Untershausen im Westerwald

Haus Nr. 10 "Miese" = Fam. Mies, Frink; Stammhaus Mies, heute Hauptstraße 21

Hofreite Nr. 20, Lagerbuch-Nr. 9, Obergaße. [Anm. 1]
Später Dorfstraße 10

1928

„Das war Stammhaus von Miese. Adam Mies der ganz alte hatte noch zwei Brüder: Christ nach Amerika und ein Bruder in Hübingen. Mies Adam Witwe und jetziger Besitzer wird Anton Frink. Früher bewohnte das Haus Adam Mies sein Vater, dessen Frau war aus jetzigem Heinze Haus, man hieß die Hamische. Miese Haus, daraus stammt Mies sein Vater (Adam sen.), Nebsches Peter sein Vater (Joh. Peter Mies ca.*1830) und Bruder Peter in Amerika“.[Anm. 2]

Der Hausname „Mies“ geht auf den Familiennamen der Hauseigentümer zurück, s.u.

Altwohnhaus Nr. 10 „Miese“ um 1905. [Bild: Hugo Herrmann, H25]

Das nebenstehende Foto entstand ca. 1905 und zeigt die Eltern Adam Valentin und Eva Mies sowie ihre Tochter Maria, gen. Miese Marri (Mitte), s. a. H32 Foto 1950, die Mutter von Oswald Frink. Ansicht von Westen Richtung Reckenthal. Das Wohnhaus stand mit der nördlichen Stirnseite zur Dorfstraße, an der südlichen Giebelseite befanden sich der Hof und die Scheune mit der angebauten Fachwerk-Holzremise. Die Rückseite dieser Gebäude begrenzte den Hofraum von H11 im Norden. Der Stall und die Jauchegrube von H10 befanden sich am östlichen Ende des Hofraums. Die Einfahrt von der Dorfstraße zu dem Anwesen war am westlichen Teil des Grundstücks, grenzte an die Scheune von H12 und wurde gemeinsam mit H11 genutzt: „Hat die in Nr. 7 beschriebene Fahrt mit Nr. 7 und 8 gemeinschaftlich“. [Anm. 3]

Vor der straßenseitigen Haushälfte und der Einfahrt zu Haus Nr. 11 „Kläse Addam“ befindet sich ein kleiner Garten und der Hausbrunnen mit Pumpe. Die Rückseite des Wohnhauses steht nahe an dem benachbarten Wohnhaus von „Träjns“ H9.

Zu den Beamten des Kurfürstentums Trier im Amt Montabaur zählten auch Peter Mies 1694-†1714, Johannes Mies 1716-†1732, Johann Adam Mies 1733-1743, Johann Jakob Mies 1763-†1775 und Johann Peter Mies 1781-1783 als Heimberger zu Untershausen. [Anm. 4]

Wann das Anwesen H10 errichtet wurde ist unbekannt. Anfang des 19. Jahrhunderts besaßen der Landmann Johann Peter Mies (1785–1851) aus Untershausen und Barbara geb. Baal aus Bladernheim diese Hofreite.  Johann Peter Mies war der Sohn der Eheleute Johann Peter Mies (1755-1811) und Elisabeth geb. Ebert (†1813), beide aus Untershausen. Seine Eltern waren die Eheleute Johann Jakob und Eva Mies aus Untershausen. [Anm. 5] 

 

1821 wird in einem pflichtmäßigen „Verzeichnis sämtlicher Bürger“ der Gemeinde Untershausen unter den 25 Namen neben Johann und Adam auch ein Johann Peter Mies genannt. [Anm. 6] 

1822 wird Johann Peter Mies als Gebäudebesitzer der Hofreite angegeben mit einem Flächengehalt von 32 Ruthen 2 Schuh. Bei der Hofreite handelt es sich 1822-52 um ein zweistöckiges Wohnhaus 31 Fuß (´) lang 36´ tief, eine Scheune 64´ lang 29´ tief, einen Stall 20´ lang 12´ tief und den Hofraum; Flächengehalt 27 Ruthen 87 Schuh. [Anm. 7] 
Johann Peter Mies und seine Ehefrau Barbara geb. Baal hatten das Anwesen „durch Kauf“ erworben.[Anm. 8]
1847 bewirtschaftet Johann Peter Mies 12 Morgen/60 Ruthen/9 Schuh Land. [Anm. 9]

