Burg und Schloss Hachenburg
Die neue Burg über Hachenburg
Die Burg in Hachenburg entstand um 1180 auf Veranlassung des Grafen Heinrich II. von Sayn. Eine schriftliche Nachricht zur Gründung der Burganlage ist nicht vorhanden. Der Burg kam die Funktion zu, ganz im Osten der saynschen Einflusssphäre ein weithin sichtbares Zeichen der Macht des Grafenhauses in der Landschaft darzustellen und mögliche benachbarte Herrschaften davon abzuhalten, sich im Auelgau breitmachen zu wollen.
Im engeren Burgbereich sollte die Burg die im Tal liegende Kleinsiedlung bei der Kapelle (St. Bartholomäus) schützen. Die Grafen von Sayn mochten wohl auch vorhergesehen haben, dass sich bei der Burg eine Siedlung entwickeln würde. Wer von Osten kommend, auf der Ost-West-Straße (Köln-Leipziger-Straße) die Nister überschritt, wurde direkt von einem mächtigen saynschen Stützpunkt in Empfang genommen.
Die Grafen von Sayn wohnten zunächst nicht selbst auf ihrer Burg, sondern ließen die Burgherrschaft von Dienstleuten verwalten. 1221 werden ein Vogt (advocatus) und ein Wirtschaftsverwalter (dapifer) genannt, die offensichtlich auf der Burg gelebt haben. Die Burg selbst wird indirekt im Jahr 1246 (in einem im 16. Jahrhundert verfassten Schriftstück) und 1247 dann in einer zeitgenössischen Urkunde zusammen mit der Stadt (castrum et oppidum Hachinberg) ausdrücklich genannt. Die Grafen hielten sich noch gerne auf der Blankenburg, der Löwenburg, auf Freusburg und auf der Weltersburg auf.
Doch schon im Laufe der 13. Jahrhunderts wurde die Burg Herrschaftsmittelpunkt des Grafenhauses. Endgültig kann Hachenburg dann als Hauptresidenz angesehen werden, als 1293 König Adolf von Nassau und 1324 König Ludwig der Bayer in Hachenburg geweilt hatten. Damals müssen die Hachenburg und auch die Stadt über alle Einrichtungen verfügt haben, die dem Anlass entsprachen und die hohen Herren und ihr großes Gefolge angemessen beherbergen und verpflegen konnten.
Aussehen der Burg im Mittelalter
Von der alten Burg haben sich keine nenneswerten Reste erhalten. Selbst der genaue Standort des ehemaligen Bergfrieds, der 1741 in der Oberburg noch aufrecht stand, lässt sich nicht mehr sicher angeben. Zur ältesten Anlage gehört noch der Kern des späteren Sommerbaus. Über eine Zugbrücke führte schon im Spätmittelalter der Weg von der Vorburg (heute Unterschloss) auf steilem Torweg in den inneren Schlosshof. Damals bestand die Burg aus einem zweiflügeligen Wohn- und Verwaltungstrakt.
Die äußere Umfassungsmauer hatte drei feste Rundtürme. Ein Eckturm (Poppenturm), der eigentlich zur städtischen Mauer gehörte, aber einen Eiskeller für die Schlossküche [?] enthielt, ist als Ruine heute noch erhalten. Ein weiterer starker Rundturm befand sich auf der Ecke am Marktplatz. Von ihm (er stand 1741 noch aufrecht) sind noch Fundamentreste im barocken Eckpavillion der ehemaligen gräflichen Kanzlei erhalten. Ein dritter Eckturm ist im Südosten an der Stelle des südlichen Eckbaus, der barocken Menagerie zu vermuten.
Im Jahr 1530 war die Burg weiß getüncht und verfügte über äußere Erker, die man damals neu mit Holz verkleidete. Durch den Bau eines Bollwerks (Schanze) auf der Nordseite wurde die Burg zum Kampf mit Geschützen verstärkt. Auf dem Bollwerk wurde 1555 ein neues Gebäude errichtet.
Die Burg im 17. Jahrhundert
Seit 1652 war Hachenburg ständige Residenz der gräflichen Linie Sayn-Hachenburg, Sitz der Landesregierung und des sog. Konsistoriums.
