Das Eleonoren-Gymnasium Worms
0.1.Geschichte
0.1.1.Gründung und erste Entwicklung
In den Jahren 1859 und 1870 wurde die Forderung nach einer konfessionsneutralen höhere Mädchenschule für die Stadt Worms laut, weshalb schließlich 1874 ein aus 14 Wormser Bürgern bestehendes Kuratorium die konfessionsneutrale „Höhere Töchterschule“ gründete. Diese privat finanzierte und mit städtischen Zuschüssen unterstützte Schule hatte ihren Sitz ursprünglich am Fruchtmarkt (heutiger Weckerlingsplatz) und nur wenige Jahre später (1886) übernahm die Stadt die volle finanzielle Verantwortung über die „Höhere Töchterschule“. Durch die schnell wachsende Schülerschaft musste die Mädchenschule 1891 vorübergehend in das ehemalige Gebäude der Volksschule umziehen, die selbst in die neugebaute Neusatzschule umzog. Nach der 15 Jahre dauernden Übergangszeit wurde 1906 der Neubau (Bauzeit 1904-1906) am Karlsplatz eingeweiht und die „Höhere Mädchenschule“ konnte dorthin umziehen. Im Zuge der Einweihungsfeier am 18.10.1906 wurde bekannt gegeben, dass die Schule den Namen der Großherzogin Eleonore von Hessen und am Rhein tragen durfte und damit offiziell in „Eleonoren-Schule“ umbenannt wurde.
Die Eleonoren-Schule erlebte in der nächsten Zeit viele Änderungen ihres Bildungskonzeptes. So wurden 1920 eine zweijährige Oberstufe ohne Abitur und 1925 eine parallel dazu laufende dreijährige „Studienanstalt“, eine Oberstufe mit Abitur und Studienzulassung, eingeführt. Doch schon zehn Jahre später (1935/6) wurde, aufgrund des aufkommenden nationalsozialistischen Frauenideals, die Studienanstalt wieder abgebaut und dafür die Frauenschule von zwei auf drei Jahre verlängert. Das Abitur konnte nur noch in der hauswirtschaftlichen Form erreicht werden und hatte daher keine Studienzulassung mehr.
0.1.2.2. Weltkrieg und Folgen
Während des Zweiten Weltkriegs geriet der Unterricht der „Eleonoren“ ins stocken, da die älteren Schülerinnen zu Hilfsdiensten verpflichtet wurden. Während der Bombardierung der Stadt Worms 1945 wurde das Schulgebäude am Karlsplatz beschädigt und der Turm über dem Hauptportal zerstört, der bis heute nicht wieder aufgebaut wurde. Am 01.10.1945 konnte der Unterricht im Wechsel mit der Oberrealschule in deren Gebäude wieder aufgenommen werden. Das eigene Gebäude der „Eleonoren“ am Karlsplatz war nach der Bombardierung von Polizei und Stadtverwaltung als vorrübergehende Dienststelle besetzt worden. Am 01.04.1951 konnte die Eleonoren-Schule in die Neusatzschule umziehen was die räumliche Situation verbesserte, bis sie schließlich 1963/4 an den Karlsplatz zurückkehren konnten.
0.1.3.Weitere Entwicklung der Schule
Seit 1960 liegt die Schule vollständig in staatlicher Verantwortung und wird seitdem „staatliches Eleonoren-Gymnasium“ genannt. Auf Grund der wachsenden Schülerschaft, unter anderem wegen der Einführung der Koedukation (geschlechtsübergreifender Unterricht) 1971, wurde 1975/6 eine Erweiterung des Schulgebäudes notwendig. Die seit den 1980er Jahren geplante Generalsanierung des Gebäudes fand 1991/92 statt und die heutige Aula wurde erweitert und umgestaltet. Während der Umbauzeit konnte, durch eine organisatorische Meisterleistung, der Unterricht der Schüler an der Kerschensteiner Hauptschule, der Berufsbildenden Schule im Bildungszentrum (BIZ) und der Alten Hochheimer Schule fortgesetzt werden [Anm. 1]. Die Einführung der Mainzer Studienstufe (MSS, Neuorganisation der Oberstufe) 1975 stellte die letzte schulische Änderung bis zu den modernen Bildungsreformen dar. 1999 wurde das 125-jährige Bestehen der Schule selbst und 2005 das 100-jährige Bestehen des Schulgebäudes in großen Festlichkeiten gefeiert.
