Worms in Rheinhessen

0.Katholische Kirche St. Bonifatius

Verfasser: Jonathan Bugert M.A.

Erstellt am: 07.02.2025

St. Bonifatiuskirche in Weinsheim
St. Bonifatiuskirche in Weinsheim[Bild: Jonathan Bugert]

Die katholische St. Bonifatiuskirche befindet sich mitten im Weinsheimer Ortsgebiet an der Weinsheimer Hauptstraße (Nr. 22). Die heutige Kirche wurde zwischen 1835 und 1838 nach den Plänen des Architekten Peter Weller und Baumeister Oberdell als historisierender Saalbau errichtet. Die Kirche ist nach Norden ausgerichtet und verfügt über einen halbrunden Chor. Über diesem befindet sich der schlanke Kirchturm mit Uhr und spitzem Turmhelm. Die St. Bonifatiuskirche prägt maßgeblich das Ortsbild von Weinsheim.

1.1.Vorgängerbauten

Eine Kapelle, die dem Heiligen Bonifatius geweiht war, wird in Weinsheim bereits 1496 erwähnt. In der sogenannten Wormser Synodale, einer Sammlung von Visitationsberichten der Pfarreien des ehemaligen Bistums Worms, wird Weinsheim als Filialgemeinde der Pfarrei Horchheim mit einer Kapelle erwähnt. Die Gemeinde Weinsheim war damit bereits früh der Pfarrei Horchheim zugeordnet und teilt ihre Pfarrgeschichte. [Anm. 1]
Die Kapelle befand sich vermutlich am Standort des Vorgängerbaus der heutigen St. Bonifatiuskirche am Weinsheimer Postweg (heutige Gebäude Nr. 3–11). Über die frühe Kirche in Weinsheim ist nur wenig bekannt. Im Umfeld der Kapelle befand sich der Weinsheimer Friedhof. [Anm. 2]

Im Jahr 1741 wurde am Postweg eine Kirche errichtet. Die Kirche war geostet und verfügte über einen vorgelagerten Westturm, in dem sich das Hauptportal befand. 1751 wurden zwei Glocken für die Weinsheimer Kirche angeschafft. Eine Glocke war dem Heiligen Josef geweiht. Eine zweite Glocke wurde durch Heinrich Tauber aus Horchheim gestiftet und war dem Kirchenpatron, dem Heiligen Bonifatius, sowie dem Namenspatron des Stifters, dem Heiligen Heinrich, geweiht. [Anm. 3]

1.2.Bau der St. Bonifatiuskirche 1835 bis 1838

Am 9. Juli 1825 wurde die Weinsheimer Kirche vom Blitz getroffen und brannte bis auf die Grundmauern nieder. Die beiden Glocken stürzten dabei vom Kirchturm und zersprangen.
In der Folge wurde ein Neubau der Weinsheimer Kirche geplant. Während sich der Pfarrer für eine Wiederherstellung der Kirche an alter Stelle aussprach, votierte die Gemeinde für einen Neubau an einem anderen Standort. Die Überreste der abgebrannten Kirche wurden am 26. Juni 1832 versteigert. Stattdessen wurde das Grundstück in der Hauptstraße 22 angekauft und der Architekt Peter Weller fertigte Pläne für den Neubau an. Beim Abstecken des Bauplatzes kam der geplante Raum den Weinsheimer Gemeindemitgliedern jedoch zu klein vor. In der Folge wurde entschieden, die geplante Kirche um etwa 6 m zu vergrößern, woraufhin Baumeister Oberdell die Baupläne entsprechend anpasste. [Anm. 4]

St. Bonifatiuskirche in Weinsheim
St. Bonifatiuskirche in Weinsheim[Bild: Jonathan Bugert]

Am 30. April 1835 erfolgte die Grundsteinlegung. Bis 1838 entstand ein einschiffiger Kirchenbau mit 28 m Länge und 10 m Breite sowie einen 35 m hohem Turm. Nördlich der Kirche wurde ein neuer Friedhof angelegt. Die beim Brand zersprungenen Glocken wurden von der Firma Hamm in Frankenthal umgegossen. Die neuen 132 kg und 80 kg schweren Glocken wurden im neuen Kirchturm aufgehängt. Die neue St. Bonifatiuskirche in der Weinsheimer Hauptstraße wurde am 22. August 1838 eingeweiht. [Anm. 5]