Am 13. Oktober 1654 brannten beim großen Stadtbrand auch Teile der alten Burg nieder. Graf Salentin Ernst (reg. 1652-1705) ließ die Gebäude, darunter den Leutenbau und den Bergfried (dicken turm) wieder aufbauen. Hierbei griff er teilweise auf Fronarbeit zurück, die die Bewohner der Amtsdörfer, genannt werden Altstadt und Kroppach, leisten mussten.[Anm. 1]Am 15. Januar 1655 schrieb Graf Salentin aus Hachenburg an die Prinzessin Johanette von Hessen-Eppstein geb. von Sayn, in Wallau: Er sei zur Zeit vollauf beschäftigt, alles Notwendige zu veranlassen, damit das Schloss wieder aufgebaut werde. Die Untertanen des Amtes Hachenburg seien mit der Besorgung des notwendigen Sandes, der Steine, des Bauholzes und anderer Materialen stark in Anspruch genommen. Er bat die Prinzessin, den Untertanen des Amts Freusburg zu befehlen, noch einmal eine Fuhre Steine zum Kalckofen zu bringen. Er würde sich dafür erkenntlich zeigen.[Anm. 2]
Damals entstand auch die Schlossbrücke als wettergeschützter Verbindungsgang zwischen Schloss und Stadtkirche (Katharinenkirche).
Schlossbau im 18. Jahrhundert
Im Jahr 1717 berief Burggraf Georg Friedrich (1715-1749) den damals in nassau-weilburgischen bzw. waldeckischen Diensten stehenden Landhauptmann und späteren Major und Baudirektor Julius Ludwig Rothweil nach Hachenburg. Er sollte ein dem barocken Ordnungssinn entsprechendes fünfflügeliges Schloss in Hufeisenform um einen Innenhof errichten, das Ausblick auf den Burggarten gewährte.[Anm. 3] Graf Georg Friedrich verlangte eine würdige Barockresidenz, die auf übertriebene Bauzier verzichtete und die noch brauchbaren mittelalterlichen Altbauten mit verwendete.[Anm. 4]
Seit 1719 ritt Rothweil alljährlich im Frühjahr oder Sommer für ein bis zwei Wochen von seinem Wohnsitz Arolsen nach Hachenburg, logierte auf gräfliche Spesen im Gasthaus "Zur Krone" am Markt und leitete von dort die Arbeiten am Schloss und im Schlossgarten.[Anm. 5] Die örtliche Bauleitung hatte Maurermeister Franz Bager.[Anm. 6]
Die Bauarbeiten des ersten Bauabschnittes begannen 1719. Damals standen von der spätmittelalterlichen Burganlage der Sommerbau und der Torbau, der Dicke Turm sowie ein Teil der Vorgebäude. Viel musste Rothweil an alter Bausubstanz nicht abreißen, denn die 1719 erwähnten Kosten für abbrechen von mauerwerck hielten sich in Grenzen. Eine Kostenaufstellung vom 26. Januar 1721 spricht von Mauern abzubrechen bis an den thurm. Die speziellen Baumaterialien, vor allem Holz, kamen z.T. aus Darmstadt, Koblenz und Köln.
Rothweil ließ die beiden Altbauten durch einen Südflügel (Neuwieder Flügel) und einen Nordflügel erweitern. Dadurch entstand aus der unregelmäßigen mittelalterlichen Burganlage die gewünschte Hufeisenform.
Das Allianzwappen Sayn-Nassau über dem Hofportal am Neuwieder Flügel meißelte 1722 Bildhauer Stahl aus Wölferlingen.
Die Bauarbeiten an den Gebäuden waren 1726 abgeschlossen und Rothweil schied für die nächsten 10 Jahre aus sayn-hachenburgischen Diensten aus.[Anm. 7]
Der damals noch unbekannte Stuckateur Carlo Cerutti[Anm. 8] fertigte von 1726 bis 1729 die Stuckarbeiten des Neuwieder und des nördlichen Flügels. Der Maler Hannon aus Hadamar strich diese stuckierten Gemächer an und vergoldete die Stuckaturen.[Anm. 9]
Schlossermeister Friedrich schmiedete 1730/1731 das heute noch vorhandene zweiflügelige Parktor. Im Hof wurde der spätromanische Taufstein aufgestellt,[Anm. 10] der 1607 aus der evangelischen Kirche entfernt worden war, heute aber wieder an einen passenden Platz in der Stadtkirche Platz gefunden hat.
