Hunsrück

0.12. Wortschatz

0.1.12.2. Entlehnungen

Als Lehnwörter bezeichnet man Wörter, die nicht zum autochthonen, er­erbten Wortschatz einer Sprache gehören, sondern aus einer anderen Spra­che übernommen wurden. Im Gegensatz zu Fremdwörtern sind Lehnwörter in Betonung, Lautung, Grammatik und Schreibung vollständig an die Neh­mersprache angepasst. Das bedeutet, deren fremde Herkunft ist nicht er­kennbar. Ausdrücke wie etwa Pferd, Fenster, Tabak, Onkel, Spaß und Quark sind völlig eingedeutscht, so dass ihnen der fremdländische Ur­sprung überhaupt nicht mehr anzusehen ist. Die genannten Beispielwörter sind ent­lehnt aus (in der Reihenfolge ihrer Nennung): lateinisch paraveredus und fenestra, spanisch tabaco, französisch oncle, italienisch spasso sowie sor­bisch twarog. Fremdwörter wie z. B. Quantum (aus lateinisch qauntus ʻwie viel’), Siesta (aus spanisch siesta ʻMittagsruhe’), Filou (aus französisch filou ʻGauner’), Ambiente (aus italienisch ambiente ʻRaum, Umgebung’) und Pogrom (aus russisch pogróm, eigentlich ʻVerwüstung, Unwetter’) sind hingegen nicht vollkommen in das deutsche Sprachsystem integriert (vgl. Aussprache, Schreibung usw.). Die Grenze zwischen Fremdwort und Lehn­wort lässt sich nicht eindeutig ziehen, der Übergang ist fließend.

Für die Dialekte unseres Gebietes sind besonders die Wortübernahmen aus dem Lateinischen und Französischen beachtenswert. Aber auch die Ent­lehnungen aus dem Jiddischen, der Sprache der jüdischen Bevölkerung, die vor dem Zweiten Weltkrieg in großer Zahl in Deutschland beheimatet war, und aus dem Rotwelchen (Jenischen), der Sprache der Hausierer, Landstrei­cher usw., verdienen Aufmerksamkeit.

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