Im Jahr 1864 wurde ein neuer Kreuzweg für die Kirche gestiftet. 1869 erhielt die Kirche eine Orgel mit neun Registern des Orgelbauers Rothermel aus Zwingenberg. Am 13. August 1870 wurde ein neuer Holzaltar von der Firma Ebinger in Worms angeschafft. Im Jahr 1890 wurde eine Sakristei angebaut.
Im Jahr 1902 wurde das Geläut der Kirche durch die Anschaffung einer dritten Glocke vervollständigt, die von den Weinsheimer Gemeindemitgliedern gestiftet wurden. Gleichzeitig wurde ein neuer Glockenstuhl aus Eisen angeschafft. [Anm. 6]

Im Zuge des Ersten Weltkrieges (1914–1918) wurden die Weinsheimer Kirchenglocken für den Metallbedarf der Kriegswirtschaft beschlagnahmt und eingeschmolzen. Es dauerte bis 1828 bis drei neue Glocken für 3.000 Mark angeschafft werden konnten.

Gedenktafel Erster Weltkrieg an der St. Bonifatiuskirche in Weinsheim
Gedenktafel Erster Weltkrieg an der St. Bonifatiuskirche in Weinsheim[Bild: Jonathan Bugert]

Nach dem Weltkrieg wurde an der Außenmauer der Kirche eine Gedenkplatte für die Gefallenen und Vermissten des Ersten Weltkriegs angebracht. Die Platte mit Dreiecksgiebel trägt die Inschrift „UNSERN 1914 – 18 GEFALLENEN KRIEGERN ZU EHREN“, eine Liste mit den Namen der Weinsheimer Soldaten sowie „GEWIDMET VOM KRIEGER U. SOLDATEN VEREIN U. BÜRGERN DER GEMEINDE". [Anm. 7]

Im Zweiten Weltkrieg (1939–1945) mussten erneut die Glocken der Weinsheimer Kirche abgegeben werden und wurden für die Kriegswirtschaft eingeschmolzen.
Am 21. Februar 1945 wurde Weinsheim bei einem Luftangriff alliierter Bomber schwer getroffen und auch die Bonifatiuskirche beschädigt. Die Fenster wurden zerstört und der Treppenaufgang zur Empore durchschlagen. Ein Brand auf dem Speicher der Kirche konnte rechtzeitig gelöscht werden, bevor er größeren Schaden anrichten konnte. [Anm. 8]

2.1.Die Kirche bis heute

Im Jahr 1950 schaffte die Kirchengemeinde neue Glocken an. Dafür sammelte die Weinsheimer Jugend auf den Feldern der Gemarkung Geschosskartuschen aus Edelmetall, deren Material für den Guss der neuen Glocken verwendet wurde. Die Firma Hamm in Frankenthal goss vier neue Glocken für die Weinsheimer Kirche. Es entstanden die 482 kg schwere „Christusglocke“ (Ton g), die 302 kg schwere „Bonifatiusglocke“ (Ton b), die 203 kg schwere „Marienglocke“ (Ton c) und die 121 kg schwere „Friedensglocke“ (Ton es). [Anm. 9]

Turm der St. Bonifatiuskirche in Weinsheim mit Turmuhr
Turm der St. Bonifatiuskirche in Weinsheim mit Turmuhr[Bild: Jonathan Bugert]