0.1.4.Heute
Heute zeichnet sich das Eleonoren-Gymnasium durch vielfältigen Unterricht mit verschiedenen Aspekten in Fremdsprachen, Mathematik und Naturwissenschaften aus. Gleichzeitig besteht ein großes Unterrichtsangebot in Bereichen wie Musik, Kunst oder Sport. Vor allem die Förderung besonders begabter Schüler steht durch das BEGYS-Modell (Begabtenförderung am Gymnasium mit Verkürzung der Schulzeit) im besonderen Fokus der Schule. Auch der Kontakt zu Mitschülern in der ganzen Welt ist wichtig, was sich durch den Kontakt zu verschiedenen Partnerschulen in Europa und der Volksrepublik China, sowie der Teilnahme am europäischen Comenius-Projekt wiederspiegelt. In mit moderner Technik (Smartboards, Beamer, etc.) ausgestatteten Unterrichtsräumen können die Schüler sich mit der Technik vertraut machen und sich in modern gestaltetem Unterricht weiterbilden.
0.2.Das Schulgebäude
Das Gebäude des heutigen Eleonoren-Gymnasiums gilt als eine der repräsentativsten und aufwändigsten Schulbauten in Worms. Das Gebäude (Einweihung 1906) bildete mit dem alten Wasserturm (1890) und der Lutherkirche (1912) ein ursprünglich dreitürmiges Ensemble - der Turm des Eleonoren-Gymnasiums wurde 1945 zerstört und nicht wieder aufgebaut - das um den Karlsplatz arrangiert ist[Anm. 2]. Das Schulgebäude wurde in einem Mischstil mit Elementen der Gotik, der Renaissance, sowie des Jugendstils, aus unterschiedlichen Materialen (Sandstein aus dem Alsenztal, Basaltlava aus der Eifel und Schiefer aus dem Rheinischen Schiefergebirge) errichtet. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude leicht beschädigt und der Turm über dem Hauptportal zerstört. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Schulgebäude als vorübergehende Dienststelle von Polizei und Stadtverwaltung genutzt. 1948 wurde die ehemalige Turnhalle, die auch als Aula genutzt wurde zum Roxy-Kino mit 600 Sitzen umgebaut und im Obergeschoss (heutiges MSS-Leiterzimmer) die Roxy-Bar eröffnet. Nachdem das Gebäude ab 1964 wieder von der „Eleonoren-Schule“ genutzt wurde, musste es aufgrund von Platzmangel 1975 erweitert werden. 1991/2 wurde das Gymnasium generalssaniert und die Aula erweitert und umgestaltet. Seitdem wurden keine baulichen Veränderungen mehr vorgenommen und so wird das altehrwürdige Gebäude auch heute noch von Schülern, Lehrern und Besuchern geschätzt.
0.3.Die Namenspatronin: Eleonore von Hessen und am Rhein
Die Namenspatronin der „Eleonoren-Schule“ Großherzogin Eleonore Ernestine Marie von Hessen und am Rhein wurde 1871 als Tochter des Fürstenpaares Herrmann und Alice zu Solms-Hohensolms-Lich geboren. Nach dem Tod ihrer Eltern (1899 und 1904) heiratete Eleonore den gerade von seiner ersten Frau geschiedenen Großherzog Ernst Ludwig von Hessen und am Rhein und engagierte sich schon früh in sozialen Bereichen. So gründete die zweifache Mutter unteranderem eine Stiftung für Mutter- und Säuglingspflege, war aktiv im Alice-Frauenverein und kümmerte sich besonders um die Verwundeten des Ersten Weltkriegs. Nach der Novemberrevolution 1918 zog sich die Familie ins Privatleben zurück setzte jedoch weiterhin ihr soziales Engagement fort. Am 16.11.1937 starb Großherzogin Eleonore zusammen mit ihrem ältesten Sohn und seiner Familie bei einem Flugzeugabsturz auf dem Weg zur Hochzeit ihres jüngeren Sohns.
Nachweise
Verfasser: Jonathan Bugert
Verwendete Literatur:
- Bönnen, Gerold (Hrsg.): Geschichte der Stadt Worms. Stuttgart 2005.
- Eleonoren-Gymnasium Worms (Hrsg.): Festschrift zur 125-Jahrfeier. Worms 1999.
- Eleonoren-Gymnasium Worms (Hrsg.): Festschrift zur 100-Jahrfeier des Schulgebäudes. Worms 2005.
- Knodt, Manfred: Die Regenten von Hessen-Darmstadt. Darmstadt 1976.
- Website des Eleonoren-Gymnasiums: URL: http://elo-worms.de/ (aufgerufen am 06.02.14).
Erstellt am: 07.02.14
Aktualisiert am: 08.12.2014