Untershausen im Westerwald

0.Haus Nr. 40 "Hanspittersch, Simons" = Fam. Simon, heute Hauptstraße 40

Dorfstraße 40

1928
„Simon sein Haus. Simon baute das Haus 1923. Der Simon stammt aus Kadenbach. Das Siska, seine Frau, ist eine geb. Gombert, Tochter von Johann Peter Gombert und Hanspittersch Amie. Also Simon Josef ist aus der Augst, Pöschklöpper“. [Anm. 1]

Der Haus-Name „Hanspittersch“ geht zurück auf den Namen der Ehefrau des Hauseigentümers. Sie war die Tochter der Eheleute Anna Maria und Johann Peter Gombert, von „Hanspittersch Ami“, s. H24; der Spitzname „Pöschklöpper, Peschkläpper“ soll darauf hinweisen, dass die Leute aus der Augst (Eitelborn, Kadenbach, Neuhäusel, Simmern) die Büsche abklopften, abklapperten bzw. absuchten, um z. B. Heidelbeeren oder Haselnüsse zu ernten.

Anwesen "Hanspittersch" 1950
Anwesen "Hanspittersch" 1950[Bild: Martin Simon, Untershausen H40]

Das Anwesen wurde im Jahr 1923 gegenüber dem Brandweiher im Oberdorf, heute Parkplatz am Bürgerhaus, von den Eheleuten Joseph und Maria Franziska Simon errichtet. Das langgezogene Grundstück grenzt östlich direkt an die Dorfstraße und endet im Süden mit einer großen Wiese am Weg nach Oberelbert, heute Waldstraße. Im Westen grenzt H40 an H20. An der Giebelseite im Norden befand sich der Hausgarten, der durch einen Feldweg von H42 getrennt war. Auf dem Foto aus dem Jahr 1950 sieht man das Anwesen mit der Scheune im Süden von der Dorfstraße her.

Die Eheleute Simon hatten vorher in H24 die Gastwirtschaft betrieben. Der vorherige Besitzer Johann Peter Gombert war der Vater von Franziska Gombert (1876–1967) verheiratet mit Joseph Simon, sie war „Hanspittersch Siska“. Sie unterrichtete einmal pro Woche in der Schule die Mädchen im Nähen, Stricken, Sticken und Häkeln. [Anm. 2]
Simons hatten das Anwesen H24 an Bernhard Müller aus Ransbach verkauft. Während ihr neues Haus im Oberdorf gegenüber dem dortigen Brandweiher gebaut wurde, wohnte die Familie Simon eine Zeitlang in der alten Schule H31.

Anekdote: Born im Unterdorf
„Als Knirps brachte ich einmal einen kleinen Frosch nach Hause. Meine Schwester Rosa hat mich gleich ermahnt, nicht auf den Born zu steigen, hatte sie doch ein paar Tage vorher Wendelin Simon aus dem Brandweiher ziehen müssen.“
Die Familie Simon wohnte zu dieser Zeit noch im Backes, rechte Seite, war aber dabei, einen Neubau im Oberdorf zu errichten. [Anm. 3]

Der Bergmann Joseph Simon (1878–1961) stammte aus Kadenbach. Seine Eltern waren die Eheleute Jakob Simon (1851–1893), Landwirt in Kadenbach, und Maria Anna geb. Baumann (1848–1931). [Anm. 4]

In Untershausen betrieb die Familie eine kleine Landwirtschaft. Joseph Simon besaß ein Gäulchen und ein kleines Fuhrwerk, mit dem er regelmäßig nach Koblenz fuhr, um dort als „Gickelscheskrämer“ seine Waren zu verkaufen, d. h. also insbesondere Hähnchen, die er vorher in den umliegenden Gemeinden aufgekauft hatte, ebenso wie Eier und Butter, s. a. Foto Erntedankfest 1935 in: Einzelaspekte NS-Zeit.
Häufig begleitete ihn seine Nichte, die „junge Siska“ Hoss, auf seinen Fahrten; diese stammte aus Laubenheim, seit 1964 Mainz-Laubenheim, und wohnte mit ihrer Tochter Maria Hoss (*1923) bei ihren Verwandten in Untershausen. “Maria ging in Untershausen in die Schule, zog später aber wieder nach Mainz. Sie hatte selbst 5 Kinder, darunter auch die Tochter Margret, die später immer regelmäßig nach Untershausen kam, um mit der Familie Kirmes zu feiern“. [Anm. 5]

„Im Dorf gab es in den 1930er Jahren einige Hunde. Wenn ich aus der Schule kam, sah ich oft den Schäferhund Roland von Wendelin Simon, der manchmal in lautstarkem Kontakt stand mit Senta, dem Hund vom Eister Addam, der ein sehr gut dressierter Kurzhaar-Hund mit kurzem Schwanz war“. [Anm. 6]

"Hanspittersch Siska" mit Kindern 1915
"Hanspittersch Siska" mit Kindern 1915[Bild: Martin Simon, Untershausen H40]

Das Ehepaar Joseph und Franziska Simon hatte drei Kinder: Katharina, Lidwina und Wendelin

  1. Katharina Simon (1904–1986)
  2. Maria Lidwina Simon (1909–1990) war verh. (1937) mit Franz Dennebaum (1912–1978) aus Untershausen H20; das Ehepaar hatte die Tochter Wilma adoptiert. Wilma (1943–2006) war verheiratet mit Willi Josef Quirmbach und lebte in Bannberscheid; das Ehepaar hatte die Kinder Guido Ottmar (*1965), Claudia Melitta (*1966) und Ralf Wendelin (*1969).
  3. Wendelin (1913–2001) verh. mit Margarete geb. Nachtsheim (1924–1985), gen. Gretel, aus Bassenheim.