Auch die Kirche selbst wurde in der Nachkriegszeit repariert und renoviert. 1954 wurde ein Mosaikbild der immerwährenden Hilfe der Gottesmutter Maria gestiftet, das im Chor der Kirche angebracht wurde. 1958 entstand ein neuer Kreuzweg. Daneben wurde eine neue Infrarotstrahlheizung eingebaut sowie Innenanstrich, Altarstein, Tabernakel und Beleuchtung erneuert. 1961 wurde der Eingangsbereich umgebaut und ein Vorbau errichtet sowie die Empore erweitert. [Anm. 10]
1974 wurden Renovierungsarbeiten am Turm durchgeführt. Dieser erhielt einen neuen Turmhelm sowie ein neues Kreuz. Auch der Innenraum wurde 1979 komplett renoviert. Dabei wurde der Chorraum erweitert, der Altar verkleinert und die Kirche mit einer elektrischen Orgel ausgestattet. Im Zuge der Arbeiten erhielt auch das Mosaikbild von 1954 einen Rahmen.
Die Weinsheimer Bonifatiuskirche feierte 1988 ihr 150-jähriges Bestehen mit einem Festgottesdienst. [Anm. 11]

Die Kirche St. Bonifatius in Weinsheim gehört als Filiale von Horchheim zur Pfarrgruppe Katholische Kirche im Eisbachtal, der auch Wiesoppenheim, Offstein und Heppenheim angehören. In der Reform des Bistums Mainz im Zuge des Pastoralen Wegs bilden die Gemeinden zusammen mit zahlreichen weiteren Gemeinden der Stadt Worms und des Umkreises den neuen Pastoralraum Worms und Umgebung. Ab 2026 werden die Gemeinden des Pastoralraums zur neuen Pfarrei Worms-Wonnegau zusammengeschlossen. [Anm. 12]

Verwendete Literatur:

  • Heuser, Edmund: Horchheim, Weinsheim. Worms 1978.
  • Heuser, Edmund: Worms-Weinsheim. Worms-Weinsheim 2002.
  • Heuser, Edmund: Worms-Weinsheim – Chronik. Worms-Weinsheim 2004.
  • Spille, Irene: Weinsheim. In: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Bd. 10 Stadt Worms. Hrsg. im Auftrag des Kultusministeriums vom Landesamt für Denkmalpflege. Worms 1992. S. 286–289.
  • Weech, Friedrich von: Das Wormser Synodale von 1496. In: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins. Bd. 27 (1875), S. 227–326, S. 385–454, hier S. 241. Online verfügbar unter: https://archive.org/details/ZeitschriftFrDieGeschichteDesOberrheinsvolume27/page/n251/mode/2up (aufgerufen am: 07.02.2025).
  • Wormser Synodale. Registrum synodale omnium et singluarum ecclesiarum ruralium Wormatiensis dioecesis. Heidelberg 16. – 18. Jh. S. 26. Online verfügbar unter: https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/heidhs131/0034/image,info (aufgerufen am: 07.02.2025).

Anmerkungen:

  1. Vgl. Wormser Synodale, S. 26–28. Online verfügbar unter: https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/heidhs131/0034/image,info (aufgerufen am: 07.02.2025); Weech 1875, S. 240–241, Online verfügbar unter: https://archive.org/details/ZeitschriftFrDieGeschichteDesOberrheinsvolume27/page/n251/mode/2up (aufgerufen am: 07.02.2025). Zurück
  2. Vgl. Heuser 1978, S. 105; Heuser 2002, ungezählte Seite 13; Heuser 2004, S. 60–61. Zurück
  3. Vgl. Heuser 1978, S. 105; Heuser 2004, S. 63. Zurück
  4. Vgl. Heuser 1978, S. 105; Heuser 2004, S. 66–67. Zurück
  5. Vgl. Heuser 1978, S. 106; Heuser 2004, S. 68–69. Zurück
  6. Vgl. Heuser 1978, S. 106; Heuser 2004, S. 70–71. Zurück
  7. Vgl. Heuser 1978, S. 108; Spille 1992, S. 288; Heuser 2004, S. 72. Zurück
  8. Vgl. Heuser 2004, S. 73.  Zurück
  9. Vgl. Heuser 1978, S. 108; Heuser 2004, S. 73. Zurück
  10. Vgl. Heuser 1978, S. 108; Heuser 2004, S. 74. Zurück
  11. Vgl. Heuser 2004, S. 74–77. Zurück
  12. Vgl. Pastoralraum Worms und Umgebung auf der Website des Bistums Mainz, URL: https://bistummainz.de/pastoralraum/worms/start/index.html (aufgerufen am: 07.02.2025).  Zurück