0.10. Sprachlaute und Tonakzente
0.1.10.3. Konsonanten
0.2.10.3.11. Eifler Regel
siewen Daach – siewe Pund
„Eifler Regel“ im Hunsrück? In der Tat findet sich das so bezeichnete sprachliche Phänomen nicht nur in der Eifel, sondern weit darüber hinaus, so auch im westlichen und nordwestlichen Teil unseres Gebietes. Der Name ist also irreführend, zumindest aber zu kurz greifend. Er hat sich jedoch in der Dialektforschung fest eingebürgert. Im Geltungsbereich der Regel ist folgendes feststellbar: Bei den Wortendungen ‑en, ‑n bleibt n erhalten, wenn der sich anschließende Ausdruck mit Vokal, h, t, d oder z beginnt, ansonsten fällt es ab. Es heißt also im Dialekt z. B. siewen Daach ‘sieben Tage’, aber sieweˍ Pund ‘sieben Pfund’. Wir sehen: Im ersten Beispiel bleibt ‑n erhalten, weil das Folgewort mit t (bzw. d) beginnt. Im zweiten wird es getilgt, weil der nachfolgende Ausdruck mit p anlautet. Weitere Beispiele:
- äich sain uch fruh ‘ich bin auch froh’, aber: äich saiˍ fruh ‘ich bin froh’,
- mia schraiwen haut ‘wir schreiben heute’, aber: mia schraiweˍ baal ‘wir schreiben bald’,
- nemen daier ‘nur teuer’, aber: nemeˍ bellisch ‘nur billig’.
Auch bei Wortzusammensetzungen ist die Eifler Regel wirksam. Man vergleiche z. B. Weelenäämer ‘Heidelbeereimer’ mit Weeleblœœd ‘Heidelbeerblatt’ (Belege teilweise aus Beuren, vgl. Peetz 1989, S. 128, 129).
Die Eifler Regel, deren Geltungsbereich Karte 34 ausweist, ist hier in ihren Grundzügen beschrieben. Es gibt Ausnahmefälle und Sonderentwicklungen. Für den Hunsrück ist sie noch nicht zufriedenstellend erforscht. Es scheint aktuell Wandeltendenzen zu geben, die auf eine Regeländerung hinauslaufen.