Die ehemalige Stiftskirche St. Andreas in Worms
Weckerlingsplatz 7/9
Mit St. Andreas verband sich bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts eine der ältesten Wormser Stiftsgemeinschaften. Schon in karolingischer Zeit gab es auf dem Andreasberg vor der Stadt eine "ecclesia sancti Andree in monte extra muros". Hier sollen der Legende nach die drei Märtyrerinnen Embede, Warbede und Willebede bestattet gewesen sein, von deren Schicksal der "Dreijungfernstein" in der Nikolauskappelle des Wormser Domes zeugt. Erst Bischof Burchard verlegte die Stiftsgemeinschaft im Jahr 1020 an die heutige Stelle an der südlichen Stadtmauer. Eine Urkundenserie des Bischofs Buggo aus dem Jahr 1141 belegt dann den ausgedehnten Besitz, die Rechte und Einkünfte des Stifts in Worms und Umgebung. Mit St. Andreas verbundene Kleriker traten auch auf Reichsebene in Erscheinung. So hatte der Propst Wortwinus unter Kaiser Barbarossa eine Stellung als Protonotar in dessen Kanzlei inne.
In den Jahren 1180-1200 fand ein Neubau der Stiftskirche statt. Diese dreischiffige romanische Basilika mit geradem ("Wormser") Chorabschluß und fehlendem Querschiff ist trotz ihrer wechselvollen Nutzungsgeschichte in den Grundzügen bis heute erhalten. Die "Annales Wormatiensis" berichten, daß ein Großbrand, der am Palmsonntag des Jahres 1241 im Kelterraum von St. Andreas ausbrach, mehr als 300 Wormser Bürger das Leben gekostet und wirtschaftliche Schäden in Höhe von 120 000 Mark verursacht habe. Trotz solcher und anderer Widrigkeiten konnte sich das Stift in den folgenden Jahrhunderten aber offenbar gut behaupten.
Erst die Reformation brachte grundlegende Veränderungen. So bewog das Auftreten Martin Luthers vor dem Wormser Reichstag von 1521 einige Stiftsangehörige dazu, ins protestantische Lager zu wechseln. Bald darauf nahm der Rat der Stadt die seit karolingischer Zeit mit St. Andreas verbundene Magnuskirche für die Abhaltung lutherischer Gottesdienste in Beschlag. Insgesamt schwand die Bedeutung des Stiftes in der Zeit nach der Reformation beträchtlich. Auch von den Zerstörungen des Pfälzischen Erbfolgekrieges (1689) blieb es nicht verschont, und eine Restaurierung konnte erst im Jahr 1761 in Angriff genommen werden. 1802 wurde das Andreasstift im Zuge der Säkularisierung aufgehoben, die Kirche weltlichen Zwecken zugeführt. Unter anderem wurde sie als Lagergebäude genutzt. Nach einer umfassenden Restaurierung in den Jahren 1928/29 wurde das Museum der Stadt Worms in dem alten Gebäude eingerichtet.
Nachweise
Verfasserin: Sarah Schrade
Verwendete Literatur:
- Gerold Bönnen: St. Andreas - Zur Geschichte des Wormser Kollegiatsstifts bis um 1250. Sonderdruck aus: Der Wormsgau. Wissenschaftliche Zeitschrift der Stadt Worms und des Wormser Altertumsvereins e.V. 25 (2007).
- Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Stadt Worms. Herausgegeben im Auftrag es Ministeriums für Bildung und Kultur vom Landesamt für Denkmalpflege. Bearbeitet von Irene Spille unter Mitwirkung von Herbert Dellwing und Fritz Reuter. Worms 2011.
- Josef Schork: Aus der Geschichte des Andreasstiftes in Worms. Sonderdruck aus: Archiv für hessische Geschichte 65 (2007).
Aktualisiert am: 19.12.2014