Hunsrück

0.10. Sprachlaute und Tonakzente

0.1.10.2. Vokale

0.2.10.2.15. Sprossvokale

finef, Milisch, Wurem

In Verbindungen von n, l oder r mit folgendem Konsonanten bildet sich im Dialekt häufig ein soge­nannter Sprossvokal, der im Standarddeutschen nicht vorkommt, vgl. z. B. dialektal finef ‘fünf’, Milisch ‘Milch’ und Wurem ‘Wurm’. Vor ch, g (sie werden im Dialekt am Wortende zu sch) oder k ist der Sprossvokal gewöhnlich ein i, vgl. neben obengenanntem Milisch auch Berisch ‘Berg’ und starik ‘stark’. Ansonsten ist e (als Murmelvokal/Schwa-Laut) vertreten (s. die Beispiele oben). Sprossvokale finden sich zum Teil auch in älteren Sprachstufen des Deutschen, so hat beispielsweise das Althochdeutsche miluh/milih ‘Milch’ sowie starah ‘stark’, aber berg ‘Berg’. Durch den Laut­einschub ändert sich die Silbenstruktur des Wortes und die Aussprache wird erleichtert. Die räumliche Verbreitung von Sprossvokalen variiert von Wort zu Wort. Bei fünf beispielsweise weist der gesamte Hunsrück den zu­sätz­lichen Laut auf (finef), bei Milch fehlt er in einem breiten Streifen von der Nahequelle bis Idar-Oberstein und teilweise im Rheinhunsrück.

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