Worms in Rheinhessen

0.Der Jakobsweg in Herrnsheim und die St. Anna-Kapelle

Verfasser: Jonathan Bugert M.A.

Erstellt am: 22.02.2024

Jakobsweg Muschel in Herrnsheim als Zeichen des Pilgerwegs.
Das Symbol der Jakobsmuschel, hier im Bereich des Herrnsheimer Schlosses, markiert den Verlauf des Pilgerwegs[Bild: Jonathan Bugert]

Der Jakobsweg ist einer der berühmtesten Pilgerpfade Europas und umfasst ein weites Wegenetz durch West- und Mitteleuropa, das zum Grab des Apostels Jakobus in Santiago de Compostela in Spanien führt. Durch Herrnsheim verläuft dabei der sogenannte rheinhessische Jakobsweg zwischen Bingen und Worms. Ob dieser Weg tatsächlich historisch von Jakobspilgern genutzt wurde, ist nicht eindeutig gesichert. Jedoch ist eine ähnliche Strecke überliefert, die für Wallfahrten nach Aachen genutzt wurden. Ein Pilgerpfad durch den Wormsgau, eine mittelalterliche Grafschaft, die weite Teile des heutigen rheinhessischen Gebiets umfasste, wurde erstmals 1392 erwähnt. Besonders in den letzten Jahren wird die Markierung der Pilgerwege mit der Jakobsmuschel wieder verstärkt vorangetrieben.

In Herrnsheim führt der Pilgerpfad von Abenheim kommend durch den Schlosspark und den Ort. Am Abhang des Heierwegs am nördlichen Ortsrand westlich der Einmündung der L439 (Emmrich-Josef-Straße) und der K6 (Am Untertor) befindet sich ein, heute versunkenes, Sandsteinkreuz, das als Wegekreuz und damit zur Orientierung für die Wallfahrer diente.

Barocker Bildstock aus dem 18. Jahrhundert
Barocker Bildstock aus dem 18. Jahrhundert[Bild: Jonathan Bugert]

Ein Stück weiter befindet sich ein barocker Bildstock aus dem 18. Jahrhundert. Nachdem der originale Bildstock mutwillig beschädigt wurde, ließ die Gemeinde die Kreuzwegstation 1985 in Gemeinschaftsarbeit wiederherstellen. Die schwer beschädigte Pieta, die 1749 von Heinrich und Katharina Ertel gestiftet wurde, wurde durch den Freiburger Künstler Reinhard Pagel erneuert. Bei der Wiederherstellung des Bildstocks wurde dieser neuverputzt und wetterfest hergerichtet sowie ein schmiedeeisernes Gitter angebracht, hinter dem die Pieta nun sicher aufbewahrt wird.

0.Die St. Anna-Kapelle

St. Anna-Kapelle befindet sich nördlich des Herrnsheimer Ortsgebietes und überblickt die dortigen Weinberge. Die Kapelle wurde 1862 als quadratisches Bauwerk mit übereck gestellten Satteldächern errichtet, auf deren Scheitelpunkt sich ein Kreuz befindet.
Die St. Anna-Kapelle in den Weinbergen nördlich von Herrnsheim[Bild: Jonathan Bugert]

Auf der höchsten Erhebung steht die St. Anna-Kapelle, die um 1862 errichtet wurde. Der Zentralbau ist als quadratisches Bauwerk mit Kreuzdach errichtet. Auf dem Scheitelpunkt des Dachs befindet sich ein Kreuz. Die Kapelle ist damit sowohl von byzantinischen Bauwerken wie vom Jugendstil beeinflusst. Ursprünglich befand sich das Gotteshaus im Privatbesitz der Familie Mahler. Es weist im Inneren die Inschrift auf: „Erbaut durch Philipp Mahler und dessen Ehefrau Anna Wilh. geb. Euler 1862.“ Durch den Kauf des Weinbergs ist die St. Anna-Kapelle seit 1965 in den Besitz der Winzerfamilie Röß (Weingut Röß) übergegangen. Die Kapelle wurde in der Folge renoviert und erhielt eine neue Statue der Heiligen Anna, die durch Herrn Pagel geschaffen wurde. Die Kapelle ist umgeben von Weinreben und bietet einen weiten Blick über die umliegenden Weinberge von Herrnsheim. Bis heute ist die St. Anna-Kapelle ein weithin sichtbares Zeichen der Volksfrömmigkeit.

Der Pilgerweg führt durch den Ort weiter nach Worms, wo er auf die pfälzischen Jakobswege trifft und weiter Richtung Frankreich führt.

Nachweise

Verwendete Literatur:

 

  • Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz: Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler. Kreisfreie Stadt Worms. Stand Juni 2023. URL: https://gdke.rlp.de/wer-wir-sind/landesdenkmalpflege/anleitungen-antraege-formulare-und-informationen/denkmalliste (aufgerufen am: 22.02.2024).
  • Hamm, Frank: Jakobswege Rheinhessen. Wandern auf historischen Pilgerpfaden. Saulheim 2023.
  • Kofler, Friedrich: Alte Strassen in Hessen. Mit 1 Tafel. Trier 1902.
  • Kuchen, Erika: Der Pilgerpfad durch dalbergisches Gebiet in Worms-Herrnsheim und Worms-Abenheim mit seinen Kleindenkmälern. In: Herrnsheimer Chronik. Beiträge zur Kulturgeschichte von Adel, Kirche und Bürgertum. Worms-Herrnsheim 2007. S. 112–117.
  • Spille, Irene: Herrnsheim. In: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Hrsg. im Auftrag des Kultusministeriums vom Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz. Bd. 10. Stadt Worms. Worms 1992. S. 198–217.
  • Steger, Beate: Jakobswege Lahn – Mosel – Eifel – Rhein. In: Pilgern vor der Haustür. Jakobswege in Deutschland. URL: https://www.jakobswege-europa.de/wege/lahn-mosel-eifel-rhein.htm (aufgerufen am  22.02.2024).