Das Scheitern der „Separatisten“ 1923/24
Am 23. Oktober 1923 riefen die „Separatisten“, begleitet von bewaffneten Aktionen ihres „Rheinlandschutzes“, u. a. in Koblenz, Trier und in Mainz die „Rheinische Republik“ aus. In Koblenz sollte die Zentralregierung des neuen Staates eingerichtet werden. In den folgenden Tagen übernahm die Bewegung in Rheinhessen die Kreisämter in Alzey, Worms und Bingen, am 5. November 1923 begannen in der Pfalz die Anhänger der „Freien Bauernschaft“ unter Führung von Franz Josef Heinz die Bezirksämter zu stürmen. Am 12. November rief Heinz in Speyer die „Pfälzische Republik“ bzw. die „Autonome Pfalz“ im Verbund mit der „Rheinischen Republik“ aus.
Alle Aktionen konnten deshalb stattfinden, weil die französische Besatzungsmacht die deutsche Polizei und behördliche Selbstschutzeinheiten daran hinderte, Widerstand zu leisten. An vielen Orten gab es dennoch bewaffnete Auseinandersetzungen mit Verletzten und Toten, so z. B. im pfälzischen Lambrecht, Hanhofen, Odenbach und Speyer.
Während ihrer Amtszeit bemühte sich die Autonomiebewegung vor allem um die Ausgabe von Notgeld, um die Inflation zu überwinden, und um sozialpolitische Maßnahmen. Aber die Verweigerung jeglicher Zusammenarbeit durch die Behörden, Hasspropaganda rechtsnationaler Kräfte und mangelnde Disziplin in den eigenen Reihen kosteten die „Separatisten“ den anfänglichen Rückhalt. Die Agitation gegen die „Franzosenfreunde“ schlug um in nackte Gewalt, als am 9. Januar 1924 ein aus München kommendes Kommando den pfälzischen Anführer Heinz in Speyer erschoss. Am 12. Februar 1924 kam es in Pirmasens zum Sturm auf das von „Separatisten“ gehaltene Bezirksamt. 15 von ihnen kamen dabei, zum Teil durch bestialische Lynchjustiz, zu Tode, während die Angreifer sieben Tote zählten.
Generell zogen sich die Anhänger der Autonomiebewegung im Laufe des Monats Februar zurück, nachdem Frankreich unter dem Druck Großbritanniens seine Unterstützung für die „Rheinische Republik“ einstellte. In der Pfalz kam es noch im März zu einer Reihe von Mordaktionen gegen die „Sonderbündler“. Auf jahrelange Diffamierung und Schikanierung folgten ab 1933 ihre Verfolgung durch die Gestapo und KZ-Haft. Um dem zu entgehen, erhängte sich der Tierarzt Philipp Joseph Bus Ende 1941 im Gestapogefängnis in Neustadt.
Texte und Redaktion:
Dr. Walter Rummel (Landesarchiv Speyer), Dr. Hedwig Brüchert; Dr. Ute Engelen, Marion Nöldeke, Dr. Kai-Michael Sprenger (alle Institut für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz e.V.), Franziska Blum-Gabelmann M.A. (Haus der Stadtgeschichte Bad Kreuznach), Dr. Eva Heller-Karneth (Museum Alzey), Dr. Armin Schlechter (Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz, Pfälzische Landesbibliothek)