Die Arbeiten der Stuckateure im Neuwieder- und Nordflügel zogen sich bis 1732 hin.[Anm. 11] 1732 beschäftigte sich der Bildhauer und Stuckateur Joh. Grahl noch mit der Dekoration des Kabinetts der Gräfin. Danach war der Innenausbau des Hauptschlosses vollendet.
Als sich die Baukasse des Grafen Georg Friedrich wieder aufgefüllt hatte, begann der 2. Bauabschnitt. Der Graf holte 1736 Rothweil erneut nach Hachenburg, um ihn neue Wirtschafts- und Verwaltungsbauten anstelle der mittelalterlichen Vorburg errichten zu lassen. Genau wie in den 20-er Jahren reiste Rothweil seit 1737 jährlich zwei bis drei Wochen nach Hachenburg. Seine Entwürfe waren bis 1740 fertig. Zwischen 1738 und 1743 entstanden die Menagerie (Ostflügel), die an der Südostseite den Hof abschloss, und der Torbau. In den Jahren 1741 und 1743 entstanden die Kanzlei und das Archiv, wohl auch der Husarenhof, 1743-1746 die Remise (Geräteschuppen)[Anm. 12] und der Marstall (für Pferde und Wagen, 1870 abgerissen).
Diese Bauten folgten ziemlich genau der halbkreisförmigen Umrisslinie der mittelalterlichen Vorburg. Auch in späteren Jahren wurden immer wieder an der Schlossanlage gebaut.[Anm. 13] Um 1775 beabsichtigte Graf Wilhelm Georg (gest. 1777) den Sommerbau, der damals von Rothweil unverändert übernommen worden war, von Grund auf zu modernisieren. Doch der Plan kam wegen der hohen Kosten nicht zustande.[Anm. 14]
Das Hachenburger Schloss im 19. Jahrhundert
Auch als das Schloss im Jahr 1816 an das Herzogtum Nassau fiel, blieb die Witwe des letzten Burggrafen Wilhelm Georg bis zu ihrem Tod im Jahr 1824 im Schloss wohnen. Danach wurde das Schloss unter einem Burgverwalter durch die nassauische Zentralregierung verwaltet
Im Jahr 1866 endete die Geschichte des Herzogtums und das Schloss fiel an den preußischen Staat.
Geschichte des Schlosses im 20. Jahrhundert
Die Schlossräumlichkeiten wurden im 20. Jahrhundert vielfältig genutzt. Von 1905 bis 1932 und seit 1848 waren eine Forstschule, dann verschiedene Behörden und Dienstellen dort untergebracht. Vor allem die östlichen Teile des Schlosses dienten als Wohnräume für Staatsbeamte und Bedienstete.
Alexander Graf von Hachenburg, der eng mit Hachenburg verbunden war, lebte zeitweise, bis zu seinem Tod 1942 in dem Schloss.
Vor dem 2. Weltkrieg und während der ersten Kriegsjahre war das Schloss als Arbeitsdienstunterkunft genutzt worden. Später fanden dort einige ausgelagerter Betriebe Unterschlupf.
Nach dem Krieg lag das Schloss "herrenlos" da, es herrschten chaotische Zustände. 1946 kam das Schloss in den Besitz des neu gegründeten Bundeslandes Rheinland-Pfalz. Nach einigen Aufräumungsarbeiten zog das Finanzamt in einige Räumlichkeiten ein, da das alte Finanzamtsgebäude für die französische Besatzungsmacht geräumt werden musste. 1948 nahm das Schloss für einige Zeit die Forstschule auf. Da das Geld für umfassende Renovierungsarbeiten fehlte, verkamen die Schlossgebäude zusehends.
Gleichwohl zogen dann 1952 die Landesforstverwaltung[Anm. 15] und 1963 die Justizverwaltung[Anm. 16] dort ein. Da die Schlossgebäude immer weiter verfielen, verließen die Dienstellen und die Landeswaldarbeiterschule zwischen 1961-1971 nach und nach das Schloss.