Der Landmann Adam Mies (1818-1892) wurde als Sohn der Eheleute Johann Peter und Barbara Mies in Untershausen geboren und ist in Hadamar gestorben. Er war verheiratet mit Anna Maria geb. Ferdinand (1824-1893) aus Untershausen H12, gen. „Hamische“. Sie war die Tochter der Eheleute Johann Ferdinand (*1786) aus Untershausen und Elisabeth Meuer (*1792) aus Bladernheim. Die Eltern von Johann Ferdinand waren die Eheleute Johann Adam Ferdinand (1756-1814) und Anna Maria Dennebaum (1759-1793) aus Untershausen. Ihre Eltern waren die Eheleute Adam und Eva Dennebaum zu Untershausen. [Anm. 10]
Adam Mies hatte 2 Brüder, einer in Hübingen, einer in Amerika. [Anm. 11]

Auf der Aquarellzeichnung sieht man die gemeinsame Hofeinfahrt für H10 und H11 von der Dorfstraße her; links die Scheune mit angebauter Remise von H10, in der Mitte hinten H11 und rechts Teil der Scheune von H12 um 1950.
Caspers, Hans Hermann: Freizeit-Maler von Aquarellen, z. B. Aquarellzeichnungen nach alten Fotos von H3, Alte Schmiede und Spritzenhaus; H7/8, H23, Zehntscheune von H24, H31 u.a.; Hans Hermann Caspers verh. mit Else geb. Müller H24, Gartenbauingenieur grad., Duisburg.
[Bild: Hans Hermann Caspers, Duisburg]

Hinweis: Auswanderung
Christian Mies um *1825, Bauer und Tagelöhner in Untershausen, hatte 7 Kinder: Peter Benedikt *1847, Anna Maria Christina *1855, Nikolaus *1862, Maria *1864, Margaretha *1866, Elisabetha *1868 und Anna *1871; der Sohn Nikolaus Mies wanderte aus nach Pottsville, PA, USA. Dort arbeitete er zusammen mit Nikolaus Dennebaum aus H3, der Braumeister der Yuengling-Brauerei war – und besuchte mit diesem mehrmals auch seine Verwandten in Untershausen. Nick Mies blieb ledig und starb 1932 in Pottsville. [Anm. 12]
Brief:
„Der gute Nick Mies tut uns so leid, weil er allein ist.
Ich soll viele Grüße bestellen an Nick Mies von Andreas Gombert (H21), Peter Mies (H25) und Krumm-Hennerich (H28)“. [Anm. 13]

Die Eheleute Adam und Anna Maria Mies geb. Ferdinand hatten 4 Kinder: Katharina, Maria Anna, Adam jun. und Elisabeth Maria. 

  1. Katharina (1847-1936) war verh. mit Peter Wörsdörfer (*1840) nach Hahn am See, Ihre Tochter Anna (*1880) war verheiratet mit Johann Sabel (1873-1954). Beide hatten den Sohn Rudolf (1902-1985), der mit Katharina geb. Schlosser (1904-1995) verheiratet war. Rudolf kam mit seinem Mofa bei einem Unfall auf der B 255 ums Leben. Die Tochter des Ehepaares, Hilde, war mit Friedel Jung (1933-2008) aus Hahn verheiratet. Sie haben die Kinder Katja, Michael, Andreas und Thomas.
  2. Maria Anna (1851-1932), gen. Mariannchen, war verh. mit Johann Anton Herrmann (1851-1902) aus Holler. [Anm. 14]  Diese sind die Großeltern von Hugo Herrmann, s. H32 und H25.
  3. Adam Valentin, s.u.
  4. Elisabeth Maria (1859-1917) war in 1. Ehe verheiratet mit dem Schumacher Christian Paulus (*1855) aus der Schlatmühle zu Heiligenroth. Er war der Sohn des Müllers Christian Paulus und seiner Frau Katharina geb. Wiesemann. Die Tochter Katharina (1879-1951) des Ehepaares Christian und Elisabeth Paulus ist die Großmutter ms. von Reiner Dennebaum H13. Nach dem frühen Tod ihres Mannes ging Elisabeth eine Ehe mit Peter Decker (1845-1910) aus Horressen ein. Aus dieser Ehe stammen die Kinder Margarethe Decker verh. mit Josef Göbel nach Lindenholzhausen und Maria Decker verh. mit Anton Barth nach Limburg. Das Ehepaar Peter und Elisabeth Decker errichteten 1894 in Untershausen das Haus Nr. 13, s.d.

