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Anti-französische Propaganda

Polemisches Flugblatt, das die Verwüstungen unter General Melac im Pfälzischen Erbfolgekrieg (1689) und die Besatzungspolitik unter General Gérard (1919) gleich stellt.[Bild: Stadtarchiv Speyer]

Gegen die französische Besatzungspolitik agitierten in Deutschland ganz unterschiedliche Kräfte vor allem des konservativen bis rechtsextremen Spektrums. Zu den Gegenmaßnahmen der bayerischen Regierung gehörte eine 1924 und 1930 veröffentlichte Chronologie der Ereignisse der Besatzungszeit, die „für alle Zeiten die politischen Ziele aufgedeckt“ halten wollte, „die mit der bisherigen Ausübung des Besatzungsrechtes verfolgt wurden.“ In Rheinhessen wurden kulturelle Einrichtungen wie das Mainzer Stadttheater oder das Römisch-Germanische Zentralmuseum durch das Reich und den Volksstaat Hessen zielgerichtet gefördert. Eine weitere Antwort auf die französische kulturelle Propaganda bildete die Gründung einer wissenschaftlich-künstlerisch ausgerichteten Musikschule (ab 1929 Musikhochschule) in Mainz. Den französischen Lesehallen sollten eine deutsche „Volksbücherei“ und eine „Volkslesehalle“ in Mainz entgegengesetzt werden.

Frankreich als ‚Polyp Europas‘[Bild: Rheinischer Beobachter 1923, S. 69]

Auch die Einrichtung französischer Hochschulen stieß bei den deutschen Behörden auf Argwohn. Im Gegenzug gründete die Bayerische Regierung 1921 die Pfälzische Landesbibliothek. Diese sei, wie ihr erster Direktor formulierte, „aus der Not des deutschen Zusammenbruchs und der feindlichen Besetzung geboren.“ Aufgabe der 1925 gegründeten Pfälzischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften sollte es sein, „Wache zu halten für Deutschlands Volkstum an Deutschlands neuer Grenze.“

Der 1919 von der Besatzungsmacht ausgewiesene pfälzische Regierungspräsident Theodor von Winterstein gründete eine Zentralstelle für pfälzische Angelegenheiten („Pfalzzentrale“) im badischen Mannheim. Sie entwickelte sich zu einem Propaganda-, Nachrichten- und Aufklärungsdienst und polemisierte insbesondere gegen die Besatzungstruppen aus den französischen Kolonialgebieten („Schwarze Schmach“). Auch die Rheinische Frauenliga, die 1920 auf Initiative der deutschen Regierung ins Leben gerufen wurde, machte Front dagegen.

Propagandistisches Titelblatt des „Illustrierten Beobachters“ von 1940[Bild: Landesarchiv Speyer, W1 Nr. 1998]

Dem rechtsextremen Spektrum gehörte der 1903 in Darmstadt geborene und in Mainz aufgewachsene Werner Best an, der vor allem während des Ruhrkampfes gegen Frankreich agitierte und später in der NSDAP Karriere machte. Von beiden Seiten wurde die kulturelle Auseinandersetzung nicht nur mit einer Vielzahl von Broschüren, sondern auch mit den Mitteln des Films geführt. Ab 1926 entstanden im Deutschen Reich vermehrt Weltkriegs- und Rheinlandfilme. Die Aufführung solcher Produktionen in den linksrheinischen Gebieten wurde von der französischen Besatzungsmacht regelmäßig verboten.

Unter dem Pseudonym Allemand Daudet veröffentlichte der Schriftsteller Max Joseph Wolff (1868-1941) 1922 eine Satire auf das Sendungsbewusstsein der französischen Besatzung[Bild: Pfälzische Landesbibliothek]

Texte und Redaktion:
Dr. Walter Rummel (Landesarchiv Speyer), Dr. Hedwig Brüchert; Dr. Ute Engelen, Marion Nöldeke, Dr. Kai-Michael Sprenger (alle Institut für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz e.V.), Franziska Blum-Gabelmann M.A. (Haus der Stadtgeschichte Bad Kreuznach), Dr. Eva Heller-Karneth (Museum Alzey), Dr. Armin Schlechter (Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz, Pfälzische Landesbibliothek)