Im Oberen Schloss wurden zeitweise Räume als Wohnungen vermietet, andere als Ausbildungsstätte für den zivilen Bevölkerungsschutz genutzt und sogar als Obdachlosenasyl in Anspruch genommen. Da keine wesentlichen Mieteinnahmen eingingen und Renovierungen unterblieben, setzte sich der rasche Verfall der Bausubstanz fort.[Anm. 17]
Auf Initiative des Stadtratsmitglieds Dr. Heinrich Schneider fasste der Stadtrat am 27. Oktober 1965 den Beschluss, den Bürgermeister zu beauftragen, sich bei der Landesregierung nachdrücklich um eine sinnvolle Verwendung des Schlosses zu bemühen. Insbesondere sollte der Ministerpräsident an sein im Jahr 1964 bei der 650-Jahr-Feier der Stadt abgegebenes Versprechen erinnert werden, sich für eine vernünftige Nutzung des Schlosses zu verwenden.[Anm. 18]
Bei diesbezüglichen Besprechungen in der Staatskanzlei, die am 14. Juni 1966 und am 19. September 1967 stattfanden, wurden im Benehmen mit dem Staatssekretär des Finanzministeriums erste Überlegungen angestellt, einen Teil des Schlosse für Hotel- und Restaurationszwecke zu verwenden.[Anm. 19]
Da sich nach diesen Gesprächen fast ein Jahr nichts weiter tat, erinnerte Dr. Schneider am 11. Juni 1968 die Landesbehörden daran, dass das Schloss immer mehr verfalle und alsbald etwas getan werden müsse. In dem Bemühen der kommunalen Seite, auch zur Verwendung des Schlosses beizutragen, fassten die Bürgermeister des Bürgermeisterringes Hachenburg am 11. Juli 1968 den einstimmigen Beschluss, den Landratsamt vorzuschlagen, die zukünftige Verbandsgemeinde im Schloss unterzubringen. Bereits am 12. Juli 1968 wurde dies dem Finanzministerium mitgeteilt. Doch das Ministerium hatte andere Pläne. Nach etlichen Gesprächen in den Jahren 1968 und 1969 begann die Landesregierung (Finanzministerium) seit Juni 1969 ernsthaft damit, einen Kaufinteressenten für das Schloss zu suchen, der mindestens den oberen Teil des Schlosses für gastronomische Zwecke nutzen wollte.[Anm. 20]
Am 5. Februar 1970 wurde dann in Mainz ein Vertrag unterzeichnet, der die Übertragung des Schlosses und des Schlossgeländes auf eine noch zu bildende Gesellschaft vorsah.
Im Juli/August 1970 erklärten sich die Herren Dipl.-Ing. Alois Kosinski und Prof. Dr.-Ing. Hans Spiegel bereit, durch eine neu zu gründende GmbH das Schloss in Hachenburg zu übernehmen und es in seinem oberen Teil zu einem Hotel- und Restaurationsbetrieb und zu Hotelappartements und Senioren-Eigentumswohnungen umzubauen.
Am 5.12.1970 wurde in Mainz ein Vertrag unterzeichnet, der die Übertragung des Schlosses und des Schlossgeländes in das Eigentum einer noch zu bildenden Gesellschaft vorsah, mit der ausdrücklichen Bestimmung, nach einem vom Erwerber noch auszuarbeitenden Plan innerhalb zwei Jahren dem Schloss durch geeignete Baumaßnahmen einer neuen Bestimmung zuzuführen und ferner unter dem Gedanken des Denkmalschutzes die Silhouette des Schlosses vollständig zu erhalten.[Anm. 21]
Am 7. Dezember 1970 unterzeichnete der damalige Finanzminister des Landes Rheinland-Pfalz Dr. Hermann Eicher die notarielle Urkunde, durch die das Schloss für 400.000 Mark an die "Schloß Hachenburg Betriebs- und Verwaltungs GmbH", vertreten durch Dipl.Ing. Alois Kosinski und Prof. Dr.-Ing. Alois Spiegel als Gesellschafter, verkauft wurde.[Anm. 22]
Zuvor hatte sich die Stadt bereiterklärt, die Baumaßnahmen durch die Übernahme der Außenerschließung zu unterstützen. Es hätte nicht viel gefehlt und das ganze alte Schloss wäre abgerissen und durch einen Neubau ersetzt worden.[Anm. 23]
Schloß Hachenburg GmbH 1971
Am 6. Januar 1971 konstituierte sich in Hachenburg die Schloß-Hachenburg Gesellschaft mbH.[Anm. 24] Vor Baubeginn war geplant gewesen, ein 55-Betten-Hotel, 25 Appartements und 20 Wohnungen entstehen zu lassen, und das Heimatmuseum dabei zu erhalten.[Anm. 25] Baubeginn war am 1. April 1971 im Oberschloss.[Anm. 26] Doch schnell änderten sich die Ziele der Gesellschaft.
