Zur Geschichte von Boppard
Schon unter dem römischen Kaiser Claudius (41-54 n. Chr.) wurde im Zuge des Ausbaus der am Rhein entlangführenden Heerstraße eine Reihe von Befestigungsanlagen angelegt. In Boppard entstand ein vicus, eine offene Straßensiedlung. Es wurde nach dem keltischen Dorf "Bodobrica" benannt. Das wohl in der 1. Hälfte bzw. Mitte des 4. Jahrhunderts errichtete spätrömische Kastell, von dessen Mauern und Türmen zahlreiche Reste erhalten sind, unterstand dem Oberbefehlshaber in Mainz. Als in den Jahren 406/407 germanische Stämme den Rhein überschritten, wurde die militärische Besatzung abgezogen. Im Schutz der Kastellmauern erhielt sich aber eine kleine Siedlung.
Die fränkischen Könige verfügten im Frühmittelalter am Mittelrhein über ausgedehnte Besitzungen. Mittelpunkt des Reichsgutkomplexes „Bopparder Reich“ zwischen Rhens und St. Goar war Boppard (erstmals 643 urkundlich erwähnt) mit seinem Königshof. Im Laufe der Zeit entwickelte sich Boppard immer weiter und wurde im Jahr 803 als Reichsstadt bezeichnet. (Städtebauliche Entwicklung) Der Fiskus Boppard wurde damals von den Konradinern verwaltet. Das Reichsgut fiel in ottonischer Zeit wieder an das Reich zurück. In der Zeit danach besuchten die Könige regelmäßig ihre Besitzungen in Boppard (Pfalz im Mühlbachtal). In salischer Zeit trat eine Bopparder Ministerialenfamilie auf den Plan, die im Auftrag des Königs von Boppard aus die Reichsburg Schöneck gründete und sich nach ihr benannte.
Mittelalterliche Grundbesitzer im Ort waren das Bistum Hildesheim, das Bistum Bamberg, die Herren vom und zum Stein, das Kloster Burscheid, die Abtei Eberbach/Rheingau, St. Quirin in Neuss u.a.
König Heinrich IV. richtete in Boppard dann einen Markt und eine Münze ein. Die blühende Handelsstadt wurde während der Jahre, als man sich nicht auf einen einmütig gewählten König einigen konnte (das sog. Interregum = Zwischenherrschaft 1254-1273) Mitglied des Rheinischen Städtebundes (1254 gegründet). 1278 wurden Boppard und Oberwesel an Wilhelm von Jülich verpfändet, 1282 diente der neu eingerichtete Bopparder Landfriedenszoll als Pfandobjekt für Graf Eberhard von Katzenelnbogen. König Heinrich VII. (1308-1313) aus dem Hause Luxemburg ernannte 1309 als Lohn für geleistete Wahlhilfe seinen Bruder, Erzbischof Balduin (1307-1354), zum Vogt und Verwalter von Boppard und Oberwesel.
1312 verpfändete König Heinrich VII. die Stadt (zusammen mit Oberwesel) seinem Bruder. König Ludwig der Bayer übertrug dem Trierer Erzbischof Balduin, zum Dank für dessen Unterstützung bei seiner Wahl zum König, seine Rechte an der Stadt Boppard. Er forderte die Reichsleute in Boppard auf, dem Trierer den Treueid zu leisten. Dieses Ansinnen stieß in der Stadt auf energischen Widerstand, da sie ihre Unabhängigkeit behalten wollte. Nach langen Verhandlungen riss Balduin der Geduldsfaden. Im Jahr 1327 belagerte er die Stadt und verschaffte sich gewaltsam Zugang. Um den herrschaftlichen Druck auf die nach Freiheit strebenden Stadt zu verschärfen, ließ Balduin inmitten der Stadt eine Burg errichten. Die Bopparder mochten sich nur schwer damit abfinden, dass Boppard sich zu einer kurtrierischen Oberamtsstadt entwickelte. Immer wieder entstanden wegen der ungeliebten Stadtherrschaft des Trierers und der Balduinsburg Zwist und Hader. König Maximilian sagte 1495 auf dem Reichstag in Worms die Stadt von der kurfürstlich-trierischen Oberhoheit los. Kurfürst Johann II. von Baden legte schärfsten Protest ein und König Maximilian nahm seinen Spruch zurück. Darüber erbost erstürmten die Bopparder unter Führung eines Ritters von Schwalbach noch im selben Jahr die kurfürstliche Burg (Bopparder Krieg). Das trierische Zollhaus ging in Flammen auf. Der Trierer Kurfürst Johann von Baden zog daraufhin mit 12.000 Mann, starkem Kriegsgerät und schweren Feuergeschützen heran. Diesem Druck konnte die Stadt nichts standhalten, sie musste kapitulieren. Bis 1497 waren alle Feindseligkeiten eingestellt. Der Sieg des Trierers bedeutete nicht nur den Verlust der städtischen Freiheit, mit der Übernahme setzte auch der wirtschaftliche Niedergang ein. Von einer blühenden Handelsstadt sank Boppard zu einer relativ unbedeutenden Landstadt herab, die nur noch Sitz eines kurtrierischen Amtmannes war.
Im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) besetzten abwechselnd Spanier, Schweden, Franzosen, kaiserliche und bayerische Truppen die Stadt.
Zwischen 1794-1813 wurde das gesamt Rheintal und damit auch Boppard von französischen Revolutionstruppen besetzt. Das linke Rheinufer wurde Bestandteil der französischen Republik. Die städtischen Stifte und Klöster wurden aufgelöst, ihr Grundbesitz dem „Nationalgut“ einverleibt. Nach dem Wiener Kongress wurde Boppard 1815 preußisch und verlor seine regionale Verwaltungsfunktion. Die landschaftliche Lage, die Entstehung einer Kaltwasserheilanstalt, sowie der Bau der Eisenbahn 1859 wiesen Boppard den Weg zu einer Kur- und Fremdenverkehrsstadt. Seit 1975 besteht die Stadt aus 10 Ortsgemeinden.
Heute gehören zur Stadt Boppard die Gemeinden Bad Salzig, Buchholz, Herrschwiesen, Hirzenach, Holzfeld, Oppenhausen, Rheinbay Udenhausen und Weiler.
Quelle: Dehio, Cornelius; Krämer; Rettinger, Historisches Ortslexikon (s. rechte Spalte) und Homepage der Gemeinde, dort auch weitere Informationen zur Geschichte der Stadt; redakt. Bearb. S.G.