0.11. Formenlehre
0.1.11.2. Verb
0.2.11.2.4. Endungen
äich saan, du lachsch
Ein gebeugtes Verb im Indikativ Präsens Aktiv setzt sich zusammen aus dem Wortstamm und der Personalendung (Suffix). Das Flexionsparadigma für standarddeutsch lachen hat folgende Struktur:
1. Person Singular (ich) lach-e 1. Person Plural (wir) lach-en
2. Person Singular (du) lach-st 2. Person Plural (ihr) lach-t
3. Person Singular (er/sie/es) lach-t 3. Person Plural (sie) lach-en
Die Endungen gelten grundsätzlich für alle Vollverben bis auf bestimmte Abänderungen, z. B. wenn der Stamm auf -t ausgeht ((du) leit-est).
In den Hunsrücker Dialekten weicht die Endung der 1. Person Singular vom Standard ab. Darauf werde ich sogleich eingehen. Zu den anderen Suffixen ist festzuhalten, dass sie im Prinzip mit denen der Hochsprache übereinstimmen. Es gibt lediglich lautliche Differenzen. So fällt bei der 2. Person Singular das ‑t bei ‑st häufig ab (z. B. (dau) laachs ‘(du) lachst’), südlich der fest/fescht-Linie (vgl. Karte 30) wird die Endung ‑st zu ‑scht (z. B. (du) lachsch(t)). Bei ‑en (1. und 3. Person Plural) wird ‑n getilgt (z. B. (mir/sie) lache). Im Geltungsbereich der Eifler Regel (vgl. Kap. 10.3.11.) bleibt dieses allerdings unter bestimmten Bedingungen erhalten.
Zum Suffix der 1. Person Singular: Dieses fehlt im östlichen Teil unseres Gebietes bei Verben, deren Stamm auf Konsonant endet. Man sagt z. B.: (äich) lach/fahr/lääs (‘(ich) lache/fahre/lese’). Der westliche Bereich hat ‑en als Personalendung, so dass es (äich) laachen/fahren/lääsen u. ä. heißt, vgl. hierzu Karte 41. Dort, wo die Eifler Regel gilt, ist das ‑n beweglich. Bei Verben hingegen, deren Stamm auf Vokal endet – sprachhistorisch handelt es sich um Wurzel- und kontrahierte Verben – lautet das Suffix im gesamten Hunsrück ‑n. Das bedeutet, dass die Infinitive z. B. gehn ‘gehen’, saan ‘sagen’ siin ‘sehen’ in der 1. Person Singular durchweg als (äich) gehn/saan/siin erscheinen.