So stellte der geschäftsführende Gesellschafter Dipl. Ing. A Kosinski 1973 in einer Retrospektive dar, man habe von Anfang vorgehabt, in einem ersten Bauabschnitt im Oberschloss 37 Eigentumswohnungen (notfalls für das Hotel nutzbar), sowie ein 85-Betten-Hotel, ein großes Hallenbad (15x8 m), Sauna, Solarium, Massage, medizinische Bäder, zwei Restaurants, sechs große Sitzungs- und Konferenzräume, ein großer Versammlungsraum für 320 Personen, ein Terrassencafe, Tiefgarage und weitere Stellplätze entstehen zu lassen.
Im zweiten Bauabschnitt sollten im Unterschloss 42 Eigentumswohnungen gebaut werden. Geplant war die Holzkonstruktionen der Dächer, die tragenden Holzbalkendecken der einzelnen Etagen in Eiche und Buche, der noch vorhandene Stuck der Decken, die schönen Kamine, eine kunstvoll gestaltete Barocktreppe und die Fassaden zu erhalten. Doch dann habe man bemerkte, dass fast alles morsch und faul gewesen war und weggerissen werde müsste. Das Hotel und das Schwimmbad wurden gebaut.
Im Zuge der Ausbauarbeiten wurden die Dächer vollständig erneuert, behielten aber im wesentlichen ihre alte Form. Das Satteldach des Sommerbaus wurde durch ein Mansarddach ersetzt. Der Westseite des Sommerbaus wurde eine Gartenterrasse, der Nordseite des Neuwieder Flügels ein Hotelschwimmbad (heute Vortragsaal) angefügt. Der gesamte Außenbau wurde "in den überlieferten Farben" Ockergelb (Wandflächen) und Rot (Fenstergewände, Ecklisenen) gestrichen.[Anm. 27]
Das Innere wurde in teilweise unverantwortlicher Weise grundlegend verändert. So wurden die großen Geschosshöhen teilweise durch Zwischen- und Halbdecken aus Beton unterteilt. Auf die kostbare hölzerne Barocktreppe im Torflügel wurde ebenso wenig Rücksicht genommen wie auf zahlreiche Stuckdecken, die ohne Skrupel beseitigt wurden. Lediglich zwei Stuckdecken und mehrere Kamindekorationen im Neuwieder Flügel blieben erhalten. Erhalten blieben auch die kräftigen Kellergewölbe und die große Holztreppe im Neuwieder Flügel.[Anm. 28]
Vom Erhalt des Heimatmuseums im Schloss war keine Rede mehr. Die Bestände wurden unwiederbringlich auseinandergerissen. "Der Zahn der Zeit" so Kosinski "verschonte das alte Gemäuer nicht. Nun aber ist neues Leben in das von Grund auf erneuerte Schloß eingezogen. Wie ein Phönix aus der Asche präsentiert es sich." Damals bedauerte niemand, das soviel Bausubstanz und Erhaltenswertes zerstört wurden, die Neugestaltung des Schlosses wurde vielmehr "als Modellfall gelungener Stadtkernsanierung" gefeiert. Es sei nicht darauf angekommen, ein Museum zu schaffen, sondern geschichtlich gewachsenes den Gegebenheiten und Erfordernissen der Zeit anzupassen. Das Schloss Hachenburg, vor 100 Jahren für 2.000 Gulden erworben, sei in zweijähriger Neubauzeit schöner den je neu erstanden.[Anm. 29]
Die Rechtsstreitigkeiten, die sich zwischen der Stadt, den ehemaligen Eigentümern und zahlreichen Leihgebern um entwendete und verschwundene Gegenstände aus dem Heimatmuseum entspannen, füllen mehrere Aktenbände im Hachenburger Stadtarchiv. [Anm. 30]
Am 6. Januar 1973 war noch die festliche Einweihung des renovierten Schlosses erfolgt.