Adam Valentin Mies (1856–1922) war verh. mit Eva geb. Meuer (1864-1947) aus Stahlhofen. Adam V. Mies und Eva Mies übernahmen das Haus. Das Ehepaar hatte die Kinder Maria und Elisabeth:

  1. Anna Maria (1885-1963), gen. Miese Marri, war verh. mit Josef Frink (1885-1921) aus H22. Aus dieser Ehe stammt der Sohn Oswald Frink s.u.
    Nach dem frühen Tod von Josef Frink heiratete Anna Maria in 2. Ehe ihren Schwager Anton (1876-1951) aus H22. Aus dieser Ehe stammen die Töchter Thekla und Lidwina:

    Thekla (1926-2018), gen. Miese Thea, war verh. mit dem Witwer Georg Schmidt und lebte in Harheim bei Frankfurt. Das Ehepaar hatte die Kinder Mathias und Rita; siehe auch H32 Familienfoto 1950.

    Lidwina (1929-2004) war verh. mit Alois Meuer (1928-1985) aus Pütschbach; die Ehe blieb kinderlos.
  2. Elisabeth (1886-1956) war verh. mit Jakob Reusch aus Pütschbach nach Niedererbach, später Hadamar. Ihre Kinder waren Erwin, Lidwina, Angela und Marianne.

Anekdote: Starker Durchzug

Als ein Messdiener in den 1930er Jahren auch noch die zweite Kirchentüre öffnete und starker Durchzug entstand, beschwerte sich Miese Iv (Eva) mit den Worten: „Wot is dot en Foch“, d.h. „Was ist das ein Durchzug.“ [Anm. 15]

Nach dem Tod von Adam Valentin Mies ging das Haus an die Eheleute Anton Frink (1876-1940) und Maria geb. Mies.

Das Foto entstand ca. 1937 und zeigt einen typischen mit Kühen bespannten Leiterwagen auf der Dorfstraße vor H15. Rechts im Hintergrund die Schule H19, das Forsthaus H18 und dahinter ganz verschwommen Haus Ortseifen H17.
Abgebildet sind Oswald Frink mit seinem Onkel und Stiefvater Anton Frink.
[Bild: Hugo Herrmann, H25]
Das Foto entstand Ende der 1940er Jahre. Im Türrahmen des Wohnhauses steht Thea Frink. In dem Raum mit dem Lattentörchen befand sich der Schaftstall; ansonsten war der landwirtschaftliche Betrieb eingestellt worden.[Bild: Rita Enders geb. Frink, H10]
Das Foto entstand ca. 1960 und zeigt drei Generationen v.l.: Thomas Frink, Mathias Schmidt, Oswald, Franziska und Rita Frink sowie Ludwina Meuer und Maria Frink gen. Miese Marri.[Bild: Thekla Schmidt, H10]

Als nächster Eigentümer wird Oswald Frink (1920-2002) genannt. Dieser war verh. mit Franziska geb.  Loth (1921-1982) aus Niederelbert und arbeitete als Wegewärter. Das Ehepaar übernahm das Anwesen und modernisierte das Wohnhaus im Jahr 1977.

Das Ehepaar hat die Kinder Thomas und Rita:

  1. Thomas (*1955) ist verh. mit Edith geb. Mader (*1957) aus Nentershausen. Das Ehepaar hat die Kinder Andreas (*1980) und Christian (*1984). Die Familie wohnt in einem neu gebauten Haus in Untershausen.
  2. Rita (*1948) ist verh. mit Reinhard Enders (*1945). Das Ehepaar hat die Kinder Petra (*1969) und Martin (*1976). Petra hat die Kinder Michelle 1996 und Celina *2002. Die Familie Enders wohnt in einem neu errichteten Haus in Untershausen.

Das ehemalige „Miese“-Haus ist seit 2003 im Eigentum der Familie Christoph und Heidi Decker.

Wohnhaus im Jahr 2022. [Bild: Reiner Dennebaum, H13]

Auf dem nebenstehenden Foto aus dem Jahr 2022 sieht man das renovierte Wohnhaus. Der rechte Teil wurde 1977 durch einen Anbau erweitert. Links neben dem Wohnhaus steht noch die umgebaute ehemalige Scheune von H25. Rechts hinter H10 sieht man den ehemaligen Stall von H10 und ganz rechts eine Doppelgarage – anstelle der ehemaligen Scheune von H10.

