Hunsrück

0.11. Formenlehre

0.1.11.2. Verb

0.2.11.2.3. Veränderung des Stamms: Umlaut

dau sääs, sie hiilt

Entgegen der Standardsprache haben die Hunsrücker Dialekte bei einigen schwachen Verben in der 2. und 3. Person Singular Indikativ Präsens Aktiv einen Umlautvokal. Die folgenden Beispiele veranschaulichen das:

StandardDialektStandardDialekt
Infinitivsagensaan, sòòn ...holenhuulen, hollen ...
1. Person Singularsagesaan, sòòn ...holehuulen, hollen ...
2. Person Singularsagstsääs, seescht ...holsthiils, hellst ...
3. Person Singularsagtsäät, seet ...holthiilt, hellt ...

Wir sehen, die Standardsprache hat bei sagen und holen im gesamten Singu­lar keinen Umlaut. Der Stammvokal bleibt jeweils durchgehend gleich (a bzw. o). Die Hunsrücker Dialekte hingegen weisen bei diesen Wörtern bei der 2. und 3. Person Singular flächendeckend Umlautung (i, e, ä) auf.

Zu den hier in Rede stehenden Verben zählt auch machen mit den Um­lautformen z. B. (dou) michs und (er/sie/et) mecht. Anders aber als bei sagen und holen wird dieses Wort nur im moselfränkischen Teil unseres Gebietes umgelautet. Der rheinfränkische Bereich hat überwiegend (du) machsch(t), (er/sie/es) macht. Es spricht einiges dafür, dass diese umlaut­losen Formen in den letzten Jahrzehnten aus Rheinhessen und der Pfalz ein­gedrungen sind.

Das Thema „Umlaut“ wird auch im phonetischen Teil dieses Buchs be­handelt (vgl. Kap. 10.2.7.). Dort finden sich u. a. allgemeine Hinweise zur dessen Funktion innerhalb der Formenlehre, die an dieser Stelle nicht wie­derholt werden sollen.

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