0.10. Sprachlaute und Tonakzente
0.1.10.3. Konsonanten
0.2.10.3.10. Abfall von n nach r
Hoore, Stiia
Bei dem Auslaut ‑rn in einsilbigen Wörtern wie Horn, Stirn und Kern fällt im moselfränkischen Bereich des Hunsrücks das ‑n ab. Für Horn beispielsweise lauten die Dialektbelege Hoore, Hòòr, Hooa usw. Es gibt nur wenige Ausnahmen mit n‑Erhalt im Rheinhunsrück und an der Mosel um Cochem – Zell. Im rheinfränkischen Teil unseres Gebietes bleibt ‑n in der Regel erhalten (Hooan usw.). Die Grenze zwischen beiden Erscheinungen fällt in etwa mit der uus/uns-Linie (vgl. Karte 5) zusammen. Voraussetzung für den n‑Abfall war die Bildung eines Sprossvokals (vgl. Kap. 10.2.15.) zwischen r und n, in diesem Fall eines lautlich reduzierten e (= Schwa [ǝ]). Bei den auf diese Weise entstandenen Formen mit ‑en, z. B. Horen, Stiren usw. fiel das ‑n nach einer allgemeinen Regel ab (vgl. z. B. Uwe ‘Ofen’, Gaade ‘Garten’ und Nase ‘Nasen’). Etliche Dialekte stießen bei den aus dieser Entwicklung folgenden Ausdrücken Hore, Stire usw. in einem weiteren Schritt das auslautende ‑e ab nach dem Muster von Bluum ‘Blume’, Flasch ‘Flasche’ usw.
Daraus ergaben sich Belege wie Hòòr, Hooa sowie Stiia, wobei, wie die Beispiele dokumentieren, r zu einem lautlich reduzierten a (= a) vokalisiert werden kann.