Die Scheune der Hofreite von H25 wurde 1977 abgebaut und im Freilichtmuseum des Rheinlands in 53894 Kommern mit der Nr. 31 wieder aufgebaut. [Anm. 16]

Verfasser: Reiner Dennebaum

Erstellt am: 26.09.2022

Anmerkungen:

  1. Lagerbuch von der Gemarkung Untershausen 1ter Band. Enthält den Ortsbering, die Gärten und die Wiesen. Die Grundstücke mit den Hofraiten und Hausgärten sind als Flächen skizziert. Alle Grundstücke sind durchnummeriert; die Wege, z. B. Vicinalwege oder Nebenwege sind beschrieben. Montabaur, vom 3. Febr. 1846 (1806-1877). HHStAW Abt. 360 Untershausen (513), Nr. 3. S. 1-430. Zurück
  2. Ferdinand, Friedrich, H15: „Untershausen früher und jetzt“; handschriftliches Gebäudekataster. Das Original war mit Bleistift geschrieben und wurde später mit Kugelschreiber überschrieben. Es stammt aus dem Besitz von Ewald Ferdinand, Untershausen H11, 1928, S. 1- 41. Zurück
  3. s. Anm. 1. Zurück
  4. Gensicke, Hellmuth: Landesgeschichte des Westerwaldes. Wiesbaden 1958, S. 1-659. s. a. Ortsgeschichte von Untershausen. Zurück
  5. Mies, Adam, Anna Maria Ferdinand u.a.; Urkunde. Beglaubigte Abschrift: Für die Richtigkeit. Das Kath. Pfarramt, gez. Kpl. O. Frink, beglaubigt Pfr. Böckling, Holler, den 22.7.1936. Dennebaum, Reiner, Mainz, S 1-2. Zurück
  6. Ein pflichtmäßiges Verzeichnis der sämtlichen Bürger der Gemeinde Untershausen vom 10. Juli 1821 enthält die Namen von 25 Bürgern: Schultheiß Gombert, 3x Becher, Born, Dennebaum, Diehl, 6x Ferdinand, Gombert, Herschpro, Jösch, 2x Lenz, Merz, Meuer, 3x Mies, Nebgen, Schlemmer und Schnee. In: Teilung der Walddistrikte Apfelstein, Mengwiese, Mülmeth und Birkenstock zwischen den Gemeinden Daubach, Untershausen, Stahlhofen und Privatpersonen dieser Orte, mit Verzeichnissen der Bürger dieser Gemeinden; 1816-1821. HHStAW Abt. 234, Nr.1227. Zurück
  7. Gebäude-Steuer-Cataster für den Gemeinde-Bezirk Untershausen Herz. Naß. Amts Montabaur. Gebäudesteuer des Herzogthums Nassau. Amt Montabaur Gemeinde Untershausen. Special-Kataster über sämmtliche in dem Gemeindebezirk von Untershausen gelegenen Gebäude mit Namen der Gebäudebesitzer und Vorbesitzer. Verzeichnis über die Grundfläche von Gebäuden und Hofraitheplätzen 1822-52, 40 S. HHStAW Abt. 234, Nr. 653. Zurück
  8. s. Anm. 1. Zurück
  9. Grundsteuer des Herzogthums Nassau, Amt Montabaur, Gemarkung Untershausen, Spezial=Kataster über sämmtliche in landwirthschaftlicher Kultur stehende Liegenschaften obiger Gemarkung. Gärten, Äcker und Wiesen. Der Flächengehalt ist in Metermaß ausgedrückt, der Morgen besteht aus 100 Ruthen, die Ruthe aus 100 Schuhen. 1847. 600 S. HHStAW Abt. 360 (513), Nr. 1. Zurück
  10. s. Anm. 5. Zurück
  11. Hugo Herrmann, Zeitzeuge, Untershausen H25. Zurück
  12. Reiner Dennebaum, Dr. med., Mainz; ehem. Untershausen H13. Zurück
  13. Dennebaum, Anna Maria: Brief aus Untershausen an die Verwandten in Scranton, PA, USA; Grüße auch an Nick Dennebaum und an Nick Mies; 28. 11.1920 1 S. Zurück
  14. s. Anm. 5. Zurück
  15. Theo Dickob, Zeitzeuge, Maler- und Anstreichermeister, Heiligenroth, ehem. Untershausen H7. Zurück
  16. Horst Müller, ehem. Ortsbürgermeister, Untershausen H24; Rita Enders geb. Frink, Untershausen H10. Zurück