Preußisches Regierungsgebäude
Das Gebäude der preußischen Regierung für den Regierungsbezirk Koblenz und des Hauptsteueramtes wurde 1902 bis 1906 unter Leitung des Berliner Geheimen Baurats Paul Kieschke und des Koblenzer Bauamts mit Baurat von Behr und Regierungsbaumeister Loewe im Stil der Wilhelminischen Neoromantik erbaut. [Anm. 1] Zuvor befand sich an der Stelle das kurtrierische Priester- und Waisenhaus, in dem später verschiedenen Behörden untergebracht waren. [Anm. 2] Nachdem Kaiser Wilhelm II. einige Planänderungen in den Bereichen der Türme und Dächer vorgenommen hatte, entstand ein mächtiger Komplex um zwei Binnenhöfe mit drei Seitenflügeln. Die viergeschossige Hauptfront am Rheinufer mit wuchtigem giebelbekrönten Mittelpavillon und Rücklagen in der Tradition barocker Schlossfassaden ist durch die großen zueinander asymmetrischen Ecktürme und die bossierte Tuffsteinverkleidung der Fassaden zu einer kastellartigen Wirkung gesteigert. Im Inneren befinden sich monumentale Treppenanlagen mit gewölbten Hallen und aufwändige Steinmetzarbeiten. Der Gebäudekomplex, der nach dem Vorbild der Goslaer Kaiserpfalz errichtet wurde, sollte an die Kaiserzeit der Staufer erinnern und somit nationale Größe in der Architektur repräsentieren. [Anm. 3]
Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges war der Bau der Sitz des Regierungsbezirkes Koblenz und des Hauptsteueramtes. Während der amerikanischen Besatzungszeit diente das Regierungsgebäude dem Oberbefehlshaber der der US-Truppen im Rheinland als Hauptquartier. Von hier aus wurde zwischen 1918 und 1923 das zeitweise über 10.000 Mann starke Kontingent der „American Forces of Occupation“ koordiniert. [Anm. 4] Der 158 m lange neoromanische Bau bestimmt überstand den Zweiten Weltkrieg nahezu unbeschadet und prägt auch heute noch entscheidend das Bild der Rheinfront. Seit 1961 befindet sich im ehemaligen Regierungsgebäude das Präsidium des Bundesamtes für Wehrtechnik und Beschaffung. 1993 wurde die Restaurierung des Gebäudekomplexes abgeschlossen. Seitlich nach Süden schließen sich der ehemalige Festsaal und die Dienstvilla des Regierungspräsidenten an, die heute vom Oberlandesgericht Koblenz genutzt werden. [Anm. 5]
Erstellt von: Stefan Grathoff
Überarbeitet am: 27.04.2020 von Jan Brunner
Verwendete Literatur:
- Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hg.): Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler. Kreisfreie Stadt Koblenz. Mainz 2019. URL: http://denkmallisten.gdke-rlp.de/Koblenz.pdf (26.04.2020).
- Golecki, Anton: Vom Ersten Weltkrieg bis zur Gegenwart, in: Energieversorgung Mittelrhein GmbH (Hg.): Geschichte der Stadt Koblenz, Bd. 2. Von der französischen Revolution bis zur Gegenwart. Koblenz 1993, S. 119-169.
- Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz (Hg.): Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Stadt Koblenz - Innenstadt. Worms 2004 (=Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Bd. 3.3).
- Michel, Fritz: Die Kunstdenkmäler der Stadt Koblenz. Die profanen Denkmäler und die Vororte. Berlin/München 1954.
Anmerkungen:
- Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz (Hg.): Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Stadt Koblenz - Innenstadt. Worms 2004 (=Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Bd. 3.3), S. 160. Zurück
- Michel, Fritz: Die Kunstdenkmäler der Stadt Koblenz. Die profanen Denkmäler und die Vororte. Berlin/München 1954, S. 137-138. Zurück
- Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hg.): Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler. Kreisfreie Stadt Koblenz. Mainz 2019. URL: http://denkmallisten.gdke-rlp.de/Koblenz.pdf (26.04.2020), S. 11; Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz, S. 160-162. Zurück
- Golecki, Anton: Vom Ersten Weltkrieg bis zur Gegenwart, in: Energieversorgung Mittelrhein GmbH (Hg.): Geschichte der Stadt Koblenz, Bd. 2. Von der französischen Revolution bis zur Gegenwart. Koblenz 1993, S. 119-169, hier S. 140. Zurück
- Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz, S. 160. Zurück