Bibliothek

Das Ende der französischen Besatzung

Einholen der Trikolore in Landau[Bild: Stadtarchiv Landau]

Dank der Bemühungen um Aussöhnung mit Frankreich und der Verhandlungen von Außenminister Gustav Stresemann und seines französischen Amtskollegen Aristide Briand wurden die rigorosen Reparationsforderungen an Deutschland nach und nach gelockert. Nach der Zustimmung des Deutschen Reichs zum Young-Plan beendeten die Siegermächte die Besatzung der Rheinlande vorzeitig. Die Zone rund um Koblenz wurde im November 1929 geräumt. Aus der „Mainzer Zone“ und der Pfalz zogen die französischen Truppen am 30. Juni 1930, fünf Jahre vor dem im Versailler Vertrag festgelegten Termin, ab.

Enthüllung des Befreiungsdenkmals auf dem Schillerplatz in Mainz am 20.7.1930 mit Reichspräsident Hindenburg im offenen Wagen[Bild: Stadtarchiv Mainz, BPSF 2419A]

Von der Bevölkerung der betroffenen Gebiete wurde die vorzeitige Räumung freudig begrüßt. Dass sie vor allem der Aussöhnungspolitik zu verdanken war, ging in der Begeisterung weitgehend unter. Vielmehr breitete sich eine nationalistische Stimmung aus, und es gab Angriffe auf vermeintliche „Separatisten“. Dabei kam es auch zu antisemitischen Ausschreitungen.

Hindenburg bei der zentralen Befreiungsfeier in Koblenz am Deutschen Eck am 22. Juli 1930[Bild: Landeshauptarchiv Koblenz, 710-6162]

Im Laufe des Monats Juli 1930 besuchte Reichspräsident Paul von Hindenburg mehrere Städte auf dem linken Rheinufer und wurde überall begeistert empfangen. Die restriktive Politik der französischen Militärregierung im besetzten Gebiet hatte dazu geführt, dass die NSDAP bis 1930 in den meisten linksrheinischen Städten und Gemeinden bedeutungslos blieb. Hierzu trugen auch organisatorische Unfähigkeit und personelle Probleme bei. Ab Juli 1930 konnten NSDAP und SA offen auftreten. In den folgenden zwei Jahren kam es regelmäßig zu Straßenschlachten zwischen der SA und dem Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, dessen Mitglieder die Weimarer Demokratie verteidigten. Bei der Reichstagswahl vom September 1930 konnte die NSDAP in Mainz schon 14,7% der Stimmen erringen. In der Pfalz erreichte sie 1930 bei den Reichstagswahlen 22,8%, im Wahlkreis Koblenz-Trier 14,9%. Bei den Wahlen 1932 kam es hier wie im gesamten Deutschen Reich zu erdrutschartigen Erfolgen der NSDAP.

Zerstörter Zigarren- und Schreibwarenladen von Hermann Otto Max Fritz in Mainz, Boppstraße 50, 3. Juli 1930, Foto Heinrich Ranzenberger[Bild: Stadtarchiv Mainz, BPSF 7574 A]

Ursachen waren die durch die Weltwirtschaftskrise ausgelöste hohe Arbeitslosigkeit und die weit verbreitete Verbitterung über die als Schmach empfundenen Bedingungen des Versailler Vertrags, die nationalistische Strömungen stärkte.

Mainz, im Namen von General Guillaumat, 1930

„So haben die siegreichen alliierten Nationen entschieden, mit dem Ziel der Befriedung und der Eintracht, ihre Armeen vier Jahre vor der in den Verträgen festgelegten Zeit abzuziehen.

Mögen alle diese Geste verstehen und sich an sie erinnern.

Mögen die Deutschen, dieses Volk, das nichts als die Gewalt anerkennt, hierin kein Zeichen der Schwäche sehen, oder, was noch schlimmer wäre, der Zersetzung des alliierten Blocks.“ (aus: Historique sommaire de l‘occupation des territoires Rhénans par les armées alliées, Stadtbibliothek Trier)

SA-Aufmarsch auf dem Rathausplatz in Landau, um 1930-1932[Bild: Stadtarchiv Landau]

Texte und Redaktion:
Dr. Walter Rummel (Landesarchiv Speyer), Dr. Hedwig Brüchert; Dr. Ute Engelen, Marion Nöldeke, Dr. Kai-Michael Sprenger (alle Institut für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz e.V.), Franziska Blum-Gabelmann M.A. (Haus der Stadtgeschichte Bad Kreuznach), Dr. Eva Heller-Karneth (Museum Alzey), Dr. Armin Schlechter (Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz, Pfälzische Landesbibliothek)