Auf dem Foto aus dem Jahr 1915 sind die Kinder Lidwina, Katharina und Wendelin mit Ihrer Mutter Franziska abgebildet.

Hochzeit Lidwina und Franz Dennebaum 1937
Hochzeit Lidwina und Franz Dennebaum 1937[Bild: Reiner Dennebaum, Mainz, ehem. Untershausen H13]

Das Foto erinnert an die Eheschließung im Jahr 1937 und zeigt die Braut Lidwina geb. Simon neben ihrem Bräutigam Franz Dennebaum und dessen Schwester Elisabeth H20 v.l. sowie u.a. Angehörige des Reichsarbeitsdienstes.


Goldene Hochzeit 1958
Goldene Hochzeit 1958[Bild: Reiner Dennebaum, Mainz, ehem. Untershausen H13]

1958 konnten Joseph Simon und Franziska geb. Gombert ihre goldene Hochzeit feiern und waren damit das vierte Ehepaar in Untershausen, das ein 50-jähriges Ehejubiläum erlebte. Vorher war das lediglich im Jahr 1956 den Eheleuten Born H35 und 1957 den Eheleuten Herrmann H32 und Velten H18 gelungen.
Die Personen auf dem Foto sind vorne v.l. Evi Gombert im Kommunionkleid H13, Wilma Dennebaum mit Kerze, Anneliese Stetenfeld im weißen Kleid H3 und Enkelin von Maria Hoss aus Mainz; hintere Reihe v.l. Rosa Bender und Elisabeth Born H42, Lena Gombert mit Hut H21, Maria Söllner H14, Andreas Gombert mit Hut H21 und das Jubelpaar Franziska und Joseph Simon.

Das Anwesen ging im Jahr 1967 an den Sohn Wendelin Simon und seine Frau Margarete geb. Nachtsheim aus Bassenheim. Die beiden haben die Kinder Maria und Martin:

  1. Maria (*1954) war verheiratet mit Fredi Herborn und lebt in Großholbach.
  2. Martin (*1959) war verheiratet mit Ursula Johanna geb. Walet (1958-2014) aus Hübingen.

Im Jahr 1984 übergaben die Eheleute Simon das Anwesen ihrem Sohn Martin, der das Haus durch einen Anbau an der nördlichen Giebelseite erweiterte. Es entstanden Wohnräume im Erd- und Obergeschoss.

Das Ehepaar Martin Simon und Ursula geb. Walet aus Hübingen hat die Söhne

  1. Oliver (*1979)
  2. Björn (*1981); dieser ist verheiratet mit Anna geb. Schuth (*1983) aus Heiligenroth und hat im Jahr 2018 auf der ehemaligen Wiese des Grundstücks ein neues Wohnhaus errichtet.

Anwesen Martin Simon 2022
Anwesen Martin Simon 2022[Bild: Reiner Dennebaum, Mainz, ehem. Untershausen H13]

Auf dem Foto sieht man das Anwesen im Jahr 2022.

Verfasser: Reiner Dennebaum

Aktualisiert am: 30.10.2024

Anmerkungen:

  1. Ferdinand, Friedrich: Untershausen früher und jetzt. Handschriftliches Gebäudekataster für Untershausen mit den Namen der Hauseigentümer und teilweise deren verwandtschaftlichen Beziehungen und ihre wirtschaftliche Situation. Das Original, ein DIN A5-großes Schreibheft, war mit Bleistift geschrieben und wurde später mit Kugelschreiber überschrieben. Es stammt aus dem Besitz von Ewald Ferdinand, Untershausen H11, 1928, S. 1–41.  Zurück
  2. Hugo Herrmann, Zeitzeuge, Untershausen H25. Zurück
  3. Otto Paul Gombert, Zeitzeuge, Keramikingenieur, Mettlach; ehem. Untershausen H3.  Zurück
  4. Simon, Jakob und Anna Maria Baumann in Kadenbach. Urkunde unterschrieben von Kaplan Fuchs, Kath. Pfarramt Arzbach, den 30.7.1937, 1 S.  Zurück
  5. Theo Dickob, Zeitzeuge, Maler- und Anstreichermeister, Heiligenroth, ehem. Untershausen H7.  Zurück
  6. Otto Paul Gombert, Zeitzeuge, Keramikingenieur, Mettlach; ehem. Untershausen H3.  Zurück