Worms in Rheinhessen

0.Feldkapelle zur Schmerzhaften Muttergottes

Autor: Jonathan Bugert M.A.

Erstellt am: 23.09.2024

Feldkapelle zur Schmerzhaften Muttergottes in Wiesoppenheim
Feldkapelle zur Schmerzhaften Muttergottes in Wiesoppenheim[Bild: Jonathan Bugert]

Die neugotische Kapelle zur Schmerzhaften Muttergottes liegt am südlichen Ortsrand von Wiesoppenheim am Ende der Borngasse in einer kleinen Anlage. Sie wurde 1886 an der Stelle eines alten Heiligenhäuschens errichtet und mit Spenden aus der Gemeinde finanziert. Die Kapelle wurde als verputzter Rechteckbau mit Sandsteingliederung konzipiert und ist nach Süden orientiert. Sie verfügt über buntverglaste Rundbogenfenster und ein Krüppelwalmdach mit offenem Dachreiter. Der rundbogige Eingang besitzt einen Schwebegiebel. Im Inneren ist die Kapelle neugotisch gestaltet und weist ein bemaltes Kreuzrippengewölbe auf. Auf dem Altar befindet sich eine historisierende Pietà.

Die Kapelle ist bis heute Ziel einer jährlichen Prozession am Michaelstag (29. September). Die Tradition geht auf den Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) zurück als im kriegsgebeutelten Land die Pest ausbrach. In Wiesoppenheim wütete insbesondere in den frühen 1630er Jahren eine Pestwelle, die zahlreichen Einwohner:innen das Leben kostete. Die Wiesoppenheimer:innen gelobten daraufhin jedes Jahr eine Prozession abzuhalten, wenn niemand mehr an der Pest erkranke. Seitdem findet diese Prozession zur heutigen Kapelle zur Schmerzhaften Muttergottes regelmäßig statt. [Anm. 1]

1.1.Fränkisches Gräberfeld

In der Nähe des Heiligenhäuschens, das der Kapelle vorausging, wurde Ende des 19. Jahrhunderts ein großes fränkisches Gräberfeld mit über 200 Grabstätten und einigen römischen Brandgräbern gefunden. Die Gräber verfügten über zahlreiche Grabbeigaben, wie Gebrauchsgegenstände, Schmuck und Waffen, die im Zuge der Ausgrabung sichergestellt wurden. Unter den Fundstücken befand sich unter anderem auch ein mit Bronze verkleideter Holzbecher aus dem 5. oder 6. Jahrhundert, der mit frühchristlichen Bildern geschmückt ist. Ob das Heiligenhäuschen ebenfalls so alt ist, ist ungewiss.

1.2.Nachweise

Verwendete Literatur:

  • Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz: Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler. Kreisfreie Stadt Worms. Stand Juni 2023. S. 34.
  • Spille, Irene: Wiesoppenheim. In: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Bd. 10 Stadt Worms. Worms 1992. S. 290-293.
  • Wiesoppenheim. In: Ecker, Diana / Fuchs, Stefanie / Wellding, Anna Maria: Kirchen, Kapellen & Heiligenhäusschen: Katholische Glaubensorte in Rheinhessen. Hrsg. vom Bistum Mainz. Bad Kreuznach 2016. S. 274-275. Online verfügbar unter: https://bistummainz.de/pfarrgruppe/eisbachtal/ueber-uns/kirchengemeinden/st.-martin-in-worms-wiesoppenheim/ (aufgerufen am: 23.09.2024).

Anmerkungen:

  1. Vgl. Henkes 1993, S. 155; Bistum Mainz Pfarrgruppe Katholische Kirche im Eisbachtal. Kirche St. Martin in Worms-Wiesoppenheim. URL: https://bistummainz.de/pfarrgruppe/eisbachtal/ueber-uns/kirchengemeinden/st.-martin-in-worms-wiesoppenheim/ (aufgerufen am: 16.09.2024). Zurück