Erste Gerüchte, die Schloß-GmbH sei finanziell angeschlagen, waren bereits Ende 1971 laut geworden,[Anm. 31] doch rettete sich die GmbH mit allen Mitteln gegen den Konkurs, der erst 1974 endgültig vollzogen wurde.
Die Deutsche Bundesbank als Schlossherr
Auf Betreibung des Hachenburgers Dr. Hans Georg Emde, seit 1973 Mitglied des Direktoriums der Deutschen Bundesbank in Frankfurt, erwarb die Deutsche Bundesbank, unmittelbar nach dem Konkurs der Schloss Hachenburg GmbH, das Schloss und baute es zur Ausbildungsstätte und Fachhochschule der Deutschen Bundesbank um.
Die Umbaumaßnahmen der Deutschen Bundesbank versuchten zu retten, was von den unseligen Umbaumaßnahmen der Schloss Hachenburg GmbH noch zu retten war. Das Schloss war als Schloss weitgehend verloren. Jetzt galt es, die noch vorhandene Bausubstanz so zu erhalten, dass das Schloss weiterhin genutzt werden konnte. Die dafür anstehenden umfangreichen Umbauten wurden in vorbildlicher Weise vorgenommen. Neue Gebäudeflügel entstanden am Wohnschloss (nach Süden) und an die Vorburg (nach Osten) entstehen. Die Gebäude der Vorburg (Remise) wurden entkernt, das Innere den Erfordernissen (Klassenräume) nach angepasst und Dächer wurden verändert. Der heutige Ostflügel wurde für Wohnzwecke ergänzt. Der nördliche Anbau wurde im Erdgeschoss als Speiseraum, im Obergeschoss als Vortragssaal eingerichtet.
Bereits 1976 konnte die Ausbildungsstätte nach Beendigung des 1. Bauabschnittes für zunächst 50 Teilnehmer und Lehrkräfte eröffnet werden. Im Sommer 1979 war der Neubau des Vortragssaals, des Speiseraums und der neuen Küchenanlage sowie des Ostflügels mit weiteren 21 Übernachtsräumen fertig gestellt. 1982 waren die Bauarbeiten abgeschlossen.
Die Fachhochschule der Deutschen Bundesbank (Internat) führt seit ihrer Anerkennung 1980 Lehrveranstaltungen im Rahmen der Fachstudien für Anwärter der Laufbahn des gehobenen Bankdienstes aus der gesamten Deutschen Bundesbank durch. Außerdem finden in Hachenburg Fortbildungskurse der deutschen Bundesbank statt.[Anm. 32]
Es ist das Verdienst der Verantwortlichen der Deutschen Bundesbank das Hachenburg noch heute über "sein" Schloss verfügt und dieses keine unansehnliche Ruine, sondern ein für die Stadt charakteristisches Wahrzeichen ist.
Redaktioneller Hinweis: Die hier vorgestellten Ausführungen sind inhaltliche Ergänzungen und Erweiterungen der entsprechenden Abschnitte des Buches „Geschichte der Stadt Hachenburg“. Die zugehörigen Basis-Informationen sind u.U. nur in der Druckausgabe zu finden. Die Inhalte dieser Seiten entsprechen also nicht denjenigen des Buches.
