Der Befreiungsstein in Frei-Laubersheim
Wer vom kleinen Wanderparkplatz Fritzenwald Richtung Forsthaus Spreitel wandert, sieht, sobald er den leichten Anstieg genommen hat, rechter Hand einen massiven Stein mit der Inschrift „Befreiung der Rheinlande 1.7.1930“. Darunter das Frei-Laubersheimer „Gerichtssiegel“ mit der Umschrift „Gemeinde Frei-Laubersheim“. Die Befreiung des Rheinlands war einer der großen Erfolge der Weimarer Republik, die überall im Land mit „Befreiungsfeiern“ begangen wurde. Allerdings wurde „der freiwillige Abzug der Franzosen in Deutschland nicht als Entgegenkommen der Franzosen angesehen" [Anm. 1]und führte „nicht zu einer Verbesserung des deutsch-französischen Verhältnisses“[Anm. 2]
Nach der Niederlage Deutschlands im ersten Weltkrieg waren die linksrheinischen Gebiete vor allem durch französische Truppen besetzt worden. Die Besetzung sollte den Siegermächten als Sicherheit für die Ausführung der Bestimmungen des Versailler Vertrages dienen. Dieser Friedensvertrag von Versailles, der am 10.Januar 1920 in Kraft trat, sah eine 15jährige Besetzung der sogenannten Zone 3 "Trier-Pfalz-Mainz" vor, d.h. unser Gebiet sollte erst 1935 (!) wieder geräumt werden.[Anm. 3] Durch die verkehrs- und handelsmäßige Isolierung nahmen Rheinhessen und die Pfalz in weit geringerem Maße an dem zeitweiligen wirtschaftlichen Aufschwung zwischen 1924 und 1928 ("Die goldenen Zwanziger Jahre") teil als das übrige Reich. [Anm. 4] Gustav Stresemann, Reichsaußenminister der Weimarer Republik von 1924 bis 1929, versuchte durch eine Verständigung mit Frankreich eine vorzeitige Räumung des Rheinlandes zu erreichen. Zusammen mit seinem französischen Amtskollegen Aristide Briand erhielt er für die Bemühungen um Aussöhnung zwischen beiden Völkern im Jahre 1926 den Friedensnobelpreis. Stresemann´s unablässiges Bemühen um eine Räumung des Rheinlandes ist es zu verdanken, dass Frankreich auf der Haager Konferenz 1929 zusicherte, die linksrheinischen Gebiete bis Ende Juni zu räumen. Stresemann erlebte diesen Tag nicht mehr – er starb am 3. Oktober 1929 an einem Schlaganfall. Das Ende der Besatzungszeit war einer der großen Erfolge der Weimarer Republik,
Nach dem offiziellen Ende der Besetzung, dem 30. Juni 1930, fand auch in Frei-Laubersheim eine „Befreiungsfeier“ statt.[Anm. 5] Aus diesem Anlass ließ der Revierförster Seibert den „Befreiungsstein“ an der Grenze zwischen Frei-Laubersheimer und Bad Kreuznacher Gemarkung aufstellen. Nach Angaben des Frei-Laubersheimers L.Stoppelbein wurde der Stein im nahegelegenen Bärengrund gebrochen und die Inschrift eingemeißelt. Weiter berichtete Stoppelbein, dass zur feierlichen Einweihung des Steines viele Frei-Laubersheimer und auch Schulklassen aus Frei-Laubersheim heraufgewandert waren und dort nationale Lieder gesungen hatten. Als 15 Jahre später nach Ende des Zweiten Weltkrieges die Franzosen die Rheinlande wieder besetzten, habe man, so Stoppelbein, befürchtet, dass die Franzosen den Stein zerstören würden, was aber offensichtlich nicht geschehen ist.
NACHWEISE
Verfasser: Dipl.-Hdl. Wolfgang Zeiler
Erstellt: 31.10.2009
Literatur:
- Schnabel, Franz: 1789-1919. Geschichte der neuesten Zeit, Leipzig und Berlin 7. Auflage 1931.
- Kermann, Joachim: Vom Wiener Kongreß bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs. Hessen und Bayern. In: Heyen, Franz-Josef (Hrsg.): Geschichte des Landes Rheinland-Pfalz, Freiburg [u.a.] 1981, S. 103-126.