vieh zu Hause schlachtet, müssen die Görgeshausener Brot und Fleisch in den umliegenden Ortschaften kaufen. Dagegen haben Görgeshausener Bauern und Bäuerinnen Eier und Butter auf dem Kopf nach Diez getragen, um es dort an die »Städter« zu verkaufen. So ging vor dem 2. Weltkrieg Caroline Keul zu Fuß nach Diez, um ihre waren an den Mann zu bringen. Viele Görgeshausener haben auch Tauschgeschäfte betrieben, um Dinge zu erwerben, die sie nicht selbst im Dorf herstellen konnten.

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Verfasser: Stefan Grathoff

Veröffentlicht am: 01.06.2017

Verwendete Literatur:

Siehe das Verzeichnis: Quellen und Literatur

Anmerkungen:

  1. HessStAWi Abt.116 Nr. II pag. 857r-861 und Nr. III 2d, Görgeshausen p. 73-76. Zurück
  2. HessStAWi Abt.243 Nr.104 von 1835-1850. Zurück
  3. HessStAWi Abt.116, III,1, Bl.6v (12v) Zurück
  4. Gensicke, Kirchspiele S.316. Zurück
  5. Gensicke, Kirchspiele S.316. Zurück
  6. HessStAWi Abt. 116 Nr. II pag. 857r-861 und Nr. III 2d, Görgeshausen p. 73-76; LaHKo Best. 1 C Nr.1292 Unvollständiges Konzept. Zurück
  7. HessStAWi Abt.116 Görgeshausen Nr.2,1 und 2,2 von 1802-1805. Zurück
  8. HessStAWi Abt.116 Görgeshausen Nr.2,1 und 2,2 vom 1.6.1803. Zurück
  9. HessStAWi Abt.116 Görgeshausen Nr.2,1 und 2,2 vom 29.3.1804. Zurück
  10. HessStAWi Abt.116 Görgeshausen Nr.2,1 und 2,2 vom 2.5.1804. Zurück
  11. HessStAWi Abt.116 Görgeshausen Nr.2,1 und 2,2 vom 30.4.1805. Zurück
  12. HessStAWi Abt.116 Görgeshausen Nr.2,1 und 2,2 vom 12.6.1805. Zurück
  13. HessStAWi Abt.116 Görgeshausen Nr.2,1 und 2,2 vom 5.7.1805. Zurück
  14. HessStAWi Abt.116 Görgeshausen Nr.2,1 und 2,2 vom 21.7.1805. Zurück
  15. HessStAWi Abt.116 Görgeshausen Nr.2,1 und 2,2 vom 23.10.1805. Zurück
  16. HessStAWi Abt.212 Nr.5710 vom 24.9.1825. Zurück
  17. HessStAWi Abt.212 Nr.5710 vom 9.7.1826. Zurück
  18. HessStAWi Abt.212 Nr.5710. Zurück
  19. HessStAWi Abt.212 Nr.11667 vom Jahr 1835. Zurück
  20. HessStAWi Abt.212 Nr.5710 vom 27.5.1852. Zurück
  21. Bericht des Bürgermeisters Engelhard vom 11.6.1852 (HessStAWi Abt.212 Nr.5710). Zurück
  22. HessStAWi Abt.212 Nr.5710 vom Jahr 1870.</ANM> Er war noch 1875 Müller.<ANM>HessStAWi Abt.212 Nr.5710 vom 14.3.1875. Zurück
  23. Manuskript der Gemeinde »Mühle«. Zurück
  24. HessStAWi Abt.116 Nr. III 2d, p.14-23, 82-85; 145ff.; 189: 254-257; 157; 287; 342, 357; 385; 475, hier p.385. Zurück
  25. HessStAWi Abt.116 Nr. II pag. 857r-861 und Nr. III 2d, Görgeshausen p. 73-76. Zurück
  26. HessStAWi Abt.243 Nr.219 von 1816. Zurück