Anmerkungen:
- 1664 werden Holzfahrten "uffs schloss zum großen (dicken) thurm" erwähnt, die die Altstädter in Fronarbeiten leisten mussten. Die Kroppacher fuhren Kalk von Limburg zum Schloss, die Altstädter machten Fahrten für den Leutenbau (Latten und Kalk) (HHStAW Abt. 342 Nr. 970). Zurück
- HHStAW Abt. 340 Akten Nr. 348c. Zurück
- Daniel Pöppelmann übernahm den Schlossgrundriss in einen Entwurf für die Festung Königstein in Sachsen 1724 (Backes, Hachenburg S. 18-20). Zurück
- Im Folgenden wird zuweilen auf den Einzelnachweis der Belegstellen verzichtet. Die Nachrichten zur Baugeschichte im Einzelnen und kunsthistorische Bewertungen finden sich bei: Backes, Hachenburg S. 18-20 und Backes, Rothweil S. 42; Bingener; Dehio, Rheinland-Pfalz Saarland S. 338f.; Gensicke, Geschichte S. 23; Hildebrandt, Landwehr S. 121; Kwasnik/Trautmann, Denkmäler S. 20; Lotz; Luthmer S. 102f.; Sayn-Wittgenstein, Im Westerwald S. 166; Söhngen S. 351 ff. sowie in Nassauischer Altertumsverein, Manuskript. Vgl. Müller, Gemeinden S. 123f. Zurück
- Backes, Rothweil S. 16. Zurück
- Die originalen Baupläne Rothweils und Bagers haben sich teilweise im Hauptstaatsarchiv Wiesbaden erhalten. Dort lagern auch die nicht verwirklichten Pläne des Grafen Wilhelm Georg (1767-1777), den Sommerbau des Hauptschlosses zu barockisieren und mit einem Mansarddach zu versehen (Backes, Hachenburg S. 18-20). Zurück
- Backes, Baugeschichte S. 239f. Zurück
- Angebote des Stuckateurs Carlo Cerutti aus dem Jahr 1728 finden sich im HHStAW Abt. 340 Akten 2046 fol. 7ff. Zurück
- Backes, Baugeschichte S. 240. Zurück
- Gensicke, Geschichte S. 22. Zurück
- Zu den Hachenburger Stuckarbeiten vgl. Döry, Stukkateure, S. 132. Zurück
- Die sieben sandsteingerahmten Arkaden wurden früher von hölzernen Doppeltoren verschlossen. Zurück
- Vgl. die Beschreibung der Arbeiten am Schloss in der Zeit zwischen 1764 und 1766 (HHStAW Abt. 340 Akten 2046 fol. 24ff.). Zurück
- Backes, Baugeschichte S. 240ff. mit weiteren Einzelheiten. Zurück
- Am 31.3.1952 wird das Eigentum aufgrund der im Grundgesetz angeordneten Vermögensänderung auf das Land Rheinland-Pfalz – Landesforstverwaltung umgeschrieben Eicher 2000 Gulden S. 7. Zurück
- Als Eigentümer des Unteren Schlosses wurde im Grundbuch Hachenburg Bd. 2 Blatt 51 am 27.5.1963 als verfassungsrechtlich bestimmter Rechtsnachfolger das Land Rheinland-Pfalz – Justizverwaltung – eingetragen (Eicher 2000 Gulden S. 7). Zurück
- Seide, Bemühungen S. 10. Zurück
- Seide, Bemühungen S. 10. Zurück
- Seide, Bemühungen S. 10. Zurück
- Seide, Bemühungen S. 10f. Zurück
- Kosinski, Hotel S. 13f. Zurück
- Eicher 2000 Gulden S. 8 Zurück
- Seide, Bemühungen S. 11 Zurück
- Eicher 2000 Gulden S. 8. Zurück
- Zurück
- WWZ vom 14.4.1971 Zurück
- Leider wurde dies im Detail nicht immer konsequent fortgeführt. So widerspricht die weiße Tönung der Traufgesimse und Dachgaupen völlig barockem Farbempfinden. Zurück
- Backes, Hachenburg S.20-21. Zurück
- Kosinski, Hotel S. 14f.; WWZ vom 6.1.1973. Zurück
- Die Geschichtswerkstatt hat dem "Skandal um das Heimatmuseum" eine kleine Publikation gewidmet. Zurück
- WWZ vom 7.10.1971 Zurück
- Nassauischer Altertumsverein, Manuskript; Struif, Zeitspuren S. 81; Backes Baugeschichte S. 242. Zurück